Bogenschießen

Das sportliche Bogenschießen ist ein Schießsport mit Pfeil und Bogen. Heute ist das Schießen auf standardisierte Zielscheiben mit Recurvebögen, an denen Zielvorrichtungen und Stabilisatoren angebaut sind, die am weitesten verbreitete Bogensportart. Der verwendete Bogen, der häufig als „olympischer Bogen“ bezeichnet wird, ist ein technologisch hoch entwickeltes Sportgerät, mit welchem genaue Treffer auf große Distanzen erzielt werden können. Das Bogenschießen zählt zu den Präzisionssportarten.

Internationaler Bogensport-Wettbewerb im Juni 1983
Gemälde eines Mandschu mit Kompositbogen, der die Bogensehne mit einem sogenannten Daumenring spannt (um 1760)

Bogenschießen gehört seit 1972 zu den olympischen Sportarten. Zuvor war es bereits in den Jahren 1900, 1904, 1908 und 1920 im Programm der Olympischen Spiele vertreten. 1904 war es die einzige Sportart bei diesen Spielen, bei der auch Frauen teilnahmeberechtigt waren.

Neben dem sportlichen Bogenschießen wird im meditativen und therapeutischen Bogenschießen der Bogen als Mittel zur Persönlichkeitsentwicklung genutzt.

Geschichte

Das Bogenschießen wurde ursprünglich als Jagdform entwickelt und spielte später lange Zeit als Fernwaffe in kriegerischen Auseinandersetzungen eine bedeutsame Rolle.

Bogenschützen in Osttimor

Pfeil und Bogen werden seit mindestens 14.000 Jahren (dem ausgehenden Jungpaläolithikum) benutzt, was vor allem durch entsprechende Pfeilspitzen aus Feuerstein belegt ist.[1][2] Die älteste Bogendarstellung ist als Gravur auf einer Kalksteinplatte der Grotte des Fadets, Dept. Vienne, Frankreich aufgebracht. Sie datiert in das späte Magdalénien. Die ältesten gesicherten archäologischen Belege für den Bogengebrauch stellen vollständig erhaltene Pfeile aus dem Stellmoor bei Hamburg dar (etwa 10.000 v. Chr., Ahrensburger Kultur). Sie wurden aus Kiefernholz hergestellt und besitzen Stielspitzen aus Feuerstein. Die ältesten unzweifelhaften Bogenfunde sind zwei ca. 8000 Jahre alte Flachbogen aus Holmegård (Dänemark). Sie entstammen der Kongemose-Kultur des nordischen Mesolithikums.

Der Kurzbogen entwickelte sich wahrscheinlich mit und in den Steppenreiterkulturen und im Vorderen Orient. Die Hunnen, Awaren, Ungarn, Kumanen, Mongolen und Türken setzten erfolgreich ihre Kompositbögen als Hauptwaffe im Kampf ein.

Der klassische europäische Langbogen wurde in der frühen Neuzeit (ca. 1500 bis 1790) abgelöst. Im englischen Bürgerkrieg in der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden noch Langbögen verwendet, kurze Zeit später wurde der Langbogen in England aber endgültig verdrängt. Musketen erlangten eine immer höhere Feuerkraft und Reichweite.

Der Bogen als Waffe spielte in der Neuzeit vorwiegend bei den indigenen Völkern Afrikas, Amerikas und Australiens eine Rolle.

Entwicklung des sportlichen Bogenschießens

Die älteste europäische Schule des Bogenschießens stammt aus dem Jahr 1545 vom englischen Autor Roger Ascham und trägt den Namen „Toxophilus“.[3] Toxophilus, der Freund des Schießens, führt darin einen Dialog mit Philosophos, dem Freund der Weisheit.

Eine Anekdote zum exotischen Status des Bogenschießens im frühen 19. Jahrhundert ist von Johann Peter Eckermann in Gesprächen mit Goethe überliefert.[4][5] Zur selben Zeit hatte das Bogenschießen in Brabant (Belgien) den Status eines beliebten Volkssports, wie Eckermann im Jahre 1814 beobachtete. Dort schossen junge Männer auf 60 bis 80 Schritt – mit offenbar beeindruckenden Ergebnissen – auf eine Papierscheibe, die an einer nassen Lehmwand befestigt war.[6] Nach eigenen Worten bemühte sich Eckermann einige Jahre vergeblich um eine Popularisierung des Bogensports in Deutschland.[7] Diese Bemerkung ist insofern interessant, als es zwar die Zeit der Einführung der „deutschen Turnbewegung“ durch Turnvater Jahn war, das Bogenschießen jedoch zu dieser Zeit keinen Status als Sport erlangen konnte.

