Traditionsbahn Radebeul

Der Traditionsbahn Radebeul e. V. (TRR) ist ein Verein von Eisenbahnfreunden mit Sitz in Radebeul, Sachsen. Er war die erste organisierte Vereinigung in der damaligen DDR, die sich der betriebsfähigen und musealen Erhaltung von historischen schmalspurigen Eisenbahnfahrzeugen widmete. Seit 1974 ist er Betreiber der Traditionszüge auf der Schmalspurbahn Radebeul Ost–Radeburg.

Zug mit der Sächsischen IV K 132 des Traditionsbahn Radebeul e.V. auf einer Sonderfahrt in der Nähe von Bärnsdorf (2016)

Geschichte

Zug des Traditionsbahn Radebeul e.V. in Friedewald Bad (2007)
Die durch den Verein betreuten Museumswagen des Verkehrsmuseums Dresden am Bahnhof Radebeul Ost (2008)
Sitz des Vereins war bis 2017 der Historische Güterboden am Bahnhof Radebeul Ost

Seinen Ursprung hat der heutige Traditionsbahn Radebeul e. V. in einer Gruppe von Eisenbahnfreunden, die 1967 mit der Sammlung und Aufarbeitung der letzten noch vorhandenen zweiachsigen sächsischen Schmalspurwagen begannen. Diese zur Ausmusterung vorgesehenen Wagen waren durch einen Mitarbeiter[1] der Abteilung Wagenwirtschaft der Deutschen Reichsbahn nach Radebeul Ost überführt worden, um sie so für eine museale Erhaltung sicherzustellen. Das Verkehrsmuseum Dresden übernahm diese Fahrzeuge in seinen Museumsbestand und sie konnten im Juni 1968 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Die Eisenbahnfreunde organisierten sich schließlich in einer Arbeitsgemeinschaft des Deutschen Modelleisenbahn-Verbandes (DMV). Ein großer Erfolg für die Eisenbahnenthusiasten waren die ab 10. August 1974 eingeführten Traditionsfahrten mit den letzten im Lieferzustand erhaltenen Reisezugwagen der sächsischen Schmalspurbahnen. Damit gab es erstmals auf dem Gebiet der DDR einen regelmäßigen musealen Zugverkehr, der sich fortan großer Beliebtheit erfreute.

Um den Traditionsbetrieb weiterhin sicherzustellen, gründete sich am 19. Dezember 1974 die AG 3/58 "Traditionsbahn Radebeul-Radeburg" des DMV. Die für den Traditionsbetrieb genutzten Fahrzeuge verblieben weiterhin im Betriebspark der DR, welche auch fällige Ausbesserungen und Hauptuntersuchungen ausführen ließ. Die am Bahnhof Radebeul Ost aufgestellten nichtbetriebsfähigen Museumsfahrzeuge gehörten hingegen weiterhin zum Bestand des Verkehrsmuseums Dresden.

Eine völlig neue Situation ergab sich erst nach der politischen Wende im Osten Deutschlands 1989. Waren die Traditionszüge bislang gut ausgelastet gewesen, so kam es nun zu einem rapiden Einbruch der Fahrgastzahlen. Die Arbeitsgemeinschaft löste sich aus dem DMV und gründete 1990 einen eingetragenen Verein. In den 1990er Jahren bemühte sich der Verein nun auch um eine Übernahme der im Traditionsbetrieb genutzten Fahrzeuge. Zwei Lokomotiven konnten 1993, als Ersatz für verkaufte Ausstellungsstücke, leihweise von der DR übernommen werden, um sie vor dem Museumszug an der Ladestraße aufzustellen. Von der Anschlussbahn der Gießerei Schmiedeberg kam eine für den Rangierbetrieb benötigte Diesellokomotive als erste vereinseigene betriebsfähige Maschine.

Im November 1993 richtete der Verein die erste Jahrestagung des Verbandes Deutscher Museums- und Touristikbahnen (VDMT) aus.

Die Verkehrspolitik der Deutschen Bahn (Nachfolger der Deutschen Reichsbahn ab 1994) als Eigentümer der Strecke Radebeul Ost—Radeburg ist nicht auf ein Weiterbetreiben der Schmalspurbahnen in Deutschland ausgerichtet. Daher wurde es notwendig, 1997 ein eigenständiges Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) zu gründen. Im Jahr 2000 gelang schließlich die Übernahme eines Teils der bislang im Traditionsbetrieb eingesetzten Fahrzeuge. Sieben Personen- und einige Güterwagen sowie drei Dampflokomotiven befinden sich seitdem im Eigentum des Traditionsbahn Radebeul e.V. Dieser Grundbestand wurde schließlich noch durch weitere Neuerwerbungen ergänzt.[2]

Seit dem Jahr 2009 ist die Traditionsbahn Radebeul als betriebsführendes Eisenbahnverkehrsunternehmen für die wiedererrichteten Anlagen des Bahnhofs Wilsdruff verantwortlich.

