Villa Lindenhof (Herrlingen)
Die Villa Lindenhof ist ein großbürgerliches Wohnhaus mit Nebengebäuden in Herrlingen bei Ulm, das heute kulturell genutzt wird. Die Villa ist von einem großen Park umgeben und verkörpert ein in allen Teilen durchdachtes Gesamtkunstwerk des Jugendstils.
Geschichte
Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts war Herrlingen wegen seiner Nähe zur Stadt Ulm und seiner schönen Lage eine bevorzugte Sommerfrische wohlhabender Ulmer Bürger, die sich dort Landhäuser als „Sommerresidenzen“ erbauen ließen. Dazu gehörte auch der Besitzer der Wieland-Werke, der Unternehmer Max Robert Wieland, Sohn des Ulmer Kunst- und Glockengießers Philipp Jakob Wieland. Er gab 1904 dem bekannten Münchner Architekten Richard Riemerschmid den Auftrag, für das Gelände in Herrlingen eine Villa zu entwerfen und zu bauen. Das stattliche Ensemble mit angegliedertem Küchenbau, einer Kegelbahn, Torhaus, Remise und Pferdestall war 1906 bezugsfertig. Riemerschmid zeichnete auch für die gesamte Innenausstattung und Möblierung der Villa verantwortlich. 1919 beauftragte der Hausherr den Bildhauer Wilhelm Nida-Rümelin, mehrere Skulpturen zur Verschönerung des Gebäudes zu entwerfen.
In Herrlingen wohnte von 1920 bis 1926 die Lyrikerin Gertrud Kantorowicz.
Die Reformpädagogin Anna Essinger betrieb von 1926 bis 1933 ein Landschulheim, d. h. eine Privatschule. Da diese Schule überwiegend von jüdischen Kindern besucht wurde, verlegte Anna Essinger 1933 die gesamte Schule nach England.
1933 wurde im gleichen Gebäude das jüdische Landschulheim gegründet, das von Hugo Rosenthal geleitet wurde.
1947 trafen sich die Schriftsteller der Gruppe 47 in Herrlingen.
Nach 1945 wurde im Lindenhof eine Schule eingerichtet. 1972 wäre das Ensemble beinahe abgerissen worden. Zwischen 1989 und 2018 befand sich in der Villa ein Museum über Generalfeldmarschall Rommel.
Aktuelle Nutzung
In der Villa Lindenhof befindet sich das Museum Lebenslinien. Das Museum zeigt Teile der deutschen Geschichte exemplarisch am Beispiel Herrlingen. An folgende Personen und Gruppen wird im Museum erinnert:
An die Erbauer der Villa, die Familie Wieland, den bekannten Jugendstil-Architekten Richard Riemerschmid, die Lyrikerin Gertrud Kantorowicz, die Reformpädagoginnen Clara Weimersheimer und Anna Essinger, den deutsch-israelischen Pädagogen Hugo Rosenthal, die Gruppe 47 und an Generalfeldmarschall Erwin Rommel und seine Rolle im Zweiten Weltkrieg.[1]
Die Villa Lindenhof ist das einzige Jugendstil-Gebäude im Raum Ulm, das öffentlich besichtigt werden kann.
Im ersten Stock im Erker befindet sich das „Trauzimmer“, in dem standesamtliche Hochzeiten in einem festlichen Rahmen stattfinden.[2] Darüber hinaus wird das Gebäude von der Stadt Blaustein für kulturelle Zwecke genutzt.[3]
- Süd-Westseite der Villa
- Auffahrt zur Villa, Löwen-Figuren von Wilhelm Nida-Rümelin
- Torhaus
- Informationstafel am Eingang der Villa
- Treppenaufgang an der Südseite
Weblinks
- Museum & Kulturzentrum. Stadtverwaltung Blaustein (Homepage der Villa Lindenhof).
- Christine Härdtle: Herrlingen und die "Villa Lindenhof". 24. September 2003 (Vortrag von Christine Härdtle anlässlich Zawiw in Herrlingen 24.9.2003).
- Villen. Land Baden-Württemberg – Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart
Einzelnachweise
- Das Museum: Lebenslinien – Historische Persönlichkeiten in Herrlingen. In: Villa Lindenhof Kulturzentrum. Stadtverwaltung Blaustein, abgerufen am 26. Januar 2021.
- Hochzeiten & Vermietungen. In: Villa Lindenhof Kulturzentrum. Stadtverwaltung Blaustein, abgerufen am 26. Januar 2021.
- Kulturzentrum. In: Villa Lindenhof Kulturzentrum. Stadtverwaltung Blaustein, abgerufen am 26. Januar 2021.