Veronika Veit (Künstlerin)

Veronika Veit (* 1968 in München) ist eine deutsche Künstlerin. Ihr Werk umfasst Skulpturen, Installationen, Animationen, Kurzfilme und Fotografien. 2006 wurde sie mit dem Bayerischen Staatsförderpreis für Bildende Kunst ausgezeichnet.

Künstlerischer Werdegang

Veit hat von 1989 bis 1995 an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Für ihre Objekte, Skulpturen und Installationen, die sie teilweise mit Computeranimationen und Soundeffekten kombiniert, wurde sie 2006 mit dem Bayerischen Staatsförderpreis für Bildende Kunst ausgezeichnet. Sie lebt und arbeitet in München.

Während Veit sich in ihren früheren Arbeiten mit Alltagsobjekten auseinandersetzte und dabei die kunsthistorische Frage nach der Beziehung von Abbild und Gegenstand stellte, richtet sie in ihren neuen großformatigen und multimedialen Installationen den Blick auf den Menschen. Veronika Veit spürt Gemeinsamkeiten und Unterschieden, Unsicherheiten, Posen oder einfach den besonderen Eigenheiten der Menschen nach, die sie in ihren Skulpturen (im Durchschnitt ca. 100 cm an Höhe) anschaulich zum Ausdruck bringt.

Seit 2010 hat Veronika Veit mehrere Videofilme gedreht. Die erzählten Geschichten wirken anfangs amüsant und unterhaltsam, aber es lauert stets ein gefährlicher, gewaltsamer Umgang der Menschen miteinander.[1]

Einzelne Werke (Auswahl)

Die Faust (2010)
Video

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In der Videoarbeit Die Faust (2010) wird eine vermeintliche Idylle und deren Störung gezeigt: Begleitet von den Klängen einer Klavieretüde hält eine Mutter in einem Wohnzimmer der 1960er-Jahre Stränge von grauer Wolle, die Tochter wickelt den Faden zu einem ordentlichen Knäuel. Der Tisch ist zum Kaffeetrinken gedeckt. Plötzlich schlägt eine männliche Faust von links auf den Tisch, und eine lebende Forelle springt zwischen dem Geschirr herum. Die Mutter steckt sie in die Kaffeekanne, das Abwickeln der Wolle wird fortgesetzt. Doch die Szene wiederholt sich – der Fisch lässt sich nicht aus dem Blickfeld entfernen. Da schlägt die Mutter mit der Faust auf den Tisch; und diesmal beißt sie dem Fisch den Kopf ab, zerkaut ihn angewidert und schluckt ihn. Den Körper des Fisches steckt sie in die Kaffeekanne. Das Mädchen sieht verstört zu und bringt der Mutter am Ende unaufgefordert einen kleinen Spiegel. Offensichtlich weiß es, dass die Mutter sich nun die Lippen nachziehen will, was darauf hindeutet, dass das Kind solch eine Szene nicht zum ersten Mal erlebt.[2] Der Film wurde u. a. im Sommer 2016 beim Fünf Seen Filmfestival im Programm Das Fremde im Eigenen gezeigt.[3]

Bei Bessere Zeiten (2015) sehen die Betrachter zunächst einen mit Tischen und Sesseln eingerichteten Bauwagen vor sich, in den sie hineinschauen können.[4] Sie blicken auf eine Videoaufzeichnung von zwei Männern, die wohl früher in dem Wagen gesessen und gewartet haben.[5] Wie ihr absurdes Gespräch zeigt, ist ihr Kontakt zur Außenwelt schon lange abgebrochen.[4] Veit, so die Jury des Förderpreises für Bildende Kunst der Landeshauptstadt München, „spielt mit der Installation auf die Verunsicherung und irrationalen Ängste vieler Menschen vor Katastrophen an, schafft aber auch gleichzeitig für den Außenstehenden eine Situation des Unbehagens, die nicht zuletzt eine kritische Reflexion zur eigenen Haltung gegenüber aktuell relevanten gesellschaftlichen Motive anstößt“.[4]

Die Multimediainstallation „Im Bunker“ von 2017 beschäftigt sich mit demselben Themenkreis. Ein bunkerähnlicher, khakifarbener Körper wurde vor dem Gasteig aufgebaut.[6] In einer Aussparung ist ein Bildschirm installiert, der eine Filmaufnahme zeigt. Es ist der Alltag einer vierköpfige Familie im Bunker zu sehen.

