Vivien Leigh

Vivien Leigh ['vɪvɪ̯ən 'li:] (* 5. November 1913 als Vivian Mary Hartley in Darjeeling, Indien; † 8. Juli 1967 in London) war eine britische Theater- und Filmschauspielerin. In einem Zeitraum von 30 Jahren trat sie in 20 Film- und Fernsehproduktionen auf. Berühmtheit erlangte sie mit der Rolle der Scarlett O’Hara in Vom Winde verweht (1939), die ihr den ersten Oscar einbrachte. Ebenfalls mit Preisen gekrönt wurden ihre Darstellungen der Blanche DuBois in der Theaterverfilmung Endstation Sehnsucht (1951) und der Tatiana im Broadway-Musical Tovarich (1963). Leigh war unter anderem mit dem britischen Schauspieler und Regisseur Laurence Olivier verheiratet, mit dem sie auch gemeinsam im Film und am Theater auftrat.

Leben

Kindheit und Jugend

Vivien Leigh wurde 1913 als Tochter des Börsenmaklers Ernest Hartley und von Gertrude Yackjee in Britisch-Indien geboren, wo sie ihre ersten sechs Lebensjahre verbrachte. Ihre Eltern, die beide die Literatur liebten, machten sie mit den Werken Rudyard Kiplings, Hans Christian Andersens und Lewis Carrolls vertraut. 1920 verließen sie Indien und kehrten nach England zurück.

Dort besuchte Leigh während acht Jahren ein katholisches Internat, den Convent of the Sacred Heart, in dem sie in der Theatergruppe sowie Cello im Schulorchester spielte. Zudem nahm sie Ballett- und Klavierstunden. 1928 verbrachte sie einige Monate in einem Konvent in Sanremo an der italienischen Riviera. Sie beendete ihre schulische Ausbildung in Frankreich (in Auteuil) und in den bayerischen Alpen.

Beginn der Schauspielkarriere

Im Jahr 1932 lernte sie Herbert Leigh Holman kennen. Im Mai desselben Jahres begann sie ein Schauspielstudium an der Royal Academy of Dramatic Art in London. Am 20. Dezember 1932 heiratete sie Leigh Holman, am 10. Oktober 1933 kam ihre Tochter, Suzanne, zur Welt.

1934 arbeitete Vivian Leigh an ihrem ersten Film, Things Are Looking Up. Im September desselben Jahres sah sie erstmals Laurence Olivier auf der Bühne und begann für ihn zu schwärmen. In den Monaten danach spielte sie in einigen kleinen Filmen und Bühnenstücken. Ihr Mann, Leigh Holman, war von ihrer „Schwärmerei für die Schauspielerei“ nicht begeistert und hoffte, sie könnte sich mehr der Familie widmen.

1935 hatte Leigh weitere Bühnenauftritte und spielte in kleineren Filmproduktionen. Der Produzent Alexander Korda sah sie in The Mask of Virtue und gab ihr einen Vertrag für zehn britische Filme. Sie hatte sechs davon abgedreht, als sie 1938 nach Hollywood ging. Während der Dreharbeiten zu Feuer über England lernte sie Laurence Olivier persönlich kennen, und im Juni 1938 verließ Leigh ihren Mann und zog mit Olivier in eine Wohnung in Chelsea. Ihre Tochter gab sie in die Obhut ihrer Mutter.

Vom Winde verweht

Während der Dreharbeiten zu 21 Days las Vivien Leigh den Roman Vom Winde verweht von Margaret Mitchell und war fasziniert:

“From the moment I read Gone With The Wind, I was fascinated by the lovely wayward, tempestuous Scarlett. I felt that I loved and understood her, almost as though I had known her in the flesh. When I heard that the book was to be filmed in Hollywood early in 1939 I longed to play the part.”

