Tiger Bay
Tiger Bay ist ein britischer Spielfilm aus dem Jahr 1959. Alternativtitel ist Ich kenne den Mörder.
Handlung
In der Umgebung des Hafens von Cardiff, auch Tiger Bay genannt: Nach der Fahrt auf einem Handelsschiff macht sich der junge polnische Seemann Korchinsky mit der Heuer in der Tasche sehnsüchtig auf den Weg zur Wohnung seiner Freundin Anya. Überraschenderweise wohnt dort aber nicht mehr seine Freundin, sondern ein Mädchen namens Christine. Vom Vermieter erhält er die neue Adresse von Anya, bezahlt sogar noch die rückständige Miete, obwohl er für die Mietzahlungen immer Geld an seine Freundin geschickt hatte. Die neue Adresse ist für den jungen Seemann umständlich zu finden, da das Haus etwas abseits liegt und er nicht so gut lesen kann. Es hilft ihm die elfjährige Gillie, die ebenfalls im besagten Haus wohnt. Bei seiner Freundin angekommen muss Korchinsky feststellen, dass sie einen neuen Freund hat und ihm den Laufpass geben will, worauf er sie nach einem heftigen Wortwechsel erschießt. Zeugin des Mordes wird Gillie, die die Tat durch den Briefschlitz der Wohnung beobachtet hat. Korchinsky versteckt die Waffe im Treppenhaus hinter einem Gaszähler. Gillie, die sich dort versteckt hielt, nimmt die Waffe an sich und wird dabei von Korchinsky entdeckt. Bevor er sie als Zeugin ebenfalls beseitigen kann, wird er vom heimkommenden Barclay, dem neuen Liebhaber Anyas, gestört und muss fliehen. Barclay entdeckt die Leiche, stiehlt sich aber davon, da er verheiratet ist und um seine Reputation fürchtet. Schließlich findet Mrs. Phillips, Gillies Tante, die Leiche.
Kommissar Graham von der herbeigerufenen Polizei befragt die Hausbewohner, Mrs. Phillips sowie Gillie. Diese verschweigt aber ihr Wissen um den Täter, die Tat und den Besitz der Waffe, da sie beim Nachbarjungen Dai Parry mit der Pistole Bewunderung schinden will, und schenkt diesem schließlich die letzte Patrone aus der Pistole.
Korchinsky hat sich inzwischen an die Fersen des Mädchens gehängt und findet sie in der Kirche, wo sie im Kirchenchor singt. Er wartet bis zum Schluss, bis alle bis auf die verängstigte Gillie die Kirche verlassen haben, und verfolgt sie dann bis in den Kirchturm, wo er sie eigentlich als Zeugin beseitigen will. Doch Gillie beginnt wunderschön zu singen, und tief berührt lässt er von seinem Vorhaben ab, entwendet ihr aber die Waffe. Doch Gillie ist nach wie vor eine Gefahr für ihn, und so bringt er sie aufs Land, wo er sie eine Zeitlang in einer Ruine versteckt, während er nach einer Fluchtmöglichkeit mit einem Schiff im Hafen sucht. Beide beginnen Sympathie füreinander zu hegen und Korchinsky verspricht ihr, sie mit zur See zu nehmen.
Dai Parrys Mutter findet jedoch die Pistolenkugel, informiert die Polizei, die die Fahndung nach Gillie einleitet. Korchinsky, der sich in Seefahrerspelunken nach demnächst auslaufenden Schiffen erkundigt, erfährt davon im Radio.
Die Polizei vernimmt nun auch Barclay, und zunächst sieht es so aus, dass die Tatwaffe ihm gehört hat. Doch die Polizei hat mittlerweile die Identität Korchinskys herausgefunden und fährt Richtung Hafen.
Korchinsky hat schließlich ein Schiff gefunden und geht ohne Gillie an Bord. Es muss ihm nur gelingen, die Drei-Meilen-Zone auf hoher See zu erreichen, denn ab da wäre er außerhalb des Gesetzesbereichs der Polizei, die ihn dann nicht mehr festnehmen dürfte. Doch die Polizisten samt Gillie gehen mit einem Boot längsseits des Frachters und suchen den Kapitän auf. Gillie behauptet, Korchinsky nicht zu kennen, will sich verstecken und stürzt dabei hochdramatisch kurz über Bord. Korchinsky wird Zeuge des Unglücks und springt nach kurzem Zögern hinterher, um sie zu retten. Die Polizei hat nun ein leichtes Spiel, ihn aus dem Wasser zu ziehen und festzunehmen.