Ausstellungen

Einzelausstellungen

Jahr Ausstellung
2009 Auf Augenhöhe, Stadtgalerie Saarbrücken, Saarbrücken
2008 Auf Augenhöhe, St.-Johannes-Evangelist Kirche, Berlin
Auf Augenhöhe, Kunstverein Ludwigshafen am Rhein
Auf Augenhöhe, Kunstraum, Hüll
First we take Manhattan then we take Berlin, kuratiert von Sarah Belden, Art Athina, Athen
Veronika Veit, Nina Menocal, Mexiko-Stadt
2007 Wake-Up Call, upstairs berlin, Berlin
2005 Substitute, upstairs berlin, Berlin
2003 transform I - III, Galerie ZAGREUS projekt, Berlin
2002 babyballs, Etalage, Breda, Niederlande
fast_still, Städtische Galerie Bruckmühl
2001 Produktlinien, Verein für Originalradierung München
2000 Alles muss raus, Artothek München
1999 Halbe Sachen, Neue Galerie Dachau
1998 Whole Milk, Downham RD 64, London
Leichterhaben, Sendlinger Kulturschmiede, München
1997 Transpirent, Städtische Galerie, Wertingen

Gruppenausstellungen

Jahr Ausstellung
2016/2017 No Place Like Home, Haus der Kunst, München[7] (Videofilm Die Faust (2010))
2016 Ausstellung der Werke der für den Förderpreis für Bildende Kunst, Förderpreis für Architektur, den Förderpreis für Design, den Förderpreis für Fotografie und den Förderpreis für Schmuck der Landeshauptstadt München nominierten Künstler, Lothringer13, München[8]
2009 In between – die Kunst, erwachsen zu werden, Künstlerverein Walkmühle, Wiesbaden
... Stands for Attitude, Locuslux Gallery, Brüssel
EHF 2010 - Benefit Ausstellung, Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin
2008 light, Nina Menocal, Mexiko-Stadt
Utopia, CC Scharpoord, Knokke-Heist, Belgien / Machinefabriek-Koningsweg, Vlissingen, Niederlande / binnenkoer Stadhuis, Aalst, Belgien
Soul stripper@projet midi, Brüssel
2007 Triennale der Kleinplastik: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung, Murska Sobota, Slowenien
Carlos Aguirre, Oscar Cueto, Angel Delgado, Martin & Sicilia, Atelier Morales, Veronika Veit, Botschaft von Mexiko, Berlin
Stipendiaten des Else-Heiliger-Fonds (EHF), Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin
Else-Heiliger-Fonds (EHF) 2010, Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin
Bayerischer Kunstförderpreis 06, Berufsverband Bildender Künstler München
2006 Veronika Veit, Frank Halmans, Galerie Van den Berge, Goes, Niederlande
The New View Indicator # 2, Galerie Van den Berge, Goes, Niederlande
NORDENFJORDS 2006 – Kunst fra Berlin, Kunstbygningen i Vrå, Dänemark
2005 Winterzauber, upstairs berlin, Berlin
24 h, Verein für Originalradierung München
Ausstellung zum 12. Aichacher Kunstpreis, Kunstverein Aichach
Hinter der Stille, Galerie Katja Ried, München
Translocation of virtual reality, Galerie IN SITU, Aalst, Belgien
2004 Galerie ArtBox, Frankfurt
1. Berliner Kunstsalon, Galerie expo 3000, Berlin
true lies, museum franz gertsch, Burgdorf, Schweiz / Kallmann Museum, Ismaning
2003 pocket, Galerie Eugen Lendl, Graz
waves, Breda, Niederlande
2002 Zipp, Kunstverein Kassel
Film by the Sea, 4th International Film Festival, Vlissingen, Niederlande
Pocket, Verein für Originalradierung München
Ein+Ander, Kunstverein Passau / Neue Galerie Landshut / VHV München
2001 Intim, Neue Galerie Landshut
8. Triennale Kleinplastik, Fellbach
Freie Wahlen, Kunsthalle Baden-Baden
Gästeliste, Fürstenfeldbruck
Artionale, München
Filz – Zwischen Chaos und Ordnung, Museum Bellerive, Zürich
2000 Dinge in der Kunst des XX. Jahrhunderts, Haus der Kunst, München
Abgestaubt, Neue Galerie Dachau
Erste Jahre der Professionalität 19, BBK (Berufsverband Bildender Künstler) München
1999 Bildwuchs, Kunstverein Ulm

