Universität von Durban-Westville

Die Universität von Durban-Westville (englisch: University of Durban-Westville) kurz UDW, war eine staatliche Hochschuleinrichtung Südafrikas mit Sitz in Westville, einem Stadtteil von Durban in der ehemaligen Provinz Natal. Die Universität ist direkte Nachfolgeinstitution des seit 1961 schrittweise errichteten University College for Indians in Durban (Salisbury Island). Die UDW fusionierte 2004 mit der University of Natal zur Universität von KwaZulu-Natal.

Entwicklung

Vorläuferinstitution

Im Zuge der Umsetzung von Grundpositionen der „getrennten Entwicklung“ („separate development“) entwickelte die südafrikanische Regierung zu Beginn der 1960er Jahre Handlungsmuster, Anliegen der indischstämmigen Bevölkerung in die Strukturen ihrer Rassentrennungspolitik aktiv und passiv einzubinden. Dazu entstand 1961 auf nationaler Ebene ein Department of Indian Affairs mit einem „weißen“ Minister.[1]

Im November 1960 wurde im Rahmen einer bildungspolitischen Offensive öffentlich mitgeteilt, dass die Errichtung eines University College for Indians für 1961 vorgesehen war. Der vorab berufene Universitätsrat hatte die Gründung der Hochschuleinrichtung vorzubereiten und stand unter der Leitung von A. J. H. van der Walt. Zum Vizekanzler (Rektor) berief man den Erziehungswissenschaftler Stephanus Petrus Olivier (1915–1998[2]). Aus dem Kreis der politischen Organisationen der Inder kam es zu ablehnenden Reaktionen. Eine von ihnen in Durban abgehaltene Konferenz endete mit dem Aufruf an alle Inder im Land zur Nichtkooperation, weil man die Beteiligung an diesem Projekt als unangemessene Verknüpfung mit dem Apartheidsystem betrachtete.[3]

Ungeachtet dessen nahm das durch staatliche Stellen konzipierte University College for Indians auf Salisbury Island in der Bucht von Durban seinen Betrieb auf. Dazu dienten vorhandene Gebäude eines ehemaligen Navy-Stützpunktes im Hafengebiet Durban. Über 40 Angestellte gehörten 1962 zum Personal dieser Einrichtung, nur sechs von ihnen waren Inder. Es wurden zu diesem Zeitpunkt Kurse in den Bereichen Naturwissenschaft, Kulturwissenschaft, Sozialwissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Pharmazie angeboten. Für 1963 war die Erweiterung auf Pädagogik, Hygiene und Kunst vorgesehen. Ein Ausbildungsgang für Rechtswissenschaften befand sich zu diesem Zeitpunkt in Vorbereitung.[4]

Als erster Professor aus dem Kreise indischstämmiger Akademiker erhielt Chunderban Ramfol eine Berufung, der daraufhin den Lehrstuhl für Psychologie im Jahre 1964 übernahm. Der Standort des University College for Indians im Hafengebiet von Durban blieb ein Provisorium. Im Rahmen der Suche nach Alternativen konzentrierte man sich 1963 auf Flächen im Quartier Chiltern Hills unweit des Stadtteils Westville, die ab 1966 bzw. 1967 für den Bau des endgültigen Campusareals vorgesehen waren.[5]

Aufbau der Universität in Westville

Aus staatlichen Haushaltsmitteln von 1967 wurden 510.544 Rand zum Flächenerwerb im Gebiet von Chiltern Hills aufgewendet und die Bauarbeiten aufgenommen. Inzwischen war der Lehrkörper auf 109 Weiße und 25 Inder im Jahr 1968 angewachsen und 1407 Studenten eingeschrieben. Der im selben Jahr beschlossene Universities Amendment Act (Act No. 24 / 1968) bereitete eine umfassende Hochschulreform in Hinblick auf eine neue Finanzierungsgrundlage „nichtweißer“ Hochschuleinrichtungen vor.[6] Diesem folgte der Universities Amendment Act (Act No. 67 / 1969), durch den die bisherigen University Colleges der „nichtweißen“ südafrikanischen Bevölkerung in den Rang einer Universität gehoben werden konnten. Für das University College for Indians erfolgte diese Transformation mittels des University of Durban-Westville Act (Act No. 49 / 1969), der zugleich eine Umbenennung (University of Durban-Westville) der Einrichtung bestimmte.[7] Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Campus im Zuge der Errichtung weiterer Gebäude in fortschreitender Entwicklung.[8] Die Verleihung des Universitätsranges in Folge des Gesetzes von 1969 erhielt durch die Proclamation 194/1970 für den 1. Januar 1971 rechtskräftige Wirkung.[9]