Im Jahr 2015 wurde das 50-jährige Jubiläum des Traditionsbetriebes mit einem Festwochenende gefeiert. Neben den Fahrzeugen des Vereins kamen dabei auch zahlreiche Fahrzeuge der IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff sowie der Museumszug des Verkehrsmuseums Dresden zum Einsatz. Höhepunkt war dabei der gleichzeitige Einsatz beider Dampflokomotiven des Traditionsbahnvereines, bevor die IV K Nr. 176 wegen Ablauf der gesetzlichen Einsatzfristen abgestellt werden musste.[3]

Bis zur Kündigung des langjährigen Mietvertrages im Jahr 2017 hatte Verein seinen Sitz in der früheren Güterabfertigung im Bahnhof Radebeul Ost. Heute befindet sich die Geschäftsstelle auf dem Gelände des früheren Elektrizitätswerkes Niederlößnitz, wo auch eine Werkstatt zur Wageninstandsetzung zur Verfügung steht.

Fahrzeuge

Lokomotiven
Nr.Baureihe/TypHerstellerBaujahrBemerkungFoto
99 539Sächsische IV KSächsische Maschinenfabrik, Chemnitz1899annähernd in Lieferzustand als IV K 132 versetzt, nicht betriebsfähig
99 586Sächsische IV KSächsische Maschinenfabrik, Chemnitz1912annähernd in Lieferzustand als IV K 176 versetzt, betriebsfähig
99 791DR-Baureihe 99.77–79VEB Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg1957im letzten Einsatzzustand, nicht betriebsfähig
1LKM V10CVEB Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg19571993 von dkk Niederschmiedeberg erworben, betriebsfähig
Reisezugwagen
Nr.GattungHerstellerBaujahrBemerkungFoto
975-103KPwWerkstätten der K.Sächs.Sts.E.B.1896in Lieferzustand als 1492K versetzt, betriebsfähig
971-251 KB Werkstätten der K.Sächs.Sts.E.B. 1894 durch die IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff bis 2015 im Lieferzustand als 235K aufgearbeitet, im EVU TRR eingestellt und gelegentlich in Sonderzüge eingestellt, Eigentum IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff
970-302KB4Werkstätten der K.Sächs.Sts.E.B.1899in Lieferzustand als 286K versetzt, betriebsfähig
970-309KB4Werkstätten der K.Sächs.Sts.E.B.1900in Lieferzustand als 325K versetzt, betriebsfähig
970-316KB4Werkstätten der K.Sächs.Sts.E.B.1901in Lieferzustand als 343K versetzt, betriebsfähig
970-237KB4Busch, Bautzen1912in Lieferzustand als 435K versetzt, betriebsfähig
970-269KB4trpBusch, Bautzen1914im letzten Betriebszustand
974-355KPw4Waggonfabrik Werdau1926im letzten Betriebszustand, nicht betriebsfähig
974-354KPw4Waggonfabrik Werdau1927in Lieferzustand als K1753 versetzt, betriebsfähig
970-006KA4Linke-Hofmann-Busch, Bautzen1930in Lieferzustand als K26 versetzt, betriebsfähig
970-459KB4Linke-Hofmann-Busch, Bautzen1932seit 2022 Eigentum Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen, Clubwagen des Vereins, nicht betriebsfähig
Güterwagen
Nr.GattungHerstellerBaujahrBemerkungFoto
97-13-68GGwWaggonfabrik Werdau1910in Lieferzustand als 2114K versetzt, betriebsfähig
97-13-06GGwBautzen1912nicht betriebsfähig
97-21-15OOBusch, Bautzen1913Eigentum Verkehrsmuseum Dresden, im Zustand ab 1949 als 7.7214, betriebsfähig
97-09-85GGwBusch, Bautzen1916Werkstattwagen des TRR e.V., im letzten Einsatzzustand als Gerätewagen, nicht betriebsfähig
97-13-06GGwhElWaggonfabrik Werdau1918in Lieferzustand als 2361K versetzt, nicht betriebsfähig
97-13-61GGwhElWaggonfabrik Werdau1918im Zustand der 1950er Jahre, betriebsfähig, abgegeben an Museumsbahn Schönheide
97-25-20HHZwickau1926im letzten Einsatzzustand, nicht betriebsfähig
97-25-52HHZwickau1926im Zustand der 1950er Jahre, betriebsfähig
97-25-53HHZwickau1926im letzten Einsatzzustand, betriebsfähig
97-14-19GGwLinke-Hofmann-Busch, Werdau1929im letzten Einsatzzustand, nicht betriebsfähig-
97-12-48GGwLinke-Hofmann-Busch, Werdau1929Eigentum Verkehrsmuseum Dresden, in Lieferzustand als K3447 versetzt, betriebsfähig

Literatur

  • Wolfram Wagner, Peter Wunderwald: Das große Buch der Lößnitzgrundbahn Radebeul Ost – Radeburg. Wilsdruffer Bahnbücher, Nossen 2008.
Commons: Traditionsbahn Radebeul – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fritz Hager im Stadtwiki Dresden.
  2. Fahrzeuge - Traditionsbahn Radebeul - Schmalspurbahn erleben. Abgerufen am 29. April 2020.
  3. Impressionen - Traditionsbahn Radebeul - Schmalspurbahn erleben. Abgerufen am 29. April 2020.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.