Auszeichnungen

Stipendien

  • 2007: Else-Heiliger-Fonds (EHF) Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Berlin
  • 2004: Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds, Bonn
  • 2000: Projektstipendium der Stadt München
  • 1998: DAAD-Stipendium für Großbritannien

Literatur

  • 2008: Veronika Veit: Auf Augenhöhe, eye to eye, Verlag für moderne Kunst Nürnberg
  • 2007: European Triennial of Small-scale Sculpture Murska Sobota: Joke, Satire, Irony and Serious Meaning, Galerija Murska Sobota, Murska Sobota
  • 2007: W. Stürzl/M. Hardmeier (Hg.), RADAR. Texte zur Gegenwartskunst, Stuttgart
  • 2005: galerie upstairs (Hrsg.): Veronika Veit: substitute, Kerber Verlag Bielefeld, ISBN 978-3-938025-17-8
  • 2004: True lies, Lügen und Wahrheiten, Reinhard Spieler, Museum Franz Gertsch, Burgdorf/Kallmann Museum, Ismaning
  • 2003: Pocket, Verein für Original-Radierung, München
  • 2001: 8. Triennale Kleinplastik Fellbach 2001, Vor-Sicht Rück-Sicht, Kulturamt der Stadt Fellbach, Fellbach
  • 2001: Filz – zwischen Chaos und Ordnung, Museum Bellerive, Zürich
  • 2001: Gästeliste, Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck e.V., Fürstenfeldbruck
  • 2001: Förderpreis der Stadt München: Veronika Veit, Kulturreferat der Landeshauptstadt München, München
  • 2000: Abgestaubt, Neue Galerie Dresden, Dresden
  • 2000: Neunzehn, Erste Jahre der Professionalität BBK, Galerie der Künstler, München
  • 2000: Dinge in der Kunst des XX. Jahrhunderts, Haus der Kunst, München
  • 1999: Veronika Veit: Halbe Sachen, Zweckverband Dachauer Galerien und Museen, Neue Galerie Dachau/Artothek München

Einzelnachweise

  1. Kunstverein Konstanz – Veronika Veit. In: kunstverein-konstanz.de. 22. April 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Dezember 2016; abgerufen am 10. Dezember 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kunstverein-konstanz.de
  2. kultur-online : No Place... In: kultur-online.net. 1. Januar 1980, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Dezember 2016; abgerufen am 10. Dezember 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kultur-online.net
  3. video - art - film. In: video-art-film.de. Abgerufen am 10. Dezember 2016.
  4. Landeshauptstadt München, Redaktion: Förderpreise 2016 der Landeshauptstadt München für Bildende Kunst, Architektur, Design, Fotografie und Schmuck. In: muenchen.de. Abgerufen am 10. Dezember 2016.
  5. Profil: Veronika Veit. In: reflektor-m.de. 29. März 2016, abgerufen am 10. Dezember 2016.
  6. Landeshauptstadt München, Redaktion: Im Bunker. Abgerufen am 14. September 2017.
  7. Haus der Kunst - Detail. In: hausderkunst.de. 23. November 2011, abgerufen am 10. Dezember 2016.
  8. Förderpreise der Landeshauptstadt München – Lothringer 13 Halle. In: lothringer13.com. 18. Mai 2016, abgerufen am 10. Dezember 2016.
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