Vaerst (Adelsgeschlecht)
Vaerst (auch: (von der) Vorst, lateinisch de Foresto o. ä.) ist der Name eines niederrheinisch-westfälischen Adelsgeschlechts.
Geschichte
Das Geschlecht gehörte dem Adel der Grafschaft Mark an und trat urkundlich erstmals 1209 auf.[1] Schon 1280 saß es zu Olpe unweit Lennep. In jenem Jahr verkaufte Hermann de Foresto dieses Gut dem Grafen Adolf von Berg mit der Bemerkung, dass schon Hermanns Vorfahren das Gut besaßen.[2] 1297 hatte Herman miles de Foresto das Haus Vorst bei Leichlingen inne.[1] Mit diesem Hermann von Forste beginnt auch die Stammreihe der Familie.[3] 1317 saß die Familie zu Overkempinc bei Kamen, 1326 zu Heinkhausen und zu Haus Opherdicke, 1386 zu Ergste bei Iserlohn, 1391–1794 zu Haus Kallenberg bei Hagen, 1386 Brockhausen in Bochum-Stiepel, 1400–1440 zu Haus Horst in Herne-Bickern, 1402 zu Ende bei Hagen und 1416–1466 zu Burg Gerkendahl.[4][5]
In der Grafschaft Mark gehörten später u. a. noch Haus Aden (1748–1754), Ardey (Kreis Soest) (1727–1760), Asbeck (1452), Haus Bärendorf (1776), Haus Oberfelde in Niederaden (1748–1754), Haus von der Recke in Westhemmerde (1727–1759), Haus Heven (Anfang 15. Jahrhundert und 1629–1747), Haus Göckinghof in Schwelm (1627–1662)[6] und Haus Weitmar (1776–1780) zum Besitz der Familie.[4][5]
Darüber hinaus war die Familie zeitweise auch in Schlesien und in der Mark Brandenburg begütert. In Schlesien waren dies 1645 Haltauf und 1745–1801 Klein-Zauche, beide Kreis Trebnitz, sowie 1801 Lerchenberg-Zerbau im Landkreis Glogau, in der Mark Brandenburg u. a. 1843 Freienhagen im Kreis Niederbarnim.[4][5]
Vertreter der Familie standen in Diensten der königlich-preußischen Armee. 1857 waren Nachkommen des Eugen Freiherr von Vaerst, Major a. D., zu Herrendorf mit Vorwerk Carolinshof im Landkreis Soldin in der preußischen Provinz Brandenburg begütert.[4] Anfang des 20. Jahrhunderts blühte die Familie noch.[7]
Persönlichkeiten
- Bernhard von der Vorst, Herr zu Horst, 1416–1432 Drost zu Essen, 1427 sowie 1432–1436 Amtmann im Amt Angermund
- Eugen von Vaerst (1792–1855), preußischer Offizier und Schriftsteller
- Heinrich von der Vaerst, 1434–1436 Komtur der Kommende Reval
- Hermann Hans von Vaerst (1798–1877), Offizier und Mitglied des Reichstags des Norddeutschen Bundes
- Gustav von Vaerst (Tiermediziner) (1858–1922), deutscher Veterinärmediziner und Hochschullehrer
- Gustav von Vaerst (General) (1894–1975), deutscher Offizier, General der Wehrmacht
- Jorien von der Vorst, 1524–1534 Freigraf von Volmenstein
- Mathias von Vaerst († 1638), Drost zu Bochum
- Wolfgang Vaerst (1931–2015), deutscher Manager
Wappen
Blasonierung: Zwölfmal von Rot und Gold geständert mit blauem Herzschild. Auf dem rot-golden bewulsteten Helm ein goldener und ein roter nach außen gekehrter Palmzweig, alias zwei grüne Zweige mit Beeren (auch zwei Sägen), dazwischen der Schild wiederholt. Die Helmdecken sind (blau–) rot–golden.[7]
Aufgrund der Wappenähnlichkeit vermutet Anton Fahne eine Abstammung von den von Eller.[8]
Literatur
- Konrad Blažek: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6 (Abgestorbene, erloschene Geschlechter), 8. Abt., T. 3: Der abgestorbene Adel der Preußischen Provinz Schlesien, 3. Teil, Nürnberg 1894, S. 63 f. und Tfl. 38.
- Anton Fahne: Geschichte der kölnischen, jülichschen und bergischen Geschlechter, Band 2, Köln 1853, S. 180.
- Anton Fahne: Geschichte der westphälischen Geschlechter, 1858, S. 390 f. (mit Stammtafel).
- Maximilian Gritzner: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 11. Abt., T. 2: Der Adel der russischen Ostseeprovinzen, Teil 2: Der Nichtimmatrikulierte Adel, Nürnberg 1901, S. 231 und Tfl. 161.
- Otto Titan von Hefner: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 1. Abt.: Der Adel des Königreichs Preußen: Grafen und Freiherren, Nürnberg 1857, S. 68 und Tfl. 88.
- Otto Titan von Hefner, Alfred Grenser, George Adalbert von Mülverstedt: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 2. Abt., Bd. 1, T. 2: Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute M–Z, Nürnberg 1878, S. 424 und Tfl. 468.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 9 (Steinhaus–Zwierlein), Friedrich Voigt’s Buchhandlung, Leipzig 1870, S. 355 f.
- Leopold von Ledebur: Adelslexicon der Preußischen Monarchie, Band 3: T–Z, Berlin 1858, S. 49 f.
- George Adalbert von Mülverstedt: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 1. Abt., Bd. 2: Der Preußische Adel: Freiherren und Grafen. Nachträge und Verbesserungen, Nürnberg 1906, S. 25 und Tfl. 20.
- Max von Spießen: Wappenbuch des Westfälischen Adels, Band 1, Görlitz 1901–1903, S. 50; Band 2, Görlitz 1903, Tafel 120.
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XV, Band 134 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2004, S. 175–176, ISSN 0435-2408
Einzelnachweise
- Eintrag von Tanja Potthoff zu Vorst in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 25. November 2022.
- Fahne (1853), S. 180.
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XV, Band 134 der Gesamtreihe GHdA, 2004, S. 175–176
- Kneschke (1870), S. 356.
- Ledebur (1858), S. 49 f.
- Haus Göckinghof auf wiki.genealogy.net, besucht am 25. November 2022.
- Spießen (1901–1903), S. 50.
- Fahne (1853), S. 180. Analog Hefner/Grenser/Mülverstedt (1878), S. 424.