Varennes-Saint-Sauveur
Varennes-Saint-Sauveur ist eine französische Gemeinde im Département Saône-et-Loire in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Sie gehört zum Arrondissement Louhans und zum Kanton Cuiseaux. Die Gemeinde hat 1123 Einwohner (Stand 1. Januar 2021), sie werden Varennois, resp. Varennoises genannt.[1]
Varennes-Saint-Sauveur | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Bourgogne-Franche-Comté | |
Département (Nr.) | Saône-et-Loire (71) | |
Arrondissement | Louhans | |
Kanton | Cuiseaux | |
Gemeindeverband | Bresse Louhannaise Intercom’ | |
Koordinaten | 46° 29′ N, 5° 15′ O | |
Höhe | 182–219 m | |
Fläche | 30,16 km² | |
Einwohner | 1.123 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 37 Einw./km² | |
Postleitzahl | 71480 | |
INSEE-Code | 71558 | |
Website | Homepage Varennes-Saint-Sauveur |
Geografie
Varennes-Saint-Sauveur liegt in der Landschaft Bresse, im Süden des Arrondissement Louhans und grenzt im Südwesten an das Département Jura. Die Gemeinde wird in Ost-West-Richtung von der Departementsstraße D11[2] (Cuiseaux–Saint-Trivier-de-Courtes) durchzogen, im Ort kreuzt sie sich mit der Departementsstraße D996[3] (Sainte-Croix–Bourg-en-Bresse). Von der Südspitze fließt der Sevron[4] nach Norden durch das gesamte Gemeindegebiet. Bei Pré Conflans mündet er in den Solnan[5], der von Süden kommend, in ausgeprägten Mäandern die nordöstliche Gemeindegrenze bildet. Die Südgrenze bilden der Étang de Servillat mit seinem Bief[6] und der Sevron. ein weiterer Bief zieht sich der Südwestgrenze entlang, die Nordwestgrenze schließlich bildet die Sâne Morte.[7] Das Gemeindegebiet ist nur schwach bewaldet aber stark zersiedelt. Zur Gemeinde gehören die folgenden Weiler und Fluren: Abergement, Atrizet, Bataillard, Becreux, Bellanoiset, Besse, Biefs, Bois-Chevret, Bois-de-Monde, Bouchat, Buisserolle, Burettes, Butillarde, Cadole, Carrouge, Chanets, Chardonnière, Charrières, Châtillon, Chèvre, Communaux, Cour-Basse, Cuizeau, Curtil-Goulu, Duc, Dodats, Etang-des-Ducs, Etang-du-Flat, Etang-Niat, Etang-Rachet, Ferme-des-Bois, Flatiers, Foinard, Forêt, Forts, Gollards, Grande-Grange, Grange, Grange-du-Pin, Grange-Merle, Grange-Royer, Gravière, Jacotin, Jaffonnay, Jouguets, Maître, Malichy, Marlesses, Mazier, Mocarde, Mollards, Montadroit, Montjouvent, Muret, Oriol, Pâtis, Pavillon, Perche, Petite-Grange, Petit-Montjouvent, Planches, Poutillière, Provenchère, Réal, Reine, Salugnon, Sebots, Servillat, Sevron, Tageat, Teppe, Tuilerie, Vauvretin, Vauvrille, Veraudière, Vernat, Ville-des-Bassets.[8]
Klima
Das Klima in Varennes-Saint-Sauveur ist warm und gemäßigt. Es gibt das ganze Jahr über deutliche Niederschläge, selbst der trockenste Monat weist noch hohe Niederschlagsmengen auf. Die effektive Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger ist Cfb. Die Temperatur liegt im Jahresdurchschnitt bei 11,0 °C. Innerhalb eines Jahres fallen 831 mm Niederschläge.
Varennes-Saint-Sauveur | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Toponymie
Bereits 898 wird in den Büchern des Klosters Gigny Varennes erwähnt, 1080 erwähnt das Kloster Cluny die Parrochia de Varennis, also die Pfarrei und 1417 wird der Ort als Varines Sancti Salvatoris aufgeführt. Als Varenna wurde ein Gebiet bezeichnet, das lediglich als Viehweide benutzt wurde, das meist wildreich war und deshalb oft dem Lehensherrn als Jagdgebiet vorbehalten blieb. Die Lage der Gemeinde mit den Flussläufen, deren Wasserführung unregelmäßig ist, die häufigen Überschwemmungen und die dadurch bedingte Unsicherheit der Verkehrswege, machte eine Besiedlung im Mittelalter schwierig.
