Vicente del Bosque

Vicente del Bosque González, Marqués de Del Bosque [biˈθente ðel ˈβoske] (* 23. Dezember 1950 in Salamanca) ist ein ehemaliger spanischer Fußballspieler und -trainer. Mit Real Madrid gewann er als Spieler und Trainer insgesamt sieben spanische Meisterschaften. Zudem führte er den Verein 2000 und 2002 zu zwei Champions-League-Titeln. 2010 wurde er als Trainer der spanischen Fußballnationalmannschaft Weltmeister und 2012 Europameister.

Vicente del Bosque
Vicente del Bosque, Juli 2012
Personalia
Voller Name Vicente del Bosque González
Geburtstag 23. Dezember 1950
Geburtsort Salamanca, Spanien
Größe 184 cm
Position Mittelfeld
Junioren
Jahre Station
1966–1968 UD Salamanca
1968–1969 Real Madrid
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1969–1970 AD Plus Ultra 11 0(5)
1970–1984 Real Madrid 312 (14)
1970–1971  CD Castellón (Leihe) 13 0(4)
1971–1972  Córdoba CF (Leihe) 19 0(1)
1972–1973  CD Castellón (Leihe) 30 0(5)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1969 Spanien U-18 1 0(0)
1970–1976 Spanien Amateure 3 0(0)
1975–1980 Spanien 18 0(1)
Stationen als Trainer
Jahre Station
1985–1990 Real Madrid Castilla
1994 Real Madrid (interim)
1996 Real Madrid (interim)
1999–2003 Real Madrid
2004–2005 Beşiktaş Istanbul
2008–2016 Spanien
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Spielerkarriere

Del Bosque spielte schon seit seiner frühen Kindheit bei Real Madrid. Er gewann mit den Madrilenen als Spieler fünf Meistertitel und viermal den spanischen Pokal, die Copa del Rey. Für die spanische Nationalmannschaft absolvierte er 18 Spiele.[1] 1980 nahm er mit Spanien an der Europameisterschaft teil und kam dabei zu einem Einsatz gegen Belgien.[2]

Trainer- und Funktionärskarriere

Real Madrid

Nach seiner aktiven Karriere arbeitete del Bosque als Jugend-Koordinator bei Real Madrid. Mehrmals war er eine Übergangslösung für den Trainerposten, wie etwa 1994 oder 1999. Doch als der Lückenbüßer im Jahr 2000 Real zum achten Titel in der Champions League bzw. im Landesmeisterpokal führte, erhielt er von Florentino Pérez, dem damaligen Präsidenten, einen mehrjährigen Vertrag als Trainer der Profimannschaft. Zugleich besagte eine Klausel in seinem Vertrag, dass er bei Erfolglosigkeit direkt in den Jugendbereich zurückkehren und seinen alten Posten wiederbekommen könne. In der Saison 2000/01 konnte del Bosque mit Real Madrid die Meisterschaft gewinnen. Durch seine ruhige und ausgeglichene Art gelang es ihm, eine Mannschaft zu führen, die mit Stars bestückt war (z. B. Luís Figo, Zinédine Zidane, Ronaldo, Roberto Carlos, Raúl), ohne dass es zu Konflikten oder Streitereien gekommen wäre.

In der Saison 2001/02 gewann der stets ruhig und bescheiden auftretende Trainer mit Real Madrid ein weiteres Mal die Champions League. Als sein Vertrag am Ende der Saison 2002/03 von der damaligen Klubführung nicht mehr verlängert wurde,[3] hatte er die Madrilenen in etwas mehr als drei Jahren zu zwei spanischen Meisterschaften und zwei Triumphen in der Champions League geführt. Seine Nachfolger konnten nicht an diese Erfolge anknüpfen; die Kontinuität auf der Trainerbank ging verloren. Erst in der Saison 2006/07 konnte der Meistertitel erneut nach Madrid geholt sowie 2013/14 die Champions League ein weiteres Mal gewonnen werden. Die Entlassung von del Bosque wurde u. a. durch die Klubführung damit begründet, dass ein neues Profil für den Real-Trainer gesucht werde.

In den vergangenen Jahren fiel del Bosque u. a. dadurch auf, dass er den ehemaligen Vorstand von Real Madrid unter der Führung des damaligen Präsidenten Pérez mehrfach in den Medien kritisierte.

Insgesamt gewann er mit Real Madrid als Spieler und Trainer sieben Meistertitel, fünf spanische Pokale, zwei Champions-League-Titel sowie jeweils einmal den spanischen und europäischen Supercup sowie den Weltpokal.

Beşiktaş Istanbul

Ab Juni 2004 war del Bosque Trainer beim türkischen Erstligisten Beşiktaş Istanbul[4], wurde dort aber am 27. Januar 2005 wegen Erfolglosigkeit entlassen.

