Tibiri (Dosso)
Tibiri (auch: Tbiri, Tchibiri) ist eine Landgemeinde und der Hauptort des gleichnamigen Departements Tibiri in Niger.
Landgemeinde Tibiri | |||
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Koordinaten | 13° 7′ N, 4° 0′ O | ||
Basisdaten | |||
Staat | Niger | ||
Region | Dosso | ||
Departement | Tibiri | ||
Einwohner | 77.558 (2012) |
Geographie
Tibiri liegt in der Sudanregion und grenzt im Osten an den Nachbarstaat Nigeria. Die Nachbargemeinden in Niger sind Koré Maïroua im Norden, Douméga im Südosten, Guéchémé im Südwesten und Tombokoirey II im Westen.
Die Gemeinde Tibiri besteht aus einem urbanen und einem ländlichen Gemeindegebiet. Das urbane Gemeindegebiet ist in fünf Stadtviertel gegliedert. Diese heißen Tibiri, Chari, Garin Mallam, Matankari und Oubandawaki. Bei den Siedlungen im ländlichen Gemeindegebiet handelt es sich um 87 Dörfer, 77 Weiler und 6 Lager.[1]
Durch das Gemeindegebiet verläuft in Nord-Süd-Richtung das große, periodisch wasserführende Trockental Dallol Maouri.[2]
Geschichte
Tibiri wurde von Samna Karhé gegründet, der dort von 1849 bis 1872 regierte. Der um 1817 geborene Samna Karhé stammte aus den Herrscherfamilien der Dörfer Lougou und Bagaji, das später zur Gemeinde Matankari gehörte.[3] Tibiri bildete eine Provinz von Aréoua, des Reichs der Maouri, einer Untergruppe der Hausa. Alissina, der von 1849 bis 1861 regierende und in Matankari residierende Herrscher von Aréoua, ging auf Raubzüge nach Tibiri. Tibiri rief das Nachbarreich Kebbi zur Hilfe und Alissina wurde in der Schlacht gemeinsam von Tibiri und Kebbi besiegt und getötet.[4]
Anfang des 20. Jahrhunderts kam Tibiri unter französische Herrschaft. Die 240 Kilometer lange Piste zwischen Dogondoutchi und Gaya, die durch Tibiri führte, galt in den 1920er Jahren als einer der Hauptverkehrswege in der damaligen Kolonie Niger. Sie war in der Trockenzeit mit Automobilen befahrbar.[5] Die Franzosen richteten einen Kanton in Tibiri ein, dem 1935 der aufgelöste Kanton Douméga angeschlossen wurde.[6] Als elfter traditioneller Herrscher (chef traditionnel) in der Linie des Gründers Samna Karhé wurde Marafa Kiassa 1980 Ortschef von Tibiri.[3] Die Landgemeinde Tibiri ging 2002 im Zuge einer landesweiten Verwaltungsreform aus dem Kanton Tibiri hervor, dessen Territorium auf die Landgemeinden Tibiri, Douméga und Koré Maïroua aufgeteilt wurde. Seit 2011 gehören diese Landgemeinden nicht mehr zum Departement Dogondoutchi, sondern zum neugeschaffenen Departement Tibiri.[7]
Bevölkerung
Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 77.558 Einwohner, die in 10.388 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 54.582 in 6914 Haushalten.[8]
Das urbane Gemeindegebiet hatte bei der Volkszählung 2012 6430 Einwohner in 966 Haushalten,[1] bei der Volkszählung 2001 6251 in 788 Haushalten[8] und bei der Volkszählung 1988 2785 in 404 Haushalten.[9]
In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Arawa, Goubawa, Fulbe und Gobirawa.[10]
Politik
Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 20 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 6 MNSD-Nassara, 5 PNDS-Tarayya, 4 CDS-Rahama, 2 MPN-Kiishin Kassa, 2 MPR-Jamhuriya und 1 CRPD-SULHU.[11]
Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 57 Dörfern im ländlichen Gemeindegebiet.[1]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
In der Mitte des urbanen Gemeindegebiets steht eine in traditioneller Lehmbauweise erbaute Moschee. Die Gesamtanlage ist etwa 20 Quadratmeter groß. Das Betraumgebäude weist einen quadratischen Grundriss und einen schmucklosen quaderförmigen Mihrāb-Vorbau auf. An den ungegliederten Außenwänden finden sich unregelmäßige Ritzmuster. Der ungegliederte Innenraum verfügt über eine stützenlose Dachkonstruktion. In der Nähe der Moschee befindet sich eine artesische Schwefelquelle.[12]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Gemeinde liegt in jener schmalen Zone entlang der Grenze zu Nigeria, die von Tounouga im Westen bis Malawa im Osten reicht und in der Bewässerungsfeldwirtschaft für Cash Crops betrieben wird.[13] Das staatliche Versorgungszentrum für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Materialien (CAIMA) unterhält eine Verkaufsstelle im Zentrum.[14] Die Niederschlagsmessstation von Tibiri liegt auf 220 m Höhe und wurde 1959 in Betrieb genommen.[15]
