Unteres Land (Hethiter)

Das Untere Land war eine Großregion im Hethitischen Reich. Es lag südlich des Flusses Kızılırmak (hethitisch: Maraššanda) und südlich-südwestlich des großen Salzsees Tuz Gölü.

Das Untere Land und seine Umgebung

Name

Der Name wird stets akkadographisch geschrieben (KUR ŠAP-LI-TI[1]). Auf hethitisch würde der Name *katteran udnē, auf akkadisch *mātum šaplītum lauten.[2] Es wurde dagegen vorgeschlagen, dass es auf hethitisch *katta pēda- („der Ort unten“) geheißen habe, woraus altpersisch Katpatuka und schließlich altgriechisch Kappadokía wurde.[3] Die Frage bleibt umstritten.

Lage

Das Untere Land ist frühestens für die Zeit von König Šuppiluliuma I. bezeugt[4] und bezeichnet mehr eine geographische Region, als ein politisches Gebilde. Eine genaue Abgrenzung und Ausdehnung kann nicht angegeben werden, dürfte aber ungefähr die Regionen der antiken Landschaften Tyanitis, Garsauritis (südliche Teilregionen von Kappadokien) und Lykaonien umfasst haben.[5] Wichtige hethitische Städte des Unteren Landes sind dann im Westen: Ikkuwaniya (Konya), Lušna, Ḫurniya, und im Osten: Uda (ev. Emirgazi), Tuwanuwa und Ḫubišna (bei Ereğli).

Geschichte

Das Untere Land bildete nie eine politische Einheit. Die östlichen Teile des Unteren Landes kamen schon während des Alten Reichs unter hethitische Herrschaft. Unter Šuppiluliuma I. drang das Heer von Arzawa bis nach Tuwanuwa (Kemerhisar) vor, konnte sich aber nicht behaupten. Während die nördlichen und östlichen Teile offenbar immer unter hethitischer Herrschaft blieben, kamen die anderen Gebiete zu Tarḫuntašša, doch kann die Grenze nur ungenau bestimmt werden.

Wirtschaft & Geographie

Das Gebiet des Unteren Landes gehört zu den trockensten Regionen Anatoliens und besteht größtenteils aus Grassteppe mit wenig Wasser. Die Wasserläufe endeten meist in flachen Salzseen, die heute größtenteils ausgetrocknet wurden. Im Osten, der späteren Tyanitis, stieg das Land an und wurde feuchter und war teilweise mit Bäumen, besonders Eiche, Wacholder, Terebinthen und wilde Mandel, durchsetzt. Das ganze Land war gut geeignet für Schaf- und Ziegenzucht. An den Hängen des Taurus, der das Untere Land nach Süden abgrenzte, waren Nadelwälder mit Zedern, Föhren und Tannen. Die zum Teil intensive Abholzung der Wälder während der späten Bronzezeit führte zur weiteren Versteppung des Landes.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Johann Tischler: Hethitisches Handwörterbuch, Innsbruck 2008, ISBN 978-3-85124-712-1. S. 329
  2. Massimo Forlanini: La survie des toponymes de l’âge du bronze dans le Pont et en Cappadoce. Continuité ethnique, linguistique et survie des traditions de l’époque hittite impériale pendant les siècles “obscurs” jusqu’au début de l’âge classique?, in: L’Anatolie des peuples, des cités et des cultures, S. 80
  3. Ilya Yakubovich: From Lower Land to Cappadocia; in M. Kozuh (ed.): Extraction and Control. Studies in Honor of Matthew W. Stolper, Chicago 2014. S. 347–352.
  4. Ilya Yakubovich: From Lower Land to Cappadocia; in M. Kozuh (ed.): Extraction and Control. Studies in Honor of Matthew W. Stolper, Chicago 2014. S. 349.
  5. Massimo Forlanini: La survie des toponymes de l’âge du bronze dans le Pont et en Cappadoce. Continuité ethnique, linguistique et survie des traditions de l’époque hittite impériale pendant les siècles “obscurs” jusqu’au début de l’âge classique?, in: L'Anatolie des peuples, des cités et des cultures (IIe millénaire av. J.-C. – Ve siècle ap. J.-C.). Colloque international de Besançon – 26-27 novembre 2010. Volume I. Autour d'un projet d'atlas historique et archéologique de l'Asie-Mineure. Méthodologie et prospective., ISBN 978-2-84867-473-5. S. 80
  6. Neil Roberts: The Land of the Hittites: Airs, Waters and Places; in: Mark Weeden, Lee. Z. Ullmann (ed.): Hittite Landscape and Geography, Brill 2014. ISBN 978-90-04-34174-6. S. 19, 21
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