VW-Buggy
VW-Buggys, allgemein Buggys, sind offene Freizeitautos, die sich besonders für den Einsatz in Sanddünen eignen.
Sie waren die häufigste Variante sogenannter Kit Cars, entstanden Anfang der 1960er Jahre in den USA als Strandfahrzeuge der Hippie-Generation und verschwanden Ende der 1980er mit den zunehmenden Anforderungen der passiven Sicherheit.
Gründe für die Käfer-Basis
Der Käfer war aus mehreren Gründen ein gut geeignetes Basisfahrzeug:
- Er war aus einem Zentralrohrrahmen mit Bodenplatte und nicht tragender Karosserie („Häuschen“) aufgebaut. Dadurch konnten nach Entfernen der Karosserie alle Arten von Aufbauten aufgesetzt werden.
- Der Käfer war als Gebraucht- oder Unfallwagen überall preiswert zu bekommen;
- ein Käfer ist ein recht gutes Fahrzeug für schwierigere Böden und zählt zu den geländegängigsten Fahrzeugen ohne Allradantrieb.
Geschichte
In den 1960er Jahren, in der Mode der Beatles und der Popularität des Pop- und kalifornisch geprägten Hippie-Lebensstils, kamen die Buggys auf. Als Erfinder des Dune-Buggys gilt der Kalifornier Bruce Meyers, der 1964 die erste von ihm entwickelte Kunststoffkarosse auf ein gekürztes VW-Käfer-Fahrgestell schraubte. Das war die Geburtsstunde des legendären Meyers-Manx-Buggy, dessen markante Form in den Grundzügen von allen folgenden Buggybauern kopiert wurde.
Durch Abschneiden nicht benötigter Karosserieteile und „Tuning“ entstanden in den 1960er Jahren aus VW-Käfern dann auch Rennfahrzeuge für das Baja-California-Rennen, das entlang der Küste der wüstenähnlichen Verlängerung auf die gleichnamige mexikanisch-südkalifornische Halbinsel führte.
Aus den Strandfahrzeugen der Hippies und einigen Eigenschaften der Baja-Rennwagen entwickelte sich dann zum Ende der 1960er Jahre auch in Europa eine rührige Umbau-Szene. Viele – meist kleine – Unternehmen boten Umbausätze, sogenannte Kits für die Kit Cars an, mit denen sich handwerklich begabte Schrauber in vielen Umbaustunden preisgünstige Spaß- und Sportfahrzeuge herstellen konnten. Vorreiter war die Hamburger Rudolf Kühn KG, die mit dem HAZ-Buggy 1968 den ersten deutschen Buggy in einer Kleinserie auf die Straße brachte.
Auf mehreren Stufen wurden diese Umbauten und Bausätze angeboten: von der preiswertesten Version (ca. 3000 DM) für eine blanke Kunststoff-Karosserie ohne Türen und Windschutzscheibe über halb montierte Bausätze mitsamt der Vorbereitung zum verkürzten Chassis für ca. 5000 bis 7000 DM bis hin zu TÜV-abgenommenen straßenzulassungsfertigen Neufahrzeugen für weit über 10.000 DM reichte die Palette der Angebote.
Aufbauend auf der Buggy-Tradition stellte Volkswagen 2019 das elektrisch angetriebene Konzeptfahrzeug ID.Buggy vor.
Technisches
Mindestzutat eines Käfer-Umbausatzes war die große Kunststoff-Karosserie, die aus glasfaserverstärktem Kunststoff meist im Handauflegeverfahren hergestellt wurde.
Typische Zubehörteile eines Buggys sind die sehr großen Räder auf der Hinterachse und oftmals ein leistungsgesteigerter Motor. In den USA war einer der ersten und erfolgreichsten Typen der Manx von Bruce Meyers. Pionier in Europa wurde das belgische Unternehmen Apal.