Im Stadtzentrum ist ein Gesundheitszentrum des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) vorhanden.[16] Der CEG FA Tibiri ist eine allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général Franco-Arabe (CEG FA), der einen Schwerpunkt auf die arabische zusätzlich zur französischen Sprache aufweist.[17] Beim Collège d’Enseignement Technique de Tibiri (CET Tibiri) handelt es sich um eine technische Fachschule.[18] Das Berufsausbildungszentrum Centre de Formation aux Métiers de Tibiri (CFM Tibiri) bietet Lehrgänge in Schweißen und Schneidern an.[19]
Durch Tibiri verläuft die Nationalstraße 3, die den Ort mit den Nachbargemeinden Guéchémé und Koré Maïroua verbindet.
Persönlichkeiten
- Samna Maïzoumbou (1898–1965), Politiker
- Mallam Oubandawaki (1945–2004), Offizier und Politiker
- Amadou Ousmane (1948–2018), Journalist und Schriftsteller
Literatur
- Abdourahamane Guero Rabo: Rôles des sites de culture de contre saison dans l’amélioration de la sécurité alimentaire et des revenus des paysans au Niger. Cas du site de Gandari Tibiri, commune urbaine de Tibiri, Dosso. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2016.
- Issoufou Oumarou Haladou: Dynamique de la pauvreté en relation avec la dégradation des sols dans le département de Dogondoutchi. Cas des communes rurales de Kiéché et Tibiri. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2011.
- R. Rochette: Au Niger. Tibiri, village Maouri. In: Revue de Géographie Alpine. Vol. 53, Nr. 1, 1965, S. 101–130.
Einzelnachweise
- Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 188–192, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
- M. Tiepolo, M. Ali, M. Bacci, S. Braccio, H. Issa, A. Z. Oumarou: Analyse du risque d’inondation dans les communes de la Région de Dosso au Niger, 1998–2016. (PDF) Projet ANADIA 2.0, rapport n. 5. Agence Italienne pour la Coopération au Développement, 2018, S. 10, abgerufen am 26. April 2018 (französisch).
- Sani Soulé Manzo: Canton de Tibiri : Une histoire à l’étude. In: Le Sahel. Dezember 2014, abgerufen am 22. Dezember 2014 (französisch).
- Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 172.
- Maurice Abadié: La Colonie du Niger. Mit einem Vorwort von Maurice Delafosse. Société d’Editions Géographiques, Maritimes et Coloniales, Paris 1927, S. 427.
- Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 244.
- Une nouvelle loi sur le redécoupage administratif. In: L’Arbre à Palabres. Nr. 13, 11. August 2011, S. 2 (nigerdiaspora.net [PDF; abgerufen am 28. Januar 2014]). Une nouvelle loi sur le redécoupage administratif (Memento des vom 1. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
- Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 104 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
- Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr. 32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
- Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Dorothee Gruner: Die Lehmmoschee am Niger. Dokumentation eines traditionellen Bautyps. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1990, S. 345.
- Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. (PDF) Save the Children UK, 2009, S. 8, abgerufen am 2. September 2020 (französisch).
- CAIMA. In: Béret Vert. Bulletin de Liaison et d’Information des Forces Armées Nigériennes. Nr. 17, Mai 2013, S. 28.
- Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 10 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 19. März 2022]).
- Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
- Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- CET Dosso. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).
- CFM (Centre de Formation aux Métiers) de Tchibiri. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).