Hintergrund
Haley Mills ist die Tochter von John Mills. In Tiger Bay gab sie im Alter von zwölf Jahren ihr Kinodebüt. Für den deutschen Schauspieler Horst Buchholz bedeutete dieser Film den internationalen Durchbruch. Tiger Bay weist inhaltlich einige Parallelen zu dem britischen Kriminalfilm Ein Kind war Zeuge von 1952 auf.
Synchronisation
Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1959 bei der Rank Film Synchronproduktion Hamburg. Das Dialogbuch verfasste Erika Streithorst, Synchronregie führte Edgar Flatau.[1] Das DEFA-Studio für Synchronisation Berlin produzierte 1986 für das Fernsehen der DDR eine eigene Synchronfassung – Dialog: Klaus Wolf, Regie: Wolfgang Thal
Rolle | Darsteller | Synchronsprecher (BRD) | Synchronsprecher (DDR) |
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Korchinsky | Horst Buchholz | Horst Buchholz | Henry Hübchen |
Gillie | Hayley Mills | Marion Hartmann | Vivien Maxheimer |
Kommissar Graham | John Mills | Ullrich Haupt | Arno Wyzniewski |
Barclay | Anthony Dawson | Wolfgang Engels | Werner Ehrlicher |
Mr. Phillips | Megs Jenkins | Ursula Grabley | Hannelore Fabry |
Anya | Yvonne Mitchell | Inge Stolten | Lilo Grahn |
Christine | Shari | Margret Neuhaus | Ingrid Schwienke |
George Williams | Meredith Edwards | Walter Klam | Horst Kempe |
Mr. Morgan | E. Eynon Evans | Heinz Piper | |
Dai Parry | Brian Hammond | Rainer Erhardt | |
Chorleiter | Kenneth Griffith | Herbert Asmis | Franz Viehmann |
Dr. Das | Marne Maitland | Wolf Rahtjen | Peter Hladik |
Inspektor Bridges | Christopher Rhodes | Berndt Werner | Werner Senftleben |
Kapitän der „Paloma“ | George Pastell | Kurt A. Jung | Peter Tepper |
Sergeant Harvey | George Selway | Friedrich Schütter | Thomas Kästner |
1. Offizier der „Paloma“ | Paul Stassino | Rolf Mamero | Michael Telloke |
Mrs. Williams | Marianne Stone | Katharina Treller | |
Mrs. Parry | Rachel Thomas | Hela Gruel | |
Constable Thomas | Edward Cast | Willy Witte | Dieter Memel |
Polizist | David Davies | Rudolf Fenner | Detlev Witte |
Kritiken
„Sicher gemachter Erfolgsfilm, in dem Horst Buchholz, der einen polnischen Seemann spielt und im Affekt zum Mörder wird, und Yvonne Mitchell, die schon einmal in Berlin für ihre Rolle in dem Film ‚Die Frau im Morgenrock‘ einen Preis erhielt, sich gegenseitig zu schönen schauspielerischen Leistungen anfeuern. Ein kleines Mädchen, Hayley Mills aber, die das Schauspielerblut ihres Vaters John Mills geerbt hat – er spielt den Inspektor in dem Reißer – fasziniert so sehr mit ihren bezaubernden Kinderaugen und ihrem lebhaften Spiel, daß das Publikum mit ihr das Entkommen des Mörders wünschte und gerührt war, wo es hätte entrüstet sein müssen.“
„Ungemein spannend entwickelter Kriminalfilm mit melodramatischen Akzenten; hervorragend in der Charakterzeichnung, außergewöhnlich intensiv gespielt.“
Auszeichnungen
- Hayley Mills erhielt auf der Berlinale 1959 einen Silbernen Bären als Sonderpreis für ihre außergewöhnliche schauspielerische Leistung.
- Hayley Mills erhielt 1960 einen British Film Academy Award als vielversprechendste junge Schauspielerin.
Einzelnachweise
- Tiger Bay / Ich kenne den Moerder (1959) in der Synchrondatenbank von Arne Kaul; abgerufen am 28. August 2009
- Immer wieder Schecks- und Sex. In: Die Zeit, Nr. 28/1959
- Tiger Bay. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.