Thymom

Thymom ist der medizinische Fachausdruck für einen Tumor des Thymus (deutsch auch Bries genannt). Ungefähr drei Viertel dieser Tumoren sind gutartig, und nur ein Viertel ist bösartig. Die bösartigen werden malignes Thymom oder Thymuskarzinom genannt. Im entfernteren Sinne ist auch das Thymuskarzinoid als Geschwulst innerhalb des Thymus zu den bösartigen Thymustumoren zu zählen.

Klassifikation nach ICD-10
D15.0 Gutartige Neubildung des Thymus
C37 Bösartige Neubildung des Thymus
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Thymom in der Computertomographie
CT-gesteuerte Biopsie bei einem unklaren Herd im vorderen Mediastinum. Die histologische Untersuchung ergab ein Thymom.
Thymuskarzinom (Plattenepithel) in der Computertomographie

Symptome

Etwa 30 % der Patienten sind zum Diagnosezeitpunkt asymptomatisch.[1] Symptome können unter anderem Husten, Druckgefühl im Brustkorb oder Luftnot sein.

Gelegentlich kann ein Thymom auch durch ein paraneoplastisches Syndrom auffallen. Bei 25 % aller Thymome findet sich eine Myasthenia gravis[2], aber auch eine Polymyositis, eine Arthritis oder ein Sjögren-Syndrom, eine Erythrozytenaplasie, eine Riesenzell-Myokarditis, eine Hypogammaglobulinämie, autoimmune Bewegungsstörungen und andere Autoimmunerkrankungen können auftreten. Ursache ist häufig die fehlende Genexpression des autoimmune regulator genes (AIRE), das die normale Elimination von autoreaktiven T-Lymphozyten im Thymus verstärkt.

Ein Thymuskarzinoid lässt sich durch die karzinoidtypische Trias aus Durchfall, Flush (Erröten) und kardialen Beschwerden vermuten.

Diagnostik

Hinweise auf ein Thymom ergeben sich schon im Röntgenbild des Brustkorbes bei Vorliegen einer unklaren vorderen mediastinalen Raumforderung. Es zählt zu den mnemotechnisch oft zitierten vier T’s in der Differentialdiagnostik der vorderen mediastinalen Raumforderungen (Teratom, Thymom, Glandula thyroidea und terrible lymphoma“). Zur Standarddiagnostik gehört die Computertomographie (CT). Zur Unterscheidung von gutartigen und bösartigen Tumoren ist stets die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) und deren feingewebliche Untersuchung nötig.

In der WHO-Klassifikation wird nach dem morphologischen Aussehen der epithelialen Zellen unterteilt:

  • Typ A – die epithelialen Zellen sind vorwiegend oval oder spindelförmig und ähneln den normalen medullären epithelialen Zellen des Thymus
  • Typ B – die epithelialen Zellen sind vorwiegend rund oder vieleckig und ähneln den normalen corticalen epithelialen Zellen des Thymus. Nach Stärke der zytologischen Atypie werden noch die Typen B1, B2 und B3 unterschieden.
  • Typ C – Thymuskarzinom

Behandlung

Die beste Behandlung ist die komplette chirurgische Entfernung des Tumors. Eine unvollständige Entfernung ist mit einer hohen Rezidivrate und einer schlechten Prognose verbunden. Der Eingriff wird entweder über einen Zugang mit Durchtrennung des Brustbeins durchgeführt oder minimalinvasiv mit Operationsrobotern.[3]

Ist die komplette chrirugische Entfernung nicht möglich, kann eine Strahlentherapie angezeigt sein. Sie wird entweder adjuvant oder palliativ durchgeführt.[3]

Eine Chemotherapie wird meist mit Anthracyclin-basierten Protokollen durchgeführt. Dabei kommen CAP (Cyclophosphamid, Doxorubicin und Cisplatin), ADOC (Doxorubicin, Cisplatin, Vincristin und Cyclophosphamid) oder AC (Amrubicin und Carboplatin) zum Einsatz, wobei das CAP-Protokoll das bevorzugte ist.[3]

Die Möglichkeiten einer Immuntherapie sind bislang wenig erforscht, sodass eine abschließende Bewertung ihres Nutzens bislang aussteht. Der monoklonale Antikörper Pembrolizumab konnte bei einem von 40 Patienten eine Remission erzielen. Auch Nivolumab, Framucirumab, Sunitinib und Cixutumumab sind in Einzelstudien getestet worden.[3]

Thymome bei Tieren

Beim Hauskaninchen kommen Thymustumore relativ häufig vor, sie machen etwa 10 % aller Tumoren aus und werden vor allem bei älteren Tieren beobachtet. Im Gegensatz zu anderen Tierarten zeigt der Thymus bei Kaninchen keine Involution, sondern ist auch beim erwachsenen Tieren erhalten. Am häugfigsten sind Thymome, seltener treten auch Thymuslymphome und Thymuskarzinome auf. Thymome metastasieren bei Kaninchen nur selten, führen aber durch die Raumforderung häufig zu schwerwiegenden Symptomen. Zudem werden sie zumeist erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium erkannt. Die Symptome entwickeln sich schleichend und unspezifisch zunächst als Konditionsverlust. Typisch sind im weiteren Verlauf ein beidseitiger Exophthalmus infolge einer Hypertonie, Fressunlust, Atemnot, Husten und Abmagerung. Die chirurgische Entfernung ist mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden. Daher werden häufiger Blutdrucksenker und Prednisolon eingesetzt. Letzteres kann das Wachstum von Lymphomen hemmen. Die Strahlentherapie ist bei Kaninchen erfolgversprechend.[4]

Beim Haushund zählt das Thymom zu den seltenen Tumoren. Sie zeigen sich in Atemnot, Abgeschlagenheit und Husten. Häufig tritt eine Hyperkalzämie und Neutrophilie auf. Wie beim Menschen führt die chirurgische Entfernung zu deutlich besseren Überlebenszeiten als die Chemotherapie. Metastasen in die regionalen Lymphknoten haben eine bessere Behandlungsaussicht als Fernmetastasen.[5]

Einzelnachweise

  1. I. G. Schmidt-Wolf, J. K. Rockstroh, H. Schüller u. a.: Malignant thymoma: current status of classification and multimodality treatment. In: Ann Hematol. 82 (2), 2003, S. 69–76. PMID 12601482.
  2. Margaret Seton, Carol C. Wu, Abner Louissaint: Case 26-2013 — A 46-Year-Old Woman with Muscle Pain and Swelling. In: New England Journal of Medicine. 2013, Band 369, Ausgabe 8 vom 22. August 2013, S. 764–773; doi:10.1056/NEJMcpc1208152.
  3. Teresa Stachowicz-Stencel et al.: Thymoma and thymic carcinoma in children and adolescents:TheEXPeRT/PARTNER diagnostic and therapeutic recommendations. In: Pediatr Blood Cancer Band 68, Suppl. 4, 2021, e29042. doi:10.1002/pbc.29042
  4. Thymom und Lymphom bei Kaninchen
  5. A.D. Yaleet al.: Thymic epithelial tumours in 51 dogs: Histopathologic and clinicopathologic findings. In: Vet Comp Oncol. 2021, S. 1–9. doi:10.1111/vco.12705
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