Tiefenwasser
Tiefenwasser (Synonyme: tiefes Grundwasser, Tiefengrundwasser und totes Wasser[1]) ist jener Teil des Grundwassers, der durch ein oder mehrere wasserunlösliche Schichten vom ersten Grundwasserstockwerk (etwa das oberflächennahe Grundwasser) abgetrennt ist.[2] Die Tiefenlage ist nach geowissenschaftlichen Kriterien von verschiedenen Umfeldbedingungen abhängig und kann mehrere 100 oder 1000 Meter betragen.[3]
Tiefenwasser hat oft nur eine geringe Zirkulationsrate (geringe Regenerationsfähigkeit) als oberflächennahes Grundwasser. Dadurch bleibt es deutlich länger im Untergrund:[4] mehrere Jahrzehnte bis einige Jahrtausende. In den Fällen, wo seit langer Zeit kein oder nur geringer Nachfluss in den mit Wasser angereicherten Grundwasserleiter erfolgt, spricht man von Fossilem Wasser.[5] Deshalb wird von einer Nutzung des Tiefenwassers als Trinkwasser oft abgeraten.[6][7][8]
Der Sauerstoffgehalt von Tiefenwasser ist erheblich niedriger als der von oberflächennahem Grundwasser; dafür kann je nach Lagebeziehungen des Grundwasserkörpers sein Eisen- und Mangangehalt erhöht, so dass Trinkwasserqualität im Allgemeinen erst durch Aufbereitung zu erreichen ist.[9]
Während „Grundwasser“ eindeutig definiert ist als „jedwedes Wasser im Untergrund“,[10] wird der Begriff Tiefenwasser nicht immer einheitlich verwendet.[11][12]
So berichtet eine Quelle, dass Mineralwasser „zumeist“ aus tieferen Grundwasserschichten stammt,[13] Während eine Reihe anderer Quellen postulieren, dass „Mineralwasser … durch mindestens eine wasserundurchlässige Schicht vom Grundwasser getrennt“ sei.[14][15] Oft wird dieser Zusammenhang von Mineralwasser und Tiefenwasser auch durch Bilder bzw. Videos hergestellt.[16][17]
Aus Sicht der Lebensmittelwirtschaft wird Tiefenwasser als Gegensatz zu Oberflächenwasser definiert.[18] Im Rahmen der gewerbliche Wassernutzung „für das Herstellen, Behandeln und Inverkehrbringen von natürlichem Mineralwasser, von Quellwasser und Tafelwasser […], abgefülltem Trinkwasser“ ist in Deutschland seit 1984 mit einer Rechtsverordnung des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit festgelegt, dass „natürliches Mineralwasser“ aus „unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen“ gewonnen wird.[19]
Weitere Begriffsverwendung
- In der Geothermie[20][21]
- In der Ozeanographie: Wassermassen der ozeanischen Zirkulation unterhalb von etwa 1000 m,[22] z. B. Nordatlantisches Tiefenwasser
Einzelnachweise
- Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit mbH, August 2001 - Bericht im Rahmen des Vorhabens "Fachliche Unterstützung des BMU-Arbeitskreises zur Auswahl von Endlagerstandorten".
- Nutzung tiefer Grundwässer, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Merkblatt Nr. 1.4/6, Stand: 28. Juni 1995.
- Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 12. Auflage, Spektrum, Heidelberg 2010, S. 68.
- Nutzung tiefer Grundwässer, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Merkblatt Nr. 1.4/6, Stand: 28. Juni 1995.
- Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 12. Auflage, Spektrum, Heidelberg 2010, S. 54.
- Iulia Ghergut: Altersbetrachtung und numerische Simulation zu Möglichkeit und Grenzen einer prozessorientierten Kontrolle (Frühwarnsystem) der Bewirtschaftung tiefer Grundwässer. Dissertationsschrift, Ludwig-Maximilians-Universität, München 2003.
- Nutzung tiefer Grundwässer, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Merkblatt Nr. 1.4/6, Stand: 28. Juni 1995.
- Bürgerinitiative Viersen-Hamm e.V.: NEW: Nitratgehalt im Trinkwasser unbedenklich – WZ vom 21.11.2014. Stellungnahme der Bürgerinitiative vom 1. Dezember 2004.
- Nutzung tiefer Grundwässer, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Merkblatt Nr. 1.4/6, Stand: 28. Juni 1995.
- Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 12. Auflage, Spektrum, Heidelberg 2010, S. 67 ff.
- Bundesverband Geothermie, Begriff Tiefenwasser im Lexikon der Geothermie, abgerufen am 27. Januar 2016.
- Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit mbH, August 2001 - Bericht im Rahmen des Vorhabens "Fachliche Unterstützung des BMU-Arbeitskreises zur Auswahl von Endlagerstandorten".
- Wasser-Wissen-Lexikon, Stichwort Mineralwasser.
- Getränke-Post, Getränke-News, abgerufen am 27. Januar 2016 (Memento vom 1. Februar 2016 im Internet Archive)
- Gesundheit.de, Wasser - die Qual der Wahl, abgerufen am 27. Januar 2016.
- Broschüre Wasser ist nicht gleich Wasser von der Informationszentrale Deutsches Mineralwasser, Bonn 2001 (Memento vom 26. Oktober 2007 im Internet Archive)
- Informationszentrale Deutsches Mineralwasser, Themen: Naturprodukt Mineralwasser, Die Natur macht den Unterschied – wie Mineralwasser entsteht, abgerufen am 27. Januar 2016.
- Lebensmittellexikon.de, Getränke – Alkoholfreie Getränke – Wasser – Mineralwasser, abgerufen am 27. Januar 2016
- Bundesrepublik Deutschland: Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser, 2. Abschnitt, § 2 Begriffsbestimmung. In: Mineral- und Tafelwasser-Verordnung vom 1. August 1984 (Kurztitel), BGBl. I, S. 1036 einschließlich späterer Änderungen.
- Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR), iwr.de: Geothermische Systeme
- energie-lexikon.info: RP-Energie-Lexikon
- Tiefenwasser. In: Spektrum Lexikon der Geowissenschaften. Abgerufen am 20. Februar 2022.