Thron

Als Thron (u. a. über lateinisch thronus erhabener Sitz, Thron; dieses von altgriechisch θρόνος thrónos, deutsch Sessel, Stuhl mit Schemel (suppedaneum) für die Füße, Sitz der Götter, Königsthron (in letzterem Sinne meist Plural, aber auch Singular))[1][2][3] wird der meist aufwendig gestaltete Stuhl als Insigne eines Monarchen bezeichnet, auf dem dieser zu besonderen Anlässen Platz nimmt. Oft wird unterschieden zwischen „Thron“ und „Thronsitz“ (ohne Rücken- oder Armlehnen).

Königlicher Thron im Schloss Ludwigsburg
Thron aus Holz mit Elfenbeinplaketten, Salamis, spätes 8. Jh. v. Chr., Zypernmuseum

Geschichte und Religion

Antike

In der Antike waren Throne von Anbeginn das Symbol der Könige und Götter. Der Thron diente für die Krönungszeremonien und die Inthronisation. Dem Thron wurde eine unmittelbare Verbundenheit mit der königlichen Macht zugesprochen. Für die Hethiter waren die Throne selbst Götter. Die Griechen reservierten nach Homer einen zusätzlichen leeren Thron im königlichen Palast und den Tempeln für die Götter. Der berühmteste dieser Throne war der Thron von Apollo in Amyklai. Auch die Römer hatten zwei Throne, einen für den Kaiser und einen für die Göttin Roma, deren thronende Statuen zum religiösen Zentrum wurden.

Bibel

Das Alte Testament unterscheidet sprachlich nicht zwischen Stuhl und Thron. Die Beschreibung des Thrones Salomos (1 Kön 10,18-20 ) wurde bis ins 20. Jahrhundert immer wieder in der bildenden Kunst (Thronsessel Gottes, Marias, Jesu, der heiligen Bischöfe, des Königs Salomo), aber auch in der Anlage von Thronen zum Vorbild genommen, zuletzt wahrscheinlich in der des Thrones für Kaiser Wilhelm II. im Palazzo Caffarelli durch den Berliner Architekten Alfred Messel (1894–1898). Im Mittelalter verband man den Thron von Salomo mit Maria.

Im Neuen Testament verhieß Jesus den Aposteln einen Platz auf den „zwölf Thronen“, wo die zwölf Stämme Israel richten würden (Mt 19,28 ).

Der Seher Johannes schaut in der Offenbarung: „Dann sah ich einen großen weißen Thron und den, der auf ihm saß; vor seinem Anblick flohen Erde und Himmel und es gab keinen Platz mehr für sie.“ (Offb 20,11 ).

Kirche

In der Hierarchie der katholischen Kirche ist der Sitz des Bischofs ein Thron, die Kathedra. Der Thron des Papstes ist die Kathedra Petri (siehe auch Heiliger Stuhl). Heute hat der Thron in der katholischen Kirche nur mehr symbolische und zeremonielle Bedeutung. Sofern frühromanische Kirchen über ein Westwerk verfügen, befand sich in ihm ein Fürstenthron als symbolisches Gegenüber des Altars (geistliche und weltliche Macht). In vielen mittelalterlichen Darstellungen des Jüngsten Gerichts ist Gottes Thron durch einen Regenbogen ersetzt. Bei den zahlreichen Marienkrönungen der europäischen Kathedralgotik wird zumeist ein erhöhter und verzierter Sitz gezeigt.

Königsthron

Die Thronsetzung war lange Zeit wichtiges Element der Königserhebung, so 936 bei der Wahl Ottos I. bei der Thronsetzung auf den Karlsthron in Aachen. Eine ähnliche Bedeutung kam dem Herzogstuhl bei der Erhebung der Herzöge zu, wegen der fehlenden Krönung ist hier die Thronsetzung freilich noch konstitutiver.

