Trans-Neuguinea-Sprachen

Die Trans-Neuguinea-Sprachen (auch: Trans-Neuguinea-Phylum) sind sowohl zahlenmäßig als auch von der geographischen Verbreitung her die größte Sprachfamilie innerhalb der nicht-austronesischen Sprachen Neuguineas, den sogenannten Papuasprachen.

Zu ihnen gehören über 500 Sprachen, sie werden auf etwa 80 Prozent Neuguineas gesprochen und gleichzeitig zählen etwa 80 Prozent der Sprecher von Papuasprachen zu den Sprechern einer „Trans-Neuguinea-Sprache“.

Bedeutende Trans-Neuguinea-Sprachen

Es gibt nur sieben Papuasprachen mit mindestens 100.000 Sprechern, sie gehören alle zur Trans-Neuguinea-Makrofamilie:

Eine weitere bedeutende Sprache ist

  • Chimbu (Simbu, Kuman) 80.000, Ost-Neuguinea-Hochland

Forschungsgeschichte

Die Sprachgruppe der Trans-Neuguinea-Sprachen wurde 1970 von C. L. Voorhoeve und Kenneth McElhanon postuliert. 1975 wurde die Gruppe von Stephen Wurm neu definiert, wobei er wesentlich mehr Sprachen einbezog und sie demnach über weite Teile Neuguineas, Timors und kleiner Nachbarinseln verbreitet wäre. 2005 wurde durch Arbeiten von Malcolm Ross die Gruppe um etwa 1/6 reduziert, die grundsätzliche Analyse von Wurm aber gestützt. Andere Linguisten wie z. B. William A. Foley bezweifeln die Korrektheit der wurmschen Analyse und ziehen es vor, neben der Trans-Neuguinea-Hauptgruppe verschiedene kleinere Gruppen aufzustellen, die nicht zu dieser Familie gehören.

Grammatische Besonderheiten

Phonologie

Als typisch für das Trans-Neuguinea-Phylum gilt, dass sie zumeist zwei Reihen von Verschlusslauten sowie in der Regel nur einen einzigen Frikativ besitzen. Die meisten Trans-Neuguinea-Sprachen haben ein 5-Vokal-System, bestehend aus a, e, i, o, u.

In sehr vielen dieser Sprachen werden stimmhafte Plosive pränasaliert. Dies ist jedoch ein Merkmal, das auch für viele andere Papuasprachen gilt.

Viele Trans-Neuguinea-Sprachen haben nur offene Silben, das heißt solche, die auf einen Vokal enden.

Morphologie

Ein besonderes Merkmal der Trans-Neuguinea-Sprachen ist, dass sie eine Korrelation zwischen einem phonologischen Merkmal und einer grammatischen Kategorie zeigen. Singularformen haben demnach hintere Vokale (a, o, u), Pluralformen vordere Vokale (e, i). In vielen Sprachen wird dabei das Plural-Muster auch für die 3. Person Singular verwendet. Ein typisches System von Personalpronomen ist das der Sprache Tauya, die am Ramu-Fluss südlich von Madang gesprochen wird:

Person Singular Plural
1. Personyasen
2. Personnaten
3. Personnenen

Daneben gibt es in vielen TNGP-Sprachen Ablautregeln, die je nach Numerus den Verbstamm verändern.

Syntax

Die Existenz von medialen Verben wird allgemein als sehr typisch für das Trans-Neuguinea-Phylum angesehen. Mediale Verben sind Verben mit Hilfsverben oder Affixen, die für die Verbindung von Sätzen verwendet werden und anzeigen, ob das Subjekt des ersten Satzes das gleiche oder ein anderes ist, als das des zweiten Satzes. Zur Illustration folgt ein Beispiel aus dem oben erwähnten Tauya:

yayate-pani-e-ʔa
ichgehen-Gleiches.Subjektessen-1./2.Person-Indikativ
Ich ging und aß.

Interne Gliederung

    Untergruppen Anzahl Sprachen Anzahl Sprecher Ort
Transneuguinea-Hauptzweig2942.600.000Neuguinea (Irian Jaya und Papua-Neuguinea)
Zentral & West TNG2492.400.000Zentral- und West-Neuguinea
Huon-Finisterre63165.000Nordost-Papua-Neuguinea
Ost-Neuguinea-Hochland641.400.000Papua-Neuguinea: Östl. Hochland
Zentral & Süd - Neuguinea57190.000Irian Jaya, West-Papua-Neuguinea
Kutuban35.000Süd-Papua-Neuguinea
Angan1393.000Südost-Papua-Neuguinea
Gogodala-Suki413.000Süd-Papua-Neuguinea: Fly River
Kayagar315.000Süd-Irian Jaya
Sentani437.000Nordost-Irian Jaya
Marind622.000Süd-Irian Jaya, Südwest-Papua-Neuguinea
Dani-Kwerba17340.000Nord-Zentral-Irian Jaya
Wissel Lakes6140.000West-Irian Jaya
Mairasi45.000West-Irian Jaya
West-Bomberai37.000West-Irian Jaya
Dem11.000West-Irian Jaya
Mor1<1.000Irian Jaya (Nordwest-Bomberai)
Ost-Transneuguinea45170.000Südost-Papua-Neuguinea
Binandere1080.000Südost-Papua-Neuguinea
Zentral-Südost-TNG3590.000Südost-Papua-Neuguinea
Madang-Adelbert Range10285.000Nord-Papua-Neuguinea
Madang5840.000Nord-Papua-Neuguinea: Madang
Adelbert Range4445.000Nord-Papua-Neuguinea: Adalbert-Kette
Teberan-Pawaian317.000Nord-Papua-Neuguinea: Simbu
Turama-Kikorian33.000Süd-Papua-Neuguinea
Inland Gulf41.000Süd-Papua-Neuguinea
Eleman750.000Süd-Papua-Neuguinea
Trans Fly - Bulaka3045.000Südwest-Papua-Neuguinea, Süd-Irian Jaya
Mek740.000Irian Jaya: Hochland
Senagi23.500Nordwest-Papua-Neuguinea
Pauwasi41.200Nordwest-Irian Jaya
Nord-Transneuguinea2725.000Nordost-Irian Jaya, Nordwest-Papua-Neuguinea
Nimboran59.000Nordost-Irian Jaya
Kaure51.000Nord-Irian Jaya
Süd-Vogelkop1011.000Nordwest-Irian Jaya: Süd-Vogelkop-Halbinsel
Kolopom34.500Südwest-Irian Jaya
Timor-Alor-Pantar22244.000 allein auf TimorTimor, Alor, Pantar, Kisar, Liran
Oksapmin18.000Papua-Neuguinea, Sandaun-Provinz, Telefomin-Distrikt
Elseng (Morwap)1300Irian Jaya, südl. Jayapura
Molof (Ampas)1200Irian Jaya, südl. Jayapura
Usku1fast †Irian Jaya, südl. Jayapura, bei Pauwasi
Tofamna1100Irian Jaya, südl. Jayapura, östl. des Nawa-Flusses

Siehe auch

Literatur

  • Lorna MacDonald: A Grammar of Tauya. (MGL 6) Mouton de Gruyter, Berlin / New York 1990, ISBN 3-11-012673-7 (enthält auch viele allgemeine Angaben über Besonderheiten der TNG-Sprachen)
  • Ernst Kausen: Die Sprachfamilien der Welt. Teil 2: Afrika – Indopazifik – Australien – Amerika. Buske, Hamburg 2014, ISBN 978-3-87548-656-8, S. 609–623.
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