Dennoch werden schon früh Orte in der heutigen Gemeinde erwähnt, 1078 der Weiler Forêts (das nördlichste Quartier des Ortes) als Villa quae vulgo dicitur Foresta (deutsch: das Haus, das allgemein als [im] Wald genannt wird). Zur gleichen Zeit wird der Weiler Buisserolles aufgeführt, im Verzeichnis der Abtei Cluny wird er Bosserolas genannt (er befindet sich rund 2,5 Kilometer nordwestlich des Ortes, zwischen Solnan und Sevron). 1096 wird ein Bernardus de Boschaio genannt, der Weiler heißt heute Le Bouchat und befindet sich 1,4 Kilometer nordwestlich der Hauptsiedlung. 1150 wird Servilliacum aufgeführt, der Besitz eines Servilius, gute hundert Jahre später wird dieser Besitz weiter beschrieben mit Grange (1280) und Stagnum (1296). Man scheint also in Servillat (2 Kilometer südlich von Varennes an der D 996) bereits eine Scheune und den Étang de Servillat angelegt zu haben, 1347 wird dort auch eine Mühle erwähnt und 1476 nennt sich ein Claude de Serville. Bleibt als letzte, frühe Nennung der Weiler Abergement, der 1158 als Abergamentum erwähnt wird und 4 Kilometer nordwestlich von Varennes liegt. Noch heute ist dort eine alte Mühle an der Sâne morte, genau auf der Gemeindegrenze zu Montpont-en-Bresse.
Als Folge der Revolution und der damit verbundenen Säkularisierung wurde Ortschaften mit Bezügen zu Heiligen oder zum Feudalismus umbenannt. So trug auch diese Gemeinde während einigen Jahren den Namen Varennes-sur-Sevron.[9]
Geschichte
Varennes-Saint-Sauveur gehörte lange den Herren von Cuiseaux, war aber eine eigene Herrschaft mit eigenem Terrier (Güterverzeichnis). Im 14. Jahrhundert gehörte die Herrschaft Guillaume Bouton, der 1398 das Schloss in Varennes-Saint-Sauveur bewohnte. Er stiftete die Kapelle Notre-Dame oder Rosenkranzkapelle in der Thomaskirche von Cuiseaux. Anschließend ging die Herrschaft an die Prinzen von Orange über und blieb unter derselben Herrschaft wie Cuiseaux. Das Schloss Château-Réal[10] befand sich im Weiler Forêt und gehörte im 18. Jahrhundert einem Alexis Fontaine, dessen Witwe es an Ritter Joseph-Marie-Emmanuel Desglans verkaufte.
In Bouchat bestand ein Schloss, das im Besitz der Familie Hermand du Bouchat war. Am 9. Juli 1710 brachte es Jeanne-Cathérine in die Ehe mit Jean-Charles de Saint-Mauris d’Augerant, es verblieb bei dieser Familie bis Ende des 19. Jahrhunderts (Le Bouchat gehörte damals noch zum Département Ain). Ein weiteres Schloss ist bezeugt in Servillat, das Mitte des 19. Jahrhunderts Michel-Benoît Poisot gehörte und schließlich bestand ein Lehen mit Schloss in Mountjouvent (Heute bei Varennes-Saint-Sauveur, südlich der D 11 und westlich des Sevron), das der Familie gleichen Namens gehörte und später an die de Lévis überging.
Verschiedene Weiler im Süden der Gemeinde und westlich des Sevron bildeten eine eigene Gemeinde Buisserolles, die zum Département Ain gehörte. 1793 zählte sie 843 Einwohner und wurde zwischen 1795 und 1800 in die Gemeinde Varennes-Saint-Sauveur integriert.
Die Gemeinde liegt in einem recht heiklen Gebiet, indem sowohl der Sevron als auch der Solnan große Gebiete des Jurafusses entwässern. Daraus ergibt sich eine unregelmäßige und unkontrollierbare Wasserführung. Aus neuester Zeit werden folgende Naturkatastrophen vermerkt:
- Sturmschäden vom 6. – 10. November 1982
- Überschwemmungen und Murgang vom 8. – 31. Dezember 1982
- Überschwemmungen und Murgang vom 12. – 13. Mai 1983
- Überschwemmungen und Murgang vom 6. – 20. Mai 1985
- Überschwemmungen und Murgang vom 24. – 26. Oktober 1999
- Erdbewegungen als Folge der Trockenheit und anschließendem Wasserausgleich vom 1. Juli – 30. September 2003
Heraldik
Die Gemeinde benutzt für ihr Briefpapier ein Wappen mit der Blasonierung: In Rot ein Goldener Balken. Dieses Wappen sei dasjenige der Familie Balathier, Herren des Ortes im 18. Jahrhundert. In verschiedenen Publikationen taucht das Wappen der Balathier allerdings auf als In Schwarz ein goldener Balken. Wieweit das Wappen aufgrund der Schraffur falsch gelesen wurde, ist unbekannt. Seltsam jedoch, dass die Blasonierung sich mit dem Wappen der Boutons[11] deckt, die lange Zeit die Herren von Cuiseaux und seit dem 15. Jahrhundert auch Herren von Varennes waren, während die Balathiers bei Guillemaut als lokale Herren nicht erwähnt werden[12]. Im übrigen ist das Wappen dasselbe wie dasjenige der Gemeinde le Fay.
