U 530 (Kriegsmarine)
U 530 war ein deutsches U-Boot vom Typ IX C/40 der Kriegsmarine, das im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. U 530 fuhr auf sieben Feindfahrten und versenkte zwei Schiffe mit 12.063 Bruttoregistertonnen. Nach dem Kriegsende fuhr es nach Südamerika, dort ergab sich die Besatzung am 10. Juli 1945 im Hafen von Mar del Plata den argentinischen Behörden.
U 530 (Kriegsmarine) (vorheriges/nächstes – alle U-Boote) | |
---|---|
Typ: | Typ IX C/40 |
Feldpostnummer: | 49 518 |
Werft: | Deutsche Werft AG, Hamburg |
Bauauftrag: | 15. August 1940 |
Baunummer: | 345 |
Kiellegung: | 8. Dezember 1941 |
Stapellauf: | 28. Juli 1942 |
Indienststellung: | 14. Oktober 1942 |
Kommandanten: |
|
Einsätze: | 7 Unternehmungen |
Versenkungen: |
2 Schiffe (12.063 BRT) |
Verbleib: | am 10. Juli 1945 in Mar del Plata, Argentinien eingelaufen |
Geschichte
U 530 wurde am 14. Oktober 1942 bei der Deutschen Werft in Hamburg auf Kiel gelegt.[1] Es gehörte während der Ausbildung zur 4. U-Flottille in Kiel und absolvierte Trainingsfahrten in der Ostsee. Ab dem 1. März 1943 bis zum 30. September 1944 war es der 10. U-Flottille unterstellt. Ab dem 1. Oktober bis zum Kriegsende in Europa gehörte dieses Boot der 33. U-Flottille an.
Rendezvous im Atlantik
Am 22. Mai 1944 verließ U 530 den Bunker im französischen Lorient und begab sich nach Trinidad. Unterwegs traf es sich mit dem japanischen U-Boot I-52, um einen Radardetektor Typ Naxos zu übergeben. Zudem ging ein Navigator an Bord von I-52. Zielhafen von I-52 war Lorient. Die U-Boote trafen sich am 23. Juni im Atlantik etwa 1.370 km westlich der Kapverdischen Inseln. Nach 133 Seetagen kehrte U 530 von Trinidad wieder nach Lorient zurück. Die Alliierten waren über das Treffen der beiden U-Boote informiert und entsandten den Geleitflugzeugträger USS Bogue zum Treffpunkt. Während U 530 unentdeckt entkommen konnte, gelang es einer Gruppe von Zerstörern, I-52 mit einem akustischen Torpedo zu versenken.[2]
Überfahrt nach Südamerika
Am 19. Februar lief U 530 aus Kiel zu seiner achten Unternehmung aus. Vorgesehenes Operationsgebiet war die US-amerikanische Ostküste.[3] Entgegen dem Befehl von Großadmiral Karl Dönitz an die Kriegsmarine, in die Häfen einzulaufen und alle Schiffe an die Alliierten zu übergeben, lief U 530 in Richtung Südamerika, um schließlich am 10. Juli 1945 im argentinischen Hafen Mar del Plata zu kapitulieren. Der Kommandant, Oberleutnant Otto Wermuth, hatte entschieden, nach Mar del Plata zu fahren. Er machte bei seiner Vernehmung durch die argentinischen Behörden keinerlei Angaben dazu, warum die Überfahrt fast zwei Monate gedauert hatte, das Deckgeschütz fehlte, die gesamte Besatzung keine Identitätspapiere bei sich führte und was mit dem Logbuch geschehen war.
Die Besatzung der U 530 wurde schließlich interniert, U 530 zur Erprobung an die Vereinigten Staaten übergeben, wo es am 28. November 1947 als Übungsziel durch einen Torpedo der USS Toro versenkt wurde.
