Trespen

Die Trespen (Bromus) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Die etwa 160 Arten sind fast weltweit verbreitet.[1]

Trespen

Roggen-Trespe (Bromus secalinus)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Gattung: Trespen
Wissenschaftlicher Name
Bromus
L.

Beschreibung

Unbegrannte Trespe (Bromus inermis) in Blüte
Ährengrasähnliche Trespe (Bromus catharticus)
Wiesen-Trespe (Bromus commutatus)

Vegetative Merkmale

Trespen-Arten sind einjährige, einjährig überwinternde oder ausdauernde krautige Pflanzen. Die einjährigen wachsen büschelig oder mit einzelnen Halme, die ausdauernden sind rasen- oder horst-bildend. Selten kommen unterirdische Ausläufer vor. Die Halme stehen meistens aufrecht oder sind gekniet-aufsteigend, sie besitzen mehrere Knoten.

Die Blattscheiden sind fast bis oben verwachsen und sind meistens behaart. Das Blatthäutchen ist ein häutiger Saum. Die Blattspreiten sind in der Knospenlage gerollt, nur selten gefaltet. Später sind sie flach, behaart und können stängelumfassende Öhrchen besitzen.

Generative Merkmale

Der meist rispige, manchmal traubige Blütenstand kann bis auf ein Ährchen reduziert sein. Der Blütenstand ist ausgebreitet oder zusammengezogen, aufrecht oder überhängend. Die Rispenäste stehen in zwei Zeilen von der Hauptachse ab, sind verzweigt oder unverzweigt.

Die Ährchen bestehen aus mehreren bis vielen Blüten und sind meist seitlich zusammengedrückt. Die Blüten sind zwittrig, die obersten Blütchen sind häufig reduziert und steril. Die zwei Hüllspelzen sind meistens ungleich, kürzer als das Ährchen und haben einen dünnen Hautrand. Auf dem Rücken sind sie gerundet, seltener haben sie einen Kiel. Die äußere Hüllspelze ist ein- bis siebennervig, die innere ist drei- bis neunnervig (selten bis zu 13-nervig). Die Deckspelzen haben fünf bis sieben (selten bis zu 13) Nerven, sind häutig bis derb und haben einen dünneren Rand. Oben sind sie ganzrandig und spitz oder – meistens – eingekerbt. Meist tragen sie eine Granne, die leicht unterhalb des oberen Spelzenrandes oder an der Kerbe ansetzt. Die Vorspelzen haben zwei Nerven, sind meistens kürzer als die Deckspelzen, sind zart und auf den Kielen bewimpert. Es gibt drei, selten nur ein oder zwei Staubblätter, die Staubbeutel sind 0,5 bis 6 Millimeter lang. Zwei oder drei Fruchtblätter sind zum Fruchtknoten verwachsen. Der Stempel besitzt am oberen Ende ein häutiges, weißes, dicht behaartes Anhängsel, auch Nebenäste oder Stigmae genannt. Der Griffel ist sehr kurz und trägt lange, dicht federige Narben.

Zur Samenreife fallen die Blütchen einzeln aus, die Hüllspelzen bleiben stehen. Dazu zerfällt die Ährchenachse über den Hüllspelzen und zwischen den einzelnen Blütchen. Die Karyopse hat einen länglich-elliptischen Umriss. An der Spitze trägt sie ein häutiges, kurz behaartes Anhängsel. An der Nabelseite ist die Karyopse rinnig vertieft, an der Embryoseite abgerundet. Sie ist mit Deck- und Vorspelze verwachsen. Der Embryo ist ein Achtel bis ein Sechstel so lang wie die Frucht. Der Nabel ist linealisch und erstreckt sich fast über die ganze Länge der Frucht.

