Tommy Frenck

Tommy Frenck (* 28. März 1987 in Schleusingen) ist ein deutscher neonazistischer Aktivist, Gastwirt, Rechtsrock-Konzert-Veranstalter, Neonazi-Merchandise-Unternehmer sowie Politiker der Partei Die Heimat und Kreistagsabgeordneter von Bündnis Zukunft Hildburghausen.

Leben

Tommy Frenck wuchs in Thüringen auf, seinen leiblichen Vater lernte er nie kennen. Frenck erlernte den Beruf des Koches.[1] Noch vor seinem 18. Lebensjahr trat er der NPD bei. Seinen Thüringer Heimatort Schleusingen erklärte er zur „Frontstadt“ und „befreiten Zone“. Als er in die örtliche Freiwillige Feuerwehr eintreten wollte, wurde sein Mitgliedsantrag abgewiesen, wogegen er Widerspruch beim Landratsamt einlegte, was zunächst Erfolg hatte. Daraufhin kündigten alle anderen Mitglieder dieser Freiwilligen Feuerwehr an, die Organisation zu verlassen. Da nun die Arbeitsfähigkeit der gesamten Freiwilligen Feuerwehr durch seine Aufnahme gefährdet war, konnte die Ablehnung seines Mitgliedsantrages damit sachlich korrekt begründet werden.[2] Auch der örtliche Fußballklub wollte ihn nicht aufnehmen und er zog schließlich nach Hildburghausen. Dort gründete Frenck am 19. Oktober 2007 seinen eigenen Fußballklub, den SV Germania Hildburghausen.[3][4] Die Stadt Hildburghausen hat dem Verein verboten, öffentliche Sportplätze zu benutzen, und der Kreissportverband Hildburghausen hat ihn nicht als Verein anerkannt. Inzwischen gibt es den von ihm gegründeten SV Germania Hildburghausen nicht mehr.[5]

Tommy Frenck war Kreisvorsitzender der NPD Hildburghausen. Nachdem 2009 der NPD-Kreisverband Hildburghausen aufgelöst worden war, gingen Teile des Verbandes in den im Frühjahr 2010 gegründeten Kreisverband Schmalkalden/Meiningen/Suhl über. Andere Teile um Frenck traten der 2009 gegründeten neonazistischen Wählergemeinschaft Bündnis Zukunft Hildburghausen (BZH) bei. Frenck nimmt seit Juni 2009 für das BZH das Mandat des Bündnisses im Kreistag des Landkreises Hildburghausen wahr. Er war Beisitzer im Vorstand des Bundesverbandes der Jungen Rechten, der Jugendorganisation der ehemaligen DVU.[6] Bei den Kommunalwahlen in Thüringen 2014 wurde er erneut in den Kreistag gewählt.[7][8] Am 14. September 2014 trat er bei der Thüringer Landtagswahl im Wahlkreis 18, Hildburghausen I/Schmalkalden-Meiningen III als Kandidat für die NPD an.[9]

Im Dezember 2014 kaufte er für 80.000 Euro das Lokal Goldener Löwe im 300-Einwohner-Ort Kloster Veßra.[10] Die Gemeinde meldete daraufhin ein Vorkaufsrecht an.[11] In Frencks Gasthof finden regelmäßig Veranstaltungen der freien Kameradschaftsszene in Thüringen statt. Im Goldenen Löwen spielte u. a. Lunikoff, ehemals Frontmann der verbotenen Gruppe Landser.[11][12] 2015 schloss das Landratsamt seinen Gasthof wegen des Fehlens einer ausreichenden Sickergrube.[12] Vor dem Verwaltungsgericht Meiningen konnte Frenck im August 2015 einen Vergleich erzielen; mit Auflagen darf er die Gaststätte weiter betreiben.[13] Besonderes Aufsehen erregte Frenck mit seinem jährlich am 20. April, dem Geburtstag von Adolf Hitler, verkauften Schnitzel für 8,88 Euro – beworben 2022 (nach weitgehender Aufhebung der Corona-Schutzmaßnahmen) mit dem Spruch Endlich wieder Geburtstag feiern.[14][15]

Im Januar 2020 begann Frenck Bier unter dem Namen „Deutsches Reichsbräu“ zu verkaufen. Dieses wurde auch in einem Getränkemarkt in Bad Bibra (Burgenlandkreis) verkauft, was zu starker Kritik in Medien führte.[16]

Versandhandel

Frenck betreibt den Versand druck 18 sowie druck 88 für rechtsextreme Devotionalien. Laut Impressum übernimmt dabei der vorbestrafte rechtsextreme Sascha Krolzig als Diplom-Jurist die Rolle des Jugendschutzbeauftragten. Zu Frencks Versandsortiment gehören Kleidung, Bettwäsche, Flaggen, Bücher und Einrichtungsgegenstände mit rechtsextremen Motiven.[14]