Die britische Bogenschützin Alice Legh ca. 1894

In Großbritannien dagegen entwickelte sich Bogenschießen zum überaus populären Frauensport. Viktorianische Mediziner rieten dringend davon ab, dass Mädchen sich körperlich zu aktiv bewegten. Sie befürchteten, dass zu starke Bewegung den sich entwickelnden Körper von Mädchen und jungen Frauen so sehr schaden würde, dass sie keine Kinder mehr zu Welt bringen könnten.[8] Selbst die täglichen gymnastischen Übungen, denen sich viktorianische Männer zunehmend widmeten, galten als für Frauen zu gefährlich.[8] Als für den weiblichen Bevölkerungsteil akzeptabel galten Spaziergänge sowie Calisthenics, bei denen aber nur die Arme und der Schulterbereich bewegt wurde, Croquet und schließlich Bogenschießen.[9] Bogenschießen ermöglichte eine Bekleidung, die in der zeitgenössischen Vorstellungen als für Frauen schicklich empfunden wurde. Es waren trotzdem überwiegend unverheiratete Frauen, die diese beiden Sportarten ausübten. Für die meisten verheirateten Frauen war es mit dem Bild von angemessenem Verhalten nicht vereinbar, sich sportlich zu betätigen. Trotzdem übten um die Mitte des 19. Jahrhunderts deutlich mehr Frauen als Männer diesen Sport aus. Die notwendige Ausrüstung, um diesem Sport nachzugehen, kostete zwischen 2 und 5 britischen Pfund, wesentlich mehr Geld als den meisten Frauen der Mittelschicht zu dieser Zeit Verfügung stand.[10] Es waren daher fast ausschließlich Frauen der Oberschicht, die diesem Sport nachgingen. Zeitgenössische Berichte machen auch deutlich, dass von der Bogenschützin auch angemessene Kleidung erwartet wurde. Sie widmeten der Kleidung der Sportlerinnen gelegentlich mehr Zeilen als den eigentlichen Resultaten.[10] Alice Legh war die britische Bogenschützin mit einer außergewöhnlichen Reihe von Erfolgen. Sie wird von sportgeschichtlichen Werken mitunter als die herausragendste britische Bogenschützin aller Zeiten[11] oder ohne Einschränkung auf ein Geschlecht als die Person bezeichnet, die in Großbritannien diese Sportart wie keine andere dominierte.[12] Legh lehnte es unter anderem ab, sich 1908 an den Olympischen Spielen zu beteiligen, weil sie sich auf die britische Meisterschaft vorbereiten wollte. Eine Woche nach Austragung der olympischen Kämpfe, die die Britin Queenie Newall für sich entschied, deklassierte Legh ihre Landsfrau.[11]

Ein im Jahre 1920 erschienenes Heftchen mit dem Doppeltitel Bogenschießen / Werfen mit dem Bumerang war lange Zeit die maßgebliche Anleitung für das Bogenschießen in deutscher Sprache.[13] Hohe Auflagen erzielte außerdem das 1948 erschienene Buch von Eugen Herrigel mit dem Titel Zen in der Kunst des Bogenschießens.[14][15] Dieses Buch beeinflusste auch viele aktive Sportschützen in ihrer mentalen Einstellung zum Schießen, wie John Williams[16] (Olympiasieger von 1972) über sich und Richard McKinney[17] mitteilte.[18]

Grundlagen

Das Bogenschießen beruht auf dem Prinzip eines elastischen Stabes (Bogen), der mit einer Bogensehne gespannt wird. Durch Anspannen der Sehne wirkt der Bogen wie eine Feder und es wird potentielle Energie aufgebaut, die sich beim Lösen der Sehne als kinetische Energie des Pfeils frei setzt. Je stärker die Spannkraft des Bogens und je länger der Auszug der Sehne ist, desto schneller, weiter, geradliniger und durchschlagskräftiger fliegt der Pfeil. Die Spannkraft des Bogens wird traditionell als Zuggewicht an der Sehne in englischen Pfund (1 englisches Pfund = 0,453 kg) bei einem Auszug von 28 Zoll (71,12 cm) gemessen. Das Zuggewicht von Bögen variiert zwischen wenigen Pfund bei Kinderbögen bis über 60 Pfund bei trainierten Schützen.