„Von dem Moment an, als ich Vom Winde verweht las, war ich von der schönen eigensinnigen, stürmischen Scarlett fasziniert. Ich fühlte, dass ich sie liebte und verstand, fast, als ob ich sie persönlich als reale Person gekannt hätte. Als ich hörte, dass das Buch Anfang 1939 in Hollywood verfilmt werden sollte, sehnte ich mich danach, die Rolle zu spielen.“

Als Olivier im Herbst 1938 nach Hollywood ging, begleitete sie ihn. In den USA war sie noch unbekannt, doch der Filmproduzent David O. Selznick wurde auf sie aufmerksam und verordnete ihr Sprechunterricht, um den für Vom Winde verweht erforderlichen Südstaatenakzent zu erlernen. Daneben nahm sie Gesangs- und Ballettstunden, um ihre Stimme und Haltung zu verbessern. Das Drehbuch zu Vom Winde verweht wurde während der Dreharbeiten mehrmals umgeschrieben. Niemals zuvor hatte es in Hollywood eine Großproduktion gegeben, die solch enorme Anforderungen an den Produzenten, die drei Regisseure, die Schauspieler und die technische Crew stellte. Leigh und Olivier sahen einander in dieser Zeit kaum. Im Sommer 1939 war der Film abgedreht, und im Dezember des Jahres machte die Premiere in Atlanta Vivian Leigh über Nacht berühmt. Der Film gilt inflationsbereinigt bis heute als die kommerziell erfolgreichste Kinoproduktion aller Zeiten.

Kurz vor Weihnachten 1939 begann Leigh neue Dreharbeiten, zu dem Film Ihr erster Mann. Am 29. Februar 1940 erhielt sie für die Darstellung der Scarlett O’Hara in Vom Winde verweht den Oscar für die beste Hauptdarstellerin. Daraufhin willigte ihr Mann, Leigh Holman, in die Scheidung ein. Am 31. August 1940 heirateten Vivien Leigh und Laurence Olivier in Santa Barbara (Kalifornien); Katharine Hepburn war ihre Trauzeugin. Nach den Dreharbeiten zu dem gemeinsamen Historienfilm Lord Nelsons letzte Liebe reisten die frisch Vermählten nach London, wo Leigh bis 1943 in dem Stück Der Arzt am Scheideweg von George Bernard Shaw auf der Bühne stand. Anschließend nahm sie kriegsbedingt an einer Tournee zu den britischen Truppen teil.

Zurück in England

Olivier und Leigh hatten vor, zunächst in England zu bleiben. Während er an seiner Shakespeare-Verfilmung Heinrich V. arbeitete, unterschrieb sie einen Vertrag für Caesar und Cleopatra, eine Verfilmung von George Bernard Shaws gleichnamigem Bühnenstück. Während der Dreharbeiten stürzte Leigh, erlitt hysterische Anfälle und verfiel in Depressionen. Nach Beendigung des Films begab sie sich für mehrere Monate in ein Sanatorium, um eine festgestellte Tuberkulose zu heilen.

Bald danach spielte sie am Theater die Hauptrolle in Wir sind noch einmal davongekommen von Thornton Wilder. Das Stück wurde fast zwei Jahre lang (1945/1946) aufgeführt, doch kam es immer wieder zu Ausfällen wegen Erkrankungen Leighs.

Vivien Leigh und Laurence Olivier während eines Urlaubs in Australien (1948)

Im Jahr 1947 begann Leigh die Dreharbeiten der Tolstoi-Verfilmung Anna Karenina. Sie war zu dieser Zeit in psychiatrischer Behandlung, begeisterte sich aber für die Rolle der Anna. In den Jahren 1948 und 1949 stand sie mit ihrem Ehemann, Olivier, auf der Bühne. Sie unternahmen eine Welttournee, die bis nach Australien führte. Unterdessen litt ihre Beziehung unter Leighs Stimmungsschwankungen, hinzu kamen ihr erhöhter Alkoholkonsum und Oliviers Liebesaffären.

Im Herbst 1949 stand Leigh in England in dem Stück Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams auf der Bühne. Im darauffolgenden Jahr spielte sie die Rolle der Blanche auch in der gleichnamigen Hollywood-Verfilmung an der Seite von Marlon Brando. Der Regisseur, Elia Kazan, hielt Leigh zwar für eine zielstrebige Handwerkerin, aber für weniger begabt als seine Broadway-Besetzung, Jessica Tandy. Die Produzenten bestanden jedoch auf Leigh, die mehr Erfolg an der Kinokasse versprach. Leigh erhielt für ihre Leistung ihren zweiten Oscar als beste Hauptdarstellerin.