Gerüchte
Die unerwartete Ankunft von U 530 war der Anlass für eine Vielzahl von Gerüchten: Der brasilianische Admiral Jorge Dodsworth Martins behauptete, dass U 530 für die Versenkung des brasilianischen Kreuzers Bahia verantwortlich sei, was aber als unglaubwürdig verworfen wurde, da die Bahia nur fünf Tage vor dem Einlaufen von U 530 mehr als 5.000 km entfernt von Mar del Plata sank – eine Strecke, die das U-Boot selbst mit Höchstgeschwindigkeit unmöglich in dieser Zeit hätte zurücklegen können. Der brasilianische Admiral Dudal Teixeira glaubte, dass U 530 aus Japan gekommen sei. Ein argentinischer Journalist behauptete, er habe einen Polizeibericht der Polizeibehörde der Region Buenos Aires gesehen, worin die Anlandung eines fremden U-Boots an der argentinischen Küste erwähnt werde. Es seien verschiedene hochrangige Offiziere sowie einige Zivilisten von Bord gegangen, bei den Zivilisten könnte es sich um die verkleideten Adolf Hitler und Eva Braun gehandelt haben.[4] U 977 wurde ebenfalls verdächtigt, die Bahia versenkt zu haben. Eine Untersuchung der brasilianischen Behörden ergab später, dass die Bahia sich selbst durch einen Unfall bei einer Gefechtsübung versenkt hatte.[5]
Das argentinische Marineministerium gab daraufhin eine offizielle Stellungnahme ab, worin festgehalten wurde, dass weder U 530 für die Versenkung der Bahia verantwortlich sei, noch hochrangige Naziführer oder Offiziere an Bord gewesen seien. U 530 sei auch nicht an der argentinischen Küste angelandet, bevor es kapitulierte.[4]
Umstände der Kapitulation
In dem 2002 erschienenen Buch Ultramar Sur: La fuga en submarinos de más de 50 jerarcas nazis a la Argentina[6] von Carlos de Nápoli und Juan Salinas spekulieren die Autoren über den Hintergrund der Fahrt von U 530 nach Argentinien. Der Text basiert angeblich auf Fotokopien der mittlerweile nicht mehr als Verschlusssache eingestuften Vernehmung von Kommandant Wermuth zwischen dem 13. und 15. Juli 1945.
Die Vernehmungsprotokolle[7] legen den Schluss nahe, dass der Kapitulationsbefehl für unauthentisch gehalten wurde, da er unverschlüsselt und mit falscher Unterschrift empfangen worden war. Eine Internierung im neutral geglaubten Argentinien muss dann allen Besatzungsmitgliedern als bessere Lösung gegenüber einer durch eine Kriegslist erzwungenen Kapitulation in den USA erschienen sein. Auch die durchgeführte Demilitarisierung und die Versenkung von Geheimsachen legt den Schluss nahe, dass man dem möglicherweise noch existierenden Feind nichts in die Hände fallen lassen wollte.
Bei der Einfahrt in den Hafen von Mar del Plata am 10. Juli 1945 war U 530 in einem „elendigen Zustand“. Die Hülle war rostig, der Turm war aufgebrochen, und das Metall trug Spuren eines kurz zuvor erlittenen Feuers. Man hatte versucht, den Dieselantrieb zu sabotieren. Der Kommandant, der in den Zeitungen als groß und blond beschrieben wurde, gab sich als Otto Wermuth zu erkennen. Er und die meisten der Besatzungsmitglieder konnten keine Identitätspapiere mehr vorweisen. Wermuth schilderte einigen Journalisten, dass U 530 am 3. März 1945 von Horten in Norwegen aufgebrochen sei. Ab dem 24. April sei man unter Beachtung einer Funkstille gefahren, da man sich in den Küstengewässern der Vereinigten Staaten befand.
Er beschrieb, dass er sehr nah bei New York gewesen sei und durch das Periskop Autos und Züge habe sehen können. Das U-Boot hatte dann angeblich bis zum 12. Mai keinen weiteren Kontakt, als man von der bedingungslosen Kapitulation und dem Kriegsende in Europa der vorangegangenen Woche erfuhr.