Compound-Bogen für den sportlichen Wettbewerb

Bei Compoundbögen, die sich mit seiner speziellen Konstruktion das Hebelgesetz zu nutzen machen, hat der Bogen eine weitaus größere Spannenergie, weil die aufgewendete Zugkraft des Schützen bereits vom Beginn des Auszuges an bis kurz vor dem vollen Auszug annähernd gleichmäßig hoch ist und dadurch dem Pfeil ein wesentlich höherer Impuls gegeben wird. Die Länge des Auszugs hängt von der Armlänge des Schützen und der Art der Schießtechnik ab. Schießtechnik heißt hier vor allem die Wahl des Ankerpunktes, wo die Zughand den maximalen Auszug der Sehne erreicht. Je nach Bogenklasse und Verband, in dem der Bogenschütze sportliches Schießen betreibt, gibt es Beschränkungen in der Abschussgeschwindigkeit (Feld- und Wald: 300 fps (Fuß pro Sekunde)) oder Zuggewicht von 60 Pfund (World Archery, Target).

Organisationen im Bogensport

Weltmeisterschaften 1975 in Interlaken

Der einzige vom Internationalen Olympischen Komitee derzeit anerkannte internationale Verband für den Bogensport ist die World Archery Federation (WA). Dabei handelt es sich um den bis 2010 als Fédération Internationale de Tir à l’Arc (FITA) bekannten Weltverband, dessen Name mit der Umbenennung anglisiert wurde.[19] Deutschland wird in der World Archery Federation ausschließlich durch den Deutschen Schützenbund (DSB) vertreten. Nur über den DSB ist die Qualifikation zu Europameisterschaften, Weltmeisterschaften der WA sowie zu Olympischen Spielen möglich. 3D-Meisterschaften sind im DSB aufgrund der Ablehnung gegenüber dem 3D-Feldbogenschießen nicht vorgesehen, was dazu führt, dass die WA 3D-Weltmeisterschaft in den letzten Jahren ohne deutsche Beteiligung stattgefunden hat.

Innerhalb Deutschland ist der Bogensport in weiteren Verbänden organisiert. Die mitgliederstärksten sind der DSB und der Deutsche Bogensport-Verband (DBSV). Ein weiterer Bogensportverband in Deutschland ist der Deutsche Feldbogen Sportverband (DFBV). Dieser ist international an die International Field Archery Association (IFAA) angebunden, die jedes Jahr qualifikationsfreie Welt- und Europameisterschaften der inkorporierten nationalen Verbände ausrichtet. Wegen der Popularität des Feldbogenschießens als Breitensport gibt es in jüngerer Zeit Kooperationen zwischen dem DFBV und dem DSB. 2016 kam als vierter Verband der Traditionelle Bogensport Verband Deutschland (TBVD) hinzu. Der DBSV und der TBVD sind beide international dem Traditional Archers International (T.A.I.) angeschlossen.

Die Archery Association of Europe (AAE)[20] wurde 1968 von Angehörigen der US-amerikanischen und kanadischen Streitkräfte zunächst als konkurrenzfreier Nischenverband in Deutschland gegründet und ist als übernationaler Verband ebenfalls Mitgliedsverband der IFAA und teilnahmeberechtigt an deren Welt- und Europameisterschaften. Mitglieder der AAE kommen aus zahlreichen Ländern Europas, davon sind die meisten Mitglieder allerdings Deutsche. Die Wettbewerbe und Meisterschaften der AAE werden immer in Deutschland ausgetragen.

Die Schweiz ist im Schweizer Bogenschützen-Verband[21] (kurz: SBV; französisch und italienisch kurz: ASTA) und in der Field Archery Association Switzerland (FAAS) organisiert. In Österreich werden die Bogensportler vom Österreichischen Bogensportverband[22] (ÖBSV) und den jeweiligen Landesverbänden vertreten.

Bogenschießen war von 1900 bis 1920 eine olympische Disziplin, nach einer Unterbrechung ist es das seit 1972 wieder bis in die Gegenwart. Als olympischer Bogen ist nur der Recurvebogen mit Visier zugelassen[23]. Weltmeisterschaften im Bogenschießen werden seit 1931 ausgetragen.

Landesverbände in Österreich

(Quelle: [24])

  • Oberösterreichischer Bogensportverband (OÖBSV)[25]
  • Kärntner Bogensportverband (KBSV)[26]
  • Salzburger Bogensportverband (SBSV)[27]
  • Wiener Bogensportverband (WBSV)[28]
  • Burgenländischer Bogensportverband (BBSV)[29]
  • Niederösterreichischer Bogensportverband (NÖBSV)[30]
  • Steirischer Fachverband für Bogenschiessen (STFVB)[31]
  • Tiroler Bogensport Fachverband (TBSV)[32]
  • Vorarlberger Bogensportverband (VBSV)[33]

Schießen auf Zielscheiben

Bogensport – Zielscheibe mit Zielauflage
Ein handelsüblicher Recurvebogen eines Linkshandschützen