Von 1950 an stand sie wieder vermehrt auf der Bühne, war jedoch häufig krank und erlitt mehrere Nervenzusammenbrüche. Auf Laurence Oliviers Drängen begab sie sich in eine Elektrokonvulsionstherapie. In den 1950er Jahren musste sie wegen ihres Gesundheitszustands öfters Dreharbeiten abbrechen. Außerdem litt ihr Gedächtnis, und sie konnte daher nicht mehr regelmäßig am Theater auftreten.

Krankheit und Trennung von Olivier

Im Jahr 1956 war Leigh schwanger, doch verlor sie das Kind, was sie weiter destabilisierte. Sie unterzog sich erneut Elektrokonvulsionstherapien, die zu schweren Migräneattacken führten und ihren Zustand letztlich nicht besserten. Die Beziehung zu Olivier verschlechterte sich bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. 1957 begann sie eine Liebesaffäre mit Peter Finch.

1958 stand Leigh wieder auf der Bühne. 1960 bat Olivier Leigh um die Scheidung, da er die Schauspielerin Joan Plowright heiraten wollte. In den Jahren 1960/1961 verfiel Leigh in immer tiefere Depressionen und unterzog sich erneut Elektroschockbehandlungen. Sie lebte nun mit dem Bühnenschauspieler John Merivale zusammen und begann mit den Dreharbeiten zu Der römische Frühling der Mrs. Stone. Für ihre Darstellung in dem Film erhielt sie gute Kritiken, was ihrem mentalen Zustand so weit zugutekam, dass sie wieder am Theater auftreten wollte.

1963 spielte sie in dem Musical Tovarich, für das sie mit einem Tony Award geehrt wurde. Die Auftritte erwiesen sich jedoch als so anstrengend, dass sie sich erneut in eine psychiatrische Klinik begab. Fortan wurde sie ständig von einer Krankenschwester betreut.

Letzte Jahre und Tod

Im Jahr 1964 erholte sich Vivian Leigh vorübergehend und reiste nach Hollywood, um Das Narrenschiff zu drehen. Die Arbeit musste mehrmals unterbrochen werden – sie hatte Mühe, die Tanzszenen im Film durchzustehen.

Im Jahr darauf schien es Leigh besser zu gehen, und sie tourte mit dem Stück Iwanow von Anton Tschechow durch England und die Vereinigten Staaten. Danach suchte sie Sanatorien in Frankreich und Griechenland auf. Im Mai 1967 erkrankte sie schwer. Am 8. Juli 1967 kurz nach Mitternacht fand ihr Lebensgefährte, John Merivale, sie tot auf dem Boden ihres Schlafzimmers; die Todesursache war offenbar ihre nie ausgeheilte Tuberkulose. Nach der Einäscherung im Golders Green Crematorium wurde ihre Asche auf dem Teich ihres letzten Wohnsitzes, Tickerage Mill, in der Nähe von Blackboys in Sussex, verstreut.

In der US-amerikanischen Fernsehserie Hollywood aus dem Jahr 2020 über Homophobie, Rassismus und Sexismus der Traumfabrik in den 1940er Jahren wurde Leigh in einer Nebenrolle von der Darstellerin Katie McGuinness verkörpert.

Filmografie

Theaterauftritte (Auswahl)

Auftritte am New Yorker Broadway:

Auszeichnungen

Filmdokumentationen

  • Vivien Leigh: Scarlett & Beyond. TV-Dokumentation von Gene Feldman und Suzette Winter, USA 1990, 46 Minuten.
  • Vivien Leigh – Die Frau hinter Scarlett (Originaltitel: Vivien Leigh, autant en emporte le vent). TV-Dokumentation von Arte, Frankreich 2019, Regie: Priscilla Pizzato, 52 Minuten.

Literatur

  • Adolf Heinzlmeier: Vivien Leigh. Die Lady. In: Adolf Heinzlmeier, Berndt Schulz, Karsten Witte: Die Unsterblichen des Kinos. Band 2: Glanz und Mythos der Stars der 40er und 50er Jahre. S. Fischer, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-596-23658-4, S. 71–76.
  • Hugo Vickers: Vivien Leigh. A Biography. Hamish Hamilton Ltd. 1988, ISBN 978-0-241-12536-6.
  • Vivien Leigh im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Commons: Vivien Leigh – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
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