Vicke Schorler
Vicke Schorler (* um 1560; † 1625) war ein Rostocker Krämer, der zwei historisch bedeutende Werke über die Hansestadt anfertigte: die Wahrhaftige Abcontrafactur der hochloblichen und weitberuhmten alten See- und Hensestadt Rostock von 1578 bis 1586 sowie die Rostocker Chronik von 1583 bis 1625.
Quellenlage
So ungewöhnlich viel Schorler vom Rostock seiner Zeit hinterlassen und damit erhalten hat, so wenig kann über sein Leben gesagt werden. Dass er beispielsweise der Verfasser der anonymen Rostocker Chronik ist, konnte nur durch Zufall herausgefunden werden. Seinen Namen hinterließ er nur auf der später nach ihm benannten Vicke-Schorler-Rolle. Nichts lässt darauf schließen, dass er die Chronik und die Rolle als Auftragswerke schuf. Seine Arbeit wird also eher in einem persönlichen Interesse für seine Heimatstadt begründet gewesen sein.
Leben und Wirken
Herkunft
Vicke war im Niederdeutschen eine übliche Koseform für den Namen Friedrich; Schorler nannte sich selbst nur so. Ob er tatsächlich in Rostock geboren wurde, ist nicht sicher, aber wahrscheinlich. Er hatte einen Bruder, den Kaufmann Hans Schorler, und eine namentlich nicht bekannte Schwester. Da die Brüder zu Beginn nicht vermögend waren, wird angenommen, dass sie beide Witwen heirateten und in deren Häuser zogen. Das Bürgerrecht konnte Vicke Schorler am 11. Januar 1589 als Krämergeselle erwerben. Er machte sich selbständig, heiratete und wurde am 3. Februar 1589 Mitglied der Krämerkompanie, muss also zu diesem Zeitpunkt schon genügend finanzielle Mittel besessen haben. Das Eintrittsgeld in diese Kompanie betrug ein Amtsgeld von 50 und ein Kapellengeld von 3 Gulden. Aus dem Jahr 1589 findet sich eine Quelle, aus der hervorgeht, dass Schorler ein Haus Am Schilde bewohnte, das früher dem Beutler Marten Randow gehört hatte. Dessen Witwe, Margarete Schmidt, ließ es am 4. Juli 1590 auf Schorler überschreiben. Demzufolge muss die Hochzeit von Vicke Schorler und Margarete Schmidt 1589 stattgefunden haben. Margarete Schmidt kann nicht lange mit ihrem früheren Mann verheiratet gewesen sein, denn dessen vorherige Frau Anna starb erst 1582. Trotzdem brachte sie aus dieser Ehe zwei Kinder mit und machte Vicke Schorler zum Stiefvater. Schorler selbst hatte mindestens zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn.
Schorlers Frau war Tochter eines Kürschners beziehungsweise Buntmachermeisters (ein vor allem auf Edelfelle spezialisierter Kürschner), der ein Haus in der Blutstraße besaß, dem heutigen Teil der Kröpeliner Straße vom Neuen Markt bis zum Universitätsplatz. Sie erbte dieses Haus später und ließ es ebenfalls auf Schorler als ihren ehelichen Vormund überschreiben. Den Tod ihres Vaters vermerkte Schorler in der Rostocker Chronik:
„Anno 1600 den 5 Septembris ist Frantz Schmidt, ein buntmacher, in der Blutstrassen wonhaftig und ein feiner bürger dieser stadt, selig im herren entschlafen und den 7. Septembris in sein begrebniß zu Sanct Johannis zur erden bestettigt worden, seines alters 67 jahr […]“
und fügte später dazu:
„Anno 1613 den 25 Martii ist auch seine frau gestorben und dem 29. Martii bei ihm zu Sanct Johannis begraben worden.“
Auch der Tod von Schorlers Frau ist in seiner Chronik zu finden, was gleichzeitig den einzig wirklichen Hinweis auf die Identität des Autors der Chronik lieferte:
„Anno 1624 den 11. Novembris, war auf Martinitagk, ist meiner schwestertochter Annen Lemeyers hochzeit gewesen mit ihrem breutgamb Hans Pentsin, auf welcher hochzeit meine liebe hausfrau Margarethe Schmiedes ist kranck geworden, welche kranckheit mit ihr so sehr überhandt genommen, das sie den 13. Novembris von Sonabendt auf Sontag in der nacht zwischen 12 und 1 uhr diese welt gesegnet und todes verblichen, welcher leichnamb den 15. Novembris auf einen Montagk mit christlichen ceremonien in St. Johanniskirchen ist zu erden bestettigt worden […]“
Sehr wahrscheinlich ist Schorler bis zu seinem Tod Mitglied des Hundertmänner-Kollegiums der Stadt gewesen, hatte also neben dem des Ältermannes der Landfahrer-Krämerkompanie zur Heiligen Dreifaltigkeit ein wichtiges politisches Amt in Rostock inne. Womit er tatsächlich handelte, ist nicht nachweisbar. Da er zu den reichsten Krämern gehörte, ist anzunehmen, dass er Seiden-, Gewürz- oder Eisenkrämer gewesen ist, da diese zu den angesehensten gehörten. Die letzte Eintragung in Schorlers Chronik stammt vom Februar 1625, knapp drei Monate nach dem Tod seiner Frau. In den Steuerlisten des Jahres 1626 ist er bereits als verstorben vermerkt.
