Tierbestattung
Die rituelle Bestattung toter Tiere wird weltweit seit etwa 12.000 Jahren praktiziert. Die früheste belegte Tierbestattung (als Beigabe zu der eines Menschen) erfolgte in Ain Mallaha in Israel. Die erste Tierbestattung einer Katze wurde vor 10.000 Jahren von den Zyprern durchgeführt, die Katzen bereits als Haustiere hielten. Ihr Optimum erlebte die Tierbestattung im antiken Ägypten. Seinerzeit wurden zahlreiche Tiere, die als heilig galten, aufwändig einbalsamiert und rituell bestattet. Dazu gehörten insbesondere Katzen, Krokodile, Stiere oder Falken.
Geschichte der Tierbestattung
Eine weitere Blüte erlebten Tierbestattungen im frühen Mittelalter, bei den Alamannen, Franken und Sachsen, wo wohlhabende Verstorbene zusammen mit ihren Pferden und (Jagd-)Hunden beigesetzt wurden, wie beispielsweise bei dem spätsächsischen Reitergrab von Schnelsen. Häufig wurden die Köpfe getrennt von den Körpern der Tiere bestattet. Bei der Pferdebestattung von Wulfsen wurden gleich drei Pferde in einem Grab beigesetzt. Das Zaumzeug wurde in den meisten Fällen mit ins Grab des Verstorbenen beigelegt.[1] Im sächsischen Gräberfeld der Siedlungskammer Rullstorf im Landkreis Lüneburg wurde sogar ein zahmer Rothirsch bestattet, der wohl auf der Jagd als Lockmittel für freilebende Hirsche genutzt wurde.[2] Dort befindet sich mit bis zu 42 Bestattungen das bedeutendste Pferdegräberfeld in Deutschland.
Tierbestattung heute
Heute findet die Haustierbestattung im Zuge einer engen Beziehung zum Haustier ohne den kultischen Charakter statt. Die Zahl der von einem Tierbestatter durchgeführten Bestattungen ist stark ansteigend. Heute sterben in Deutschland etwa 1,4 Millionen Katzen und Hunde im Jahr. Inzwischen stehen für die Bestattung dieser Tiere etwa 120 Tierfriedhöfe zur Verfügung, dabei gibt es auch die Möglichkeit, das Tier in einem Friedwald für Tiere bestatten zu lassen.
Für die Übernahme der Bestattungsleistungen gibt es etwa 180 Tierbestatter. Diese bieten Bestattungsarten an, die auch bei Menschen üblich sind. Neben der Erdbestattung und der Feuerbestattung besteht auch die Option, eine Weltraumbestattung, eine Seebestattung oder eine Diamantbestattung durchführen zu lassen. Die Feuerbestattung ist jedoch die am häufigsten gewählte Bestattungsart. Nach der Einäscherung des Tieres bleiben nur noch Knochenreste über, diese werden gemahlen und können dann in einer Erdbestattungsurne beigesetzt oder in stilvollen Urnen im Haus oder im Garten als Erinnerung aufgestellt werden. Eine Kristall- oder Diamantbestattung ist auch Jahre später möglich, denn bei wasserfesten Urnen kann auch nachträglich etwas Asche entnommen werden.
Die Feuerbestattung wird grundsätzlich und anders als beim Menschen auch als Sammeleinäscherung angeboten, hierbei werden mehrere Tiere gemeinsam eingeäschert. Die Asche wird nicht mehr an die Tierbesitzer herausgegeben, sondern stattdessen vom Tierkrematorium beigesetzt oder in Streubeeten verteilt. Meist gewählt wird aber die Einzeleinäscherung, bei der nur ein Tier kremiert wird. Die unvermischte und vollständige Asche wird dann in einer Tierurne, einem Aschekarton oder Aschesäckchen an den Tierhalter übergeben. Eine Bestattung im Garten oder an einem Ort der Erinnerung bleibt dabei dem Tierhalter überlassen.
Die (Erd-)Bestattung ist nur auf dem privaten Grundstück möglich soweit die Ortssatzung der Stadt/Gemeinde es nicht untersagt. Hierbei muss in der Regel ein Abstand von 2 Metern zur Grundstücksgrenze, und eine Deckschicht von mindestens 50 cm über dem toten Tier eingehalten werden. Bei größeren Tieren wird die vorherige Nachfrage bei der Gemeinde empfohlen.[3]
Die meisten Haustiere sterben heute durch ein Einschläfern beim Tierarzt. Die Besitzer können ihr Tier danach mitnehmen und selbst bestatten oder einen Tierbestatter beauftragen. Die Tiere, die nach der Einschläferung beim Arzt belassen werden, werden nicht bestattet, sondern der Tierkörperverwertung zugeführt.[4]
Einzelnachweise
- Michael Müller-Wille: Pferdegrab und Pferdeopfer im frühen Mittelalter. In: Berichten van de Rijksdienst voor het Oudheidkundig Boemonderzoek. Nr. 20–21, 1970/1971, ISSN 0167-5443, S. 119–248.
- Cornelius Hornig: Das spätsächsische Gräberfeld von Rullstorf, Ldkr. Lüneburg. Leidorf, Buch am Erlbach 1993, ISBN 3-924734-32-1, S. 117–137, hier S. 118–121 (Dissertation).
- https://www.swrfernsehen.de/marktcheck/verstorbene-haustiere-beerdigen-recht-100.html Hund, Katze, Pferd - Beerdigung von Haustieren - Marktcheck - SWR Fernsehen] (D)
- Aktuelle Situation bei Tierbestattungen (D)