Villa Somalia
Die Villa Somalia ist der Präsidentenpalast aus der Zeit des italienischen Kolonialismus in Somalia. Er liegt in Mogadischu auf hohem Grund nahe dem Ufer des Indischen Ozeans, mit Zugang zum Hafen und Flughafen.
Geschichte
Die italienischen Kolonialherren[1] errichteten das Gebäude als Sitz ihres Gouverneurs auf einem 1936 noch völlig unbebauten Hügel.[2] Zwischen 1937 und 1939[3] entstand ein aus Quadern zusammengesetzter Flachdach-Palast im Art-déco-Stil.[4] Nach Erlangung der Unabhängigkeit 1960 wurde die Villa zum Regierungssitz.
Der dritte Präsident, der die Villa Somalia nutzte, war der zuletzt diktatorisch agierende Siad Barre. Unter seiner Ägide wurde das Ensemble weißer Flachbauten[5] modernisiert und erweitert. Nach dessen Sturz 1991 nahm die Rebellenorganisation Vereinigter Somalischer Kongress (USC) unter Mohammed Farah Aidid das Gebäude ein. Nachdem sich der USC zwischen Aidid und Ali Mahdi Mohammed spaltete, kämpften die beiden Kriegsherren und deren Milizen um die Kontrolle über Mogadischu. In den darauffolgenden 15 Jahren des somalischen Bürgerkrieges blieb die Villa Somalia unter Kontrolle des Hawiya-Clans. Zuletzt wurde sie von Milizen von Hussein Mohammed Farah, dem Sohn und Nachfolger Aidids, gehalten. 2006, acht Wochen nach der Machtübernahme der Union islamischer Gerichte in Mogadischu, mussten sie sie abgeben. Die Union kündigte an, in der Villa Somalia ein islamisches Gericht einrichten zu wollen.[6]
Ende 2006 nahm die Übergangsregierung Somalias das Gebäude von der Union islamischer Gerichte ein.[7] Anfang 2007 besuchte Übergangspräsident Abdullahi Yusuf Ahmed erstmals Mogadischu und die Villa Somalia und kündigte an, die Regierung von ihrem provisorischen Sitz in Baidoa nach Mogadischu zu verlegen.[8] Am 19. Januar wurde die Villa Somalia von Unbekannten mit Mörsern beschossen.[9][10]
Von 2017 bis 2022 wohnte und regierte Mohamed Abdullahi Mohamed von der Villa Somalia aus. Seit 2022 ist sie Amtssitz des Präsidenten Hassan Sheikh Mohamud.[11] Die Villa Somalia beherbergt verschiedene Regierungseinrichtungen und ist Veranstaltungsort von Empfängen und Konferenzen.[12] Nachdem Sheikh Mohamud kurz nach seiner Wahl schon einem Attentat knapp entgangen war, wurde am 21. Februar 2014 eine Erstürmung des Gebäudes durch die Shebab-Miliz unter einigen beidseitigen Verlusten abgewendet.[13]
Einzelnachweise
- Boris Bachorz: On Somali president's Plate: Goat Liver, State Rebuilding. Mohamud governs part of Somalia under his control with small team of advisors, with an eye on detail. In: middle-east-online.com. 28. Februar 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 17. November 2015; abgerufen am 15. November 2015 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Dirk Spilker: Mad Mulahs? (PDF; 4,83 MB) Islamischer Fundamentalismus in Somalia: Geschichte und Hintergründe, Strategien und aktuelle Entwicklung. In: pmg-ev.com. Politisch-Militärische Gesellschaft e.V., 2007, S. 55, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 17. November 2015; abgerufen am 15. November 2015 (S. 55 des PDF entspricht S. 48 des Dokuments). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Mogadishu: Evolution of an African Capital – in Pictures. A new exhibition by Somali-British architect Rashid Ali and British photographer Andrew Cross presents contemporary images of the battle-ravaged Somali capital alongside rare archive images that document Mogadishu under Italian colonial rule. In: theguardian.com. 28. Februar 2014, abgerufen am 15. November 2015 (englisch).
- Rakesh Ramchum: Mogadishu's Modernist heritage. In: architectsjournal.co.uk. 29. März 2014, abgerufen am 15. November 2015 (englisch).
- Felix Kühn, Christopher Große: „Das wird ein absoluter Krieg“. In Somalia holt die Regierung zum großen Angriff auf die Shabab-Milizen aus. Radikale Islamisten stehen auf beiden Seiten der Front – beide Gegner umwerben Clans und Splittergruppen. Wer vor der Hölle Mogadischu fliehen kann, setzt sich in Bewegung. In: Zenith. Zeitschrift für den Orient. Nr. 2/2010, März 2010, ISSN 1439-9660, Politik, S. 24 ff. (zenithonline.de [PDF; 5,3 MB; abgerufen am 15. November 2015]).
- Mohamed Sheikh Nor (?): At least 20 Members of Somalis's Parliament Hand in Resignations. In: usatoday.com. The Associated Press, 27. Juli 2006, abgerufen am 15. November 2015 (englisch).
- Somali Pro-govt Militias Seize Buildings in Capital. In: hiiraan.com. Reuters, 28. Dezember 2006, abgerufen am 15. November 2015 (englisch).
- Islamic Court Abandon Mogadishu. In: hiiraan.com. Aljazeera, 28. Dezember 2006, abgerufen am 15. November 2015 (englisch).
- Sahal Abdulle: President's Palace in Mogadishu Attacked. In: freepublic.com. Reuters, 19. Januar 2007, abgerufen am 15. November 2015 (englisch).
- Gunfire at Somali Leader's Home. Heavy gunfire has broken out at the residence of the Somali president in the capital, Mogadishu, witnesses say. In: bbc.co.uk. BBC News, 19. Januar 2007, abgerufen am 15. November 2015 (englisch).
- Somalia: Hassan Sheikh Mohamud elected president. In: Deutsche Welle. 15. Mai 2022, abgerufen am 14. Dezember 2023 (englisch).
- Somalia President, H.E. Hassan Sheikh Mohamud Hosted Dinner at Villa Somalia + Images. In: warsheekh.com. 7. September 2013, abgerufen am 15. November 2015 (englisch).
- (sly/sda): Bombenanschlag auf Präsidentenpalast in Somalia. In der somalischen Hauptstadt Mogadiscio [sic] ist es zu einem Anschlag mit mehreren Todesopfern gekommen: Dahinter steht offenbar die islamistische […] Shebab-Miliz. In: tagesanzeiger.ch. 21. Februar 2014, abgerufen am 15. November 2015.