Familie
Auch Schorlers Sohn, der vermutlich nach dem Schwiegervater Franz genannt wurde, war wie sein Vater Krämer. Seine Einschreibung in der Krämerkompanie stammt vom 4. April 1616. Das Bürgerrecht erwarb er im folgenden Jahr, am 1. Februar 1617. So ließ Schorler bereits am 4. April 1617 das Haus Am Schilde auf seinen Sohn übertragen unter der Bedingung, dass ihm und seiner Frau der Keller als Wohnung für immer vorbehalten bliebe. Auch das Haus in der Blutstraße verkaufte er um diese Zeit. Als Käufer ist ein Hans Klein vermerkt, Schorlers Schwiegersohn, Ältester des Goldschmiederates und später Münzmeister der Hansestadt. Allerdings verkauften sich kurze Zeit später Hans Klein und Franz Schorler die Häuser gegenseitig. Vicke Schorler, der in dem Haus Am Schilde wohnen blieb, lebte dort bis zu seinem Tod.
Schorlers Sohn starb spätestens ein Jahr nach dem Tod des Vaters. 1624 hatte er das Haus erneut verkauft, wahrscheinlich aus Geldsorgen, denn neben Kindern und einer Witwe hinterließ er einige Schulden. Auch Vicke Schorlers Tochter lebte nicht viel länger, was daraus zu schließen ist, dass im Jahr 1632 die Witwe Anna Fickers als die neue Frau ihres Mannes Hans Klein vermerkt wird. Er machte sich im Übrigen später einen Namen, als er im Dienste des englischen Königs das große Siegel Karls II schuf. Schorlers Bruder, der nicht viel älter als er selbst gewesen sein dürfte, starb mit ungefähr 38 Jahren zwischen 1600 und 1603. Mit der Witwe, die er geheiratet hatte und die fünf Kinder mit in die Ehe brachte, hatte er noch zwei eigene. Daneben müssen die beiden Brüder auch eine Schwester gehabt haben, die ebenfalls in Rostock lebte.
Aus Schorlers Familie ist viel über die übliche Familienstruktur Rostocks in dieser Zeit abzulesen. Er lebte in bürgerlichen Verhältnissen, die stark geprägt waren von Versorgung und Unterhalt, finanzieller, aber auch juristischer Sicherheit. Die Familienstrukturen waren von einer hohen Frauen- und Kindersterblichkeit bestimmt. Es gab viele Waisen, Halbwaisen und Witwen. Selten waren Bürger nur einmal verheiratet.
