Ulrich Biel (Politiker, 1907)

Ulrich Eduard Biel (eigentlich Bielschowsky; * 17. Mai 1907 in Charlottenburg; † 9. Januar 1996 in Berlin) war ein deutscher Jurist und Politiker (CDU). Biel gilt als Entdecker Konrad Adenauers für die deutsche Nachkriegspolitik.[1]

Leben

Grabstätte, Königin-Luise-Straße 55, in Berlin-Dahlem

Aus einer schlesischen Kaufmannsfamilie[2] stammend und Sohn eines Charlottenburger Rechtsanwaltes, studierte Bielschowsky Rechts- und Staatswissenschaften in Genf und Berlin und promovierte noch 1934 an der Universität Bonn zum Erbrecht[3]. Nach der „Machtübernahme“ durch die NSDAP sah sich Bielschowsky jedoch aufgrund seiner jüdischen Herkunft und der Rassengesetze in einer geplanten juristischen Karriere gehindert, sodass er 1934 nach New York emigrierte.

In der Emigration heiratete er am 12. Mai 1941 in New York[4] Kadidja Wedekind (1911–1994), Tochter des Literaten Frank Wedekind, die 1937 emigriert und bei Theatern in New York, Connecticut und Massachusetts tätig war. Hier nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft und den Nachnamen „Biel“ an. Biel wurde als Berater des Generals Patton eingesetzt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Biel als Hauptmann der U.S. Army nach Berlin zurück und trat in den Dienst des U.S. State Department über und war beim alliierten Stadtkommandanten für Berlin eingesetzt.

1952 nahm er die deutsche Staatsbürgerschaft wieder an, legte das Assessorexamen ab und wurde Rechtsanwalt und Notar in Berlin. Seit der Scheidung von Kadidja Wedekind im selben Jahr war er langjähriger Lebensgefährte von Marion Gräfin Yorck von Wartenburg (1904–2007), der Witwe des Widerstandskämpfers Peter Graf Yorck von Wartenburg; die Ehe mit Kadidja Wedekind war kinderlos geblieben.

Biel galt als Graue Eminenz und bekennender Antikommunist. Biel bewog den Sozialdemokraten Gustav Dahrendorf und den Christdemokraten Ernst Lemmer zur Flucht aus der sowjetischen Zone. Auch die Laufbahn Ernst Reuters wurde von Biel gefördert, gegen dessen innerparteilichen Widersacher, den kurzzeitigen Oberbürgermeister Otto Ostrowski.

Zu seinen Freunden zählten Henry Kissinger und Zbigniew Brzeziński, die Ende der 1950er Jahre zu seiner Hauseinweihung nach Dahlem/Zehlendorf kamen.

In den 1960er Jahren wurde Biel Mitglied der CDU in West-Berlin. Vom 14. März 1971 bis zum 23. April 1979 war er für den Bezirk Wedding Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus; unter anderem war er Alterspräsident in der 6. Wahlperiode.

Ehrungen

Ulrich Biel wurde für seine Verdienste mit der Ernst-Reuter-Plakette und 1987 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung beantragte erfolglos, einen Platz oder eine Straße nach ihm zu benennen.

Literatur

  • Werner Breunig, Andreas Herbst (Hrsg.): Biografisches Handbuch der Berliner Abgeordneten 1963–1995 und Stadtverordneten 1990/1991 (= Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin. Band 19). Landesarchiv Berlin, Berlin 2016, ISBN 978-3-9803303-5-0, S. 89 f.
  • Mark Altten: Mister Biel und der Westberliner Sumpf. Spotless Band 210, edition ost, Berlin 2008, ISBN 978-3-360-02004-8.
  • Gerhard Keiderling: Um Deutschlands Einheit. Ferdinand Friedensburg und der Kalte Krieg in Berlin 1945–1952. Böhlau Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-412-20323-8.
  • Martin Otto: Ulrich Biel (1907–1996) – graue Eminenz der (West-)Berliner Politik. Eine erste biographische Annäherung. In: Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2011. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2011; ISBN 978-3-7861-2652-2; S. 285–304.
  • Martin Otto: „Ein stiller Diplomat.“ Ulrich E. Biel im Gespräch über die Berliner Nachkriegszeit. Ernst-Reuter-Hefte Band 8, be.bra Wissenschaft, Berlin 2017, ISBN 978-3-95410-083-5.
  • Martin Otto: „Ich hab' die Stadt Berlin regiert...“ Ulrich Biel – ein stiller Stratege auf der Weltbühne. be.bra verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-89809-205-0.
Commons: Ulrich Biel (CDU) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martin Otto: Dokumentefund: Adenauers Entdecker. Frankfurter Allgemeine Zeitung 113/2007 vom 16. Mai 2007, Seite 13.
  2. Stammbaum auf der Website The Bielschowsky Family 1740 – Now, bielschowsky.nl; abgerufen am 24. Juli 2014.
  3. Datensatz bei der Deutschen Nationalbibliothek
  4. Wedekind aus Horst Kr. Neustadt am Rübenberge in Niedersachsen. In: Niedersächsisches Geschlechterbuch. Band 187 (1982), S. 481–634, hier S. 533
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.