Multimedia

Der Begriff Multimedia bezeichnet Inhalte und Werke, die aus mehreren meist digitalen Medien bestehen wie Text, Fotografie, Grafik, Animation, Audio und Video.

Definition

Es gibt keine eindeutige Definition für den Begriff Multimedia. Die Präsentation von Inhalten durch verschiedene Kanäle (Tonfilm bedient zum Beispiel Auge und Ohr) ist nichts Neues. Die Konvergenz (das Zusammenlaufen) von Medien beschäftigte Wissenschaftler und Publizisten seit dem Kino und in verschärften Maßen seit den ersten erfolgreichen Fernsehübertragungstests. 1926 schrieb der Journalist Ludwig Kapeller (1892–1967):

„Der Rundfunk von morgen: ein Druck auf den Knopf, und rauschender Schall, mit Tiefen und Perspektiven; und noch ein Druck: bewegtes Bild, Ton und Klang illustrierend, eine Drehung am Hebel, und England kommt, Boxkampf in London, mit Fäustekrachen und Schmerzensstöhnen, mit den raschen Gesten der Kämpfer; […] Und übermorgen vielleicht: der plastische, farbige, sprechende Rundfunk-Film, Erlebnis mit allen Sinnen erfassend und durch die Technik meistern, daß durch den Druck auf schwarzen Knopf Millionen Erlebenshungriger es sich enthülle.“[1]

Der Begriff Multimedia kam mit der digitalen Vermittlung von Inhalten auf. Außerdem spielt das Vorhandensein unterschiedlicher Interaktionsmöglichkeiten eine wichtige Rolle, z. B. aktive Navigation, Manipulation von Inhalten oder Steuerung von Wiedergabeparametern. Aufgrund des technischen Fortschritts der Digitalisierung und der gesteigerten Leistungsfähigkeit von Computern erlebte Multimedia eine stürmische Entwicklung.

Bernd Weidenmann (2001) nennt neben der Interaktivität zwei weitere Eigenschaften, die Medien erfüllen müssen, damit man sie als multimedial bezeichnen kann. Zum einen müssen mehrere Kodierungsformen verwendet werden (Multikodalität). Texte verwenden beispielsweise eine symbolische Kodierungsform (verbal), unabhängig davon, ob sie gedruckt sind oder gesprochen werden. Ein Bild stellt hingegen eine abbildhafte bzw. imaginäre (realgetreu oder schematisch/typisierend) Kodierungsform dar. Zum anderen müssen verschiedene Sinnesmodalitäten eingesetzt werden (Multimodalität). Darunter versteht man die angesprochenen Sinne des Menschen. Die häufigsten Sinne sind der auditive (Hör-) und der visuelle (Seh-)Sinn. Teilweise ist es auch schon heute mithilfe der Force-Feedback-Technik möglich, den Tast- oder Geruchssinn anzusprechen. Ein Text auf dem Computermonitor ist somit monokodal (symbolisch / verbal) und monomodal (visuell). Wird er jedoch durch Originalton (auditiv und abbildhaft / realgetreu) untermalt, sind die Eigenschaften Multimodalität (visuell und auditiv) und Multikodalität (abbildhaft / realgetreu und symbolisch / verbal) als Bedingung erfüllt. Ein Film ist ebenfalls multimodal (visuell und auditiv) und meist auch multikodal (abbildhaft und symbolisch).

Bei P. Kneisel (zitiert nach Steinmetz 1999) findet man folgende Definition: „Ein Multimediasystem ist durch die rechnergestützte, integrierte Erzeugung, Manipulation, Darstellung, Speicherung und Kommunikation von unabhängigen Informationen gekennzeichnet, die in mindestens einem kontinuierlichen und einem diskreten Medium kodiert sind.“

Eine weitere Definition wird von Klimsa gegeben (L. J. Issing, P. Klimsa: Information und Lernen mit Multimedia und Internet. S. 3f):

„… bedeutet ‚Multimedia‘ zahlreiche Hardware- und Softwaretechnologien für Integration von digitalen Medien, wie beispielsweise Text, Pixelbilder, Grafik, Video oder Ton. Neben diesem Medienaspekt – Multimedialität – spielen aber auch Interaktivität, Multitasking (gleichzeitige Ausführung mehrerer Prozesse) und Parallelität (bezogen auf die parallele Medienpräsentation) eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang können wir vom Integrations- und Präsentationsaspekt des Multimediabegriffs sprechen. Diese Aspekte der technischen Dimensionen des Multimediaverständnissen müssen um weitere Aspekte ergänzt werden: die der Dimension der Anwendung. Erst die Anwendung der multimedialen Technik konkretisiert den Begriff. So kann nicht jede beliebige Kombination von Medien als ‚Multimedia‘ bezeichnet werden. Ein Personalcomputer mit Tonausgabe und einem eingebauten CD-Rom Laufwerk ist genauso wenig ein Multimediasystem wie ein CBT Programm (…), das neben Text auch Bilder und Grafiken darstellt. Sicherlich sind aber neben der Multimediatechnik auch der Nutzungskontext und die Funktionalität von Multimedia stets in die Debatte mit einzubeziehen.“

Multimedia-Kommunikation im Marketing

Unter Multimedia-Kommunikation ist die Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Maßnahmen zu fassen, die dazu dienen, Botschaften, die durch Kombinationen von Text-, Grafik-, Ton-, Bild- und Bewegtbildelementen gestaltet sind, durch elektronische Medien abzusenden, um mit dem Konsumenten in Interaktion zu treten und die Kommunikationsziele des Unternehmens zu realisieren.