Die Bildrolle des Vicke Schorler
Die kolorierte Federzeichnung mit einer Länge von 18,68 Metern und einer Höhe von 60 Zentimetern ist überschrieben mit dem Titel: Wahrhaftige Abcontrafactur der hochloblichen und weitberuhmten alten See- und Hensestadt Rostock – Heuptstadt im Lande zu Meckelnburgk. Hauptstadt ist hier nicht politisch gemeint, sondern bedeutet vielmehr die wichtigste und größte Stadt im Land. Das spiegelt sich auch im Bildaufbau wider. Rostock steht im Zentrum und beansprucht fast die gesamte Rolle. Nur an den Rändern befinden sich Kirchdörfer wie Kessin und Schwaan oder etwas größer die fürstliche Residenz Güstrow (deren älteste Abbildung im Übrigen die auf der Schorler-Rolle ist); auch Warnemünde ist in einer Aufsicht zu erkennen. Auf dieser Rolle sind wichtige Gebäude, Straßen und Handelswege zu sehen, aber auch Schiffe und Personen wie Händler und Studenten bei ihren Tätigkeiten. Acht Jahre hatte Schorler an dem Bildwerk gearbeitet, bis er darunter schreiben konnte: „Anno Domini 1586 am Tage Sankt Johannis des Teuffers habe ich, Vicke Schorler dis vorgehemde Werck gantz un gar vollenbracht.“
Rezeption
Mit der Rolle schuf Vicke Schorler ein tatsächlich einmaliges, kulturhistorisches Zeugnis nicht nur der Hansestadt Rostock, sondern auch ein Bild der hansisch geprägten Kultur an sich. So zeigt sie eine Architektur, die sowohl auf dem Höhepunkt der Gotik ist als auch bereits den Einfluss der Renaissance verdeutlicht. Mit der überaus detaillierten Darstellung präsentiert Schorler die Stadt Rostock in ihrem ganzen hanseatischen Reichtum. Die Form der gewählten perspektivischen Darstellung ist eine dem Zeitgeschmack entsprechende Mischform zwischen Vedute und Vogelperspektive. Besonderen kulturgeschichtlichen Wert hat die Rolle für das Wissen über die Architektur Rostocks vor dem Brand im Jahr 1677, der große Teile der Stadt zerstörte.
Einige nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs neu errichteten Gebäude, wie die in der Wokrenterstraße, konnten von ihren Architekten originalgetreu nach der Darstellung in der Vicke-Schorler-Rolle gestaltet oder in ihrer Erscheinung, so wie das Fünf-Giebel-Haus, zumindest beeinflusst werden.
Im Andenken an Schorler und die Rolle wurde 2006 eine stilistische Abbildung eines Teils der Rolle als Bronzerelief von Jo Jastram gestaltet und an einer Fassade beim Glatten Aal in Rostock angebracht.
Vorgeschichte
Künstler wie Albrecht Dürer hatten dazu beigetragen, dass die Stadt in einer realistischen Darstellung immer stärker zum selbständigen Motiv von Malern und Grafikern werden konnte. Bei dieser Entwicklung spielte auch die Weltchronik des Nürnberger Stadtarztes Hartmann Schedel eine wichtige Rolle. Sein Liber chronicarum erschien 1493 in lateinischer und in deutscher Ausgabe. Es enthielt mehr als 1800 Holzschnitte von Wilhelm Pleydenwurff und Michael Wohlgemut, Dürers Lehrer. Von den Holzschnitten waren 116 mit Ortsnamen überschrieben, 30 stellten bereits realistische Ansichten dar. Im 15. und 16. Jahrhundert waren es vorwiegend die humanistischen Gelehrten, welche die Herausgabe dieser doch recht populären Darstellungen im Buchformat förderten.
Als ein mehr oder weniger direktes Vorbild Schorlers für seine Rolle kann die Stadtansicht Hans Weigels angenommen werden, der um 1550/60 einen Holzschnitt fertigte mit dem Titel: „Wahrhafftige Contrafactur der alten herrlichen Stat Rostock“. Die Ähnlichkeit mit dem Titel Schorlers ist unverkennbar. Auch die Genauigkeit der Darstellung von Toren, Kirchen, Häusern ähnelt der Vicke Schorlers.
Bildkomposition
Schorler gliederte seine Abcontrafactur in fünf Abschnitte, die er durch die perspektivische Ansicht verdeutlichte. Die Orte an den beiden Rändern der Rolle stellte er in einer Aufsicht dar, die Stadt Rostock selbst indes frontal. Die Darstellung, die in ihrer Größe einen Kontrast zum „Umland“ bildet, macht somit die Hansestadt deutlich zur „Haupt-Stadt“ im Land Mecklenburg. Drei weitere Abschnitte sind horizontal angelegt und folgen der gesamten Länge der Rolle. Sie bilden drei Wege um und durch die Stadt. Unten, an der Basis des Bildes, folgt der Betrachter der Warnow, dem Hafen und dem Strand, oben dem Weg vom Kröpeliner Tor zum Mühlentor. Dabei passiert er die repräsentativsten und bedeutendsten Gebäude: Kirchen, Klöster, das Rathaus, den Marktplatz, das Steintor und wichtige Bürgerhäuser. In der Mitte indes bewegt sich Schorler auf einem Außenring durch die Stadt: durch das Bramower Tor bis zum Gerberbruch zeigt er die Stadtmauer, die Hafentore und Türme sowie die Giebelhäuser-Reihen am Hafen.