Konzertveranstalter

2017 veranstaltete er auf dem privaten Gelände des AfD-Politikers und Bürgermeisters der Gemeinde Grimmelshausen, Bodo Dressel, das Festival Rock gegen Überfremdung, mit 6000 Besuchern aus ganz Europa das bis dahin größte Neonazi-Konzert in diesem Jahr in Deutschland. Laut eigener Aussage plant er weitere, vergleichbare Veranstaltungen auf dem Gelände, das er für weitere zehn Jahre gepachtet hat.[14] Frenck unterhält Kontakte zum Betreiber des Portals FSN, Patrick Schröder aus Bayern.[17][18][1]

Organisator von Protesten gegen COVID-19-Schutzmaßnahmen

Frenck organisierte in Südthüringen Proteste gegen die COVID-19-Schutzmaßnahmen sowie gegen die COVID-19-Impfungen.[15]

Bürgermeisterwahl in Kloster Veßra

Im Juni 2022 trat Frenck bei der Bürgermeisterwahl in Kloster Veßra an und erhielt 30 Prozent der Stimmen, verlor jedoch die Wahl deutlich gegen den Amtsinhaber Wolfgang Möller.[19][20]

Kriminalität

Frenck wurde laut dem Nachrichten-Magazin Der Spiegel wegen gefährlicher Körperverletzungsdelikte verurteilt.[12] 2016 prüfte das Landeskriminalamt, ob er hinter der Organisation einer Bürgerwehr steckt, die im Jahr 2014 willkürlich Menschen aus Rumänien mit Autos durch Hildburghausen gehetzt hat.[21]

Im Oktober 2023 wurde gegen Frenck eine Anklage wegen Betrugs bei der Gewerbe- und Umsatzsteuer in Höhe von 141.000 Euro zugelassen.[22]

Publikation

  • Die 88 besten Fleischgerichte aus dem Reich. Gasthaus Goldener Löwe, Kloster Veßra 2022.

Einzelnachweise

  1. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Neonazi-Konzert in Thüringen: Ein Dorf wehrt sich - SPIEGEL ONLINE - Politik. Abgerufen am 16. Juli 2017.
  2. NPD in Thüringer Kleinstadt Mit Gewalt in die Mitte , Spiegel Online, 24. März 2009
  3. Steffen Dobbert: Rechtsextremismus: Gemeinnützige Nazis. In: Die Zeit. 3. Februar 2009, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 16. Juli 2017]).
  4. Rechtsextreme in Sportvereinen: Kinderturnen mit Neonazis, Süddeutsche Zeitung, 15. Oktober 2014.
  5. Götz Hausding: Ideologie in Fußballschuhen, Das Parlament Nr. 46/47 2011
  6. NIP Thüringen» Hildburghausen. Abgerufen am 16. Juli 2017 (englisch).
  7. www.landkreis-hildburghausen.de. Abgerufen am 16. Juli 2017.
  8. Kreistagsmitglieder, Landkreis Hildburghausen
  9. Bekanntmachung des Kreiswahlleiters für die Landtagswahl am 14. September 2014 im Wahlkreis 18, Hildburghausen I/Schmalkalden-Meiningen III, Amtsblatt des Landkreises Hildburghausen, Ausgabe 13, 26. Juli 2014, landkreis-hildburghausen.de, PDF-Datei, 6,4 MB, S. 5
  10. Neonazi Frenck kauft Gasthof, Endstation Rechts, 24. Januar 2015
  11. Unterwandert von rechts - Neonazis im thüringischen Kloster Veßra. In: Deutschlandfunk Kultur. (deutschlandfunkkultur.de [abgerufen am 16. Juli 2017]).
  12. ENDSTATION RECHTS.: Sickergruben-Streit: Neonazi-Gastronom Tommy Frenck hat ein braunes Problem. Abgerufen am 16. Juli 2017.
  13. Razzia bei Rechtsextremen in Thüringen: Party, Politik und Business von rechts, taz, 18. September 2015
  14. mdr.de: Rechtsrock in Südthüringen: Strippenzieher Tommy Frenck | MDR.DE. (mdr.de [abgerufen am 16. Juli 2017]).
  15. Verfassungsschutzbericht 2022 Freistaat Thüringen, S. 36
  16. Süddeutsche Zeitung: Bier mit Nazi-Symbolik: Markt verliert Franchise-Vertrag. Abgerufen am 24. Januar 2020.
  17. Rechtsrock-Festival auf Grundstück eines AfD-Politikers, Störungsmelder, 1. Juni 2017
  18. mdr.de: Landkreis Hildburghausen: Rechtsrock-Konzert keine politische Kundgebung | MDR.DE. 14. Juni 2017 (mdr.de [abgerufen am 16. Juli 2017]).
  19. Tommy Frenck bei Bürgermeisterwahl: 30 Prozent für den Neonazi von Konrad Litschko, taz 13. Juni 2022
  20. Kommunalwahl in Thüringen Rechtsextremer Kandidat Tommy Frenck verliert Bürgermeisterwahl, Der Spiegel (online) 12. Juni 2022
  21. Hildburghausen: Nazis auf Menschenjagd@1@2Vorlage:Toter Link/linksunten.indymedia.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Indymedia, 27. Oktober 2014
  22. mdr.de: Verdacht auf Steuerhinterziehung: Rechtsextremist Frenck kann angeklagt werden. In: mdr.de. Mitteldeutscher Rundfunk, 23. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
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