Tina Blau
Tina Blau-Lang (* 15. November 1845 in Wien; † 31. Oktober 1916 ebenda) war eine bedeutende österreichische Landschaftsmalerin im Stil des österreichischen Stimmungsimpressionismus.
Leben
Tina Blau war jüdischer Herkunft. Sie war die Tochter des k.k. Militärarztes Simon Blau, der ihre Neigung zur Malerei unterstützte. Tina Blau war Schülerin von August Schaeffer von Wienwald, Anton Hanley, Wilhelm Lindenschmit in München (1869–1873)[1] sowie von Emil Jakob Schindler. Mit letzterem hatte sie von 1875 bis 1876 eine Ateliergemeinschaft, die Künstler zerstritten sich aber.
1883 konvertierte sie zur Evangelischen Kirche[2] und heiratete im selben Jahr den Pferde- und Schlachtenmaler Heinrich Lang (1838–1891). Das Paar zog nach München, wo die Künstlerin ab 1889 an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins Landschaft und Stillleben unterrichtete. 1890 hatte sie eine Ausstellung im Münchner Kunstverein, bei der sie 60 Werke zeigen konnte.
Nach dem Tod ihres Gatten unternahm sie Reisen nach Holland und Italien und kehrte dann nach zehnjähriger Abwesenheit[1] nach Wien zurück, wo sie unweit der Prater-Rotunde ihr Atelier[Anm. 1] einrichtete. [3] Sie gründete 1897 zusammen mit Olga Prager, Rosa Mayreder, Ernestine Federn und Karl Federn die Kunstschule für Frauen und Mädchen in Wien,[Anm. 2] an der sie von 1898 bis 1915 Landschaft und Stillleben unterrichtete.
Tina Blau-Lang verbrachte ihren letzten Sommer und einen Teil des Herbsts unermüdlich arbeitend in Gastein, von wo sie sich zu einer Untersuchung in ein Wiener Sanatorium begab – und dort an Herzstillstand verstarb. [3] Sie erhielt auf dem Evangelischen Friedhof Simmering ein Ehrengrab (Wiener Zentralfriedhof, Tor 3, Gruppe 3, Nr. 12 [früher 4. Tor direkt neben dem 3. Tor]). [4]
Das Wiener Künstlerhaus widmete ihr im September 1917 eine Gedächtnisausstellung, der im März des Jahres eine Versteigerung des künstlerischen Nachlasses[5] vorangegangen war. 1930 wurde in dem bis 1938 zu Wien-Hietzing gehörenden Bezirksteil Baumgarten eine Verkehrsfläche, der Tina-Blau-Weg, nach ihr benannt, in der Zeit des Nationalsozialismus war der Weg aus antisemitischen Gründen umbenannt.
Zu den Schülerinnen von Tina Blau gehörte die Wiener Malerin Ernestine Federn (1848–1930).
Bedeutung
Tina Blau ist eine der bedeutendsten österreichischen Malerinnen des 19. Jahrhunderts. Sie gehört wie Emil Jakob Schindler, Carl Moll, Theodor von Hörmann, Hugo Darnaut, Marie Egner und Olga Wisinger-Florian dem Stil des österreichischen Stimmungsimpressionismus an und schuf vor allem Landschaften und Stillleben. Sie wurde aber auch durch ihre Professorenporträts aus der letzten Schaffensperiode bekannt.
Die Künstlerin machte ausgedehnte Studienreisen, die sie auch nach Böhmen, Mähren und Siebenbürgen führten, wo ihre ersten großen Bilder entstanden. Viele ihrer Bildmotive stammen aber aus Wien und seiner Umgebung. Bekannt wurde das Bild Frühling im Prater, das 1882 im Pariser Salon prämiert wurde. Tina Blau beteiligte sich an Ausstellungen in München, Berlin, Dresden, Leipzig, Hamburg, Paris und Chicago. Sie blieb auch im Alter bei ihrem Malstil und interessierte sich nicht für den damals vorherrschenden Jugendstil.
Siehe auch
Werke (Auswahl)
- An der Donau bei Haslau (Privatbesitz), 1872, Öl auf Leinwand, 32 × 51 cm
- In der Krieau (Praterpartie im Frühling), 1882, Öl auf Leinwand, 107 × 85 cm (Wien, Wien Museum)
- Prater (Privatbesitz), 1882, Karton, 44,5 × 37 cm
- Blick auf Heiligenstadt (Privatbesitz), 1893–97, Öl auf Holz, 41,5 × 58,1 cm
- Am Hochberg in Perchtoldsdorf (Privatbesitz), um 1896, Öl auf Holz, 38 × 46 cm
- Pfingststrauß (Privatbesitz), vor 1898, Öl auf Leinwand, 126 × 89 cm
- Windmühle bei Dordrecht (Privatbesitz), 1907, Öl auf Holz, 23,5 × 33,2 cm
- Kanal in Friesland (Privatbesitz), 1908, Öl auf Karton, 58,1 × 48,7 cm
- Frühling im Prater (Wien, Österreichische Galerie Belvedere), 1882
- Ungarische Tiefebene
- Detwang im Taubertal
- Holländischer Hafen, Hafen in Pirano, Krieau, Italienische Studie, Pratermotiv, Hochgebirgsdorf, Studie (ehemals Nelly und Bernhard Altmann)[6]
- Meierei in der Krieau
Literatur
- Felix Czeike (Hrsg.): Blau-Lang Tina. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 398 (Digitalisat).