Buddha, Sarnath (5. Jh.)
Durga (2010)

Indien

Buddhismus
Buddha wird häufiger auf einem reich verzierten Thron sitzend dargestellt; zwei Sitzhaltungen sind dabei zu unterscheiden – Lotossitz und „europäischer Sitz“.

Hinduismus
Das Götterpaar Shiva und Parvati wird ebenfalls oft auf einem Thronsitz (ohne Rückenlehne) gezeigt (siehe Uma-Maheshwara oder Somaskanda). Spätere Bildnisse zeigen zuweilen auch Durga und andere Götter des hinduistischen Pantheons auf einem reich geschmückten Thron.

Maya-Thron aus Piedras Negras

Islam

Auch im Koran werden Throne erwähnt: „Und Er (Gott) ist es, der Himmel und Erde in sechs Tagen erschuf und sein Thron war auf dem Wasser“ (Sure 11, Vers 6). Von persischen und indischen Herrschern der Mogulzeit sind reich geschmückte Throne oder Thronsitze bekannt.

Maya

Auch die klassische und späte Maya-Kunst kannten Throne oder Thronsitze; bedeutendstes Beispiel ist der rückwärtig durchbrochene Thron aus Piedras Negras, Guatemala.

Liste bekannter Throne

Drachenthron in der Verbotenen Stadt, Peking

Anekdotisches

Die Staatliche Rechtschreibkonferenz von 1901 erklärte Konrad Dudens Orthografieregeln für allgemeinverbindlich. Zu diesen Regeln zählte auch, dass in den mit „t“ beginnenden Wörtern, die bis dahin hinter dem „t“ immer mit „h“ geschrieben wurden (z. B. „That“), dieses „h“ entfiel. Dass die th-Schreibweise in Thron beibehalten wurde, wurde oft einem persönlichen Einwirken des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. zugeschrieben. Das „th“ wurde aber ohnehin – und bis heute – in allen griechischen Lehnwörtern dort beibehalten, wo es ein Theta wiedergibt (wie bei Theater oder Mathematik, wo die zweiten „t“ einem Tau entsprechen). Der Thron war orthografisch zu keiner Zeit gefährdet.

Literatur

  • H. Eickhoff: Himmelsthron und Schaukelstuhl. Die Geschichte des Sitzens. Hanser, München/ Wien 1993, ISBN 3-446-17376-5.
  • Hartwig Fischer: Ein wilhelminisches Gesamtkunstwerk auf dem Kapitol. Hermann Prell und die Einrichtung des Thronsaales in der Deutschen Botschaft zu Rom 1894–1899. Mewe-Verlag, Basel 1998, ISBN 3-9806066-1-9.
  • H. Jung: Thronende und sitzende Götter: zum griechischen Götterbild und Menschenideal in geometrischer und früharchaischer Zeit. Habelt, Bonn 1982, ISBN 3-7749-1918-6.
  • H. Kyrieleis: Throne und Klinen. Studien zur Formgeschichte altorientalischer und griechischer Sitz- und Liegemöbel vorhellenistischer Zeit. de Gruyter, Berlin 1969, DNB 367466880.
  • M. Metzger: Königsthron und Gottesthron. Thronformen und Throndarstellungen in Ägypten und im Vorderen Orient im dritten und zweiten Jahrtausend vor Christus und deren Bedeutung für das Verständnis von Aussagen über den Thron im Alten Testament. (= Alter Orient und Altes Testament. 15/1 (Text), 15/2 (Katalog und Bildtafeln)). Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1985, ISBN 3-7887-0724-0.
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Wikiquote: Thron – Zitate
Wiktionary: Thron – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Karl Ernst Georges: thronus. In: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8., verbesserte und vermehrte Auflage. Band 2. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1918, Sp. 3115 (Digitalisat. zeno.org).
  2. Wilhelm Pape, Max Sengebusch (Bearb.): Handwörterbuch der griechischen Sprache. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 (zeno.org [abgerufen am 12. Februar 2020]).
  3. Thron. Duden, Bibliographisches Institut; 2016
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