Vidnava

Vidnava (deutsch Weidenau) ist eine Stadt im Okres Jeseník (Bezirk Freiwaldau) im Olomoucký kraj in Tschechien.

Ring
Vidnava
Wappen von Vidnava
Vidnava (Tschechien)
Vidnava (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Olomoucký kraj
Bezirk: Jeseník
Fläche: 427[1] ha
Geographische Lage: 50° 22′ N, 17° 11′ O
Höhe: 233 m n.m.
Einwohner: 1.195 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 790 55
Kfz-Kennzeichen: M
Verkehr
Straße: MikuloviceJavorník
Bahnanschluss: Velká Kraš–Vidnava
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Rostislav Kačora (Stand: 2018)
Adresse: Mírové náměstí 80
790 55 Vidnava
Gemeindenummer: 541303
Website: www.vidnava.cz

Geographische Lage

Die Stadt liegt in den Sudeten am Weidenauer Wasser im Vorland des Altvatergebirges an der polnischen Grenze, etwa 16 Kilometer nördlich von Jeseník und 87 Kilometer nördlich von Olmütz.

Geschichte

Rathaus und Rathausplatz
Die Kirche St. Katharina[3] im Stadtzentrum

Weidenau wurde vermutlich 1264 auf den Fluren des zur Kastellanei Ottmachau gehörigen Dorfes Krosse durch den Lokator Rüdiger Heldore gegründet und gehörte ab 1290 zum Neisser Bistumsland. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1291. 1428 erhielt der Ort Stadtrecht; im gleichen Jahr wurde er von den Hussiten niedergebrannt. Der Stadtbrand von 1574 zerstörte die Stadt fast vollständig. Im Dreißigjährigen Krieg fielen die Schweden 1633 ein, und es folgte eine Dezimierung der Bevölkerung durch Seuchen.

Einen wesentlichen Einschnitt in die Stadtentwicklung brachte die durch den Ersten Schlesischen Krieg im Breslauer Frieden 1742 ausgehandelte Grenzziehung zwischen Preußen und Österreich nördlich und östlich der Stadt. Dabei wurde die anliegende Ortschaft Schubertskrosse preußisch. In Weidenau wurde ein Landesältestenamt für das Fürstentum Neisse österreichischen Anteils geschaffen.

Ein neues Schulhaus für Mädchen und Knaben wurde 1830 fertiggestellt.[4] 1897 erhielt die Stadt mit der Lokalbahnstrecke Haugsdorf–Weidenau einen Bahnanschluss; deren Strecke wurde ab 1912 durch die Neisser Kreisbahn AG bis Neisse fortgeführt wurde. Bereits 1899 hatte der Breslauer Bischof Georg von Kopp das Priesterseminar Weidenau gegründet.

Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 gehörte Weidenau zur neu gegründeten Tschechoslowakei. Im Jahre 1924 wurden Weidenau Vogtei, Neu Kleinkrosse und Stachlowitz, die bis dahin zu Alt Rothwasser gehört hatten, eingemeindet. Die Stadt Weidenau hatte im Jahr 1939 2158 Einwohner. Bis 1945 befand sich in Weidenau ein Priesterseminar des Erzbistums Breslau mit philosophisch-theologischer Hochschule.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Mehrheit der sudetendeutschen Bevölkerung vertrieben. Der Bahnverkehr über die nunmehr polnische Grenze wurde nicht wieder aufgenommen.

Im Jahre 1948 erfolgte die Konfiszierung des Besitzes der Domänengüter des Erzbistums Breslau, deren Direktion Freiwaldau (Jeseník) genau 200 Jahre auf Schloss Johannesberg in der Nachbarstadt Jauernig ihren Sitz hatte. In diesem Zusammenhang erfolgte auch die Umbenennung der Stadt.

Im Rahmen von Grenzbereinigungen mit Polen wurde im Jahre 1959 der Ort Krasov (Schubertskrosse) an die Tschechoslowakei übergeben und später nach Vidnava eingemeindet. 1961 erfolgte die Umgemeindung von Fojtova Kraš und von 1976 bis 1990 war auch Velká Kraš eingemeindet.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
18341.802deutsche, meist katholische Einwohner, darunter 51 Juden und sechs Evangelische[5]
19001.881deutsche Einwohner[6]
19101.945davon 1.927 Katholiken, elf Evangelische und sechs Israeliten (15 Tschechen/Slowaken, 18 Polen)[7]
19302.186[8]
19392.158[8]

Gemeindegliederung

Für die Stadt sind keine Ortsteile ausgewiesen. Grundsiedlungseinheiten sind Štachlovice (Stachlowitz) und Vidnava (Weidenau).[9] Zu Vidnava gehören außerdem die Ansiedlungen Krasov (Schubertskrosse), Nová Malá Kraš (Neu Kleinkrosse) und Vidnavské Fojtství (Weidenau Vogtei).

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Richard Werner (1875–1945), Universitätsprofessor, besuchte das Gymnasium Weidenau
  • Hubert Preibsch (1892–1959), Politiker, besuchte die Volksschule in Weidenau
  • Erich Kleineidam (1905–2005), katholischer Theologe, Professor in Weidenau
  • Milo Barus (1906–1977) – Kraftsportler, Kraftakrobat und stärkster Mann der Welt, in Weidenau aufgewachsen

Partnerstädte

Literatur

  • Martin Zeiller: Weida. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (= Topographia Germaniae. Band 11). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 189 (Volltext [Wikisource]).
  • Faustin Ens: Das Oppaland, oder der Troppauer Kreis, nach seinen geschichtlichen, naturgeschichtlichen, bürgerlichen und örtlichen Eigenthümlichkeiten. Band 4: Ortsbeschreibungen der Fürstenthümer Jägerndorf und Neisse österreichischen Antheils und der Mährischen Enclaven im Troppauer Kreise. Gerold, Wien 1837, S. 297–300 (reader.digitale-sammlungen.de).
Commons: Vidnava – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. uir.cz
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Adolf Lorenz: Ich durfte helfen. Mein Leben und Wirken. (Von Lorenz besorgte Übers. und Bearbeitung von My Life and Work. Charles Scribner’s Sons, New York) L. Staackmann Verlag, Leipzig 1936; 2. Auflage ebenda 1937, S. 30 f.
  4. Adolf Lorenz: Ich durfte helfen. Mein Leben und Wirken. (Von Lorenz besorgte Übers. und Bearbeitung von My Life and Work. Charles Scribner’s Sons, New York) L. Staackmann Verlag, Leipzig 1936; 2. Auflage ebenda 1937, S. 28.
  5. Faustin Ens: Das Oppaland, oder der Troppauer Kreis, nach seinen geschichtlichen, naturgeschichtlichen, bürgerlichen und örtlichen Eigenthümlichkeiten. Band 4: Ortsbeschreibungen der Fürstenthümer Jägerndorf und Neisse österreichischen Antheils und der Mährischen Enclaven im Troppauer Kreise. Gerold, Wien 1837, S. 297–298 (reader.digitale-sammlungen.de).
  6. Weidenau. 2). In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 20: Veda–Zz. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1909, S. 472–473 (zeno.org).
  7. Ludwig Patryn (Hrsg.): Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in Schlesien, Troppau 1912, S. 32–33, Ziffer 6E.
  8. Michael Rademacher: Landkreis Freiwaldau (tschech. Jeseník, früher Fryvaldov). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. uir.cz
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