Tujetsch
Das Tujetsch (deutsch und bis 1976 offiziell Tavetsch) ist eine politische Gemeinde in der Region Surselva des schweizerischen Kantons Graubünden.
,Tujetsch | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Graubünden (GR) |
Region: | Surselva |
BFS-Nr.: | 3986 |
Postleitzahl: | 7187 Camischolas 7188 Sedrun 7189 Rueras |
Koordinaten: | 701597 / 171093 |
Höhe: | 1450 m ü. M. |
Höhenbereich: | 1226–3327 m ü. M.[1] |
Fläche: | 133,91 km²[2] |
Einwohner: | 1180 (31. Dezember 2022)[3] |
Einwohnerdichte: | 9 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 12,2 % (31. Dezember 2022)[4] |
Website: | www.tujetsch.ch |
Sedrun im Juli 2022 | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Das Gemeindegebiet liegt in der Cadi am Vorderrhein, erstreckt sich vom Oberalppass bis ausserhalb Bugnei, bildet den westlichsten Teil des Kantons Graubünden und grenzt an die Kantone Uri und Tessin. Auf dem Gipfel des Piz Alv findet sich ein Dreikantonseck zu den Kantonen Tessin und Uri ( ).
Tujetsch umfasst die folgenden elf Fraktionen (Reihenfolge talabwärts): Tschamut[5], Selva, Dieni, Rueras, Zarcuns, Camischolas, Gonda, Sedrun, Bugnei, Surrein, Cavorgia.
Der Tomasee (2345 m ü. M.) gilt als Quelle des Vorderrheins (rät. Rein anteriur). Von den Gletschern auf dem Gemeindegebiet ist der Maighelsgletscher der grösste.
Auf dem Gemeindegebiet liegen auch die 2310 Meter hoch gelegene Maighelshütte und der Berg Crispalt (3076 m ü. M.)[6].
Wappen
Blasonierung: In Rot eine silberne durch zwei Türme befestigte Brücke.
Die Gemeinde führt das Wappen der Familie Pontaningen. Abt Peter von Pontaningen war der erste Siegler des Bundesbriefes des Oberen oder Grauen Bundes.
Geschichte
Zahlreiche der Orientierung dienende Megalithen und Schalensteine entlang den alten Saumwegen deuten darauf hin, dass die Passübergänge des Tujetsch bereits in prähistorischer Zeit von Bedeutung waren. Das bewaldete Tal wurde nach der Gründung des Klosters Disentis im 8. Jahrhundert gerodet, und es entstanden weit verstreute Hofsiedlungen. Im 12. Jahrhundert wanderten die Walser über den Oberalppass und liessen sich im oberen Tujetsch nieder. Erst im 18. Jahrhundert zogen die Bergbauern allmählich ins Tal hinunter und bildeten einzelne Dörfer. Sedrun, wo 1205 die Pfarrkirche eingeweiht wurde, wurde zum Hauptort des Tujetsch. Ein Dorf Tujetsch hat es nie gegeben.
Aus dem Tujetsch stammt die kleinste Schafrasse der Schweiz, das Tavetscher Schaf.[7] Die 1954 im Tierpark Lange Erlen in Basel ausgestorbenen Tiere glichen den kleinen, robusten Schafen der Jungsteinzeit, bei denen auch die weiblichen Tiere gehörnt waren. Seit 1984 werden durch die Stiftung ProSpecieRara tavetscherähnliche Schafe mit nicht eingekreuzten Beständen aus Vrin und dem Medels rückgezüchtet.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | |||||||||||
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Jahr | 1718 | 1835 | 1850 | 1900 | 1950 | 1960 | 1980 | 2000[8] | 2003 | 2010 | 2020 |
Einwohner | 832 | 1121 | 979 | 810 | 1122 | 1957 (Kraftwerkbau) | 1855 | 1525 | 1739 | 1732 | 1183 |
Die Bevölkerung spricht den lokalen rätoromanischen Dialekt, das Tuatschin. Schriftsprache ist das Idiom Sursilvan.
Wirtschaft
Die alpwirtschaftliche Nutzfläche von 5650 ha, 700 ha Wiesen und Äcker und 1351 ha Wald werden von 70 Beschäftigten in 34 Betrieben der Land- und Forstwirtschaft bearbeitet. 211 Beschäftigte arbeiten in 27 Industrie- und Gewerbebetrieben und 374 Beschäftigte in 78 Dienstleistungsbetrieben der Tourismusbranche (Stand 2002).
Auf dem Gemeindegebiet von Tujetsch liegen die beiden Stauseen Lai da Nalps und Lai da Curnera. Die Wasserzinsen sind eine wichtige Einnahmequelle der Gemeinde.
Tourismus
Eine der Haupteinnahmequellen der Bevölkerung bildet der Winter- und Sommertourismus. Die systematische Erschliessung des Skigebietes begann 1962 mit dem Bau der Skilifte Dieni-Milez. Ab 2014 wurde es mit den Skigebieten oberhalb von Andermatt zur SkiArena Andermatt-Sedrun ausgebaut.