Bevölkerung
Varennes-Saint-Sauveur: Einwohnerzahlen von 1793 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1793 | 1.111 | |||
1800 | 1.609 | |||
1806 | 1.818 | |||
1821 | 1.681 | |||
1831 | 1.812 | |||
1836 | 1.848 | |||
1841 | 1.934 | |||
1846 | 2.000 | |||
1851 | 1.972 | |||
1856 | 1.905 | |||
1861 | 1.951 | |||
1866 | 1.977 | |||
1872 | 1.988 | |||
1876 | 2.088 | |||
1881 | 2.120 | |||
1886 | 2.125 | |||
1891 | 1.985 | |||
1896 | 2.014 | |||
1901 | 1.980 | |||
1906 | 1.854 | |||
1911 | 1.880 | |||
1921 | 1.678 | |||
1926 | 1.680 | |||
1931 | 1.584 | |||
1936 | 1.566 | |||
1946 | 1.456 | |||
1954 | 1.345 | |||
1962 | 1.201 | |||
1968 | 1.113 | |||
1975 | 1.037 | |||
1982 | 1.054 | |||
1990 | 1.039 | |||
1999 | 1.005 | |||
2009 | 1.193 | |||
2014 | 1.116 | |||
2020 | 1.131 | |||
Quelle(n): EHESS/Cassini bis 2006,[13] ab 2009 INSEE[14] Ammerkung(en): • Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz • Höchste Einwohnerzahl 1886 mit 2125, tiefste Einwohnerzahl 1999 mit 1005 (47,3 % vom Maximum) |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Kapelle in spätgotischem Flamboyntstil aus Stein (1857)
- Kapelle in neugotischem Stil aus Ziegelsteinen in Le Boucat
- Taubenhaus aus dem 19. Jahrhundert, vollständig restauriert
- Alte Poststation neben der Bäckerei im Dorfzentrum
- Schloss Château-Réal aus dem 19. Jahrhundert, 1935 unter Schutz gestellt
- Steinkirche, restauriert im Jahr 2000
- Das Herrschaftshaus in Servillat aus dem 19. Jahrhundert
- Die Mühle von Tageat, bezeugt seit 1631
- Ziegelei aus dem 17. Jahrhundert, vollständig restauriert
Wirtschaft und Infrastruktur
In der Gemeinde befinden sich nebst Mairie und Kirche 33 Landwirtschaftsbetriebe, eine Bäckerei, eine Metzgerei, ein Lebensmittelgeschäft, eine Eisenwarenhandlung, elf Betriebe der Baubranche, fünf Garagenbetriebe, fünf Veterinäre, drei Gastronomiebetriebe. Als AOC-Produkte sind in Varennes-Saint-Sauveur Crème et beurre de Bresse[15][16] zugelassen, ferner Volaille de Bresse[17] und Dinde de Bresse.[18]
Bildungseinrichtungen
In der Gemeinde besteht eine École primaire (École maternelle und École élémentaire), die der Académie de Dijon[19] untersteht und von 115 Kindern besucht wird. Für die Schule gilt der Ferienplan der Zone A.[20]
Literatur
- Claude Courtépée (1721–1781): Description historique et topographique du Duché de Bourgogne. Band 5. Chez Causse, Dijon 1780 (französisch, Google Books).
- Lucien Guillemaut (1842–1917): Histoire de la Bresse Louhannaise. Bd. 1, Louhans 1897.
- Lucien Guillemaut (1842–1917): Armoiries et familles nobles de la Bresse louhannaise: armoiries ouvrières, armoiries particulières et de familles. Vve L. Romand, Louhans 1909 (französisch, gallica).
Weblinks
- Varennes-Saint-Sauveur. auf INSEE. Institut national de la statistique et des études économiques, abgerufen am 4. Dezember 2023 (französisch).