- Tobias G. Natter, Claus Jesina: Tina Blau (1845–1916). Verlag Galerie Welz, Salzburg 1999, ISBN 3-85349-232-0.
- Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. Picus, Wien, 2008, ISBN 978-3-85452-636-0.
- Anke Manigold: Tina Blau 1845–1916. In: Dies. und Katja Behling: Die Malweiber. Unerschrockene Künstlerinnen um 1900. Berlin, Insel 2013, ISBN 978-3-458-35925-8, S. 140f.
- Blau-Lang Tina. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 92.
- Blau, Tina. In: Hermann Alexander Müller: Biographisches Künstler-Lexikon. Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke. Bibliographisches Institut, Leipzig 1882, S. 55. Digitalisat
Weblinks
- Tina Blau-Lang im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- Bildbericht von Amelia Sarah Levetus über die Einzelausstellung von Tina Blau - Lang in der Wiener Galerie Arnot. The Studio, Bd. 41, New York Oktober 1910, S. 242 ff.
- In der Ausstellungsrezension der "Vereinigung der bildenden Künstlerinnen Österreichs" in der Secession wird "Frühling im Prater" von Tina Blau - Lang abgebildet. The Studio, Bd. 43, New York Juni 1911, S. 61 ff.
- Parte: Statt jeder besonderen Anzeige (…). In: Neue Freie Presse, Morgenblatt (Nr. 18750/1916), 1. November 1916, S. 26. (online bei ANNO).
- Literatur von und über Tina Blau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tina Blau in der Datenbank Frauen in Bewegung 1848–1938 der Österreichischen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Tina Blau im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Tina Blau in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- Sabine Plakolm-Forsthuber: Tina Blau – eine außergewöhnliche Künstlerin und Frau. Biographie des Monats auf der Homepage des Österreichischen Biographischen Lexikons (Oktober 2016).
- Tina Blau in der Ausstellung: Die bessere Hälfte. Jüdische Künstlerinnen bis 1938, Jüdisches Museum Wien, November 2016 – April 2017
- Alexandra Matzner über Tina Blau als Pionierin des österreichischen Stimmungsimpressionismus im Oberen Belvedere (2017)
- Tina Blau online Werkverzeichnis des Belvedere Research Center (2016)
Einzelnachweise
- A. F. S. (d. i. Adalbert Franz Seligmann): † Tina Blau-Lang. In: Neue Freie Presse, Abendblatt (Nr. 18749/1916), 31. Oktober 1916, S. 3. (online bei ANNO).
- Anna L. Staudacher: "… meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben". 18000 Austritte aus dem Judentum in Wien, 1868–1914: Namen – Quellen – Daten. Peter Lang, Frankfurt/M. u. a. 2009, ISBN 978-3-631-55832-4, S. 63.
- A. F. S. (d. i. Adalbert Franz Seligmann): Ein letzter Besuch. In: Neue Freie Presse, Abendblatt (Nr. 18759/1916), 10. November 1916, S. 1 ff. (online bei ANNO).
- Hedwig Abraham: Tor 4 – evangelische Ehrengräber. (…) Regina – „Tina“ Blau. In: viennatouristguide.at, abgerufen am 26. Februar 2012.
- Tina Blau [Ill.]: Versteigerung des künstlerischen Nachlasses der Landschaftsmalerin Tina Blau. Mittwoch, den 28. März 1917. Öffentliche Ausstellung daselbst von Sonntag den 25. bis am Dienstag den 27. März 1917. Serie: C. J. Wawra, Wien: Kunstauktion von C. J. Wawra, ZDB-ID 1224898-8. Wawra, Wien 1917.
- Geraubte Nachbarschaft (Memento des vom 17. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 1938: Versteigerungsobjekte 272a, 282a, 300, 308a, 462a, 472a, 480a.
Anmerkungen
- 1911: Prater, Nördlicher Amateur-Pavillon; heute (DKM Wien): Krieau 246 (Bildhauergebaeude), Rustenschacherallee 246.
- Verwaltungssitz (1901): Wien-Innere Stadt, Schwangasse 1; heute: Marco-d’Aviano-Gasse 1.