Tschuwaschien

Subjekt der Russischen Föderation
Tschuwaschische Republik
Чувашская Республика (russisch)
Чӑваш Республики (tschuwaschisch)
Flagge Wappen
Flagge
Flagge
Wappen
Wappen
Föderationskreis Wolga
Fläche 18.343 km²[1]
Bevölkerung 1.251.619 Einwohner
(Stand: 14. Oktober 2010)[2]
Bevölkerungsdichte 68 Einw./km²
Hauptstadt Tscheboksary
Offizielle Sprachen Tschuwaschisch, Russisch
Ethnische
Zusammensetzung
Tschuwaschen (63,7 %)
Russen (30,7 %)
Tataren (2,7 %)
Mordwinen (0,7 %)
(Stand: 2021)
Präsident Oleg Nikolajew (Gerechtes Russland)[3]
Gegründet 24. Juni 1920
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahlen (+7) 835xx
Postleitzahlen 428000–429999
Kfz-Kennzeichen 21, 121
OKATO 97
ISO 3166-2 RU-CU
Website www.cap.ru
Lage in Russland
Lage in Russland

Tschuwaschien (tschuwaschisch Чӑваш Ен / Çăvaš Jen oder Чӑваш Республики / Çăvaš Respubliki; russisch Чувашия / Tschuwaschija oder russisch Чувашская Республика / Tschuwaschskaja Respublika) ist eine autonome Republik im europäischen Teil Russlands.

Geographie

Tschuwaschien liegt im Föderationskreis Wolga in Osteuropa. Die Republik liegt am Oberlauf der Wolga, etwa 600 Kilometer östlich von Moskau. Im Norden grenzt sie an Mari El, im Osten an Tatarstan, im Westen an die Oblast Nischni Nowgorod und im Südwesten an Mordwinien.

Mit Ausnahme kleinerer Gebiete am linken Ufer der Wolga liegt die Republik auf der Wolgaplatte am rechten Ufer des Flusses. Teilweise ist die Region eine Hügellandschaft und im Süden der Republik Tschuwaschien gibt es weite Waldgebiete. Nebst der Wolga wichtige Flüsse sind die Sura und der Ziwil. Das Republikgebiet wird nördlich der Hauptstadt Tscheboksary vom Tscheboksarsker Stausee getrennt.

Geschichte

Zahlreiche Steppenvölker verschiedenster Herkunft siedelten für eine bestimmte Zeit auf dem Gebiet der heutigen Republik Tschuwaschien. Angehörige von finnougrischen Volksgruppen blieben im Gebiet. Nach 640 wanderte ein Teil der Protobulgaren in das Gebiet ein. Diese Wolgabulgaren vermischten sich mit der bereits dort lebenden finnougrischen Bevölkerung und kleinen Gruppen von Slawen und es entstand das Volk der Tschuwaschen. Die Tschuwaschen kamen 1242 unter die Herrschaft der Goldenen Horde. Die Goldene Horde teilte sich im 15. Jahrhundert auf und Tschuwaschien gehörte zum Khanat Kasan, ehe es Mitte des 16. Jahrhunderts an Russland fiel. Im Gegensatz zu anderen Turkvölkern wurden die Tschuwaschen zwischen 1650 und 1850 christianisiert.

Nach dem Ende der Zarenherrschaft traten die Tschuwaschen der Bewegung Idel-Ural bei und waren Teil der Republik Idel-Ural, die bis März 1918 existierte. Nach der Eroberung des Gebiets durch die Rote Armee entstand am 24. Juni 1920 die Autonome Oblast Tschuwaschien. Bereits am 21. April 1925 wurde diese Gebietseinheit zur Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (ASSR). 1991 wurde es Republik innerhalb Russlands.

Bevölkerung

Verteilung der Volksgruppen: Tschuwaschen beige; Russen rot; Tataren grün; Mordwinen blau

Die kleine Republik zählt zu den dichtestbesiedelten Republiken Russlands. Die Tschuwaschen, ein Turkvolk, bilden die Bevölkerungsmehrheit. Bedeutende Minderheiten sind die Russen, Tataren und Mordwinen; kleinere Minderheiten die Ukrainer und Mari. Die Mordwinen leben meist im Südwesten, die Russen im Westen und in den Städten und die Tataren im Südosten von Tschuwaschien. In den meisten Gebieten der Republik Tschuwaschien stellt die namensgebende Volksgruppe die Mehrheit der Einwohnerschaft.

Seit dem Ende der Sowjetunion haben die meisten Belarussen, Ukrainer und Juden der Republik den Rücken gekehrt. Die Anzahl der Mari und Deutschen sinkt auch stark. Zugelegt haben seit 1989 die Leute aus Zentralasien (darunter die Tadschiken) und aus dem Transkaukasus (darunter die Armenier).

Amtssprachen sind die tschuwaschische und russische Sprache. Die Mehrheit der Bevölkerung (auch die Tschuwaschen) bekennt sich zur Russisch-Orthodoxen Kirche, eine Minderheit zum Islam.