Schussablauf

Besonderes Merkmal des Bogensportes ist es, durch Ruhe und Konzentration einen immer gleichbleibenden Schussablauf zu erlangen. Die Schützen schießen hier auf Zielauflagen mit Ringwertung. Im Wettkampfsport wird daher auch Neurofeedback eingesetzt, um bei Sportarten mit hohen Gleichgewichtskomponenten und ruhiger Hand (z. B. Schießen, Bogenschießen, Biathlon) sicher zu treffen.[34]

Das Recurveschießen hat sich in den letzten Jahren zu einem immer populärer werdenden Sport entwickelt. Insbesondere Korea, China und viele andere fernöstliche Staaten verzeichnen Zuwächse. Anders als beim Blankbogen sind Stabilisatoren, Zielhilfen (Visiere) und Auszugsmarkierungen (Klicker) erlaubt.

Der Schießablauf wird dabei über eine Ampel (Ampelsteuerung) geregelt. Hierbei wird ein- und zweireihiges Schießen unterschieden. Die Länge der Schießzeit ist dabei abhängig vom Wettbewerb und ist in den entsprechenden Regelwerken (zum Beispiel SpO) festgelegt.

Die Zielscheiben sind von innen nach außen in den Farben geteilt, wobei jede Farbe in 2 „Ringe“ geteilt ist. Gelb (nur Gold genannt) = 10 bzw. 9 „Punkte“ (Ringe); Rot = 8/7 Punkte; Blau = 6/5 Punkte; Schwarz = 4/3 Punkte und Weiß = 2/1 Punkt(e) (die Ringzahl reicht von 10 bis 1). Trifft man die Auflage nicht, so wird das als „M“ (Miss) gewertet. Der Zehner-Bereich für Compound-Schützen ist in der Halle (18 m) kleiner als der für Recurve-Schützen und ist extra eingezeichnet. Diese Kennzeichnung (genannt X) ist auch im Freien vorhanden, wird dort allerdings als Innenzehner gewertet. Bei Ringgleichheit gewinnt der Schütze mit den meisten Innenzehnern. Die Ringe 1 und 2 entfallen völlig. Als Treffer zählt bereits, wenn der den Ring umgebende schwarze Streifen vom Pfeilschaft berührt wird.

Nach dem Schießen werden die Treffer von den Schützen einer Scheibe aufgenommen. Die Ergebnisse werden von zwei Personen getrennt auf sog. Schießzetteln festgehalten. Auf diesen wird der Wert jedes einzelnen Pfeiles sowie die Summe aller erreichten Ringe nach einer Passe aufgeschrieben.

Wettbewerbe im Bogensport

Die bekanntesten Wettbewerbe im Bogensport sind:

