Typ 41 75-mm-Gebirgsgeschütz
Das Typ 41 75-mm-Gebirgsgeschütz (japanisch 四一式山砲 Yon’ichishiki Sanpō), auch als Regiments-Geschütz (japanisch 連隊砲 Rentaihō) bezeichnet, war ein Gebirgsgeschütz, das vom Kaiserlich Japanischen Heer, der Kaiserlich Japanischen Marine und dem Heer des Mandschurischen Kaiserreichs im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg, im Japanisch-Sowjetischen Grenzkonflikt und während des Pazifikkrieges von 1908 bis 1945 eingesetzt wurde. Die Bezeichnung Typ 41 deutet dabei auf das Jahr der Truppeneinführung, dem 41. Jahr der Herrschaft von Kaiser Meiji bzw. 1908 nach gregorianischem Kalender, hin.
Typ 41 75-mm-Gebirgsgeschütz | |
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Allgemeine Angaben | |
Militärische Bezeichnung | 四一式山砲 |
Entwickler/Hersteller | Krupp, Arsenal Osaka |
Entwicklungsjahr | 1908 |
Produktionszeit | 1908 bis 1945 |
Stückzahl | 3300 – 3800 |
Waffenkategorie | Gebirgsgeschütz |
Technische Daten | |
Rohrlänge | 1,3 m |
Kaliber | 75 mm |
Kaliberlänge | L/17,3 |
Gewicht in Feuerstellung |
540 kg |
Höhenrichtbereich | −8° bis +25 Winkelgrad |
Seitenrichtbereich | 2,5° nach rechts, 3,5° nach links |
Ausstattung | |
Verschlusstyp | Schraubenverschluss |
Munitionszufuhr | einzeln |
Geschichte
Das Typ 41 75-mm-Gebirgsgeschütz wurde von der Firma Krupp als M.08 Gebirgsgeschütz konstruiert und in Lizenz vom Arsenal Osaka produziert.[1] Das Geschütz wurde im gleichen Jahr die Standardwaffe für die Gebirgsgeschütz-Regimenter. Als 1934 der Nachfolger des Typ 41, das Typ 94 75-mm-Gebirgsgeschütz, in der Truppe eingeführt wurde, wurden die Typ 41 auf Regimentsebene eingeführt.[2] Fortan wurde das Typ 41 Regiments-Geschütz genannt und blieb bis zum Kriegsende 1945 im Einsatz.[3] Das Typ 41 hatte einen unterbrochenen Schraubenverschluss. Die Geschützbesatzung bestand aus 13 Mann – 12 Kanonieren und einem Geschützführer.[1] Wenn das Geschütz in Feuerstellung ging, teilte sich die Mannschaft in Richtkanonier, Ladeschütze, Schütze für das Betätigen des Feuermechanismus, Schütze am Holm um das Geschütz nach rechts oder links auszurichten, Schütze, der die Granaten scharf machte und diese dem Ladeschützen gab und zwei Kanoniere, die seitlich des Geschützes in Reserve lagen. Der Geschützführer stand etwas abseits, um das Feuer zu dirigieren. Die übrigen fünf Mann waren für das Heranbringen der 75-mm-Granaten zuständig.[1] Das Geschütz konnte hochexplosive, Schrapnell-, hochexplosive panzerbrechende und Hohlladungs-Granaten verschießen.[4] Die 75-mm-Granaten des Typ 41 konnten nicht mit 75-mm-Feldgeschützen verwendet werden.
Das Geschütz war leicht und schnell in mehrere Teile zerlegbar und konnte so in Teile von jeweils einem maximalen Gewicht von ca. 90 kg von Packtieren transportiert werden. In unwegsamen Gelände wurde das Geschütz von Soldaten getragen.[5] Ein ungewöhnlicher Holm (in der Form einer Stimmgabel), an dessen Ende ein Erdsporn war, gab dem Geschütz Stabilität beim Feuern. Die maximale Reichweite des Geschützes lag bei ca. 7000 Meter, doch zeigten Schussversuche, dass bei einer Reichweite von 3000 Meter 75 % der Granateneinschläge sich innerhalb eines Rechtecks von 15 × 25 Meter befanden. Bei maximaler Reichweite lagen 75 % der Einschläge in einem Rechteck mit 10 Meter Breite und knapp 200 Meter Länge.[3]
Technik
Technische Daten
- Kaliber: 75 mm
- Kaliberlänge: L/17,3
- Rohrlänge: 1,3 m[2]
- Höhenrichtbereich: −8° bis +25
- Seitenrichtbereich: 2,5° nach rechts, 3,5° nach links
- Geschützgewicht: 504 kg
- Geschossgewicht: 5,71 kg
- Mündungsgeschwindigkeit V0 = 360 m/s
- Maximale Reichweite: 7000 m
- Effektive Reichweite: ca. 3000 m
Teilverlastbarkeit
Das Typ-41-75-mm-Gebirgsgeschütz wurde in leichten Abteilungen der Gebirgsartillerieregimenter der jeweiligen Heeresdivisionen eingesetzt. Es wurde im Pferdezug bewegt oder konnte durch Tragtiere in sechs Lasten transportiert werden. In der Abbildung rechts ist die Verteilung der Lasten wie folgt dargestellt:
- Packtier: Die Rohrwiege auf dem Sattelrücken
- Packtier: Gefalteter Frontschild auf Sattelrücken mit jeweils zwei Werkzeugkisten an den Seiten
- Packtier: Schraubenverschlussmechanismus auf Sattelrücken
- Packtier: Achse auf Sattelrücken und Räder seitlich
- Packtier: Standard-75-mm-Gebirgsgeschütz-Munitionsbehälter aus Stahl
- Gewicht ohne Geschosse: ca. 14 kg
- Gewicht mit Granaten: ca. 55 kg
- Packtier: Geschützrohr auf Sattelrücken
- Packtier: Packtier, das auf jeder Seite einen Munitionsbehälter trägt
- Packtier: Holm auf Sattelrücken
Wo das Gelände den Einsatz von Zugtieren nicht zuließ oder dieselben nicht vorhanden waren, wurde das Typ 41 durch Soldaten transportiert.
