Trichiurus lepturus

Trichiurus lepturus ist eine Fischart aus der Familie der Haarschwänze und dort der Unterfamilie Trichiurinae. Diese weit verbreitete Art wird in tropischen und gemäßigten Ozeanen rund um die Welt gefunden.[1][2] Die Taxonomie der Art ist nicht völlig klar und im Atlantik, Ostpazifik und Nordwestpazifik gibt es Populationen, die eigenständig benannt sind, jeweils nach „ihrem“ Ozean (folgerichtig und auf Englisch: Atlantic cutlassfish, Pacific cutlassfish, Japanese cutlassfish). Dieser längliche Raubfisch ist eine wichtige Beute gewerblicher Fischereien.[3]

Trichiurus lepturus

Trichiurus lepturus

Systematik
Stachelflosser (Acanthopterygii)
Barschverwandte (Percomorphaceae)
Ordnung: Scombriformes
Familie: Haarschwänze (Trichiuridae)
Gattung: Trichiurus
Art: Trichiurus lepturus
Wissenschaftlicher Name
Trichiurus lepturus
Linnaeus, 1758

Merkmale

Individuen von Trichiurus lepturus sind lebend stahlblau mit einem silbrigen Glanz und werden silbergrau nach ihrem Tod.[3] Die Flossen erscheinen üblicherweise transparent und können einen gelblichen Farbton aufweisen.[3] Trichiurus lepturus weist in seiner schlangenartigen Gestalt keinen Fischschwanz in der üblichen Form auf, der Körper läuft spitz aus. Die Art besitzt große Augen und das große Maul enthält lange fangzahnartige Zähne.[3] Der Haarschwanz erreicht ein Gewicht von bis zu 6 kg und eine Länge von bis zu 2,34 m.[2] Die meisten gefangenen Exemplare haben eine Länge von 0,5 m bis 1 m,[3] nur vor Australien gefangene Individuen sind häufig 1,5–1,8 m lang.[4]

Lebensraum

Trichiurus lepturus wird weltweit in tropischen und temperierten Ozeanen gefunden.[2] Im Ostatlantik kommt die Art ab den südlichen britischen Inseln bis Südafrika vor, auch im Mittelmeer.[1][5] Im Westatlantik findet man sie vor Virginia, und gelegentlich Cape Cod, bis südwärts nach Nordargentinien, inklusive der Karibik und dem Golf von Mexiko.[1][6] Trichiurus lepturus lässt sich an den ostpazifischen Küsten von Südkalifornien bis Peru nachweisen.[1] Diese Art der Haarschwänze ist weit verbreitet im Indopazifik und wird vom Roten Meer bis Südafrika, vor Japan, vor allen australischen Küsten (bis auf Tasmanien und Victoria) und rund um Fidschi gefunden, nicht aber im zentralen pazifischen Ozean, einschließlich Hawaii.[1][3][7] Manche Populationen wandern.[3] Eine Studie an Haarschwänzen dieser Art, T. lepturus, in der japanischen Meerenge von Bungo zeigt, dass das Temperaturoptimum der Art bei 20–24 °C liegt.[8] Fangdaten aus der südkoreanischen Meerenge von Jeju zeigen, dass die Art eine Wassertemperatur von mindestens 14 °C bevorzugt, die Fänge sind schlecht in kälterem Wasser.[9] vor der südbrasilianischen Küste bevorzugt die Art Wasser, das wärmer als 16 °C ist.[10] Sie kommt in Wasser unter 10 °C nicht vor.[1] Trichiurus lepturus zieht eher flache Küstengewässer mit schlammigen Böden vor,[1] dringt gelegentlich allerdings auch in Flussmündungen ein und wurde in Wassertiefen von 0–589 m beobachtet.[2] In europäischen Gewässern erfolgten die meisten Nachweise zwischen 100 und 350 m Tiefe,[5] vor Südbrasilien leben die Fische am ehesten in Tiefen zwischen 40 und 120 Metern.[10] Im Ostpazifik liegen Nachweise zwischen Tiefen von 55 und 385 m vor,[3] in der Meerenge von Bungo lebt die Art hauptsächlich zwischen 60 und 280 m Tiefe und wird am häufigsten zwischen 70 und 160 m gefangen.[8]

Es ist eine benthopelagische Art, die allerdings gelegentlich bei Nacht bis zur Oberfläche aufsteigt.[1]