Das wichtige Unterscheidungsmerkmal von Buggys besteht darin, ob das Fahrgestell verkürzt wurde oder die Käfer-Bodenplatte unverändert blieb. Die verkürzten Versionen waren wendiger, leichter und verwindungssteifer. Sie benötigten jedoch einen kundigen Schlosser und Schweißer, der die Bodenplatte an den richtigen Stellen auseinanderschnitt und um ca. 27,5 bis 39 Zentimeter verkürzt wieder zusammensetzte. In Deutschland musste dieser die entsprechenden Schweißscheine besitzen, damit das von ihm bearbeitete Fahrzeug eine TÜV-Abnahme erhalten konnte.
Außer kleinen Tuning-Firmen widmeten sich auch bald angesehene Unternehmen dem Buggy-Bauen: beim Karosseriehersteller Karmann in Osnabrück entstanden neben den Käfer-Cabrios und den Karmann-Ghia-Modellen, die VW selbst vertrieb, auch tausende von Buggys des von der Zeitschrift Gute Fahrt 1969 entwickelten Typs Karmann GF auf originalem Käferfahrgestell.
Bildergalerie
- VW-Karmann-GF-Buggy, von VW angeboten
- Albar Buggy von Alois Barmettler aus der Schweiz
- Heckansicht
- Seitenansicht mit Verdeck
- Swiss Buggy aus der Schweiz
- Bruvo aus den Niederlanden
- Ledl Europa von Ledl aus Österreich
Das Ende
Die Bausatz-Herstellung endete zumeist in den 1980er Jahren, als die gesetzlichen Vorschriften zur Unfallverhütung und zur Fahrzeugtypenzulassung mit Crashtests und ähnlichem immer aufwendiger wurden und die Buggybauten verteuerten oder unmöglich machten. Buggys selberbauen und auch Cabrios allgemein kamen vollkommen aus der Mode. Bis in die frühen 1990er Jahre fristeten gebrauchte Buggys ein Aschenputtel-Schattendasein auf den Höfen der Gebrauchtwagenhändler. Keiner wollte diese Fahrzeuge mehr haben – kalt und zugig, wie sie im Winter oft waren, mit ihren ungefütterten Verdecken und fehlenden oder oftmals defekten Heizungen. (Ein „vernünftiger“ Buggy sollte eine funktionierende Standheizung haben, denn sonst bereitet das Auto nur in maximal vier Sommermonaten des Jahres Freude.)
Heute sind fahrbereite Buggys aus den 1960er und 1970er Jahren selten geworden. Aus den großen Pfingsttreffen der europäischen Buggygemeinde mit nicht selten über 500 Fahrzeugen in den 1980er Jahren sind beschauliche Veranstaltungen mit 100 bis 150 Buggys geworden. Mittlerweile bekommt man in Deutschland selbst im Zuge einer Einzelabnahme keine neuen Buggys mehr zugelassen. Gelegentlich sind auch heute noch Buggys der 1970er und 1980er Jahre im Gebrauchtwagenhandel zu finden, oft in etwas „durchwachsenem“ Zustand.
Sonstiges
- Der Buggy war auch Vorbild des klassischen Darda-Spielzeugautos.
- Im Spencer & Hill-Film Zwei wie Pech und Schwefel spielt ein roter Strandbuggy mit gelbem Häubchen eine wichtige Rolle.
- In einer Szene im Film Thomas Crown ist nicht zu fassen machen Steve McQueen und Faye Dunaway in einem Dünen-Buggy zum Theme „Windmills of your mind“ den Strand unsicher.
- Auch die Umbauten anderer Fahrzeuge oder komplette Eigenbauten, wie z. B. die Schlesser Buggys von Jean-Louis Schlesser oder der französischen Firma SMG werden häufig als Buggy bezeichnet.
- Die Fahrzeugtypen des Düne Buggy und seine Verwandten sind bis heute in Deutschland unter dem behelfsmäßigen Markennamen „Kunststoff“ und der Herstellerschlüsselnummer 0950 zugelassen.[1]
Weblinks
Einzelnachweise
- Typklassen Kunststoff 2018. In: autoampel.de. Autoampel, 2017, abgerufen am 28. November 2017.