VBK GT6-EP

Die Triebwagen des Typs GT6-EP waren sechsachsige Gelenktriebwagen der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), die in den Jahren 1959 bis 1960 von der Deutschen Waggon- und Maschinenfabrik an die VBK zum Einsatz im Karlsruher Straßenbahnnetz geliefert wurden. Die Abkürzung steht dabei für „Gelenk-Triebwagen mit 6 Achsen und elektropneumatischer Schützensteuerung“.

GT6-EP
Ein GT6-EP im Jahr 1993
Ein GT6-EP im Jahr 1993
Ein GT6-EP im Jahr 1993
Nummerierung: 142–146
Anzahl: 5
Hersteller: DWM, BBC
Baujahr(e): 1959–60
Ausmusterung: 1995
Achsformel: B’2’B’
Bauart: Sechsachsiger Gelenktriebwagen
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Kupplung: 20.235 mm
Länge: 19.295 mm
Höhe: 3.186 mm
Breite: 2.400 mm
Drehzapfenabstand: 6.000 mm
Drehgestellachsstand: 1.800 mm
Leermasse: 23,66 t
Dienstmasse: 35,86 t
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h
Stundenleistung: 2 × 120 kW
Stromsystem: 750 Volt Gleichstrom
Stromübertragung: Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren: zwei
Antrieb: Gleichstrommotor
Bremse: Widerstandsbremse, Druckluftfederspeicherbremse, Schienenbremse
Steuerung: elektropneumatische Schützsteuerung
Kupplungstyp: BSI-Kompaktkupplung
Sitzplätze: 41
Stehplätze: 147
Fußbodenhöhe: 900 mm

Aufbau

Technik

Bei den Wagen handelte es sich um zweiteilige 2,40 Meter breite Einrichtungs-Gelenktriebwagen. Die beiden Fahrzeugteile waren in der Mitte durch ein Jakobsdrehgestell verbunden. Sie entsprachen in ihrem mechanischen Aufbau und ihrer Formgebung den ab 1961 von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe eingesetzten Triebwagen des Typs GT6-D, welche jedoch mit einer Breite von 2,37 Metern drei Zentimeter schmaler waren. Um mit den Fahrzeugen des Typs T4-EP und den Fahrzeugen GT6-EP und GT8-EP der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) in Mehrfachtraktion verkehren zu können, wurden sie wie die Fahrzeuge der AVG mit einer elektropneumatischen Steuerung ausgestattet. Trotz ihrer großen Ähnlichkeit zum Duewag-Gelenkwagen handelt es sich nicht um Lizenzbauten.

Die Fahrzeuge des Typ GT6-EP unterschieden sich von den normalen Straßenbahnfahrzeugen des Typs GT6-D auch darin, dass sie für den Einsatz auf der Albtalbahn, welche nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung als Eisenbahnstrecke betrieben wird, mit den für den Eisenbahnbetrieb vorgeschriebenen Einrichtungen ausgestattet wurden: Sie besaßen eine Sicherheitsfahrschaltung, eine Warnpfeife und breite Radreifen mit einem Mischprofil für Straßenbahn- und Eisenbahngleise.

Die beiden äußeren konventionellen Drehgestelle wurden jeweils durch Gleichstrommotoren mit 120 kW Leistung angetrieben, welche mit Hilfe einer elektropneumatischen Schützensteuerung mit Hebelbedienung gesteuert wurden. Die Wagen besaßen wie die GT6-EP und GT8-EP der AVG eine BSI-Kompaktkupplung, wodurch Doppel- und Mehrfachtraktionen mit bis zu vier Wagen möglich waren.

Innenraum und Farbgebung

Der Fahrgastraum war mit einer Bestuhlung in 2+2-Anordnung ausgestattet, welche mit Kunstleder bezogen waren. Zusätzlich befand sich im Heck ein Schaffnersitzplatz, der 1966 beim Umbau auf Einmannbetrieb in der Waggonfabrik Rastatt entfernt wurde.

Die Wagen waren in den Karlsruher Stadtfarben gelb lackiert und mit einer roten Zierlinie unterhalb der Fenster sowie Zierleisten aus Aluminium versehen. Besonders an den Wagen war, dass sie, wie die Wagen des Typs GT6-D und GT8-D, nach Berliner Bezirks- oder Ortsteilnamen getauft waren, um Verbundenheit mit der geteilten Stadt auszudrücken. An der rechten Seite befand sich jeweils an Bug und Heck der Berliner Bär mit dem jeweiligen Namen.

Die Wagen trugen folgende Namen:[1]

NummerNameSektor
142Wittenau (Reinickendorf)französisch
143Britz (Neukölln)amerikanisch
144Buckow (Neukölln)amerikanisch
145Rudow (Neukölln)amerikanisch
146Johannisthal (Treptow)sowjetisch

Geschichte

Lieferung

Nachdem die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft für die umgespurte Albtalbahn neue Triebwagen des Typs GT6-EP bestellt hatte, entschieden sich die Verkehrsbetriebe Karlsruhe denselben Fahrzeugtyp zu bestellen. Zur Förderung der Wirtschaft in der damals geteilten Stadt Berlin bestellten die VBK nicht wie die AVG bei Düwag oder der Waggonfabrik Rastatt, sondern bei der Deutschen Waggon- und Maschinenfabrik in Berlin.

Die Triebwagen wurden in den Jahren 1959 und 1960 an die Verkehrsbetriebe Karlsruhe ausgeliefert. Die elektrische Ausstattung der Wagen stammte von BBC aus Mannheim. Die Fahrzeuge der zweiten Serie wurden ab dem Jahr 1961 ausgeliefert und erhielten anstatt einer elektropneumatischen Steuerung eine direkte Steuerung. Ab der zweiten Lieferserie erhielten die Fahrzeuge deswegen die Bezeichnung GT6-D.

Einsatz und Ausmusterung

Die Fahrzeuge waren anfänglich auf der damaligen Linie A der Stadtbahn Karlsruhe im Albtal zwischen der Karlsruher Innenstadt und Herrenalb im Einsatz. Später waren sie im gesamten Straßenbahnnetz anzutreffen. Es wurden auch gemischte Doppeltraktionen mit den ehemaligen Gelenktriebwagen GT8-EP und GT8-EP (Waggon Union) der AVG gebildet.

Die Triebwagen wurden im Jahr 1995 mit Lieferung der ersten niederflurigen Straßenbahnen vom Typ GT6-70D/N und GT8-70D/N ausgemustert. Wagen 142 wurde verschrottet, die Wagen 143–146 wurden an die Straßenbahn Timișoara abgegeben und dort 2002 ausgemustert.

Literatur

  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 6: Baden. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 1999, ISBN 3-88255-337-5.
  • Martin Pabst: Taschenbuch Deutsche Straßenbahn-Triebwagen. Band 2: Elektro-Triebwagen 1931 – heute. Franckh’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1982, ISBN 3-440-05043-2.
  • Willi Diestelkamp: Einheits-Gelenktriebwagen der Verkehrsbetriebe Karlsruhe. In: Nahverkehrs-Praxis. 3/1978, ISSN 0342-9849.

Einzelnachweise

  1. Treffpunkt Schienennahverkehr Karlsruhe: Wagenparkliste Straßenbahnen - Wagennummer mit Bezirks- oder Ortsteilname der Gelenktriebwagen. Treffpunkt Schienennahverkehr Karlsruhe e.V., abgerufen am 28. März 2014.
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