Taxonomie

Ein Exemplar von Trichiurus lepturus im Kaiyūkan, in Osaka

Viele Autoren sehen diesen Haarschwanz als eine weit verbreitete Art an,[2] andere Taxonomen vertreten die Meinung (cf. Lumper und Splitter), dass es sich bei Trichiurus lepturus um eine Sammelart handelt. Nach dieser Ansicht wären mehrere Hauptgruppen in Trichiurus lepturus vereint, jeweils eine aus dem Atlantik (auf Englisch genannt: Atlantic cutlassfish), dem Ostpazifik (englisch: Pacific cutlassfish), dem Nordwestpazifik (englisch: Japanese cutlassfish) sowie dem Indopazifik. Bei dieser Aufteilung würden die Fische aus dem Atlantik den wissenschaftlichen Namen Trichiurus lepturus behalten, da die Typlokalität vor South Carolina liegt. Individuen aus dem Nordwestpazifik (namentlich dem japanischen Meer und dem ostchinesischen Meer) weisen morphometrische, meristische und genetische Unterschiede auf, so dass sie gelegentlich als Trichiurus japonicus beschrieben werden.[11][12] Andere morphometrische und meristische Unterschiede für die Population des Ostpazifiks (von Kalifornien bis Peru) begründen deren Beschreibung als Trichiurus nitens.[13] Weder Trichiurus japonicus noch Trichiurus nitens werden auf FishBase als eigene Arten anerkannt, dort sind sie nur als Synonym für Trichiurus lepturus aufgeführt,[2] doch im Catalog of Fishes der California Academy of Sciences gelten sie als eigenständig.[14] Die IUCN erkennt die Population des Ostatlantiks als eine eigenständige, bisher noch nicht beschriebene Art an.[1] Dies basiert auf genetischen Untersuchungen, die eine Abweichung zwischen den West- und ostatlantischen Populationen zeigen.[1] Dies würde auch erzwingen, dass Trichiurus japonicus, Trichiurus nitens und die indopazifischen Populationen ebenfalls als eigenständige Arten anerkannt werden und Trichiurus lepturus (im Widerspruch zur IUCN[1]) auf den Westatlantik beschränkt wird; allesamt unterscheiden sie sich mehr voneinander als die atlantischen Populationen.[15] Weitere Studien sind erforderlich zur möglichen Auftrennung und der Nomenklatur der indopazifischen Populationen. Untersuchungen der mitochondrialen DNA ergaben, dass im Indopazifik drei Arten benannt werden können: Trichiurus japonicus (nur an den Arealgrenzen), Trichiurus lepturus (Westpazifik und östlicher indischer Ozean) und eine dritte Art, die provisorisch als Trichiurus sp. 2 bezeichnet wurde (indischer Ozean, sowie das ostchinesische und südchinesische Meer).[15][16] Es ist zu mutmaßen, dass Trichiurus sp. 2 der Art Trichiurus nanhaiensis entspricht.[17] Die Namen Trichiurus coxii und Trichiurus haumela wurden für Populationen vor Australien und im Pazifik benutzt, doch solide Grundlagen für deren Status als eigenständige Arten fehlen.[12][15]

Verhalten und Lebenszyklus

Jungtiere beteiligen sich an der Vertikalwanderung und steigen des Nachts auf, um Krill und Kleinfische zu erbeuten, tagsüber halten sie sich am Meeresboden auf. Dieses Bewegungsmuster ist bei Adulten, die sich hauptsächlich von Fischen ernähren, umgekehrt.[2][3] Weitere Beutebestandteile sind Tintenfische und Garnelen, außerdem kannibalisieren die extrem räuberischen erwachsenen Tiere jüngere.[18] Die Art wird häufig in großen, dichten Schwärmen angetroffen.[7][19] Das Laichgeschäft ist temperaturabhängig, die Larven bevorzugen Wasser, das wärmer als 21 °C ist, und fehlen völlig in Wasser unterhalb von 16 °C. Somit laichen die Tiere rund um das Jahr in tropischen Regionen, aber nur im Frühjahr und Sommer in kälteren Gegenden.[20] Innerhalb einer Brutsaison kann ein Weibchen mehrere Tausend pelagische (das heißt im Wasser schwebende) Eier abgeben, aus denen nach 3–6 Tagen die Larven schlüpfen.[3] Im japanischen Meer sind die meisten Tiere im Alter von 2 Jahren geschlechtsreif, einige laichen bereits nach einem Jahr.[3] Das älteste bekannte Individuum hatte ein Alter von 15 Jahren.[2]