WA im Freien (ehemals FITA im Freien)
(Meisterschaften und Olympische Spiele): 2 mal 36 Pfeile auf 70 m Entfernung, danach weiter im K.-o.-Verfahren, 1. gegen 32., 2. gegen 31. usw. bis zum Finale. (→ vgl. Liste der Olympiasieger im Bogenschießen)
FITA-Runde oder Große FITA
Insgesamt werden 144 Pfeile auf verschiedene Entfernungen und Auflagengrößen (Zielscheiben) geschossen. Weiterhin werden in den verschiedenen Wettkampfklassen (unterschieden nach Alter/Geschlecht) unterschiedliche Entfernungen geschossen. Bei den Herren jeweils 36 Pfeile auf 90 m und 70 m (auf Auflagen mit 122 cm Durchmesser) sowie 50 m und 30 m (auf Auflagen mit 80 cm Durchmesser). Bei den Damen werden 70 m und 60 m (122 cm Ø) sowie 50 m und 30 m (80 cm Ø) geschossen. Auf der 30-m-Distanz kann die 80-cm-Ø-Auflage auch durch vier (für jeden Schützen der Scheibe einen) sogenannte Spots ersetzt werden. Dieser hat einen Durchmesser von 40 cm und besteht aus der Mitte der 80-cm-Auflage. Niedrigere Treffer werden dabei als Fehlschuss (M miss) gewertet. Vor einer Wertung (Pfeile holen und aufschreiben der Trefferzahlen scoren) werden bei den zwei weiten Entfernungen jeweils 6 Pfeile, bei den Kürzeren jeweils 3 Pfeile geschossen. Für Schüler- und Jugendklassen gelten teilweise abweichende Regelungen bezüglich Entfernungen und Auflagengrößen. Eine FITA-Runde wird in der Regel an einem Tag geschossen. Bei der sogenannten Doppel-FITA werden zwei FITA-Runden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen geschossen.
kleine oder halbe FITA
50 m und 30 m, jeweils 36 Pfeile auf Auflagengröße 80 cm
900er Runde
jeweils 30 Pfeile auf 60 m, 50 m und 40 m auf eine 122 cm große Auflage
FITA Halle
2 Durchgänge zu 30 Pfeilen auf 18 m Entfernung. Geschossen wird auf 60-cm-Auflagen (traditionelle Bögen und Schülerklasse A Recurve), 40-cm-Auflagen (Blankbogen und Jugendklasse Recurve) bzw. auf 3er-Spot-Auflagen (die fünf inneren Ringe der normalen 40-cm-Auflage, drei davon untereinander bilden praktisch eine „Ampel“)(Olympischer Recurve und Compoundbogen, wobei der 10er bei Recurve 4 cm und bei Compound 2 cm groß ist).
Bogenliga Halle
Siehe auch: 1. Bundesliga Bogen (DSB): Im Ligabetrieb des Deutschen Schützenbundes schießen in einer Liga in der Regel acht Mannschaften gegeneinander. Jede Mannschaft schießt an einem Wettkampftag gegen die restlichen sieben Mannschaften je ein Match. Die Mannschaft besteht aus drei Schützen je Match. Ein Match besteht aus drei bis fünf Passen zu je sechs Pfeilen (jeweils zwei pro Wettkämpfer), seit dem Sportjahr 2015 wird im Satzsystem geschossen. Die Pfeile müssen in 2 Minuten auf zwei senkrecht angeordneten Dreifachauflagen auf 18 m geschossen werden. Die Zusammensetzung der Mannschaft kann nach jedem Match geändert werden.
Eine Ligasaison besteht aus 4 Wettkampftagen, die in der Regel im Zeitraum von November bis Februar stattfinden. Die vier besten Mannschaften aus der 1. Bundesliga Nord und die vier besten Mannschaften aus der 1. Bundesliga Süd schießen Ende Februar ein Finale, in dem der Deutsche Mannschaftsmeister Halle ermittelt wird. Die aktuelle Bundesligaordnung[35] wird jedes Sportjahr durch den Gesamtvorstand des Deutschen Schützenbundes verabschiedet.
Bogenliga im Freien
Auch hier schießen Mannschaften mit je drei Schützen gegeneinander. Jeder Schütze schießt 3 Pfeile auf 50 m auf 80-cm-Auflagen. Alle Schützen müssen ihre Pfeile innerhalb von 3 Minuten geschossen haben. Je Wettkampf werden 3 mal 3 Pfeile von jedem Schützen geschossen, also 27 Pfeile pro Mannschaft. Jede Mannschaft schießt gegen jede andere Mannschaft, dabei bekommt der Sieger jeweils 2 Punkte, bei Gleichstand jeder 1 Punkt. Es werden die Punkte zusammengezählt, bei Gleichstand zählen auch die Ringzahlen.
Der DBSV und seine Landesverbände führen einen Ligabetrieb im Freien durch, hier besteht eine Mannschaft aus vier Schützen und es wird auf 70 m geschossen.[36]

Blinde und sehbehinderte Bogenschützen

Bogenschießen ist auch eine Sportart im Blinden- und Sehbehindertensport. Sie kämpft derzeit um Anerkennung als paralympische Sportart.[37]

Weitere Disziplinen

Feldbogen

Trefferaufnahme beim Feldbogenschießen

Unter dem Begriff Feldbogenschießen (kurz: Feldschießen) werden häufig unterschiedliche Disziplinen des Bogenschießens zusammengefasst. Das Feldbogenschießen basiert weitgehend auf dem traditionellen Bogenschießen, aber es wird auch mit Zielvorrichtungen oder anderen Zusatzausstattungen geschossen.

Beim Feldbogenschießen im engeren Sinn werden Zielscheiben im Gelände entlang eines Rundkurses aufgestellt. Die speziellen Zielscheiben sind im Unterschied zur FITA-Zielscheibe schwarz mit einem gelben inneren Kreis. Auf einem Feldparcours sind, ähnlich wie beim Golf Course und anders als beim Zielscheiben-Schießen nach den FITA-Regeln, die Entfernungen zumindest bei der Hälfte der Ziele nicht bekannt und es kann sowohl bergauf wie auch bergab bis zu einem Abschusswinkel von 45° geschossen werden.

