Tollkrug

Tollkrug ist ein bewohnter Gemeindeteil des Ortsteils Waltersdorf der Gemeinde Schönefeld im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg.[1]

Tollkrug
Gemeinde Schönefeld
Koordinaten: 52° 20′ N, 13° 30′ O
Postleitzahl: 12529
Vorwahl: 033762
Tollkrug, Blick nach Südwesten
Tollkrug, Blick nach Südwesten

Geographische Lage

Der Gemeindeteil liegt südlich des Zentrums und dort südlich des Flughafens Berlin Brandenburg. Östlich liegt der weitere Gemeindeteil Rotberg, südlich und durch die Bundesautobahn 10 getrennt der Mittenwalder Ortsteil Brusendorf sowie im Westen der Ortsteil Groß Kienitz der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow, die bereits im Landkreis Teltow-Fläming liegt. Der überwiegende Teil der Gemarkung wird landwirtschaftlich genutzt. Die Fläche wird im Westen und Südwesten durch den Rotberger Flutgraben entwässert; hierzu zählt auch die Niederung Brunnenluch, die sich südwestlich von Tollkrug befindet.

Geschichte

Über die Entstehung von Tollkrug ist bislang nicht viel bekannt. Im Schmettauschen Kartenwerk ist lediglich eine Straßenkreuzung verzeichnet. Der Name des Ortes leitet sich von einem Krug ab, der 1801 erstmals im Werk Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Zweiter Band. Die Mittelmark und Ukermark enthaltend des Friedrich Wilhelm Bratring. Er schreibt: „Tollkrug, Krug bei und zu Rotzis gehörig, wo auch die Einwohner mit aufgeführt sind“.[2] Die Bedeutung des Namens ist unklar. Nach Schlimpert konnte es mit dem niederdeutschen doll = töricht, unvernünftig, toll in Verbindung steht. Er zitiert jedoch auch die Meinung von K. Hohmann, der meint, dass hier ein alter Zollkrug gestanden hat. Die Lage an der Straßenkreuzung könnte tatsächlich auf eine frühe Chausseegeldhebestelle hindeuten. 1817 heißt es „Tollkrug (Hungrige Wolf), Krug zu Rotzis … gehörig“.[3] 1837 wird die Siedlung als „Tollkrug, auch Hungrige Wolf bezeichnet“, die aus „Büdner- und Tagelöhner-Wohnungen“ bestand.[4] 1841 heißt es: „Tollkrug (Hungriger Wolf), Krug, zu Rotzis … gehörig“.'[5] Im Jahr 1858 lebten dort acht Personen. Im Jahr 1860 bestand der Ort aus dem „Gasthaus Tollkrug, auch Hungriger Wolf“ genannt mit einem Wohn- und einem Wirtschaftsgebäude. Für 1861 ist nur noch ein Haus mit 8 Einwohnern genannt. 1871 hatte Tollkrug 9 Einwohner, die in einem Wohnhaus lebten.[6]

Im Jahr 1927 wurde von einem „Haus Tollkrug und Haus Hungriger Wolf“ berichtet. Um 1930 befand sich im Ort eine Tankstelle.[7]

Sehenswürdigkeiten

Nachgebildeter Meilenstein
  • Flughafen Berlin Brandenburg
  • Nachgebildeter Meilenstein an der Straßenkreuzung

Wirtschaft, Infrastruktur und Tourismus

Im Ort ist ein Entsorgungsbetrieb für Bauschutt und Altholz tätig.

Tollkrug liegt an der Kreuzung zweier Verbindungswege. Dies ist die Rotberger Straße, die von Westen kommend als Chausseestraße weiter nach Osten führt sowie die Landstraße 75. Sie verläuft von Norden kommend als Selchower Straße und hinter der Straßenkreuzung als Tollkrug nach Rotberg. Dort befindet sich auch eine Haltestelle der RVS, die mit der Linie 741 eine Verbindung zum Flughafen herstellt.

2014 wurden Planungen bekannt, die einen Fahrradweg um das Flughafengelände vorsahen. Unter dem Namen Runway 3 gibt es Überlegungen, einen in Tollkrug beginnenden Weg über die östlich des Flughafens bestehende Jürgen-Schumann-Allee hinaus zu verlängern.[8] Damit würde ein Fahrradweg um den Flughafen führen, der nach Aussage der Zeitung Märkische Allgemeine „weltweit einmalig“ wäre.

Literatur

  • Lieselott Enders, Margot Beck: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil IV: Teltow. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1976, 396 S.
  • Gerhard Schlimpert: Brandenburgisches Namenbuch. Teil 3: Die Ortsnamen des Teltow. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1972, S. 195; 368 S.

Einzelnachweise

  1. Gemeinde Schönefeld. Dienstleistungsportal des Landesverwaltung des Landes Brandenburg; abgerufen am 25. Juni 2019.
  2. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Zweiter Band. Die Mittelmark und Ukermark enthaltend. Maurer, Berlin 1805, S. 524; VIII, 583 S.; Textarchiv – Internet Archive.
  3. III. Der Teltow-Storkowische Kreis, 98. In: Ortschafts=Verzeichniß des Regierung=Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom Jahre 1817, mit Bemerkung des Kreises, zu welchem der Ort früher gehörte, der Qualität, Seelenzahl, Confession, kirchlichen Verhältnisse, Besitzer und Addreß-Oerter nebst alphabethischem Register. Georg Decker, Berlin; Textarchiv – Internet Archive.
  4. Königlich-Preußisches Kammergericht: Topographie der Untergerichte der Kurmark Brandenburg und der dazu geschlagenen Landestheile. Unter Aufsicht des Kammergerichts aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Ludwig Oehmigke, Berlin 1837, S. 270; 311 S.; Textarchiv – Internet Archive
  5. August von Sellentin: Tollkrug. III. Der Teltowsche Kreis, Nr. 214. In: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Potsdam und der Stadt Berlin. Verlag der Gander’schen Buchhandlung, Berlin 1841, S. 77 (zlb.de).
  6. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. II. Die Provinz Brandenburg. Königlich Statistisches Bureau, Berlin 1873, S. 43 (Fußnote); Google Books
  7. Tollkrug bei Rotberg. fotowiesel.de; abgerufen am 3. Juni 2019.
  8. Klaus Bischoff: Schönefeld plant Radweg um Flughafen. In: Märkische Allgemeine, 17. Januar 2014; abgerufen am 3. Juni 2019.
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