Politik

Als Nachfolger von Nikolai Wassiljewitsch Fjodorow wurde am 28. Juli 2010 Michail Wassilijewitsch Ignatjew auf Vorschlag von Dmitri Medwedew vom Staatsrat Tschuwaschiens zum Präsidenten der autonomen Republik gewählt. Zuvor war Ignatjew stellvertretender Vorsitzender im Ministerkabinett und Landwirtschaftsminister von Tschuwaschien. Ab 1. Januar 2012 trug er den Titel des Oberhaupts der Republik. Auf eigenen Wunsch enthob Wladimir Putin Ignatjew am 9. Juni 2015 seines Amtes und ernannte ihn zum Interimsleiter der Republik Tschuwaschien.[6]

Wirtschaft

Tschuwaschien gilt als eine der reicheren Republiken Russlands. Maschinenbau, Leichtindustrie, Holz- und Lebensmittelindustrie zählen zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen.

Verwaltungsgliederung und Städte

Die Republik Tschuwaschien gliedert sich in 21 Rajons und 5 Stadtkreise.

Hauptstadt ist Tscheboksary, die zweitgrößte Stadt ist deren Satellitenstadt Nowotscheboksarsk. Diese beiden sowie die nächstgrößten Städte Kanasch, Alatyr und Schumerlja bilden die fünf Stadtkreise. Insgesamt gibt es in der Republik neun Städte.

f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

Städte
Name Russisch Tschuwaschisch Rajon Einwohner
(14. Oktober 2010)[2]
Wappen Lage
AlatyrАлатырьУлатӑрStadtkreis38.20354° 51′ N, 46° 35′ O
JadrinЯдринӖтернеJadrinski rajon9.61455° 57′ N, 46° 12′ O
KanaschКанашКанашStadtkreis45.60755° 31′ N, 47° 30′ O
KoslowkaКозловкаКуславккаKoslowski rajon10.35955° 50′ N, 48° 15′ O
Mariinski PossadМариинский ПосадСӗнтӗрвӑрриMariinsko-Possadski rajon9.08856° 7′ N, 47° 43′ O
NowotscheboksarskНовочебоксарскҪӗнӗ ШупашкарStadtkreis124.09756° 7′ N, 47° 30′ O
SchumerljaШумерляҪӗмӗрлеStadtkreis31.72255° 30′ N, 46° 25′ O
TscheboksaryЧебоксарыШупашкарStadtkreis453.72156° 8′ N, 47° 15′ O
ZiwilskЦивильскҪӗрпӳZiwilski rajon13.47955° 52′ N, 47° 28′ O

Die sieben früheren Siedlungen städtischen Typs der Republik wurden im Rahmen einer Verwaltungsreform ab 2006 zu (nach regionalen Angaben) ländlichen Siedlungen herabgestuft, jedoch laut OKATO noch bis nach der Volkszählung 2010 als Siedlungen städtischen Typs geführt:

Städtische Siedlungen (bis 2006)
Name Russisch Tschuwaschisch Verwaltungseinheit Einwohner
(14. Oktober 2010)[2]
Lage
BuinskБуинскПӑвакассиIbressinski rajon1.22055° 12′ N, 47° 4′ O
IbressiИбресиЙӗпреҫIbressinski rajon8.41555° 18′ N, 47° 2′ O
KugessiКугесиКӳкеҫTscheboksarski rajon11.91756° 2′ N, 47° 18′ O
Nowyje LapsaryНовые ЛапсарыҪӗнӗ ЛапсарStadtkreis Tscheboksary6.95556° 4′ N, 47° 13′ O
SosnowkaСосновкаСосновкаStadtkreis Tscheboksary2.24256° 11′ N, 47° 13′ O
UrmaryУрмарыВӑрмарUrmarski rajon5.67955° 41′ N, 47° 57′ O
WurnaryВурнарыВӑрнарWurnarski rajon10.08655° 29′ N, 46° 58′ O
Commons: Tschuwaschien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Tschuwaschien – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Administrativno-territorialʹnoe delenie po subʺektam Rossijskoj Federacii na 1 janvarja 2010 goda (Administrativ-territoriale Einteilung nach Subjekten der Russischen Föderation zum 1. Januar 2010). (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  3. Meldung der Moskauer Deutschen Zeitung, abgerufen am 26. Februar 2022
  4. Bevölkerung der russischen Gebietseinheiten nach Nationalität 2010 (russisch) Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 1. Juni 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gks.ru
  5. Том 5. «Национальный состав и владение языками». Таблица 1. Национальный состав населения (Bevölkerung nach Volksgruppe, Volkszählung 2021). Abgerufen am 9. Januar 2023. Rosstat
  6. РИА Новости: Биография Михаила Игнатьева. 13. September 2015 (ria.ru [abgerufen am 12. November 2017]).
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