Ermittler der argentinischen Marine kamen zu der Überzeugung, dass es eine Meuterei auf U 530 gegeben habe, der zufolge Kommandant Wermuth nicht durchgehend das Kommando über das Boot innehatte. Da das Logbuch oder Kriegstagebuch unauffindbar war, verblieben die genauen Details der Reise im Dunkeln. Otto Wermuth wurde als klein und dunkelhaarig beschrieben. Es wurde daher vermutet, der große blonde Otto Wermuth, der das Boot in den Hafen nach Mar del Plata gebracht hatte, sei ein Schwindler gewesen, der erst kurz zuvor an Bord gekommen war, womöglich erst kurz zuvor an der argentinischen Küste eingestiegen war. Um diese Auffassung zu stützen, wurde angeführt, er sei sehr vage zu den genauen Details der Reise gewesen. Zudem sagte Wermuth aus, das Deckgeschütz sei in Deutschland vom Schiff genommen und am Kai zurückgelassen worden, während die Besatzung einhellig aussagte, es demontiert und über Bord in den Atlantik versenkt zu haben.
Auf den meisten U-Booten des Typ IXC/40, zu denen U 530 gehörte, wurden Deckgeschütze ab etwa 1943 demontiert.
Aus den Dokumenten der Vernehmung wird nicht klar, welcher Otto Wermuth von der argentinischen Marine am 13. Juli 1945 vernommen wurde. Der Offizier weigerte sich in den meisten Fällen, auf die Fragen zu antworten. Er gab lediglich an, er habe einen Aufklärungs- und Angriffsauftrag direkt aus Berlin erhalten. Er habe sich entschlossen, nach Argentinien zu fahren, als er 1000 Seemeilen nordöstlich von Puerto Rico gewesen sei. Er habe den Äquator in der Nähe der Sankt-Peter-und-Sankt-Pauls-Felsen überquert. Um eine Entdeckung durch Küstenpatrouillen zu vermeiden, sei man etwa 200 Seemeilen von der Küste entfernt geblieben. Er sei beim Leuchtturm Punta Mogotes bei Mar del Plata, am 9. Juli 1945 gegen 3 Uhr eingetroffen, um dann entlang der Küste in Richtung Miramar zu fahren, wo er gegen 6 Uhr angekommen sei und dort den Tag verbracht habe. Er sei am 10. Juli gegen 7 Uhr nach Mar del Plata zurückgekehrt.
Wermuth war nicht in der Lage, den Verbleib eines der sechs aufblasbaren Dingis zu erklären. Er gab zu, alle Torpedos – außer einen Blindgänger – sowie alle Handfeuerwaffen, Maschinengewehre und Munition, alle Radargeräte, das Metox sowie alle Druckmessgeräte über Bord geworfen zu haben. Zudem habe er alle Aufzeichnungen, Tagebücher, Seekarten, Codebücher und Bücher mit vertraulichem Inhalt zerstört.
Einzelnachweise
- Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 2: Der U-Boot-Bau auf deutschen Werften. E. S. Mittler und Sohn, Hamburg u. a. 1997, ISBN 3-8132-0512-6, S. 90.
- Wolfgang W. E. Samuel: American Raiders. The Race to Capture the Luftwaffe's Secrets. University Press of Mississippi, Jackson MS 2004, ISBN 1-578-06649-2, S. 114.
- Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 2: Der U-Boot-Bau auf deutschen Werften. E. S. Mittler und Sohn, Hamburg u. a. 1997, ISBN 3-8132-0512-6, S. 498.
- U-530. TIME, 23. Juli 1945, abgerufen am 4. April 2010.
- Jürgen Rohwer: Chronology of the war at sea. 1939–1945. The Naval History of World War II. With Special Assistance from Gerhard Hümmelchen and Thomas Weis. 3rd revised edition. Naval Institute Press, Annapolis MD 2005, ISBN 1-59114-119-2, S. 423.
- Carlos de Nápoli, Juan Salinas: Ultramar Sur. La fuga en submarinos de más de 50 jerarcas nazis a la Argentina. Grupo Editorial Norma, Buenos Aires 2002, ISBN 987-545-075-8 (Neuauflage unter dem Titel: Ultramar Sur. La fuga en submarinos de más de 50 jerarcas nazis. Belacqua De Ediciones Y Publicaciones, Barcelona 2006, ISBN 84-96326-66-7).
- Report on the Interrogation of Prisoners from U-530 surrendered at Mar del Plata, 10 July 1945 (Memento vom 30. Dezember 2014 im Internet Archive)
Weblinks
- U 530 (Memento vom 19. Februar 2014 im Internet Archive) auf uboatarchive.net