3D-Bogenschießen

3D-Jagdschießen auf eine Bärenattrappe
3D-Etafoam-Attrappe
Silhouettenschießen nach IHMSA

Das Schießen auf Tierfiguren aus Schaumstoff, meist auf einem Bogenparcours, wird 3D-Schießen genannt. „3D“ weil sowohl die Ziele dreidimensional sind, aber auch die Schüsse nicht nur in ebenem Feld erfolgen, sondern ebenso hinauf und hinunter. Das 3D-Schießen wird der Jagd nachempfunden, jedoch kommt kein Tier zu Schaden. Die Situation wird dabei möglichst eng an das jagdliche Vorbild angelehnt. Der Schütze muss durch Astgabeln hindurch, Hänge hinauf oder von Hochständen herab im Stehen, kniend oder sogar liegend versuchen, das Ziel zu treffen. Ziel ist es, den Pfeil in das Kill des stilisierten Tiers zu platzieren, also den Bereich, wo Herz und Lunge lägen. Zu einem Parcours gehören typischerweise etwa 28 Ziele, auf die jeweils maximal 3 Pfeile geschossen werden dürfen. Bei einem Treffer werden die restlichen Pfeile nicht geschossen. Außerdem gibt es einzelne Ziele oder bei kleinen Parcours die Möglichkeit einer sogenannten „Hunter“ („Jäger“)-Wertung, bei der nur ein einziger Pfeil geschossen wird. Es wird von einem Pflock abgeschossen. Der Schütze muss sich beim Abschuss hinter diesem Pflock befinden und ihn berühren, um für alle Schützen gleiche Bedingungen zu schaffen. Oft gibt es Pflöcke in verschiedenen Entfernungen für Jugendliche, Schützen mit Bögen mit und ohne Visiereinrichtung.

3D-Bogenschießen-Recurvebogen ohne Zielvorrichtung

Die Bewertung erfolgt zum Beispiel nach folgendem Schema (es existieren aber noch andere Wertungssysteme):

Allgemeine Tabelle
Pfeil Treffer Punkte
1 Kill 20
Körper 16
2 Kill 14
Körper 10
3 Kill 8
Körper 4
DBSV-Waldrunde (3 Pfeile)
Pfeil Treffer Punkte
1 Kill 15
Körper 12
2 Kill 10
Körper 7
3 Kill 5
Körper 2
IFAA-Reglement für Jagdrunde
Pfeil Treffer Punkte
1 CenterKill 20
Kill 18
Körper 16
2 CenterKill 14
Kill 12
Körper 10
3 CenterKill 8
Kill 6
Körper 4
DBSV-Reglement für Jagdrunde
(1 Pfeil Runde oder auch Hunterrunde genannt)
Pfeil Treffer Punkte
1 CenterKill 15
Kill 12
Körper 7
3D nach WA oder FITA
PfeilTrefferPunkte
1CenterKill11
Kill10
Vitalbereich8
Körper5

4D-Bogenschießen

4D-Bogenschießen

Beim 4D-Bogenschießen werden große Leinwände genutzt, die mit einem Projektor beleuchtet werden. Dies ermöglicht ein Training mit bewegten Zielen. Hierbei kommt eine spezielle Sensorik zum Einsatz, die den Pfeilflug bzw. dessen Einschlag in der Leinwand registriert. Das Target ist so ausgeführt, dass der abgeschossene Pfeil in dieser langsam abgebremst und nicht beschädigt wird. Dafür kommen spezielle Polymerschäume zum Einsatz. Somit können die Pfeile beliebig wiederverwendet werden.

Hauptsächlich werden zwei Disziplinen unterschieden: Jagdliches-4D und 4D. Beim Jagdlichen-4D kommen Naturszenen oder animierte Inhalte zum Einsatz. Die Herausforderung besteht darin, genau zu erahnen, wo sich der sogenannte Kill befindet. Im Gegensatz zu dieser Disziplin wird beim 4D das eigentliche Ziel klar markiert.

Clout-Schießen, Roving und Flight Shooting

Beim Clout-Schießen (englisch Clout ‚Lappen‘) wird auf eine im Boden angebrachte Flagge (den ‚Clout‘) gezielt. Die Schussdistanz variiert je nach Regelwerk sowie Geschlecht und Altersklasse der Schützen, beträgt aber meist mehr als 100 m, sodass ein relativ steiler Abschusswinkel nötig ist um das Ziel zu erreichen.

Beim Roving stehen die Zielflaggen im Unterschied zum Clout-Schießen in unterschiedlichen unbekannten Entfernungen. Es werden alle Treffer in bestimmten Umkreisen mit verschiedenen Punkten gewertet. Nocke oder Spitze im Kreis wird gezählt.

Beim Flight Shooting oder Weitschießen ist das Ziel, möglichst weit zu schießen.

Traditionelles Bogenschießen

3D-Jagdschießen im Instinktivverfahren
Kyūdōschütze in Hakama und Gi

Seit einigen Jahren gewinnt das traditionelle Bogenschießen mit Bögen, an denen keinerlei technisches Zubehör angebracht ist, an Beliebtheit. Neben dem Recurvebogen in seiner Form als Blankbogen wird hier mit dem Langbogen, dem Reiterbogen und dem Primitivbogen geschossen. Es werden auch selbst gebaute Bögen verwendet. Bei dieser Sportart wird häufig auf Parcours im Wald eine Jagd simuliert und auf Tierattrappen geschossen.