Verwendung

Trichiurus lepturus ist eine wichtige Art für die kommerzielle Fischerei. 2009 wurden mehr als 1,3 Millionen Tonnen angelandet; damit stand die Art auf dem sechsten Rang der am meisten gefangenen Spezies.[21] Nahezu im gesamten Verbreitungsgebiet wird der Art nachgestellt, üblicherweise mit Grundschleppnetzen oder Ringwaden.[1] Im selben Jahr 2009 wurde der größte Fanganteil (1,2 Millionen Tonnen) durch China und Taiwan aus dem Nordwestpazifik gemeldet (FAO-Gebiet 61). Die nächstniedrigeren Fangmengen meldeten Südkorea, Japan und Pakistan.[21] Weitere Länder mit regelmäßigen Anlandungen sind Angola, Nigeria, der Senegal, Mauretanien, Marokko, Brasilien, Trinidad, Kolumbien, Mexiko, die Vereinigten Staaten (dort der Südosten), Iran,[1] Indien[19] und Australien.[1] In Südkorea wird dieser Haarschwanz galchi (갈치) genannt, wobei gal (갈) vom Mittelkoreanischen galh (갏) für „Schwert“ stammt und -chi (치) ein Suffix für „Fisch“ ist.[22][23][24][25] Die Fische werden gern gebraten oder gegrillt verzehrt. In Japan ist der Fisch als japanisch 太刀魚 tachiuo (太刀 „tachi“: „Schwert“ und 魚 „uo“: „Fisch“) bekannt und wird auch roh, als Sashimi, verzehrt. In der portugiesischen Sprache wird die Art „Schwert-Fisch“ („peixe-espada“) genannt. Das Fischfleisch ist fest und doch zart nach der Zubereitung, mit nur einem mäßigen Fischaroma; außerdem ist es mager und leicht zu entgräten.