Vom Tujetsch aus können folgende 3000er bestiegen werden: Oberalpstock 3327 m, Kleiner Piz Tgietschen 3096 m, Piz Giuv 3096 m, Piz Crispalt 3076 m, Giufstöckli 3061 m, Piz Nair 3059 m, Piz Gannaretsch 3039 m, Piz Ault 3027 m, Piz Blas 3018 m, Witenalpstock 3016 m, Piz Rondadura 3015 m, Piz Uffiern 3013 m, Brichplanggenstock 3011 m, Piz Ravetsch 3007 m, Badus (Six Madun) 2928 m
Die wichtigsten Passübergänge zu Fuss sind der Passo Bornengo (2631 m) nach Airolo, der Lolenpass (2399 m) und Maighelspass (2420 m) nach Andermatt und der Chrüzlipass (2347 m) nach Bristen. Die SAC-Hütten Badus, Maighels, Etzli, Cavardiras und Cadlimo können bei den Wanderungen und Bergbesteigungen als Unterkunft dienen.
Die Senda Sursilvana, ein Fernwanderweg entlang des jungen Rheins, führt vom Oberalppass her durch das Tujetsch in Richtung Chur.[9]
Verkehr
Die Furka-Oberalp-Bahn, seit 2003 Matterhorn-Gotthard-Bahn, wurde 1925 erstmals auf der Gesamtstrecke von Brig bis Disentis/Mustér befahren. Die Bahn ist die einzige wintersichere Verbindung nach Westen, die Strasse über den Oberalppass ist im Winter geschlossen.
Der Kanton Graubünden, die Region Surselva und die Gemeinde Tujetsch haben am 13. September 2007 beschlossen, das Projekt Porta Alpina nicht zu realisieren. Der Förderverein Porta Alpina beabsichtigt nun die Sedruner Haltestelle im neuen NEAT-Gotthardtunnel auf privater Basis zu erstellen.
Bilder
- Baselgia Sogn Giachen e Cristoffel, Rueras
- Kapelle Sankta Anna
- Tschamut (Gemeinde Tujetsch GR)
- Sedrun mit dem Skigebiet Dieni-Milez im Hintergrund
- Bugnei-Viadukt
- Bergheuet ob Dieni mit Blick auf den Tujetscher Hausberg Piz Badus 2928 m (Gipfel rechts)
Sehenswürdigkeiten
- Katholische Pfarrkirche Sankt Vigilius in Sedrun[10]
- Baselgia Sogn Giachen e Cristoffel in Rueras[11]
- Kapelle St. Nikolaus in Tschamut[12]
- Kapelle St. Anna in Camischolas[13]
- Punt da Nalps, 1957, von Ingenieur Emil Schubiger und Lehrgerüst von Richard Coray[14][15]
Persönlichkeiten
- Paolo Dominici (* um 1555 in Rom; † 1618 in Lwiw), Bildhauer, Architekt[16][17]
- Baseli Berther (1858–1931), Benediktinerpater
- Vigeli Monn, geboren als Dietrich Monn (* 1965), römisch-katholischer Ordenspriester, Abtpräses der Schweizerischen Benediktinerkongregation
Literatur
- Greti Büchi: Megalithe im Kanton Graubünden, Eigenverlag Forch 1996
- Adolf Collenberg: Tujetsch. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. November 2013.
Weblinks
- Tujetsch auf der Plattform ETHorama
- Offizielle Website der Gemeinde Tujetsch (romontsch / deutsch)
- Tujetsch auf Lexicon Istoric Retic (rumantsch)
- Geschichte des Tujetsch
- Tujetsch Tourismus auf tujetsch.ch
- Tujetsch aud eLexikon
Einzelnachweise
- Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- Tschamut auf ETHorama.
- Crispalt auf ETHorama.
- prospecierara.ch: Bündner Oberländer Schaf (Memento des vom 24. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ProSpecieRara, Zugriff am 24. Dezember 2015.
- Adolf Collenberg: Tujetsch. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. November 2013.
- Wandern Schweiz auf der Senda Sursilvana in Graubünden. auf schweizmobil.ch
- Katholische Pfarrkirche Sankt Vigilius (Foto) auf baukultur.gr.ch
- Baselgia Sogn Giachen e Cristoffel in Rueras auf kirchen-online.org
- Kapelle Sankt Nikolaus (Foto) auf baukultur.gr.ch
- Kapelle Sankta Anna (Foto) auf baukultur.gr.ch
- Jürg Conzett: Brücke und Schlucht : vier Beispiele alpiner Ingenieurkunst. In: www.e-periodica.ch. Abgerufen am 15. Februar 2022 (deutsch).
- Schweizer Architekturführer 1920-1990, Band 1. In: www.e-periodica.ch. Abgerufen am 15. Februar 2022 (deutsch).
- Paolo Dominici (italienisch) in treccani.it/enciclopedia (abgerufen am: 21. April 2016).
- Mariusz Karpowicz: Artisti ticinesi in Polonia nel ’600. Stato del Cantone Ticino, Bellinzona 1983, S. 66, 67, 68.