Beim traditionellen Bogenschießen werden ausschließlich Blankbögen ohne technische Hilfsmittel wie Zielvorrichtungen oder Stabilisatoren benutzt. Diese Art des Schießens wurde im Kulturkreis der „westlichen Welt“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA wiederentdeckt und erlangte durch Bogenlegenden wie Saxton Pope[38], Arthur Young und Howard Hill durch öffentliche Vorführungen und Filmaufnahmen große Beliebtheit.

Dieses traditionelle Bogenschießen, auch als instinktives oder intuitives Bogenschießen bezeichnet, gewinnt seit den 1980er Jahren auch im deutschsprachigen Raum an Beliebtheit. Auch Profis, die ihr Ziel mit nahezu 100%iger Sicherheit treffen und eine neue Herausforderung oder Abwechslung suchen, wechseln öfter zum intuitiven Bogenschießen. Die Treffgenauigkeit kann bei guter Übung praktisch gleich der eines Bogenschützen sein, der mit einem geschlossenen Auge und mit technischen Hilfsmitteln zielt. Ein mehrfacher Weltmeister im „technisierten Schießen“ auf der FITA-Runde, Darrell Pace[39], legte den Grundstein für seinen Erfolg mit dem Jagdschießen ohne Visier.

Berittenes Bogenschießen

Beim berittenen Bogenschießen wird mit kurzen Reiterbögen vom Pferderücken aus, meist im Galopp, geschossen. Die Schießtechnik ähnelt der des traditionellen instinktiven Bogenschießens. Genutzt wurde diese Form des Bogenschießens von den Soldaten des mongolischen Herrschers Temüdschin, bekannt als Dschingis Khan, welche ausgezeichnete Bogenschützen und Reiter waren und mit ihrer revolutionären Kriegsstrategie große Teile Eurasiens eroberten.

Kyūdō

Kyūdō heißt das traditionelle japanische Bogenschießen, welches auf der alten Kriegstechnik der Samurai gründet und sich unter dem Einfluss des Zen-Buddhismus zu einer Kunstform entwickelte. Sowohl die Bauart des Bogens, als auch die Technik des Schießens unterscheidet sich grundsätzlich von westlichen Formen des Bogenschießens.

Yabusame ist eine ältere traditionelle japanische Art des Bogenschießens, die vom Pferd aus ausgeübt wird.

Therapeutisches Bogenschießen

Seit Mitte der 1990er Jahre rückte das traditionelle Bogenschießen in das Interesse von Körpertherapeuten und Psychotherapeuten. In vielen psychosomatischen Kliniken, in der Therapie für Kinder und Jugendliche und in der Rehabilitation wird Bogenschießen als Bestandteil der Behandlung angeboten. Dabei werden die beim Bogenschießen inhärenten Gegensätze zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Konzentration und Loslassen und zwischen Disziplin und Spiel therapeutisch genutzt.

Ausrüstung für das Bogenschießen

Ausrüstung des Bogenschützen

Neben dem Bogen mit oder ohne Pfeilauflage und den Pfeilen gehört zur Ausrüstung des Bogenschützen ein Köcher, der auf dem Rücken oder an der Seite getragen wird oder am Bogen befestigt ist, ein Armschutz, ein Fingerschutz in Form eines Tabs, Schießhandschuhs oder Releases für die Hand, welche die Sehne zieht und gegebenenfalls ein Brustschutz und eng anliegende Kleidung, da die Sehne eng am Körper entlangschnellt. Häufig wird ein Bogenständer für die Ablage des Bogens benutzt.

Erweiterte Bogenausstattung

Je nach Schießart kann die Bogenausstattung durch unterschiedliche technische Zusätze am Bogen und an der Sehne erweitert werden. Es gibt verschiedene Ausführungen von Pfeilauflagen, Bogenvisiere, Klicker, Overdraws, Peepsights, Stabilisatoren für Wurfarme und Bogen und Zusätze für die Bogensehne, wie Geräuschdämpfer, Kisserbuttons und Nockpunkthilfen (aus Metall oder „D-Loops“).