Im Jahre 1978 räumte der University of Durban-Westville Amendment Act (Act No. 68 / 1978) den Hochschulgremien, besonders dem Universitätsrat erweiterte Rechte ein. Das betraf die Finanzverwaltung, die Ernennung des Rektors und weiterer Mitarbeiter und die Studiengebühren. Im selben Jahr konnten sich nun auch afrikanische und weiße Studenten immatrikulieren.[10] Ihre volle Hochschulautonomie erlangte die UDW im Jahre 1984. Der Indians Education Amendment Act (Act No. 78 / 1984), ein Ergänzungsgesetz zum Indians Education Act von 1965 (Act No. 61), bildete die rechtliche Grundlage zur Errichtung eines Hochschulrats und des Senats.[11]

Die Errichtung der Universität von KwaZulu-Natal aus zwei großen Hochschulen der Provinz im Jahre 2004 bildete den ersten Schritt dieser Art im Rahmen des Plans zur Restrukturierung der Bildung in Südafrika, der auf Initiative des Kabinetts 2002 begann.

Fachbereiche 2003–2004

Mit der Eingliederung in die neue Universität war eine Neuordnung aller Fachbereiche erforderlich. Es existierten zu diesem Zeitpunkt folgende Fakultäten[12][13]:

  • Faculty of Commerce and Management Sciences
  • Faculty of Education
  • Faculty of Engineering
  • Faculty of Health Sciences
  • Faculty of Humanities
  • Faculty of Law
  • Faculty of Science

Die Anzahl der Studierenden

Die Tabelle zeigt die Entwicklung der Studierendenzahl am University College for Indians (1961–1970) bzw. an der Universität von Durban-Westville (UDW für beide Einrichtungen) im Zeitraum von 1961 bis 1993 auf. Den statistischen Angaben nach wurde die Zahl zu Beginn des zweiten Semesters im jeweiligen Jahr ermittelt. Zur Veranschaulichung der Größenrelation wurden einzelne Jahre mit Angaben der Witwatersrand-Universität (Wits) versehen.

Studierendenzahlen UDW / Wits
Jahr Inder UDW / Wits Coloured Afrikaner Weiße Total UDW Total Wits
(zum Vergleich)
1960- / 140----5449[14]
1961[15]120---120
1962[16]440---440
1963[17]637---637
1964[18]898---898
1965[19]1008 / 921--10096417
1966[20]1384---1384
1967[21]1429---1429
1968[22]1407---1407
1969[23]1621---1621
1970[24]1654 / 293---16549368
1971[25]1710---1710
1972[26]2004---2004
1973[27]2192---2192
1974[28]2342 / 143---234210.299
1975[29]k. A.k. A.k. A.k. A.k. A.
1976[30]k. A.k. A.k. A.k. A.k. A.
1977[31]3482391-3522
1978[32]4151361134201
1979[33]4559554344652
1980[34]4756 / 64336776487513.243
1981[35]48383613744961
1982[36]480136131004950
1983[37]538844261185576
1984[38]622098681986584
1985[39]5925 / 974150145204642416.306
1986[40]52311504362186035
1987[41]502416211812796646
1988----k. A.
1989[42]450216623793557402
1990[43]4474 / 16641542637377764219.148
1991----k. A.
1992----k. A.
1993[44]5401 / 2143169433638410.29019.853

