Bezirk Zell am See

Der Bezirk Zell am See ist einer von sechs politischen Bezirken des Landes Salzburg. Er ist deckungsgleich mit dem Pinzgau, einem der fünf Gaue des österreichischen Bundeslandes.

Bezirk Zell am See
Lage im Bundesland Salzburg
Lage des Bezirks Bezirk Zell am See im Land Salzburg (anklickbare Karte)
Lage des Bezirks Bezirk Zell am See im Land Salzburg (anklickbare Karte)
Basisdaten
Bundesland Salzburg
NUTS-III-Region AT-322
Verwaltungssitz Zell am See
Fläche 2.641,07 km²
(31. Dezember 2019)
Einwohner 89.625 (1. Jänner 2023)
Bevölkerungsdichte 34 Einw./km²
Kfz-Kennzeichen ZE
Bezirkskennzahl 506
Bezirkshauptmannschaft
Bezirkshauptmann Bernhard Gratz
Webseite BH Zell am See
Karte
Lage der Gemeinde Bezirk Zell am See   im Bezirk Zell am See (anklickbare Karte)
Lage der Gemeinde Bezirk Zell am See im Bezirk Zell am See (anklickbare Karte)
Bezirkshauptmannschaft in Zell am See

Im Osten grenzt der Bezirk an den Pongau, im Westen an das Bundesland Tirol, im Norden an Bayern (Deutschland) und im Süden von Westen nach Osten an Südtirol (Italien), Osttirol und Kärnten.

Der Bezirk Zell am See ist der Fläche nach der drittgrößte Bezirk Österreichs. Mit seiner Größe von 2.641,07 km² ist der Bezirk etwas größer als das Bundesland Vorarlberg.

Namensherkunft

Das Wort Pinzgau ist von der mittelalterlichen Bezeichnung Bisonta abgeleitet. In den Namen Pinzgau und Bisonta lebt bis heute der Name Isonta fort, die keltisch-lateinische Bezeichnung für den Oberlauf der Salzach. Isonta (auch Igonta) weist wiederum auf den Keltenstamm der Ambisonten hin. Im Mittelalter hieß Zell am See Cella in Bisonta (gegründet 740 n. Ch). Die Ambisonten (lateinisch Ambisontes) waren ein keltischer Stamm im Königreich Noricum. Als ihr Siedlungsgebiet wird der Bereich zwischen Salzach und Saalach (etwa der heutige Pinzgau) bis zum Zusammenfluss, sowie das Salzkammergut, angenommen.

Eine weitere, eher unwahrscheinliche Ableitung des Namens Pinzgau: Der Name stammt von den Binsen, die früher entlang der noch unregulierten Salzach wuchsen.

Geschichte

Im Jahr 923 werden die Grafschaften Ober-, Mittel- und Unterpinzgau in Urkunden erwähnt. Zuerst Teil des Landes Bayern, stand der Pinzgau von 1328 bis zum Jahr 1803 unter der Herrschaft der Salzburger Fürsterzbischöfe. Nachdem der Pinzgau ab 1810 für kurze Zeit unter bayerischer Verwaltung gestanden hatte, kam er 1816 mit Salzburg zu Oberösterreich. Mit der Entstehung eines eigenen Kronlandes Salzburg 1848 erfolgte die Herausgabe einer Landesverfassung, die auch eine Neuregelung der Landesverwaltung und die Einführung der Gemeindeordnung mit sich brachte. Die Bezirkshauptmannschaft war 1850 bis 1854 in Saalfelden untergebracht und kam dann wieder nach Zell am See.

Geografie und Verkehr

Landschaftlich umfasst der Pinzgau die Einzugsgebiete der oberen Salzach (vom Gerlospass bis zur Einmündung der Gasteiner Ache) und der oberen Saalach (von Saalbach-Hinterglemm bis zur deutschen Grenze am Steinpass). Die Saalach durchfließt nach dem Verlassen des Glemmtales ein sich in nord-südlicher Richtung erstreckendes, zum oberen Salzachtal hin offenes Becken, in dem die Stadt Zell am See im Süden und die Stadt Saalfelden im Norden liegen. Bei Maishofen, das sich zwischen diesen beiden Städten befindet, liegt die Wasserscheide zwischen der Saalach (hier 757 m Meereshöhe) und dem nur dreieinhalb Kilometer entfernten, nach Süden zur Salzach entwässernden Zeller See (750 m Meereshöhe) weniger als zehn Höhenmeter über der Saalach.