Aufrechte Trespe (Bromus erectus)
Weiche Trespe (Bromus hordeaceus)
Unbegrannte Trespe (Bromus inermis)
Taube Trespe (Bromus sterilis)
Dach-Trespe (Bromus tectorum)
Fuchsschwanz-Trespe (Bromus rubens)

Systematik

Die Gattung der Trespen (Bromus) wird innerhalb der Familie in die Unterfamilie Pooideae, Tribus Bromeae gestellt. Werden – wie hier – die manchmal als eigene Gattungen behandelten Zerna, Anisantha, Bromopsis und Ceratochloa als Sektionen in der Gattung belassen, so umfasst Bromus 150 bis 160 Arten.[2][3]

Die in Mitteleuropa vorkommenden Arten sind:[4]

  • Acker-Trespe (Bromus arvensis L.): Sie kommt ursprünglich von Süd- und Osteuropa bis zum Iran vor.[2]
  • Raue Wald-Trespe (Bromus benekenii (Lange) Trimen): Sie ist von Nordafrika über Europa bis China verbreitet.[2]
  • Kurzährige Trespe (Bromus brachystachys Hornung): Sie kommt in Westasien vor und ist in Deutschland ausgestorben.[2]
  • Ardennen-Trespe (Bromus bromoideus (Lej.) Crép.): Sie ist nur im nördlichen Frankreich, südlichen Belgien, in den Niederlanden sowie in Luxemburg vorgekommen und ist seit 1935 überall ausgestorben.[2]
  • Plattährige Trespe (Bromus carinatus Hook. & Arn.): Sie ist von Yukon über weite Teile Nordamerikas bis Zentralamerika verbreitet und kommt auch Venezuela sowie Peru[2], auf den Britischen Inseln und in den Niederlanden eingebürgert.
  • Ährengrasähnliche Trespe oder Pampas-Trespe (Bromus catharticus Vahl; Syn.: Bromus unioloides Kunth[2]): Sie kommt in Südamerika vor. Beispielsweise in Nordamerika und in Südeuropa ist sie ein Neophyt.[2]
  • Wiesen-Trespe oder Verwechselte Trespe (Bromus commutatus Schrad.): Sie kommt von Europa sowie Nordafrika bis zum Iran vor.[2]
  • Dichtblüten-Trespe (Bromus condensatus Hack.)[3] Sie wird von manchen Autoren auch zu Bromus erectus gestellt.[2] Andere Autoren rechnen sie als Bromopsis condensata (Hack.) Holub zur Gattung Bromopsis.[5] Sie kommt in Frankreich, Italien, in der Schweiz, in Österreich, Slowenien, Kroatien und Albanien vor.[5]
  • Großährige Trespe, Hohe Trespe oder Gussone-Trespe (Bromus diandrus Roth): Sie kommt vom Mittelmeerraum bis zum Iran und auf der Arabischen Halbinsel vor.[2]
  • Aufrechte Trespe (Bromus erectus Huds., Syn.: Bromus transsilvanicus Steud.); Heimat: Westeuropa und Mitteleuropa bis zum Mittelmeerraum und zum Iran, kommt auch in Tibet vor. Ist in Nordamerika ein Neophyt.[2]
  • Dicke Trespe (Bromus grossus Desf. ex DC.); Heimat: Belgien, Frankreich, Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien und Tschechien.[2]
  • Weiche Trespe (Bromus hordeaceus L.): Mit vier Unterarten. Heimat: Makaronesien, vom Mittelmeerraum bis zum gemäßigten Eurasien. Ist in Amerika, Japan, Hawaii, Australien und Neuseeland ein Neophyt.[2]
  • Unbegrannte Trespe oder Wehrlose Trespe (Bromus inermis Leyss.); Heimat: Gemäßigte Gebiete Eurasiens. In der Neuen Welt Südafrika und Australien ein Neophyt.[2]
  • Japanische Trespe (Bromus japonicus Thunb. ex Murray): Mit zwei Unterarten. Heimat: Mittelmeerraum bis gemäßigten Eurasien, in Nordamerika ein Neophyt.[2]
  • Zierliche Trespe (Bromus lepidus Holmb.): Die Heimat ist das nordwestliche Europa, Mitteleuropa und das nordwestliche China.[2]
  • Mittelmeer-Trespe (Bromus madritensis L.); Heimat: Mittelmeerraum bis Tibet und Eritrea, Makaronesien.[2]
  • Ungarische Trespe (Bromus pannonicus Kumm. & Sendtn.): Die zwei Unterarten kommen nur von der Slowakei bis Rumänien vor.[2]
  • Falsche Roggen-Trespe (Bromus pseudosecalinus P.M.Sm.): Die Heimat ist Großbritannien, Irland, Frankreich und Deutschland.[2]
  • Trauben-Trespe oder Traubige Trespe (Bromus racemosus L.); Heimat: Europa bis China, Azoren.[2]
  • Gewöhnliche Wald-Trespe (Bromus ramosus Huds.); Heimat: Europa bis Iran, von Tibet bis zum indischen Subkontinent.[2]
  • Siebenbürgen-Trespe (Bromus riparius Rehmann; Syn.: Bromus transsilvanicus Schur non Steud.); Heimat: Norditalien, Balkanhalbinsel, Rumänien.[2]
  • Roggen-Trespe (Bromus secalinus L.); Heimat: Europa bis zum Iran, Sibirien bis China. Ist in Nordamerika ein Neophyt.[2]
  • Sparrige Trespe (Bromus squarrosus L.): Sie kommt von Mitteleuropa[5] bis zur Mongolei und vom Mittelmeerraum bis zum Iran vor.[2] Sie ist in Nordamerika und Chile ein Neophyt.[2]
  • Taube Trespe (Bromus sterilis L.); Heimat: Europa, Mittelmeergebiet bis Zentralasien. Ist in Amerika, Australien und Neuseeland ein Neophyt.[2]
  • Dach-Trespe (Bromus tectorum L.); Heimat: Mittelmeerraum bis China und zur Arabischen Halbinsel, Europa bis zur Mongolei.[2] Ist in der Neuen Welt, Grönland, Australien, den Philippinen, Neuseeland und Hawaii ein Neophyt.
  • Dünen-Trespe (Bromus thominei Hardouin): Sie wird auch als Unterart Bromus hordeaceus subsp. thominei (Hardouin) Maire zu Bromus hordeaceus gestellt.[2] Heimat: Azoren, Küsten von Westeuropa bis zum Mittelmeerraum, in Nordamerika ein Neophyt.[2]