Neue Formen der Werbung durch Multimedia

Internetwerbung

Kommunikative Werbebotschaften werden über Banner und Bilder auf Internetseiten und auch über auftauchende Pop-ups übermittelt. Aber auch über die Ergebnisse von Suchmaschinenanfragen wird Internetwerbung praktiziert, indem die betroffenen Unternehmen und ihre Produkte bei einer Suchanfrage eher, als Treffer, angezeigt werden als andere.

Vorteile:

  • Etablierung des Internets als Massenmedium
  • Individualisierte Ansprache
  • Dialogorientierung
  • Vielfalt an Formaten
  • Suchmaschinen-Marketing
  • Exakte Werbeerfolgskontrollen sind möglich
Mobile Werbung / Mobile Marketing

Vorteile:

  • Es wird eine hohe Penetrationsrate bei den Endgeräten erreicht
  • Die Charakteristika des Mediums für sich sind Vorteile (Ortsunabhängigkeit, Erreichbarkeit, Personalisierbarkeit, Interaktivität und Lokalisierbarkeit)
  • Bietet die Möglichkeit zu viralem Marketing
  • Geringe Vorlaufzeit für Kampagnen
  • Hohe Erfolgskontrolle durch Responsemöglichkeiten
  • Geeignete Kombinationsmöglichkeiten mit Internet
  • Besonders für junge Zielgruppen geeignet

Pädagogische Aspekte

Naive Summentheorie

Verbreitet ist die Auffassung, dass die Nutzung verschiedener Medien dem Betrachter die Wissensaufnahme von Inhalten erleichtert, da der Benutzer die Informationen mit verschiedenen Sinnesorganen aufnimmt. Dem liegt die vordergründig einsichtige Annahme zugrunde, dass Informationen besser „gespeichert“ werden, wenn sie über möglichst viele „Kanäle“ vermittelt werden. In diesem Zusammenhang tauchen Grafiken auf, ähnlich den hier vorgestellten, die den kausalen Zusammenhang zwischen Lerneffekt (grüne Kurve) und Medienmenge illustrieren sollen.

Der Psychologe Bernd Weidenmann bezeichnet diese Argumentation als naive Summentheorie, der jeder empirische Beweis fehle. Vermutlich gründet die Annahme in einer Fehlinterpretation einer Aussage des Begründers der Mediendidaktik, Comenius. Dieser forderte in seiner Schrift „E Scholasticis Labyrinthis Exitus in planum“ unter anderem: „Also sollen auch die Schulen alles den eigenen Sinnen der Lernenden darbieten: damit sie alles selbst sehen, hören, riechen, schmecken, berühren, was gesehen usw. werden kann und muss“.

Empirisch belegt ist, dass es Vorteile beim Lernen gibt, wenn Informationen auf verschiedenen Kanälen präsentiert werden, z. B. ein Bild + Audio-Beitrag. Dies wird damit begründet, dass ein Kanal nur eine begrenzte Kapazität besitzt. Bild + geschriebener Text würde also den visuellen Kanal überfordern, während Bild + Audio gleichzeitig wahrgenommen werden kann.

Der interaktive Aspekt von Multimedia ermöglicht dem Betrachter eine individuell zugeschnittene Wissensvermittlung sowie die erfahrungsorientierte Aufnahme von Inhalten. Diese Vorteile werden insbesondere durch Lernprogramme (E-Learning, Computer Based Training) erschlossen.

Sonstiges

  • Eine wissenschaftliche Konferenzserie, die sich mit den Aspekten von Multimedia auseinandersetzt, ist die ACM Multimedia.
  • Der Begriff „Multimedia“ wurde 1995 zum Wort des Jahres gekürt.

Siehe auch

Literatur

  • Peter A. Henning: Taschenbuch Multimedia. 4. Auflage. Fachbuchverlag Leipzig 2007, ISBN 978-3-446-40971-2
  • Weidenmann, B. (2001): Lernen mit Medien. In: A. Krapp & B. Weidenmann (Hrsg.): Pädagogische Psychologie (S. 415–466), Weinheim: PVU. 4. Aufl.
  • Tulodziecki, Gerhard/ Herzig, Bardo: Computer und Internet im Unterricht. Medienpädagogische Grundlagen und Beispiele. Berlin: Cornelsen Scriptor 2002
  • Schaumburg, H. & Issing, L. J. (2004): Interaktives Lernen mit Multimedia. In: R. Mangold & P. Vorderer (Hrsg.): Lehrbuch der Medienpsychologie. (S. 717–742). Göttingen: Hogrefe.
  • Holzinger, Andreas (2002): Basiswissen Multimedia Band 1: Technik. Technologische Grundlagen multimedialer Informationssysteme. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Würzburg: Vogel (320 Seiten, ISBN 3-8023-1914-1)
  • Jürgen Wilke: Multimedia/Online-Medien. In: Elisabeth Noelle-Neumann, Winfried Schulz, Jürgen Wilke (Hrsg.): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation. 5., aktualisierte, vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-18192-6, S. 329–358.
Wiktionary: Multimedia – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ludwig Kapeller: Rundfunk von morgen, in Uhu, Ullstein Berlin Oktober 1926, S. 70
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