FC Cádiz

Im Juni 2007 ging er zum spanischen Zweitligisten FC Cádiz,[4] wo er als Sportdirektor agierte. Es handelte sich hierbei um ein Projekt von Präsident Arturo Baldasano, dem neuen Eigentümer des Vereins. Baldasano hatte zuvor im Jahr 2006 zur Präsidentschaftswahl von Real Madrid kandidiert und angekündigt, im Falle eines Sieges del Bosque erneut als Trainer von Real Madrid unter Vertrag zu nehmen.

Spanische Nationalmannschaft

Del Bosque im Kreise seines Teams als Weltmeister nach dem gewonnenen Finale 2010

Im Juli 2008 unterzeichnete del Bosque einen Zwei-Jahres-Vertrag beim spanischen Fußballverband und wurde somit Nachfolger des zurückgetretenen Luis Aragonés.[5] Sein erstes Länderspiel mit dem frisch gekürten Europameister bestritt er am 20. August 2008 gegen Dänemark. Im Dezember 2009 wurde sein Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert, nachdem er mit Spanien alle zehn Spiele in der Qualifikation zur WM 2010 hatte gewinnen können. Am 11. Juli 2010 gewann er durch einen 1:0-Sieg n. V. über die Niederlande mit Spanien die WM 2010. Zwei Jahre später führte del Bosque die spanische Nationalmannschaft bei der EM in Polen und der Ukraine 2012 zur erfolgreichen Titelverteidigung, der bisher einzigen überhaupt eines Europameisters. Im Finale am 1. Juli 2012 gewann seine Mannschaft mit 4:0 gegen Italien und stellte damit einen neuen Rekord auf: In der Geschichte der Europameisterschaft hatte nie ein Team im Finale deutlicher gewinnen können. Zudem wurde die spanische Nationalmannschaft damit die erste Mannschaft überhaupt, die drei große Titel in Serie holen konnte.

Del Bosque ist nach Marcello Lippi der zweite Trainer, dem es gelang, den höchsten europäischen Wettbewerb im Vereinsfußball, die Champions League, zu gewinnen und außerdem Weltmeister zu werden. Er ist mit seinen damals 59 Jahren außerdem der älteste Trainer eines Weltmeisterteams und übertrifft damit Helmut Schön, der 1974 beim zweiten WM-Titel Deutschlands 58 Jahre und 296 Tage alt gewesen war.

Am 22. März 2013 betreute er beim 1:1 im WM-Qualifikationsspiel gegen Finnland die spanische Mannschaft zum 69. Mal und wurde damit spanischer Rekordnationaltrainer. Er löste László Kubala als Rekordhalter ab, der zwischen Oktober 1969 und Juni 1980 68 Spiele lang Nationaltrainer gewesen war.[6]

Am 15. November 2013 bestätigte er, dass er seinen Vertrag bis 2016 verlängert hat.[7] Im Oktober 2014 gab er an, nach der EM 2016 als Nationaltrainer zurücktreten zu wollen.[8]

Am 14. Juni 2015 betreute er beim EM-Qualifikationsspiel gegen Belarus die spanische Mannschaft zum 100. Mal bei einem Länderspiel.[9] Am 30. Juni 2016 legte er sein Trainer-Amt als spanischer Nationalcoach nieder und gab den Rückzug aus dem Fußball bekannt.[10]

Erfolge

Erfolge als Spieler

Erfolge als Trainer

Persönliche Auszeichnungen als Trainer

Sonstiges

Del Bosque ist verheiratet und hat drei Kinder.

Am 3. Februar 2011 wurde ihm aufgrund seines Engagements für den Sport in Spanien und die Förderung seiner Werte von König Juan Carlos I. der Adelstitel Marqués de Del Bosque verliehen.[12]

Im Jahr 2017 wurde Del Bosque im Rahmen des Deutschen Fußball-Kulturpreises mit dem Walther-Bensemann-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.[13]

Commons: Vicente del Bosque – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fútbol en la Red: DEL BOSQUE (Memento vom 23. Juni 2010 im Internet Archive)
  2. fussballdaten.de: Spanien gegen Belgien bei der EM 1980
  3. Bericht bei BBC-Sport
  4. Trainerstationen von Vicente del Bosque
  5. Vicente del Bosque wird spanischer Nationaltrainer, BBC-Sport
  6. uefa.com: Ramos bestreitet 100. Länderspiel
  7. fifa.com: „Del Bosque verlängert bis 2016“ (Memento vom 25. November 2013 im Internet Archive)
  8. Vincente del Bosque: TRAINER von Spanien hört nach EM 2016 auf (Spiegel online am 17. Oktober 2014)
  9. rfef.es: „¡Sigue el Bielorrusia - España en SEFUTBOL y La 1!“
  10. Medien: Del Bosque teilt Verbandschef Abschied mit
  11. Wahl zum Trainer des Jahres bei der International Federation of Football History & Statistics
  12. Real Decreto 135/2011 (PDF; 151 kB) In: boe.es, 4. Februar 2011, abgerufen am 4. Februar 2011 (spanisch)
  13. Walther-Bensemann-Preis. 30. April 2018, abgerufen am 7. August 2018.
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