Durchschlagskraft der Munition
Im August 1944 eroberten Soldaten des australischen 2. Bataillons des 14. Feldregiments auf Papua-Neuguinea eine funktionstüchtige Typ 41. Unter Leitung der Australian Army Operational Research Section führten Angehörige des 2. Bataillons der 83. Sanitäter-Einheit Schussversuche an einem liegengebliebenen Matilda II-Panzer durch. Die Schüsse wurden aus einer Entfernung von ca. 135 Meter auf die Frontpanzerung des Matildas abgegeben. Dabei wurde panzerbrechende, hochexplosive und Hohlladungs-Granaten verschossen.
Erhaltene Exemplare
Es gibt noch zahlreiche erhaltene Exemplare des Typ 41. Die folgenden Exemplare stellen nur eine kleine Auswahl dar.
- Rückansicht
- Surasakmontree Army Camp, Lampang, Thailand
- Vietnam Military History Museum
Literatur
- Gordon L Rottman: „Japanese Army in World War II 1941-42“ Osprey Publishing, 2005, ISBN 978-1-84176-789-5.
- George Forty: Japanese Army handbook, 1939-1945. The History Press, New York 2002, ISBN 0-7509-5413-2.
- Philip S. Jowett, Stephen Andrew: The Japanese Army 1931–45. Osprey, Oxford 2002, ISBN 978-1-84176-353-8.
- Donald B. McLean: Japanese Artillery Weapons and Tactics. Normount Technical Publications, Wickenburg, Ariz. 1973, ISBN 0-87947-157-3.
- Leland S. Ness: Rikugun. Weapons of the Imperial Japanese Army and Navy Ground Forces. Volume 2, ISBN 978-1-909982-75-8.
- Japanese Mortars and Grenade Dischargers. U.S. Army Military History Institute.
- Catalog of enemy ordnance materiel. In: US-Department of War, Office of the Chief of Ordnance (Hrsg.): N-2228-E Enemy Ordnance Material, Volume I German, (8–375), Volume II Japanese (8–352), appendix: Translation of Japanese Ordnance Markings (1–77). Washington DC 1945, OCLC 464601649, S. 114.1 (Vol. II), 8 cm (7.62) high angel Gun, Typ 3 (englisch, [Catalog of Enemy Materiel – Internet Archive ]).
- Japanese infantry weapons. In: Military Intelligence Division, US-Department of War (Hrsg.): Special Series. Nr. 19, 1943, ISBN 0-8071-2013-8, S. 177 bis 187 (Textarchiv – Internet Archive).
- TM–E 30–480 Handbook on japanese military Forces. In: US-Department of War (Hrsg.): War Department technical Manual. TM–E 30–480. Washington D.C. 15. September 1944, OCLC 5039485 (Textarchiv – Internet Archive).
Weblinks
- Type 41 75mm Mountain Gun. Taki's Homepage, abgerufen am 22. Dezember 2014.
- Chapter h. Model 41 (1908) 75-mm infantry gun. Handbook on Japanese Military Forces, September 1944, abgerufen am 22. Dezember 2014.
- Japanese 75mm Mountain Gun Type 41 (1908). PacificWrecks.com, abgerufen am 23. Dezember 2014.
- 7.5cm Gebirgskanone M1908. Landships.info, abgerufen am 23. Dezember 2014.
- 韃靼海峽氷原航海 大正十二年二月 (Tartarensee Eisfeldreise Februar Taisho 11 = 1923); kurzer Film von 1923 über eine Eisfeldmission des Eisbrechers Odomari und militärische Winterübungen in Südsachalin; ab 29:11 Minuten Zusammenbau einer auf Schlitten verladenen Typ 41 Kanone. NFAJ, abgerufen am 30. März 2024.
Einzelnachweise
- Japanese 75mm Mountain Gun Type 41 (1908). PacificWrecks.com, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 24. Dezember 2014; abgerufen am 23. Dezember 2014.
- Type 41 75mm Mountain Gun. Taki's Homepage, abgerufen am 22. Dezember 2014.
- Chapter h. Model 41 (1908) 75-mm infantry gun. Handbook on Japanese Military Forces, September 1944, abgerufen am 22. Dezember 2014.
- Rottmann, S. 48.
- 7.5cm Gebirgskanone M1908. Landships.info, abgerufen am 23. Dezember 2014.
- Captured Japanese Type 41 Mountain Gun fire test 1. Australian War Museum, abgerufen am 23. Dezember 2014.
- Captured Japanese Type 41 Mountain Gun fire test 2. Australian War Museum, abgerufen am 23. Dezember 2014.
- Captured Japanese Type 41 Mountain Gun fire test 3. Australian War Museum, abgerufen am 23. Dezember 2014.
- Captured Japanese Type 41 Mountain Gun fire test 5. Australian War Museum, abgerufen am 23. Dezember 2014.
- Captured Japanese Type 41 Mountain Gun fire test 6. Australian War Museum, abgerufen am 23. Dezember 2014.