Da der Pinzgau nördlich von Lofer an Deutschland sowie auf dem Alpenhauptkamm (Kamm der Hohen Tauern) im Bereich der Venedigergruppe und des Zillertaler Hauptkamms an Italien grenzt, führen alle innerösterreichischen Verkehrswege von und nach Nordtirol und Vorarlberg durch diesen Bezirk. Seit 1873/75 wurde er durch die Salzburg-Tiroler-Bahn erschlossen. Der transalpine Verkehr zwischen Deutschland und Italien berührt das Gebiet aufgrund der schweren Überwindbarkeit der Hohen Tauern dagegen erst seit dem Bau der Großglockner-Hochalpenstraße im Jahre 1935. Eine weitere wichtige Nord-Süd-Verbindung wurde 1967 nach Osttirol mit der Eröffnung des Felbertauerntunnels geschaffen. Von den Hohen Tauern gehört außerdem die Glocknergruppe zum Pinzgau. Weiters hat der Bezirk Anteil an den Mitteralpen um das Glemmtal, am Steinernen Meer, an den Dientener Bergen und an den Loferer Steinbergen. Die Leoganger Steinberge umfasst er fast vollständig.

Der Pinzgauer Höhenweg ist ein über Berge führender Weitwanderweg, der von Obertauern (Bezirk Sankt Johann im Pongau) über Zell am See nach Westen in die Kitzbüheler Alpen führt und in Tirol fortgesetzt wird.

Landschaftliche Gliederung

Zum Oberpinzgau gehören alle Gemeinden des alten Gerichtsbezirkes Mittersill von Krimml im Westen bis Niedernsill. Ab Piesendorf schließt sich der Salzach abwärts der Unterpinzgau an, mit Kaprun, Zell am See, Bruck, Fusch, Taxenback, Rauris, Lend gehören. Der Mitterpinzgau umfasst die Gemeinden nördlich von Zell am See, dem Lauf der Saalach folgend, mit den Leoganger Steinbergen, Dientener Berge, Steinernem Meer, und das Saalfeldener Becken.[1][2][3]

Angehörige Gemeinden

Der Bezirk Zell am See nimmt auf einer Fläche von 2.641,07 km² den gesamten Südwesten des Bundeslandes ein und umfasst 28 Gemeinden, zu denen drei Städte und vier Marktgemeinden gehören. Die Einwohnerzahlen stammen vom 1. Jänner 2023[4]

Gemeinden des Bezirks Zell am See
Gemeinde Lage Ew km² Ew / km² Gerichts­bezirk Region Typ
Bramberg am Wildkogel


4.031 117,20 34 Zell am See Oberpinzgau Gemeinde
Bruck an der Großglocknerstraße


4.990 45,77 109 Zell am See Unterpinzgau Gemeinde
Dienten am Hochkönig


720 49,76 14 Zell am See Unterpinzgau Gemeinde
Fusch an der Großglocknerstraße


741 158,15 4,7 Zell am See Unterpinzgau Gemeinde
Hollersbach im Pinzgau


1.234 76,89 16 Zell am See Oberpinzgau Gemeinde
Kaprun


3.129 100,51 31 Zell am See Oberpinzgau Gemeinde
Krimml


815 169,24 4,8 Zell am See Oberpinzgau Gemeinde
Lend


1.261 29,40 43 Zell am See Unterpinzgau Gemeinde
Leogang


3.533 90,29 39 Zell am See Mitterpinzgau Gemeinde
Lofer


2.103 55,64 38 Zell am See Mitterpinzgau Markt-
gemeinde
Maishofen


3.666 29,54 124 Zell am See Mitterpinzgau Gemeinde
Maria Alm am Steinernen Meer


2.245 125,43 18 Zell am See Mitterpinzgau Gemeinde
Mittersill


5.804 131,98 44 Zell am See Oberpinzgau Stadt-
gemeinde
Neukirchen am Großvenediger


