Urs Linsi
Leben
Linsi studierte Wirtschaftswissenschaften und wurde an der Hochschule St. Gallen promoviert.[1] Er war mehr als 20 Jahre für die Credit Suisse tätig,[2] auch als Chef der Leasingabteilung.[3] Von 1999 bis 2007 war Linsi für die FIFA tätig.[4] Linsi gründete 2007 eine Unternehmensberatung.[5] Sie wurde 2011 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die auch im Bereich Immobilien tätig ist.[6] Linsi wurde 2009[7] Mitglied im Verwaltungsrat von Airesis.[8] Er ist in weiteren Verwaltungsräten tätig[9] und wurde im August 2011 VR-Präsident der Bank Sparhafen Zürich.[10]
Linsi engagiert sich in einer gemeinnützigen Stiftung[11] und im Vorstand[12] eines Vereins zur Jugendförderung.[13]
Linsi ist verheiratet und hat drei Kinder.[1] Er wohnt in Zofingen im Kanton Aargau.[10]
Sport
Linsi spielte Fussball in unteren Amateurligen und in Universitätsmannschaften. Nach einer Knieverletzung beendete er seine aktive Laufbahn und war zwei Jahre als Fussballschiedsrichter tätig. Mitte der 1980er-Jahre startete Linsi mit Ausdauersport. 1988 nahm er an einem Triathlon auf Hawaii teil.[1]
1989 gründete Linsi den Powerman Zofingen, eine Duathlon-Wettkampfveranstaltung.[14]
Sportfunktionär
FIFA
Linsi war bei der FIFA ab Juli 1999 Direktor Finanzen und ab Januar 2000 stellvertretender Generalsekretär. Am 17. Dezember 2002 wurde er in Madrid zum FIFA-Generalsekretär ernannt.[1] Linsi war bis zum Juni 2007 als Generalsekretär tätig und während seiner Amtszeit massgebend verantwortlich für die finanzielle Sanierung des Weltfussballverbandes und für den Bau des Home of FIFA.[15]
Linsi war 1999 aufgrund einer Empfehlung von Heinz Schurtenberger, einem Studienkollegen Linsis und Chef von International Sport and Leisure (ISL), zur FIFA gewechselt. ISL vermarktete auch im Auftrag der FIFA Sponsoren- und Fernsehrechte für Sportveranstaltungen. Der Sportrechtehändler ging 2001 in Konkurs.[16] Mitte Jahr 2002 stellte Linsi bei einem ausserordentlichen FIFA-Kongress in Seoul als Direktor Finanzen den Finanzbericht des Verbandes vor[17] und war massgebend an der Kampagne zur Wiederwahl von FIFA-Präsident Sepp Blatter beteiligt.[18] Bei der Wahl zum Generalsekretär war es Linsi 2002 gelungen, sich vorher bei der FIFA gegen verschiedene Konkurrenten durchzusetzen.[19] Linsi war der fünfte Schweizer in Folge, der zum FIFA-Generalsekretär berufen wurde.[20] Als Generalsekretär war Linsi 2004 verantwortlich für die Vergabe der Lizenzrechte für die Fussball-Weltmeisterschaften 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien. Das Bieterverfahren wurde als transparent angegeben. Harte Nachverhandlungen führte er mit dem Deutschen Fussball-Bund zur Fussball-Weltmeisterschaft 2006.[18] Im Dezember 2005 gab Linsi an, dass die FIFA bei der Fussball-Weltmeisterschaft 2006 mit einem Überschuss von mindestens 110 Millionen Euro rechnete, mit dem die Eigenkapitalbasis der FIFA massgebend erhöht werden sollte.[21] Im März 2007 gab Linsi einen Jahresgewinn der FIFA für 2006 von 187 Millionen Euro bekannt.[22] Für die Fussball-Weltmeisterschaft 2010 erwartete Linsi eine Verdoppelung der TV-Einnahmen. Seit 2007 verkaufte die FIFA ihre TV-Rechte für bestimmte Märkte einzeln. Bis anhin waren die Rechte gemeinsam verkauft worden.[23]
2005 gelang es Linsi nicht, seinen Stellvertreter Jérôme Champagne zu entlassen. Als im Februar 2006 zwei seiner Vertrauten aus der FIFA-Finanzabteilung entlassen wurden, bestätigte das einen Machtverlust des Generalsekretärs.[24] Im Juli 2007 gab die FIFA die Entlassung Linsis als Generalsekretär bekannt.[25] Schweizer Medien interpretierten die Entlassung des Generalsekretärs als «Bauernopfer» für die Wiederwahl Blatters zwei Wochen vorher.[26] Seine Geschäfte wurden übergangsweise an Markus Kattner, den FIFA-Direktor für Finanzen und Controlling übergeben.[27] Im Oktober 2007 bestätigte die FIFA die Zahlung einer Abfindung in Höhe von mehr als 7 Millionen Euro an Linsi aufgrund der Kündigung.[28]
