Vlado Kristl

Vlado Kristl (* 24. Januar 1923 in Zagreb; † 7. Juli 2004 in München) war ein in Deutschland lebender kroatischer Maler, Filmemacher und Autor von literarischen Texten.

Leben und Wirken

Kristl studierte 1942 bis 1949 an der Kunstakademie in Zagreb. Ab 1950 betätigte er sich als freischaffender Maler und Lyriker. Im Februar/März 1953 präsentierte er abstrakte Bilder in einer Ausstellung der Gruppe EXAT-51 in Zagreb. Anschließend ging er nach Westeuropa, und von 1954 bis 1959 lebte er in Chile.

Ab 1959 war er wieder in Jugoslawien, wo er seine Werke ausstellte und erste Zeichentrickfilme schuf. Als sein erster Realfilm Der General und der ernste Mensch beschlagnahmt wurde, verließ Kristl 1963 Jugoslawien und ließ sich in München nieder.

Kristl galt als „Anarchist der Fantasie“. Seine Experimentalfilme, mal Real-, mal Zeichentrickfilme, bestanden aus Einstellungen ohne jeden Bezug zueinander, die Beziehungen entstanden erst durch den Schnitt und die Montage. Kristl war stets für Überraschungen gut. So zerstörte er selbst im Rahmen eines Film-Happenings nach der Vorführung seinen eigenen Kurzfilm Maulwürfe. Obwohl mehrfach ausgezeichnet, fanden die Filme nur ein begrenztes Publikumsinteresse.

Ab 1975 wandte sich Kristl wieder vorwiegend der Malerei zu und entwickelte 1977 ein „Video-Theater“. Seit 1979 lehrte er an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.[1]

Mit seiner Ehefrau Jelena hatte er die Kinder Madeleine (* 1966) und Pepe Stephan (* 1968).

Filmografie

  • 1959: Juwelenraub (Kradja dragulja, Zeichentrickfilm)
  • 1960: Das Chagrinleder (Žagrenska koža, Zeichentrickfilm)
  • 1960: Don Qichotte (Don Kihot, Zeichentrickfilm)
  • 1962: Der General und der ernste Mensch (General i resni človec)
  • 1963: Arme Leute (Kurzfilm)
  • 1963: Madeleine, Madeleine (Kurzfilm)
  • 1964: Der Damm
  • 1965: Autorennen (Kurzfilm)
  • 1965: Maulwürfe (Kurzfilm)
  • 1965: Friedliche Zeiten (Kurzfilm)
  • 1966: Prometheus (Zeichentrickfilm)
  • 1966: Der Brief
  • 1967: Die Utopen (Zeichentrickfilm)
  • 1968: Sekundenfilme (TV-Kurzfilmserie)
  • 1968: 100 Blatt Schreibblock
  • 1969: Italienisches Capriccio (Kurzfilm)
  • 1970: Film oder Macht
  • 1971: Obrigkeitsfilm
  • 1971: Berlinale (Kurzfilm)
  • 1971: Tigerkäfig (Kurzfilm)
  • 1971: Die Dächer der Ruinen (Kurzfilm)
  • 1971: Kino zwei (TV)
  • 1972: Akademismus
  • 1973: Literaturverfilmung (TV-Kurzfilm)
  • 1973: Horizonte (TV-Kurzfilm)
  • 1974: Kollektivfilm (Übungsfilm einer Filmklasse unter Kristls Leitung)
  • 1975: Diese Gedichte
  • 1982: Verräter des jungen deutschen Films schlafen nicht! (Zeichentrickfilm)
  • 1983: Tod dem Zuschauer
  • 1985: Zeichnungen (Zeichentrickfilm)
  • 1987: Am Wegende, am Bach, mit Susanne (Zeichentrickfilm)
  • 1988: Der letzte Klon (Kurzfilm)
  • 1990: Der Tod des Beamten
  • 1991: Die Schule der Postmoderne
  • 1991: Elektromobil (Dokumentarfilm)
  • 1992: Partei der Intelligenz
  • 1994: Die Hälfte des Reichtums für die Hälfte der Schönheit (Zeichentrickfilm)
  • 1996: Als man noch aus persönlichen Gründen gelebt hat
  • 1998: Der letzte Klon (Kurzfilm)
  • 2000: Drei faule Schweine (Kurzfilm)
  • 2002: Kunst ist nur außerhalb der Menschengesellschaft (Kurzfilm)
  • 2004: Weltkongress der Obdachlosen (Kurzfilm)