- Varennes-Saint-Sauveur. in der Base Mérimée. Ministère de la Culture, abgerufen am 4. Dezember 2023 (französisch).
- Varennes-Saint-Sauveur. in Patrimoine en Bourgogne-Franche-Comté. Direction Culture, Sport et Jeunesse (keine Daten bei Abruf), abgerufen am 4. Dezember 2023 (französisch).
- Webpräsenz der Gemeinde. Varennes-Saint-Sauveur. Mairie de Varennes-Saint-Sauveur, abgerufen am 4. Dezember 2023 (französisch).
Einzelnachweise
- Varennes-Saint-Sauveur. auf habitants.fr. Abgerufen am 3. Januar 2016 (französisch).
- Departementsstraße D11. auf routes.wiki.com. Abgerufen am 3. Januar 2016 (französisch).
- Departementsstraße D996. auf routes.wiki.com. Abgerufen am 3. Januar 2016 (französisch).
- Le Sevron, Länge 54,6 km, Zufluss zum Solnan, Quelle bei 46° 14′ 52,1″ N, 5° 22′ 20,3″ O in Treffort-Cuisiat auf ca. 364 m, Mündung bei 46° 32′ 0,2″ N, 5° 16′ 10,2″ O in Frontenaud auf ca. 182 m, Le Sevron auf sandre.eaufrance.fr
- Le Solnan, Länge 61,6 km, Zufluss zur Seille, Quelle bei 46° 20′ 33″ N, 5° 21′ 31,3″ O in Verjon auf ca. 227 m, Mündung bei 46° 37′ 46,2″ N, 5° 13′ 5,5″ O in Louhans auf ca. 176 m, Le Solnan auf sandre.eaufrance.fr
- Bief du Servillat, Länge 1,2 km, Zufluss zum Sevron, Quelle bei 46° 27′ 21,6″ N, 5° 15′ 14,4″ O in Condal auf ca. 194 m, Mündung bei 46° 27′ 41″ N, 5° 14′ 29,4″ O in Condal auf ca. 187 m, Bief du Servillat auf sandre.reaufrance.fr
- La Sane-Morte, Länge 54,6 km, Zufluss zur Sane-Vive, Quelle bei 46° 22′ 31,4″ N, 5° 11′ 28,3″ O in Foissiat auf ca. 218 m, Mündung bei 46° 34′ 30″ N, 5° 5′ 38,8″ O in Ménetreuil auf ca. 177 m, La Sane-Morte auf sandre.eaufrance.fr
- Dictionnaire Topographique de Saône-et-Loire. Comité des Travaux Historiques et Scientifiques, abgerufen am 25. Juli 2023 (französisch).
- Les noms révolutionnaires des communes de France. Société de l’Histoire de la Révolution Française, S. 58, abgerufen am 26. Januar 2024 (französisch).
- Ansichtskarte von Schloss Château-Réal, französisch, abgerufen am 15. Dezember 2014.
- Guillemaut, Lucien (1842-1917): Armoiries et familles nobles de la Bresse louhannaise : armoiries ouvrières, armoiries particulières et de familles. Gallica, abgerufen am 27. Dezember 2023 (Das Wappen der Boutons ist das unterste links.).
- Armorial des communes. Varennes-Saint-Sauveur. In: Archives départementales. Le Département Saône-et-Loire, abgerufen am 16. Januar 2016 (französisch, Originalblasonierung: De gueules à la fasce d’or.).
- Einwohnerstatistik auf cassini.ehess.fr. cassini.ehess.fr, abgerufen am 1. April 2024 (französisch).
- Dossier complet, Commune de Varennes-Saint-Sauveur (71558). Insee.fr, abgerufen am 1. April 2024 (französisch).
- Crème de Bresse. auf INAO L’Institut national de l’origine et de la qualité. Abgerufen am 3. Juli 2015 (französisch).
- Beurre de Bresse. auf INAO L’Institut national de l’origine et de la qualité. Abgerufen am 3. Juli 2015 (französisch).
- Poulet de Bresse. auf INAO, L’Institut national de l’origine et de la qualité. Abgerufen am 26. Juni 2015 (französisch).
- Dinde de Bresse. auf INAO, L’Institut national de l’origine et de la qualité. Abgerufen am 26. Juni 2015 (französisch).
- Homepage der Académie de Dijon. Abgerufen am 10. Januar 2016 (französisch).
- Ferien- und Feiertagsplan der Zone A. Varennes-Saint-Sauveur. Abgerufen am 10. Januar 2016 (französisch).