Uisenma Borchu
Uisenma Borchu (mongolisch Борхүүгийн Үйзэнмаа, Borchüügiin Üidsenmaa; * 1. Juni 1984 in Ulaanbaatar) ist eine mongolisch-deutsche Regisseurin und Schauspielerin.
Leben und Werk
Uisenma Borchu kam 1989 mit ihrer Familie aus der Mongolei in die DDR.[1] Sie studierte von 2006 bis 2015 Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film München in der Abteilung Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik. Ihr erster Dokumentarfilm Donne-moi plus (2007) wurde von german films im Rahmen der Next Generation Rolle zum Festival de Cannes[2] eingeladen. Der Film wurde unter anderen im Museum of Modern Art, New York, (2008) und in der Pinakothek der Moderne, München, (2012) gezeigt. Mit ihrem Dokumentarfilm Himmel voller Geigen (2011) gewann sie den Megaherz Film School Award[3] auf dem DokFest München 2012.
Bei dem Dokumentarfilm Preis des Goldes von Sven Zellner und Chingunjav Borkhuu war sie als Editorin beteiligt. Der Film wurde auf der Duisburger Filmwoche mit dem ARTE-Dokumentarfilmpreis 2012 ausgezeichnet.[4]
Ihr Diplomfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film München ist Schau mich nicht so an (2015). In dem Film spielt sie selbst in einer Hauptrolle neben Catrina Stemmer, Josef Bierbichler und Anne-Marie Weisz. Der Film wurde von diversen Sendern und der Filmförderung abgelehnt und ist mit einem sehr geringen Budget aus Mitteln der Hochschule und des Vereins Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule für Fernsehen und Film in München e. V. entstanden. Schau mich nicht so an hatte Weltpremiere auf dem Filmfest München 2015 und gewann dort den Fipresci Film Critics Prize der Fédération Internationale de la Presse Cinématographique.[5] Zudem wurde der Film mit einer lobenden Erwähnung auf dem International Tarragona Filmfestival REC 2015,[6] als bester Film auf den Filmkunsttagen Sachsen-Anhalt 2015,[7] mit dem Bayerischen Filmpreis für Nachwuchsregie 2015[8] und mit dem Most Promising Talent Award 2016 auf dem Osaka Asian Filmfestival ausgezeichnet. Auf dem 18. Taipei Film Festival wurde Schau mich nicht so an mit dem Grand Prize in der International New Talent Competition geehrt.[9]
Im Mai 2016 erhielt Uisenma Borchu die Auszeichnung „Mongolian Woman of the Year“ der Association for the Development of Mongolian Women in Europe in der Kategorie Kunst/Kultur/Sport. Beim 36. Internationalen Festival der Filmhochschulen München wirkte sie in der Jury der Interfilm-Akademie München für den Female Filmmakers Award mit.[10]
In ihrer ersten Theaterarbeit NACHTS, ALS DIE SONNE FÜR MICH SCHIEN thematisierte Uisenma Borchu 2017 an den Kammerspielen München ihre Lebensgeschichte. Mit drei Schauspielern und ihrem Vater erweckte die Regisseurin ihre Erinnerung zum Leben, mit der bleibenden Frage: Ist die Zeit, ist die Vergangenheit wieder einzuholen? Und kann man dadurch dem Rätsel, wer man ist, auf die Spur kommen?[11]
In ihrem zweiten Spielfilm Schwarze Milch (2020) schildert Borchu das Wiedersehen von zwei Schwestern in der Mongolei. Nach vielen Jahren kommt die in Deutschland aufgewachsene Mongolin (Uisenma Borchu) in ihre alte Heimat zurück. Die Schwestern stellen fest, dass sie beide in ihren Welten Außenseiterinnen sind und sich in einem Akt weiblicher Selbstbestimmung von der Meinung anderer befreien können.[12]
Filmografie (Auswahl)
- 2007: Donne-moi plus
- 2011: Himmel voller Geigen
- 2012: Khuyagaa – Tag im Leben eines Nomadenjungen
- 2012: Preis des Goldes (Schnitt)
- 2015: Schau mich nicht so an (Darstellerin, Regisseurin)
- 2018: Asphaltgorillas (Darstellerin)
- 2020: Schwarze Milch (Darstellerin, Regisseurin)[13]
- 2022: Tatort: Leben Tod Ekstase (Fernsehreihe)
- 2022: Das Netz – Prometheus (Fernsehserie)
Weblinks
- Uisenma Borchu bei IMDb
- Uisenma Borchu bei filmportal.de
- Offizielle Website
- Uisenma Borchus Rede zur Verleihung des Bayerischen Filmpreises 2015, 15. Januar 2016, Ausschnitt Bayerischer Rundfunk
- Spiegel Online Kultur Erotikdrama "Schau mich nicht so an": Leck mich! Autor: Wolfgang Höbel
- Fiperesci Festival Reports: Women Under Influence Autor: Nachum Mochiach
- WDR 3 (Westdeutscher Rundfunk) Gespräch am Samstag vom 22. Februar 2020
Einzelnachweise
- Uisenma Borchu, deutsch-mongolische Filmemacherin: Stammt aus einer Nomaden-Familie. (Memento vom 21. Oktober 2015 im Internet Archive) Bayerischer Rundfunk, 25. Juni 2015, abgerufen am 15. Juni 2016.
- Film Info: Donne-moi plus. German Films, abgerufen am 15. Juni 2016.
- DOK.blog: Wo ist eigentlich Stefania Bona? DOK.fest München, abgerufen am 15. Juni 2016.
- Die Preisträger der 36. Duisburger Filmwoche. Duisburger Filmwoche, abgerufen am 5. Juni 2016.
- Nachum Mochiach: Festival Reports: 33rd FilmFest Munich: Women Under Influence. FIPRESCI, abgerufen am 5. Juni 2016.
- Werner Schauer, Triptychon Corporate Communications GmbH for German Films, Munich: German Films Quarterly 2 2016 SCHAU MICH NICHT SO AN. In: www.germanfilmsquarterly.de. Abgerufen am 5. Juni 2016.
- Preise :. In: Filmkunsttage Sachsen-Anhalt. Abgerufen am 5. Juni 2016.
- Bayerischer Rundfunk: Bayerischer Filmpreis 2015: Alle Preisträger | BR.de. In: www.br.de. 16. Januar 2015, abgerufen am 5. Juni 2016 (deutsch).
- 2016 Taipei Film Festival | Films | Grand Prize International New Talent Competition | Don’t Look at Me That Way. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. Juli 2016; abgerufen am 7. Juli 2016.
- Interfilm-Akademie München. Abgerufen am 20. November 2016.
- Kammerspiele München: NACHTS, ALS DIE SONNE FÜR MICH SCHIEN. Abgerufen am 21. September 2018.
- Süddeutsche Zeitung: Reise in die eigene Vergangenheit. Abgerufen am 9. August 2020.
- Carolin Weidner: Regisseurin über Rassismus und Arroganz: „Die Kraft ist da“. In: Die Tageszeitung: taz. 25. Februar 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 25. Februar 2020]).