Umsetzung
Zur Herstellung der Rolle verwendete Schorler eine Kiel- oder Rohrfeder. Mit Lineal und Zirkel zeichnete er die Vorlagen der Gebäude nach. Als Farbe verwendete er, so ergaben die Untersuchungen zur Restaurierung im Jahr 1938 durch Hugo Ibscher, gebrannten, gemahlenen Ton und Ruß, als Bindemittel Honig oder Firnis. Auf diese Weise entstand als Farbgemisch der dunkelbraune Sepiaton des Bildes, der enorm beständig war. Dies kolorierte Schorler mit Wasserfarben, was noch immer recht gut zu sehen ist. Nur das Blau scheint heute teilweise Rot und auch das Grün ist verblasst. Spätere, bei der Restaurierung vorgenommene Korrekturen gelten als eher unsachgemäß.
In seiner Flächigkeit der Darstellung befindet sich Schorler noch in der Tradition des Spätmittelalters. Es finden sich keine Verkürzungen der Linien wie in perspektivischen Darstellungen, trotzdem zeichnete er manche Gebäude von verschiedenen Seiten. Auch die Reihenfolge der Häuser nebeneinander und übereinander entspricht nicht der Wirklichkeit: Häuserfronten, die Schorler von links nach rechts darstellte, reihen sich eigentlich von rechts nach links aneinander. Der Grund für diese Darstellung ist darin zu sehen, dass es Schorler eben nicht um eine Gesamtsicht auf die Stadt ging, sondern vor allem um die Darstellung der einzelnen Gebäude in ihren Details. Darin lag für ihn die Wahrhaftigkeit der Darstellung.
Geschichte der Rolle
Eine Zeit lang muss die Rolle im Besitz der Familie Schorler geblieben sein, es gibt darüber keine Aufzeichnungen. Erst 1760, also über einhundert Jahre nach Schorlers Tod, findet sie sich in einem Quellenverzeichnis zur Geschichte und Verfassung der Stadt Rostock. Um diese Zeit muss sie in die alte Ratsfamilie Nettelbladt gelangt sein. Diese verkauften die Rolle dem Rostocker Rat im Juli 1792. Seither befindet sie sich im Stadtarchiv Rostock. Den Zweiten Weltkrieg und dabei insbesondere die Bombardierung Rostocks überstand die Vicke-Schorler-Rolle unbeschadet in den Kellern der Rostocker Bank.
Die Rostocker Chronik des Vicke Schorler
Vicke Schorler fertigte außerdem eine Rostocker Chronik an, die direkt an die Rostocker Chronik des Buchbinders Dietrich vam Lohe anschließt und die Jahre zwischen 1583 und 1625 umfasst. Lange war nicht bekannt, wer der Urheber dieser Chronik gewesen war, bis der Stadtarchivar Ernst Dragendorff (1869–1938) Schriftbilder aufwendig verglich und Schorler eindeutig identifiziert werden konnte. In der Chronik finden sich Berichte zu Unglücken wie Stürmen, Bränden, Unfällen, aber auch Hochzeiten oder wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Ereignissen, den Kämpfen und Machenschaften der Frau von Bülow um ihr Recht oder den Verdächtigungen, die alte Frau Thamar sei eine Hexe. Die Chronik ist eines der sehr wichtigen und interessanten Zeugnisse, die heute noch über das Alltagsleben in der Stadt dieser Zeit berichten.
Die Schorlersche Chronik befindet sich in einem grauschwarzen Buch im Quartformat (siehe Abbildung). Sehr gut ist hier die Genauigkeit der Arbeitsweise Schorlers zu sehen: Exakte Linienführung, dünne, mit Bleistift und Lineal gezogene Hilfslinien, ein fast korrekt eingehaltener Rand, kaum Streichungen und selbst die Schrift, die Tinte und die Feder scheinen im gesamten Text unverändert.