Weitere Arten (außerhalb Mitteleuropas, Auswahl):

  • Bromus aegyptiacus Tausch: Dieser Endemit kommt nur im nördlichen Ägypten vor.[2]
  • Bromus alopecuros Poir.: Die zwei Unterarten kommen vom zentralen bis in den östlichen Mittelmeerraum vor.[2]
  • Schlangen-Trespe (Bromus briziformis Fisch. & C.A.Mey.); Heimat: vom Kaukasusraum bis zum Nordiran. Ist in Nordamerika ein Neophyt.[2]
  • Bromus danthoniae Trin.: Heimat: Türkei bis Tibet und zur Arabischen Halbinsel.[2]
  • Bromus elidis H.Scholz: Dieser Endemit kommt nur Griechenland vor.[2]
  • Langgrannige Trespe (Bromus lanceolatus Roth, Syn.: Bromus macrostachys Desf.): Heimat: Mittelmeerraum bis zum nordwestlichen China und Pakistan. Ist in Nordamerika und Südamerika ein Neophyt.[2]
  • Steife Trespe (Bromus rigidus Roth); Heimat: Makaronesien bis Mittelmeerraum, von Ungarn bis zu Iran.[2]
  • Fuchsschwanz-Trespe (Bromus rubens L.); Heimat: Mittelmeerraum bis zur Sahara, Kanarische Inseln, Kaukasusraum bis Zentralasien und Afghanistan.[2] Mit zwei Unterarten.[2]
  • Gedrungene Trespe (Bromus scoparius L.): Sie ist vom Mittelmeerraum bis zum nordwestlichen China und nordwestlichen Indien verbreitet.[2]
  • Bromus sinensis Keng f.: Die Heimat ist Tibet und China.[2]
  • Bromus vulgaris (Hook.) Shear: Sie ist im westliche Kanada und die westlichen Vereinigten Staaten verbreitet.[2]

Quellen

  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6.
  • Walter Erhardt et al.: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-8001-5406-7.

Einzelnachweise

  1. Datenblatt Bromus. In: W. D. Clayton, K. T Harman, H. Williamson: GrassBase—The Online World Grass Flora. 2006ff., abgerufen am 23. Juli 2008.
  2. Datenblatt Bromus bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  3. Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  4. Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6.
  5. B.Valdés. H.Scholz; mit Beiträgen von E. von Raab-Straube & G. Parolly (2009): Poaceae. Datenblatt Bromus In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
Commons: Trespen (Bromus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Trespe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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