Bekannte Absolventen

Einzelnachweise

  1. South African History Online: Anti-South African Indian Council (SAIC) Campaign. auf www.sahistory.org.za (englisch).
  2. Oud-rektor in Bfn oorlede (Memento vom 7. September 2014 im Internet Archive). In: Volksblad, 27. Juli 1998 (afrikaans).
  3. SAIRR: A Survey of Race Relations in South Africa 1961, Johannesburg 1962, S. 259–260.
  4. SAIRR: Survey 1962, Johannesburg 1963, S. 199–200.
  5. SAIRR: Survey 1963, Johannesburg 1964, S. 242.
  6. SAIRR: Survey 1968, Johannesburg 1969, S. 252, 254, 256.
  7. SAIRR: Survey 1969, Johannesburg 1970, S. 212.
  8. SAIRR: Survey 1969, Johannesburg 1970 S. 215.
  9. SAIRR: Survey 1970, Johannesburg 1971 S. 244.
  10. SAIRR: Survey 1978, Johannesburg 1979 S. 459.
  11. SAIRR: Survey 1984, Johannesburg 1985 S. 679.
  12. Chandru Kistan: Local Case Study: Merger Scenario With Pipeline Students University of KwaZulu-Natal on 01 January 2004. Februar 2006. Council on Higher Education South Africa, online auf www.che.ac.za (englisch, PDF).
  13. UKZN: Research Report 2003. auf www.issuu.com (englisch).
  14. SAIRR: Survey 1962, Johannesburg 1963, S. 195.
  15. SAIRR: Survey 1962, Johannesburg 1963, S. 195.
  16. SAIRR: Survey 1962, Johannesburg 1963, S. 195.
  17. SAIRR: Survey 1963, Johannesburg 1964, S. 242.
  18. SAIRR: Survey 1964, Johannesburg 1965, S. 291.
  19. SAIRR: Survey 1965, Johannesburg 1966, S. 274.
  20. SAIRR: Survey 1966, Johannesburg 1967, S. 268.
  21. SAIRR: Survey 1967, Johannesburg 1968, S. 280.
  22. SAIRR: Survey 1968, Johannesburg 1969, S. 254.
  23. SAIRR: Survey 1969, Johannesburg 1970, S. 210.
  24. SAIRR: Survey 1970, Johannesburg 1972, S. 243.
  25. SAIRR: Survey 1971, Johannesburg 1972, S. 288.
  26. SAIRR: Survey 1972, Johannesburg 1973, S. 383.
  27. SAIRR: Survey 1973, Johannesburg 1974, S. 332.
  28. SAIRR: Survey 1974, Johannesburg 1975, S. 369.
  29. SAIRR: Survey 1975, Johannesburg 1976, S. 259.
  30. SAIRR: Survey 1976, Johannesburg 1977, S. 522.
  31. SAIRR: Survey 1977, Johannesburg 1978, S. 522.
  32. SAIRR: Survey 1978, Johannesburg 1979, S. 451.
  33. SAIRR: Survey 1979, Johannesburg 1980, S. 545.
  34. SAIRR: Survey 1980, Johannesburg 1981, S. 538.
  35. SAIRR: Survey 1981, Johannesburg 1982, S. 379.
  36. SAIRR: Survey 1982, Johannesburg 1983, S. 508.
  37. SAIRR: Survey 1983, Johannesburg 1984, S. 460.
  38. SAIRR: Survey 1984, Johannesburg 1985, S. 694.
  39. SAIRR: Survey 1991/92, Johannesburg 1992, S. 222–223.
  40. SAIRR: Survey 1986, Part 2, Johannesburg 1987, S. 465.
  41. SAIRR: Survey 1987/88, Johannesburg 1988, S. 181.
  42. SAIRR: Survey 1989/90, Johannesburg 1990, S. 872.
  43. SAIRR: Survey 1991/92, Johannesburg 1992, S. 222–223.
  44. SAIRR: Survey 1993/94, Johannesburg 1994, S. 744.
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