Vor seiner eigenen Arbeit fertigte er eine Abschrift der vam Loheschen Chronik. In dessen Original sind darum seine Randbemerkungen zu finden. Der Unterschied zu dieser Abschrift ist vor allem, dass Schorler statt in Niederdeutsch in Hochdeutsch schrieb. Damit gehörte er zu einer Generation von Bürgern, welche die Veränderungen sehr bewusst wahrnahmen und sich dagegen nicht wehrten. Auch wich er von dem vam Loheschen Text inhaltlich ab, indem er teilweise Details, mit denen vam Lohe häufig sparte, hinzufügte. Dass diese Details Schorler immer wichtig gewesen sind, ist vor allem auch an der Schorler-Rolle zu sehen, in der er nicht darauf verzichtete, einzelne Ziegel, Inschriften und Bilder an den Häusern mit einzuzeichnen.
Allerdings finden sich bei ihm keine Wertungen. Er ist in den Schilderungen sehr objektiv. Darin ähnelt er vam Lohe sehr. Diese Wahrhaftigkeit ist es auch, die er schon im Titel der Schorler-Rolle betont. Allein in der Wahl einiger der Dinge, von denen er in der Chronik berichtete, wie dem Wiker-Gelag, ein jährliches Vogelschießen seiner Krämerkompanie, kann etwas Subjektives gesehen werden.
Seine letzten Einträge zeigen schließlich noch einmal die Unglücke, welche die Rostocker erlitten: Die Pestepidemie im Jahr 1624 füllt zwei Seiten der Chronik mit Namen von Toten, welche aber sicher nicht alle gewesen sind. In der letzten Aufzeichnung vom 10. Februar 1625 schildert er noch einmal ausführlich die starke Sturmflut, welche das Wasser in die Stadt trieb, die Keller unter Wasser setzte und die Schiffe bis an die Stadtmauer drückte. Über seinen Tod wurde in keiner Chronik berichtet.
Schorlers, aber auch vam Lohes Chronik nehmen als Chroniken eine Sonderstellung ein, da diese erst Mitte des 16. Jahrhunderts relativ regelmäßig geführt wurden. So gingen, anders als in anderen hansischen Städten, wo viel früher eine Tradition eingesetzt hatte, viele Informationen verloren. Besonders sind sie auch, weil sie beide nicht von Berufsschreibern angefertigt wurden. Erst nach ihnen wurden Stadtchroniken von Gelehrten, vor allem Theologen, geschrieben. Damit sind Namen wie Lucas Bacmeister, David Chyträus, Thomas Lindemann, Nikolaus Gryse und Peter Lindenberg insbesondere verbunden.
Literatur
- Jan Scheunemann: Das Erscheinungsbild Rostocks am Übergang vom 16.–17. Jahrhundert. Versuch einer Neubewertung der Stadtdarstellung von Vicke Schorler mit Hilfe des Rostocker Grundregisters, in: Kersten Krüger (Hg.), Stadtgeschichte und Historische Informationssysteme. Der Ostseeraum im 17. und 18. Jahrhundert. Beiträge des wissenschaftlichen Kolloquiums in Rostock vom 21. und 22. März 2002, Münster 2003, S. 281–328.
- Wolfgang Behringer, Bernd Röck (Hrsg.): Das Bild der Stadt in der Neuzeit 1400–1800. Beck-Verlag, München 1999, ISBN 3-406-40998-9.
- Ingrid Ehlers (Hrsg.): Vicke Schorler – Rostocker Chronik 1584–1625. Verlag Schmidt-Römhild, Rostock 2000. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Mecklenburg. Reihe C, Band 3 ISBN 3-7950-3734-4.
- Horst Witt (Hrsg.): Die wahrhaftige „Abcontrafactur“ der See- und Hansestadt Rostock des Krämers Vicke Schorler. Hinstorff, Rostock 1989, ISBN 3-356-00175-2.
- Oscar Gehrig (Bearb.): Warhaftige Abcontrafactur der hochloblichen und weitberumten alten See- und Hensestadt Rostock, Heubtstadt im Lande zu Mecklenburg 1578 - 1586. Mit einer farbigen Wiedergabe des Originals im Kupfertiefdruck sowie 21 Textabbildungen und 4 zweifarbigen Plänen. Hinstorff, Rostock 1939 (Digitalisat RosDok).