Ulf Timmermann

Ulf Béla Timmermann (* 1. November 1962 in Ost-Berlin) ist ein ehemaliger deutscher Leichtathlet. Er wurde 1988 Olympiasieger im Kugelstoßen für die DDR. Timmermann war beteiligt am staatlichen DDR-Dopingprogramm.

Ulf Timmermann

Ulf Timmermann beim Sportfest der DDR-Leichtathleten
Ulf Timmermann beim Sportfest der DDR-Leichtathleten

Voller Name Ulf Béla Timmermann
Nation Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR, Deutschland Deutschland
Geburtstag 1. November 1962
Geburtsort Ost-Berlin, Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR
Größe 194 cm
Gewicht 118 kg
Beruf Unternehmensberater
Karriere
Disziplin Kugelstoßen
Bestleistung 23,06 m
Verein Berliner TSC, OSC Berlin
Status zurückgetreten
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Weltmeisterschaften 0 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Europameisterschaften 1 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Hallenweltmeisterschaften 2 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Halleneuropameisterschaften 2 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Deutsche Meisterschaften 1 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
DDR-Meisterschaften 3 × Goldmedaille 5 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
DDR-Hallenmeisterschaften 7 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Jugendeuropameisterschaften 0 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
Gold Seoul 1988 22,47 m
Logo der World Athletics Weltmeisterschaften
Silber Helsinki 1983 21,16 m
Logo der EAA Europameisterschaften
Silber Stuttgart 1986 21,84 m
Gold Split 1990 21,32 m
Logo der World Athletics Hallenweltmeisterschaften
Gold Indianapolis 1987 22,24 m
Gold Budapest 1989 21,75 m
Logo der EAA Halleneuropameisterschaften
Silber Piräus 1985 21,44 m
Gold Liévin 1987 22,19 m
Gold Den Haag 1989 21,68 m
Silber Glasgow 1990 20,43 m
Logo des DLV Deutsche Meisterschaften
Silber Hannover 1991 19,87 m
Gold München 1992 20,46 m
DDR-Meisterschaften
Bronze Dresden 1982 20,22 m
Silber Karl-Marx-Stadt 1983 21,08 m
Silber Erfurt 1984 21,49 m
Silber Leipzig 1985 21,25 m
Silber Jena 1986 22,00 m
Silber Potsdam 1987 21,96 m
Gold Rostock 1988 21,88 m
Gold Neubrandenburg 1989 22,03 m
Gold Dresden 1990 21,08 m
DDR-Hallenmeisterschaften
Gold Senftenberg 1983 19,76 m
Bronze Senftenberg 1984 19,55 m
Gold Senftenberg 1985 22,15 m
Gold Senftenberg 1986 21,00 m
Gold Senftenberg 1987 22,00 m
Gold Senftenberg 1988 21,20 m
Gold Senftenberg 1989 22,55 m
Gold Senftenberg 1990 20,81 m
Logo der EAA U20-Europameisterschaften
Silber Utrecht 1981 18,45 m

Leben

Ulf Timmermann stößt am 11. Februar 1989 in der Sporthalle Aktivist in Senftenberg neuen Halleneuroparekord mit 22,55 m

Timmermann startete für den Berliner TSC und war in den 1980er Jahren einer der weltbesten Kugelstoßer. Nur den US-Amerikanern Randy Barnes und Ryan Crouser gelang es bisher ebenfalls, die Kugel auf über 23 Meter zu stoßen, allerdings mit der Drehstoßtechnik. Timmermann brach im Laufe seiner Karriere mehrmals den Weltrekord. Erstmals 1985 mit 22,62 m. Vor den Olympischen Spielen 1988 in Seoul stieß er die Kugel am 22. Mai 1988 mit 23,06 m als erster Mensch über 23 Meter. Der große Favorit auf die Goldmedaille war bei der Eröffnungsfeier in Seoul Fahnenträger der DDR-Delegation und errang Tage später den erhofften Olympiasieg.

Der große Konkurrent in der DDR von Udo Beyer wurde zwischen 1988 und 1990 dreimal hintereinander DDR-Meister und gewann 1992 nach der Wiedervereinigung seinen einzigen gesamtdeutschen Meistertitel. Er trat dann auch für Deutschland bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona an, wurde aber nur Fünfter. Er beendete danach seine Karriere. Seine 23,06 m sind bis heute Europarekord. Den Weltrekord musste er 1990 an Randy Barnes mit 23,12 m abgeben.

Bei den Europameisterschaften 1986 wurde er mit 21,84 m Zweiter hinter dem Schweizer Werner Günthör. 1990 gewann er mit 21,31 m.

Ulf Timmermann hatte bei einer Größe von 1,94 m ein Wettkampfgewicht von 118 kg. Seine Angleittechnik galt als mustergültig, Bildserien werden auch heute noch für die Schulung eingesetzt.

Timmermann schloss eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten ab, arbeitete als selbstständiger Unternehmensberater und wurde 2013 Geschäftsführer einer Großbäckerei.[1] Er ist geschieden und hat zwei Kinder.

Doping in der DDR

1991 konnten die Dopinggegner Brigitte Berendonk und Werner Franke Dutzende Dissertationen und Habilitationsschriften ehemaliger DDR-Dopingforscher in der Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow sicherstellen. Anhand der Arbeiten ließ sich die staatlich organisierte Dopingpraxis vieler bekannter DDR-Leistungssportler, darunter auch Ulf Timmermann, rekonstruieren. Den Angaben zufolge bekam Ulf Timmermann von 1981 bis 1984 sehr hohe Dosen Oral-Turinabol.[2] Timmermann hat die Einnahme anaboler Steroide abgestritten. Geheime DDR-Studien präsentierten ihn als Paradebeispiel für den Nutzen von Oral-Turinabol.[3]

Auszeichnungen (Auswahl)

Literatur

  • Klaus Gallinat, Olaf W. Reimann: Timmermann, Ulf. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Karl-Heinz Keldungs: Ulf Timmermann. In: ders.: Die deutsche Leichtathletik in 100 Porträts von Hanns Braun bis Malaika Mihambo. Arete Verlag Christian Becker, Hildesheim 2022, ISBN 978-3-96423-081-2, S. 160f.
Commons: Ulf Timmermann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stadtbäckerei mit neuem Geschäftsführer. JenaTV, 4. Juli 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Juli 2013; abgerufen am 4. Juli 2013.
  2. Brigitte Berendonk: Doping-Dokumente - Von der Forschung zum Betrug. Springer-Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-540-53742-2, S. 128, Tabelle 8
  3. Schweizer Geheimbund, Der Spiegel, 27. Juli 1992
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