Umarmung
Eine Umarmung ist eine Form von Körperkontakt, bei der normalerweise mit den Armen der Hals, der Rücken oder die Taille einer anderen Person umfasst wird; wenn mehr als zwei Personen beteiligt sind, spricht man meist von einer Gruppenumarmung. Bei einer Umarmung findet nonverbale Kommunikation statt, die häufig durch Küssen, Blickkontakt oder andere Gesten ergänzt wird. Je nach Situation, Kulturkreis und sozialer Beziehung kann eine Umarmung ein Ausdruck von Vertrautheit, Liebe, Zuneigung oder Freundschaft sein.[1] Häufig umarmen sich Menschen als Zeichen von Anerkennung, Unterstützung, Ermutigung oder Trost.
Obwohl eine Umarmung als Eingriff in den persönlichen Bereich gilt, kann sie meist auch in der Öffentlichkeit ohne Stigmatisierung durchgeführt werden. Erfolgt sie unerwartet, wird sie oft als Verletzung der persönlichen Distanz aufgefasst.
Das Wort Umarmung wird zudem für Geschlechtsverkehr verwendet.[2][3]
Verbreitung
Zwischen älteren Personen findet eine Umarmung in der Regel nicht als Ritual statt. Unter jüngeren Menschen, hat sich die Umarmung jedoch sowohl in Europa als auch in den USA zu einer beliebten Begrüßungsgeste entwickelt.[4] Einige Schulen in den Vereinigten Staaten führten daher Einschränkungen und Verbote von Umarmungen ein, was starke Proteste der Schülerschaft verursachte.[5]
Kinder umarmen häufig Spielzeuge wie beispielsweise Puppen oder Kuscheltiere, zumeist aber ihre Eltern, wenn sie bei ihnen Schutz suchen, weil sie Angst haben oder sich bedroht fühlen.[6]
Umarmungen werden dominant rechtsseitig ausgeführt, diese Präferenz verschiebt sich jedoch linksseitig, je emotionaler die Umarmung ist.[7][8] Diese Verschiebung ist wahrscheinlich auf Interaktionen emotionaler und motorischer Netzwerke im Gehirn zurückzuführen.
In Spanien und Lateinamerika sind Umarmungen als Gruß zu besonderen Festen und Anlässen, wie etwa zu Neujahr üblich. In der römisch-katholischen Kirche kann eine Umarmung im Rahmen des Friedenskusses ersatzweise anstelle eines Kusses durchgeführt werden.
In einigen Kulturen wird eine Umarmung nicht als Symbol von Zuneigung oder Liebe verstanden, so zum Beispiel im Volk Himba in Namibia.
Primaten und Hunde
Das Umarmen ist kein Verhalten, das ausschließlich beim Menschen vorkommt. Patricia McConnell wies 2002 darauf hin, dass Hunde weniger gerne umarmt werden als Menschen und andere Primaten, da das Ausbreiten eines Körperteils über einem anderen Tier für sie ein Ausdruck der Dominanz ist.[9]
Gesundheitliche Folgen
Es wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass sich Umarmungen positiv auf die Gesundheit auswirken. Studien haben gezeigt, dass sie die Bildung der Hormone Oxytocin und Prolaktin fördern, den Blutdruck reduzieren sowie eine vorbeugende Wirkung gegen Depressionen besitzen.[10][11]
Umarmungen zwischen romantischen Partnern können ebenfalls die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol unterbinden, wenn sie vor einer stressigen Situation stattfinden. Dieser Effekt konnte allerdings nur in Frauen und nicht in Männern gezeigt werden.[12]
Literatur
- Sebastian Ocklenburg: Die Psychologie und Neurowissenschaft der Umarmung: Eine multidisziplinäre Perspektive. Springer, Berlin/Heidelberg 2022, ISBN 978-3-662-66360-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- Kathleen Keating: The Hug Therapy Book. Hazelden PES, 1994, ISBN 1-56838-094-1. (englisch)
- Wortschatz – deu_newscrawl_2011 – Umarmung. Abgerufen am 25. April 2020.
- Worte-Projekt - Zitate von Max Frisch. Abgerufen am 25. April 2020.
- Sarah Kershaw: For Teenagers, Hello Means 'How About a Hug?' The New York Times, 27. Mai 2009, abgerufen am 29. Mai 2009 (englisch).
- Denise Grant: Students pan hugging ban. 15. April 2010, archiviert vom am 20. März 2012; abgerufen am 2. Juni 2012 (englisch).
- gesundheitkompakt.de: Umarmungen trösten Kinder bei Angst am besten
- Julian Packheiser, Noemi Rook, Zeynep Dursun, Janne Mesenhöller, Alrescha Wenglorz, Onur Güntürkün, Sebastian Ocklenburg: Embracing your emotions: affective state impacts lateralisation of human embraces. In: Psychological Research. 83, 2019, S. 26, doi:10.1007/s00426-018-0985-8.
- Sebastian Ocklenburg, Julian Packheiser, Judith Schmitz, Noemi Rook, Onur Güntürkün, Jutta Peterburs, Gina M. Grimshaw: Hugs and kisses – The role of motor preferences and emotional lateralization for hemispheric asymmetries in human social touch. In: Neuroscience & Biobehavioral Reviews. Band 95, 2018, S. 353–360. DOI:10.1016/j.neubiorev.2018.10.007. (Review)
- Patricia McConnell: The Other End of the Leash. 1st Auflage. Ballantine Books, 2002, ISBN 978-0-345-44679-4 (englisch).
- How hugs can aid women’s hearts. BBC News, 8. August 2005, abgerufen am 28. November 2008 (englisch).
- Sarah Wagner: Heilsame Berührung: Umarmung ersetzt Pillen. 4. Oktober 2011, abgerufen am 8. März 2012 (englisch).
- Gesa Berretz, Chantal Cebula, Blanca Maria Wortelmann, Panagiota Papadopoulou, Oliver T. Wolf, Sebastian Ocklenburg, Julian Packheiser: Romantic partner embraces reduce cortisol release after acute stress induction in women but not in men. In: PLOS ONE. 17. Jahrgang, Nr. 5, 18. Mai 2022, ISSN 1932-6203, S. e0266887, doi:10.1371/journal.pone.0266887 (englisch, plos.org).