Quellen

  1. B. B. Collette, F. Pina Amargos, W. F. Smith-Vaniz, B. Russell, J. Marechal, M. Curtis, J. Dooley, S. Singh-Renton: Trichiurus lepturus. In: Rote Liste gefährdeter Arten. 2015. Jahrgang, 2015, S. e.T190090A115307118, doi:10.2305/IUCN.UK.2015-4.RLTS.T190090A19929379.en.
  2. Trichiurus lepturus auf Fishbase.org (englisch)
  3. Trichiurus lepturus. FAO, abgerufen am 5. Oktober 2019.
  4. F. B. Prokop: Australian Fish Guide. 3rd Auflage. 2006, ISBN 978-1-86513-107-8, S. 100.
  5. Bent J. Muus, Bente O. Nystrom, Preben Dahlstrom, Jorgen G. Nielsen: Sea fish. 1. Auflage. Hedehusene 1999, ISBN 87-90787-00-5, S. 234.
  6. V. Kells, K. Carpenter: A Field Guide to Coastal Fishes from Maine to Texas. 2011, ISBN 978-0-8018-9838-9, S. 378.
  7. Barry Hutchins, Roger Swainston: Sea fishes of southern Australia – complete field guide for anglers and divers. Swainston Pub, Perth 1996, ISBN 1-86252-661-3, S. 100 (Erstausgabe: 1986).
  8. Wan-Yu Kao, Makoto Tomiyasu, Ryuzo Takahashi, Michio Ogawa, Tarou Hirose, Kouhei Kurosaka, Sentarou Tsuru, Yasuhiro Sanada, Kenji Minami, Kazushi Miyashita: Spatial and Temporal Distribution of Hairtail (Trichiurus japonicus) in the Bungo Channel, Japan. In: The Journal of the Marine Acoustics Society of Japan. Band 42, Nr. 4, 2015, S. 167–176, doi:10.3135/jmasj.42.167.
  9. Sag-Hyun Kim, Hong-Kil Rho: Study on the Assembling Mechanism of the Hairtail, Trichiurus lepturus, at the Fishing Grounds of the Cheju Strait. In: Journal of the Korean Society of Fisheries Technology. 34. Jahrgang, Nr. 2, 1998, S. 134–177.
  10. Agnaldo Silva Martins, Manuel Haimovici: Distribution, abundance and biological interactions of the cutlassfish Trichiurus lepturus in the southern Brazil subtropical convergence ecosystem. In: Fisheries Research. Band 30, Nr. 3, 1997, ISSN 0165-7836, S. 217–227, doi:10.1016/S0165-7836(96)00566-8.
  11. A. Chakraborty, F. Aranishi, Y. Iwatsuki: Genetic differentiation of Trichiurus japonicus and T. lepturus (Perciformes: Trichiuridae) based on mitochondrial DNA analysis. In: Zoological Studies. 45. Jahrgang, Nr. 3, 2006, S. 419–427 (edu.tw [PDF]).
  12. C. H. Tzeng, C. S. Chen, T. S. Chiu: Analysis of morphometry and mitochondrial DNA sequences from two Trichiurus species in waters of the western North Pacific: taxonomic assessment and population structure. In: Journal of Fish Biology. 70. Jahrgang, 2007, S. 165–176, doi:10.1111/j.1095-8649.2007.01368.x.
  13. A. I. Burhanuddin, N.V. Parin: Redescription of the trichiurid fish, Trichiurus nitens Garman, 1899, being a valid of species distinct from T. lepturus Linnaeus, 1758 (Perciformes: Trichiuridae). In: Journal of Ichthyology. 48. Jahrgang, Nr. 10, 2008, S. 825, doi:10.1134/S0032945208100019 (repository.unhas.ac.id (Memento des Originals vom 6. Oktober 2019 im Internet Archive) [abgerufen am 4. Juli 2019]).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/repository.unhas.ac.id
  14. W. N. Eschmeyer, R. Fricke, R. van der Laan: Trichiurus. In: Catalog of Fishes. California Academy of Sciences, 31. August 2017, abgerufen am 4. September 2017.
  15. K.C.Hsu, N.S. Shih, I.H. Ni, K.T. Shao: Speciation and population structure of three Trichiurus species based on mitochondrial DNA. In: Zoological Studies. 48. Jahrgang, Nr. 6, 2009, S. 835–849 (edu.tw [PDF]).
  16. I. Firawati, M. Murwantoko, E. Setyobudi: Morphological and molecular characterization of hairtail (Trichiurus spp.) from the Indian Ocean, southern coast of East Java, Indonesia. In: Biodiversitas. 18. Jahrgang, Nr. 1, 2016, S. 190–196, doi:10.13057/biodiv/d180126.
  17. N.T. Shih, K.C. Hsu – I.H. Ni: Age, growth and reproduction of cutlassfishes Trichiurus spp. in the southern East China Sea. In: Journal of Applied Ichthyology. 27. Jahrgang, Nr. 6, 2011, S. 1307–1315, doi:10.1111/j.1439-0426.2011.01805.x.
  18. Vanessa Trindade Bittar, Danielle Rodrigues Awabdi, William Cristiane Teles Tonini, Manuel Vazquez Vidal Junior, Ana Paula Madeira Di Beneditto: Feeding preference of adult females of ribbonfish Trichiurus lepturus through prey proximate-composition and caloric values. In: Neotropical Ichthyology. Band 10, Nr. 1, 2012, ISSN 1679-6225, S. 197–203, doi:10.1590/S1679-62252012000100019.
  19. Rohit Rajesh, Vase, Sampathkumur, Sahib: Fishery, reproductive biology and stock status of the largehead hairtail Trichiurus lepturus Linnaeus, 1758 off Karnataka, south-west coast of India. In: Indian J. Fish. 62. Jahrgang, Nr. 3, 2014, S. 28–34.
  20. Agnaldo Silva Martins, Manuel Haimovici: Reproduction of the cutlassfish Trichiurus lepturus in the southern Brazil subtropical convergence ecosystem. In: Scientia Marina. Band 64, Nr. 1, 2000, ISSN 1886-8134, S. 97–105, doi:10.3989/scimar.2000.64n197 (scimar.icm.csic.es [PDF]).
  21. Yearbook of fishery and aquaculture statistics 2009. Capture production. FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations), Rom 2011, S. B-34, 202–203 (fao.org [PDF]).
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  23. Ihaeng Sin, Gyeongjun Gim, Jinam Gim: 역어유해(譯語類解) Yeogeo yuhae. Sayeogwon, Joseon Kora 1690 (koreanisch, chinesisch, encykorea.aks.ac.kr).
  24. galh. In: Standard Korean Language Dictionary. National Institute of Korean Language, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 4. Juni 2017 (koreanisch).@1@2Vorlage:Toter Link/stdweb2.korean.go.kr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  25. 윤표 홍: ‘가물치’와 ‘붕어’의 어원. National Institute of Korean Language, 1. September 2006, abgerufen am 4. Juni 2017 (koreanisch).
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