Tim und der Haifischsee

Tim und der Haifischsee (deutscher Alternativtitel: Tim und Struppi am Haifischsee; französischer Originaltitel: Tintin et le lac aux requins) ist ein belgisch-französischer Zeichentrickfilm aus dem Jahre 1972, zu dem ein Jahr später das zugehörige gleichnamige Comicalbum der Tim-und-Struppi-Reihe erschien.

Handlung

Der Film beginnt mit einem Einbruch in ein Museum; die Einbrecher stehlen eine kostbare Perle und ersetzen sie durch ein täuschend echt aussehendes Duplikat. Der herbeigerufene Museumsdirektor weist auf eine Serie ähnlicher Vorfälle in anderen Museen hin.

Anschließend treffen der junge Reporter und Amateurdetektiv Tim, sein kleiner Hund Struppi und beider Freund Kapitän Haddock auf dem Flughafen in Syldavien ein, wohin sie der etwas schusselige Professor Bienlein eingeladen hat. Gemeinsam mit Schulze und Schultze, die in geheimer Mission unterwegs sind, besteigen sie ein Lufttaxi. Kurz vor der Ankunft fällt einer der Motoren des Flugzeuges aus und der Pilot steigt mit einem Fallschirm aus. Tim gelingt es mit Mühe, das Flugzeug an einem Berghang notzulanden. Mit Hilfe der sich zufällig in der Gegend befindlichen Geschwister Niko und Nuschka sowie Gustav, dem Hund der beiden Kinder, schaffen es die Notgelandeten, aus der brennenden Maschine zu entkommen, bevor diese in eine Schlucht stürzt.

Mit dem kleinen Eselwagen der beiden Geschwister setzen sie ihre Reise fort und treffen Bienlein in seiner Villa am zwischen Syldavien und Bordurien gelegenen Haifischsee. Der Professor berichtet von seiner neuesten Erfindung, einer 3D-Kopiermaschine, mit der von einem Gegenstand eine exakte Kopie erzeugt werden kann. Die Schultzes sind zum Schutz des Professors angereist und berichten von der eingangs erwähnten Einbruchserie.

Am nächsten Tag entdeckt Tim in der Umgebung eine Grotte mit zahlreichen gestohlenen Kunstschätzen. Niko und Nuschka werden von Tauchern entführt, die durch eine Tonbandnachricht fordern, Tim solle in zwei Tagen am See mit der Erfindung des Professors warten. Tim verständigt heimlich die Polizei und lässt das von Professor Bienlein konstruierte Haifisch-U-Boot heranschaffen. Damit soll ihm der Kapitän zusammen mit Struppi folgen.

Wie Tim es geahnt hat, holen ihn die Verbrecher mit einem U-Boot ab und bringen ihn in den Verbrecherstützpunkt, der in einer versunkenen Stadt errichtet ist. Tim wird zum „Großen Hai“, dem Chef der Organisation, gebracht, der sich als Tims Erzfeind Rastapopoulos entpuppt. Rastapopoulos will mit Hilfe des Kopiergeräts die geraubten Kunstschätze duplizieren, um noch mehr Geld als bisher zu machen, muss aber feststellen, dass das Gerät nicht korrekt funktioniert, und wirft Tim zu den Geschwistern in ein Verlies.

Als Rastapopoulos erfährt, dass die Polizei den See mit einem Patrouillenboot absucht, lässt er den Unterwasserstützpunkt fluten und flieht selbst in einem U-Boot. Tim und die Geschwister schaffen es jedoch, sich zu befreien und unbeschadet an die Wasseroberfläche zu gelangen. Durch die nachfolgende Explosion des Unterwasserstützpunkts und die dadurch ausgelöste Flutwelle werden sie auf das Patrouillenboot der Polizei gespült. Die Polizei nimmt die meisten Verbrecher fest.

Nur Rastapopoulos wird die Polizei nicht habhaft, da dieser sich nun auf der bordurischen Seite des Sees befindet. Tim und Kapitän Haddock folgen dem U-Boot mit einem Motorboot und haben Glück: Rastapopoulos ist mit seinem U-Boot gestrandet. Tim und der Kapitän schaffen es, ihn zu überwältigen und zurück auf die syldavische Seite des Sees zu bringen, wo sie ihn der Polizei übergeben. Die Anwohner des Sees richten derweil zu Ehren von Tim und seinen Freunden ein Fest aus.

Hintergrund

Die Belvision Studios produzierten den Kinofilm in Zusammenarbeit mit Dargaud Films und Raymond Leblanc.[1] Die Spezialeffekte gestaltete Eddie Lateste, die Animationen stammen von Nic Broca, Marcel Colbrant, Vivian Miessen, Louis-Michel Carpentier und Claude Viseur.

Die Geschichte[2] wurde nicht vom Tim-und-Struppi-Erfinder Hergé (= Georges Rémi) geschrieben, sondern von dessen Freund Greg (Michel Régnier). Hergé beaufsichtigte jedoch das Projekt.