2.661 165,87 16 Zell am See Oberpinzgau Markt-
gemeinde
Niedernsill


2.810 56,54 50 Zell am See Oberpinzgau Gemeinde
Piesendorf


3.851 50,97 76 Zell am See Oberpinzgau Gemeinde
Rauris


3.095 253,14 12 Zell am See Unterpinzgau Markt-
gemeinde
Saalbach-Hinterglemm


2.881 125,47 23 Zell am See Mitterpinzgau Gemeinde
Saalfelden am Steinernen Meer


17.123 118,34 145 Zell am See Mitterpinzgau Stadt-
gemeinde
Sankt Martin bei Lofer


1.210 63,55 19 Zell am See Mitterpinzgau Gemeinde
Stuhlfelden


1.546 29,73 52 Zell am See Oberpinzgau Gemeinde
Taxenbach


2.761 88,24 31 Zell am See Unterpinzgau Markt-
gemeinde
Unken


2.016 108,81 19 Zell am See Mitterpinzgau Gemeinde
Uttendorf


3.051 167,97 18 Zell am See Oberpinzgau Gemeinde
Viehhofen


581 38,63 15 Zell am See Mitterpinzgau Gemeinde
Wald im Pinzgau


1.149 69,24 17 Zell am See Oberpinzgau Gemeinde
Weißbach bei Lofer


405 69,59 5,8 Zell am See Mitterpinzgau Gemeinde
Zell am See


10.213 55,17 185 Zell am See Mitterpinzgau Stadt-
gemeinde

Die Gemeinden werden weiter in Katastralgemeinden untergliedert.[5]

Bevölkerungsentwicklung

Kultur

Der Pinzgau, als Teil des Innergebirgs, hat eine recht eigenständige Volkskultur. In der Dialektsprache, dem Pinzgauerisch, eine Unterform des Mittelbairischen, mischen sich die Salzburgischen Elemente, die dem Pongauerischen verwandt sind, mit westlichen Tiroler Elementen, im Oberpinzgau mit Südbairischem (süd-/osttirolischem) Einfluss.

Das Heilwissen der Pinzgauerinnen, gesammeltes Wissen rund um die Heilmittel und deren praktische Anwendung im Pinzgau (eine Liste mit 106 Heilmitteln, deren Indikationen und Wirkungen ist erfasst), wurde 2010 als Immaterielles Welterbe, wie es die UNESCO deklariert, in die Österreichliste (Nationales Kulturgut) aufgenommen.[6] Ebenso fand das Hundstoaranggeln am Hohen Hundstein darin Aufnahme, ein Kampfritual (Ranggeln) und eine der ältesten Sportarten, die im Alpenraum ausgetragen wird.[7]

Literatur

  • Martin Heintel, Markus Speringer, Ramon Bauer, Judith Schnelzer: Multipler Benachteiligungsindex: Fallbeispiel Oberpinzgau. In: Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft. 159. Jg., Wien 2017, ISBN 978-3-901313-30-1, S. 173–198, doi:10.23781/moegg159-173.
Commons: Bezirk Zell am See – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mitterpinzgau – Salzburgwiki. Abgerufen am 18. Juli 2023.
  2. Oberpinzgau – Salzburgwiki. Abgerufen am 18. Juli 2023.
  3. Unterpinzgau – Salzburgwiki. Abgerufen am 18. Juli 2023.
  4. Statistik Austria – Bevölkerung zu Jahresbeginn nach administrativen Gebietseinheiten (Bundesländer, NUTS-Regionen, Bezirke, Gemeinden) 2002 bis 2023 (Gebietsstand 1.1.2023) (ODS)
  5. Katastralgemeinden im Pinzgau
  6. Heilwissen der Pinzgauerinnen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive). nationalagentur.unesco.at
  7. Hundstoaranggeln (Memento vom 5. Januar 2016 im Internet Archive). nationalagentur.unesco.at

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