Literatur von Vlado Kristl

Listung[2]

  • Geschäfte, die es nicht gibt. Ed. Längsfeld, München 1966.
  • Komödien. Kinema Verlag, Berlin 1968.
  • Mundmaschine. UnVerlag, München 1969.
  • Vorworte, in: Zeitschrift für unbrauchbare Texte[3] München 1970/1971.
  • Antrag auf Förderung eines Films. (1971)
    • Wieder in: Hans Helmut Prinzler, Eric Rentschler (Hgg.): Der alte Film war tot. 100 Texte zum westdeutschen Film 1962–1987. Verlag der Autoren, Frankfurt 2001, ISBN 3-88661232-5. S. 60–63.
  • Sekundenfilme. Edition Suhrkamp, Frankfurt 1971.[4]
  • Kultur der Anarchie. Kommunales Kino, Frankfurt 1975.
  • Unerlaubte Schönheit. In: Filmkritik, Heft 233, Mai 1976
  • Video-theater. Freunde der Deutschen Kinemathek, Berlin 1977.
  • Körper des Unrechts. S.A.U.-Verlag, München 1979.
  • Hamburg 1980. Verlag Michael Kellner, Hamburg 1980.
  • Revolution 1941–1980, I. Band 1. und 2. Auflage, Hamburg 1980.
  • Fremdenheft oder vom Glück unter Eingebildeten zu Sein. Hamburg 1981. (SV)
  • Techniken der Kunst machen. Kiel 1981 (SV).
  • Titel und Würden. Verlag Michael Kellner, Hamburg 1983.
  • Zeichnung. 1.-DM Verlag, Hamburg 1984.
  • Revolution II. Band, mit Angehängtem I. Band. 1.-DM Verlag, Hamburg 1984.
  • Als man noch aus Persönlichen Grunden gelebt hat. 1.-DM Verlag, Hamburg 1986.
  • Die Postmoderne. 1.-DM Verlag, Hamburg 1987.
  • Die Intelligenz. Haus Höchster Schlossplatz 1, Höchst 1990.
  • Die Sonne. Haus Höchster Schlossplatz 1, Höchst 1990.
  • Der gelernte, diplomierte und promovierte Autodidakt. Saarländisches Künstlerhaus, Saarbrücken 1996.
  • Noch – immer nichts. Briefe und Zeichnungen. (Herausgegeben von Wolfgang Jacobsen). Verbrecher Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-95732-079-7.

Auszeichnungen

  • 1962: Hauptpreis für Don Qichotte als bester Trickfilm bei den Kurzfilmtagen Oberhausen
  • 1964: Prix Radio-Telévision Belge für Madeleine, Madeleine bei den Experimentalfilmtagen Knokke
  • 1964: Hauptpreis bei den Kurzfilmtagen Oberhausen für Madeleine, Madeleine als bester Kurzspielfilm
  • 1965: Carl Mayer-Drehbuchpreis für Der Brief
  • 1966: Hauptpreis bei den Kurzfilmtagen Oberhausen für Prometheus als bester Trickfilm
  • 1969: Filmdukaten beim Internationalen Filmfestival Mannheim für Italienisches Capriccio
  • 2003: Ehrenpreis beim Filmfest München

Sekundärliteratur

  • Jörg Schöning: Vlado Kristl, in CineGraph, Lg. 16 (1990), mit einem Essay von Thomas Brandlmeier
  • Christian Schulte: Vlado Kristl. Die Zerstörung der Systeme. 2010, ISBN 978-3-935843-94-2.
  • Christian Schulte, Franziska Bruckner, Stefanie Schmitt, Kathrin Wojtowicz (Hrsg.): Vlado Kristl. Der Mond ist ein Franzose. Aus der Reihe Maske und Kothurn. Internationale Beiträge zur Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Jg. 57 (2011), Böhlau Verlag, Heft 3–4.

Einzelnachweise

  1. Biografie, auf vladokristl.de
  2. nach Die Sonne, Haus Höchster Schlossplatz 1, Höchst, 1990
  3. gesamt 8 Nummern, c/o Barbara Schlottke
  4. Wegen schlechten Verkaufs vom Verlag eingestampft
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