Die Premiere des Films fand am 13. Dezember 1972 in Frankreich statt. Es folgten die Premieren in Schweden (11. August 1973), in der Bundesrepublik Deutschland (2. Dezember 1973), in Finnland (14. Dezember 1973), in der Türkei (April 1974), in Spanien (1. April 1974), in Portugal (18. Dezember 1980) und in Ungarn (9. Februar 1984). Die englische Fassung erschien unter dem Titel Tintin and the Lake of Sharks.[3] Den deutschen Kinoverleih übernahm United Artists.[1]

1973 erschien das zugehörige Comicalbum in der Reihe Tim und Struppi, bei dem Bilder aus dem Film durch Sprechblasen ergänzt, teilweise aber auch neu gezeichnet wurden.[4] Die Handlung wurde gekürzt, ansonsten zeigt der Band nur unwesentliche Unterschiede zum Film.[5] Deshalb ist auf dem Einband ein großer Filmstreifen zu sehen. Der Stil der Zeichnungen, insbesondere die Farbgebung und die Hintergründe, unterscheidet sich aber deutlich von dem der übrigen Abenteuer Tims.[6]

Die UFA-ATB veröffentlichte in den 1970er Jahren eine kürzere Fassung als Dreiteiler für den Super8-Heimkinomarkt. Eine komplette Fassung führte die ATLAS FILM Duisburg im 16-mm-Format für Clubkinos im Verleih. Im deutschen Fernsehen war der Film wohl erstmals 1984 in der ARD zu sehen.[7] Seit 2006 ist der Film auch auf DVD erhältlich; 2011 erschien er in limitierter Auflage auf Blu-ray im Steelbook.

Kritik

  • Das Lexikon des internationalen Films urteilte: „Ein nur bedingt kindgerechter Zeichentrickfilm nach der populären Comic-Serie, der kurzweilige Unterhaltung mit sympathischen Charakteren bietet.“[8]
  • Ronald M. Hahn und Volker Jansen schrieben im Lexikon des Science Fiction-Films: „Ein flotter, unterhaltsamer Film nach Motiven der Comicserie Tim und Struppi.“

Synchronisation

Rolle Französischer Synchronsprecher Deutscher Synchronsprecher
Tim Jacques Careuil Abelardo Decamilli
Kapitän Haddock Claude Bertrand Edgar Ott
Professor Bienlein Henri Virlojeux Walter Bluhm
Niko Jacques Vinitzki Torsten Sense
Nuschka Marie Vinitzki Katharina Otto
Schulze und Schultze Guy Piérauld
Paul Rieger
Peter Schiff
Franz-Otto Krüger
Bianca Castafiore Micheline Dax Tina Eilers
Rastapopoulos Serge Nadaud Martin Hirthe
U-Boot-Kapitän unbekannt Hans Schwarz
Gendarm Alain Nobis Klaus Miedel
Zöllner unbekannt Heinz Theo Branding
Ladislav unbekannt Eduard Wandrey
Ladislavs Frau unbekannt Anneliese Würtz
Museumswärter Jacques Balutin Hans-Werner Bussinger
Hilfswärter unbekannt Klaus Dahlem
Museumsdirektor Jacques Ciron Bruno W. Pantel
Stewardess unbekannt Almut Eggert
Pilot unbekannt Heinz Petruo
Bandit am Funkgerät Michel Thomas Franz Nicklisch
Frau Vlek Nathalie Nerval Beate Hasenau

Literatur

  • Hergé: Tim und Struppi – Tim und der Haifischsee. Carlsen Verlag, Hamburg 1973.
  • Hergé: Tim und Struppi – Tim und der Haifischsee. 11. Auflage. Carlsen, Hamburg 2017, ISBN 978-3-551-73243-9.
  • Ronald M. Hahn, Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction-Films. Heyne, München 1997, ISBN 3-453-11860-X, S. 900.

Anmerkungen

  1. Beteiligte Firmen für Tim und Struppi und der Haifischsee
  2. In Form eines Szenarios; Vgl. The Internet Movie Database – Besetzung und Crew für Tim und Struppi und der Haifischsee
  3. Internet Movie Database – Tim und Struppi und der Haifischsee - Premieredaten
  4. Auf Seite sieben des Bandes stürzt sich Kapitän Haddock auf eine Bar mit Getränken. Diese Szene wurde beispielsweise neu gezeichnet.
  5. Den wesentlichsten Unterschied zeigt die Schlussszene. Die herangeeilte Opernsängerin Bianca Castafiore drängt Haddock, mit ihr zu tanzen. Im Film zeigt er sich schwer unzufrieden darüber. Im Buch ergibt er sich seinem Schicksal und zeigt sich dann dennoch fröhlich über das Tänzchen. Zu den im Heft nicht vorhandenen Handlungen gehört unter anderem eine kurze Szene, in dem ein bordurischer Grenztruppler ein Fußballspiel schaut sowie seinen Cousin anruft, um das schrottreife U-Boot zu bergen.
  6. Tatsächlich erfolgte in Deutschland die Erstveröffentlichung eines Bildbandes im Comic-Magazin ZACK, der sich stilistisch von der späteren Version deutlich unterschied und stärker am ligne claire der Original-Serie orientiert war.
  7. Regulär sollte der Film um 12.30 Uhr ausgestrahlt werden (vgl. Programm vom Donnerstag, dem 31. Mai 1984). Wegen der Verleihung des Karlspreises (vgl. Der Karlspreisträger 1984) verschob sich dieser Termin um ungefähr eine Stunde. – Der Film wurde danach erst wieder am 30. Mai 1991 auf RTL ausgestrahlt (vgl. Programm vom Donnerstag, dem 30. Mai 1991).
  8. Tim und der Haifischsee. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 22. Juli 2017.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.