Im März 2016 wurde im Bericht der Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer über ihre internen Ermittlungen beim Deutschen Fussball-Bund zur Bewerbung um die Fussball-Weltmeisterschaft 2006 ebenfalls die Rolle Linsis untersucht.[29] Medien berichteten, dass er an einer umstrittenen Transaktion beteiligt war.[30] Es handelte sich um eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro an Robert Louis-Dreyfus.[31] Im Juni 2016 berichtete ein Schweizer Nachrichtenportal von Ermittlungen der schweizerischen Bundesanwaltschaft,[32] Anfang August 2019 wurde gegen Linsi sowie die ehemaligen DFB-Funktionäre Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst Rudolf Schmidt Anklage erhoben.[33]
Grasshopper Club Zürich
Im September 2009 wurde Linsi vom Verwaltungsrat der Neuen Grasshopper Fussball AG zum CEO berufen.[34] Von Februar 2010[35] bis April 2011 war Linsi Präsident des Fussballvereins Grasshopper Club Zürich.[36]
Einzelnachweise
- Exekutive ernennt Dr. Urs Linsi zum Generalsekretär der FIFA. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 18. Juni 2016; abgerufen am 18. Juni 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Abschied des Fifa-Generalsekretärs Urs Linsi. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Die Metamorphosen des Gehülfen Linsi. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Urs Linsi soll Grasshoppers sanieren. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Linsi Consulting. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Linsi Consulting & Immobilien AG. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Urs Linsi. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- AIRESIS SA. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Treffer zu Urs Linsi. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Urs Linsi. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Stiftung Wachstum, Pubertät und Adoleszenz. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Vorstand. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Verein zur Nachwuchsförderung Sport. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Etwas vom alten Glanz ist zurück am Powerman Zofingen. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Blatters Sanierer Linsi gibt auf. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Hundert zu null. Archiviert vom am 29. Juni 2016; abgerufen am 29. Juni 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Unüberbrückbare Gegensätze in der Fifa. Abgerufen am 18. Juli 2016.
- Der Pate gewinnt immer. Abgerufen am 7. Juli 2016.
- Hundert zu null. Archiviert vom am 29. Juni 2016; abgerufen am 18. Juli 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Das runde Leder als Lebensbegleiter – Urs Linsi. Abgerufen am 22. Juli 2016.
- FIFA sahnt ab: WM als Geldmaschine. Abgerufen am 21. Juli 2016.
- 187 Millionen Euro Gewinn für die FIFA. Abgerufen am 22. Juli 2016.
- Ein Rattenrennen, das in den Ruin führt. Abgerufen am 2. August 2016.
- Fifa-Generalsekretär Linsi verliert zwei Getreue. Abgerufen am 22. Juli 2016.
- Preis des Schweigens. Abgerufen am 3. August 2016.
- Blatters Sanierer Linsi gibt auf. Abgerufen am 3. August 2016.
- Der schnelle Abgang von Fifa-Linsi. Abgerufen am 6. August 2016.
- Linsi farce costs Fifa £3.6m. Abgerufen am 3. August 2016.
- Interne Untersuchung – Untersuchungsbericht. Abgerufen am 18. August 2016.
- Deutsches Herbstmärchen mit Strippen in die Schweiz. Abgerufen am 18. August 2018.
- 6,7 Millionen Euro von Louis-Dreyfus gingen offenbar nie bei der Fifa ein. Abgerufen am 18. August 2016.
- Ex-Fifa-Boss wird Risiko für Sparhafen-Bank. Abgerufen am 18. August 2016.
- Fussball: Anklageerhebung im Zusammenhang mit dem Deutschen Fussball-Bund (DFB). Pressemitteilung der Bundesanwaltschaft vom 6. August 2019, abgerufen am selben Tage.
- Urs Linsi neuer CEO der Grasshoppers. Abgerufen am 6. August 2016.
- Verwaltungsrat verstärkt. Abgerufen am 18. Juni 2016.
- Ein endloses Laientheater. Abgerufen am 18. Juni 2016.