Sicherheitsvorschriften

Bögen sind Sportgeräte, die nicht unter das Waffenrecht fallen. (Dies hängt u. a. damit zusammen, dass im Bogen keine Abschussenergie gespeichert werden kann.) Deshalb stellen Bogenplätze keine genehmigungspflichtigen Schießstätten dar und es ist zu deren Betreiben keine waffenrechtliche Erlaubnis zum Betreiben einer Schießstätte nach § 27 Abs. 1 WaffG erforderlich. Dennoch können von Bögen Gefahren ausgehen. Insbesondere bei Bogenplätzen im Freien besteht bei nicht ordnungsgemäßer Durchführung des Schießens die Möglichkeit, dass durch die abgeschossenen Pfeile Personen oder Sachen und somit die öffentliche Sicherheit gefährdet werden. Die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit ist je nach Landesrecht unterschiedlichen Behörden zugewiesen.

Der Deutsche Feldbogen Sportverband und der Deutsche Schützenbund haben zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und zur sicheren Durchführung des Bogenschießens die Sicherheitstechnischen und Baulichen Regeln für Bogenplätze veröffentlicht. Darin werden Ausführungen zur baulichen Gestaltung von Bogenschießbahnen und Feldparcours gemacht, Gefahren-, Sicherheits- und Unbedenklichkeitsbereiche festgelegt sowie Vorgaben zum Verhalten gemacht.[40] Die Sicherheitstechnischen und Baulichen Regeln stellen Sicherheitsregeln nach Stand der Technik dar. Der Deutsche Bogensport-Verband wendet diese Regeln ebenfalls an. Die Bogensportverbände empfehlen bei der Einrichtung von Bogenplätzen in jedem Fall die Abstimmung mit den zuständigen Behörden.

Siehe auch

Literatur

  • Fred G. Asbell: Instinktives Schießen 1. Eine Anleitung zum besseren Bogenjagen. 6. Auflage. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2007. ISBN 978-3-9805877-2-3.
  • Fred G. Asbell: Instinktives Schießen 2. 3. Auflage. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2002. ISBN 978-3-9805877-9-2.
  • Hilary Greenland: Praktisches Handbuch für traditionelle Bogenschützen. 2. Auflage. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2007. ISBN 978-3-938921-06-7.
  • Oliver Haidn, Jürgen Weineck, Veronika Haidn-Tschalova: Bogenschießen – Trainings- und bewegungswissenschaftliche Grundlagen. Spitta Verlag, 2010, ISBN 978-3-938509-74-6.
  • Leo Duncan (Hrsg.): Mentale Fitness beim Bogenschießen – 40 Übungen, educatium.de .
  • Ekkehard Höhn, Karl-Heinz Hörnig: Traditionell Tunen – Feinabstimmung von Langbogen und Recurve. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2000. ISBN 978-3-9805877-1-6.
  • Ekkehard Höhn: Der befreite Schuss. Von der Scheibenpanik zum harmonischen Bogenschießen. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2008. ISBN 978-3-938921-09-8.
  • Volkmar Hübschmann (Hrsg.): Bogenschießen – Ausrüstung und Zubehör selbst gemacht. Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2007, ISBN 978-3-938921-03-6.
  • Manfred Korfmann: Schleuder und Bogen in Südwestasien: von den frühesten Belegen bis zum Beginn der historischen Stadtstaaten. Antiquitas: Reihe 3, Abhandlungen z. Vor- u. Frühgeschichte, zur klass. u. provinzial-röm. Archäologie u. z. Geschichte d. Altertums, Bd. 13. Habelt, Frankfurt 1972, ISBN 3-7749-1227-0.
  • Kisik Lee, Tyler Benner: Total Archery – Der Bogenschütze von Innen. Astra, Chula Vista 2009, ISBN 978-0-9824265-1-7.
  • Clemens Richter: Bogenschiessen – Der abendländische Weg. Edition NATURE LIFE im DSV-Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-88412-346-7.
  • John C. Williams: Lehrbuch des Bogensports. Weinmann, 2010, ISBN 978-3-87892-050-2.
Commons: Bogenschießen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Bogenschießen – Lern- und Lehrmaterialien
Wiktionary: Bogenschießen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. L. Pericot Garcia: La cueva del Parpallo. Madrid 1957.
  2. Ulrich Stodiek, Harm Paulsen: Mit dem Pfeil, dem Bogen. Oldenburg (Isensee-Verlag), 1996, S. 37–38.
  3. Roger Ascham: Toxophilus – The Schole of Shootinge. London, 1545 (dt. Toxophilus – Die Schule des Bogenschiessens. Übersetzt von Hendrik Wiethase.) Wiethase, Untergriesbach 2005, ISBN 3-937632-12-3.
  4. Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe (29) (Memento vom 15. Juni 2010 im Internet Archive)
  5. Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Band 3, Leipzig, Reclam (Faksimile-Ausgabe), 1832, S. 76–80.
  6. Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Band 3, 1832, S. 68–70.
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