These Boots Are Made for Walkin’
These Boots Are Made for Walkin’ ist ein von Lee Hazlewood geschriebener und von Nancy Sinatra 1966 veröffentlichter Song, der sich zu einem Millionenseller entwickelte.
Vorgeschichte
Frank Sinatra gründete im Januar 1961 mit Reprise Records seine eigene Plattenfirma, bei der im Juni desselben Jahres auch seine älteste Tochter Nancy einen Plattenvertrag erhielt. Von ihr wurden in den nächsten vier Jahren insgesamt 15 Singles veröffentlicht,[2] von denen aber keine in die Hitparaden gelangte. Das änderte sich, als im Oktober 1965 der Musikproduzent Lee Hazlewood eingeschaltet wurde. Die erste Aufnahme von Nancy Sinatra unter Hazlewood war das von diesem verfasste So Long Babe, das nach seiner Veröffentlichung im Oktober 1965 mit Platz 86 als erste Single von Nancy Sinatra in die Charts kam.
Entstehung des Songs
Danach schrieb Lee Hazlewood den Song These Boots Are Made for Walkin’, den er selbst singen wollte. Nancy Sinatra bestand jedoch darauf, den Titel aufzunehmen, obwohl Hazlewood dagegen war, diesen Männersong mit ihr zu produzieren. Er gab schließlich ihrem Drängen nach und überließ ihr den Titel, „zumal der Text von einer Frau gesungen sexy und nicht erbärmlich wie bei einem Mann klingt“, wie Sinatra 1971 in einem Interview sagte.[3] Der Text des Songs handelt davon, dass die Protagonistin Untreue, Lügen oder andere Fehler ihres Partners damit bestrafen will, dass sie mit ihren Stiefeln über ihn hinwegtrampelt.[4]
Aufnahme
Die instrumentale Besetzung bei dem am 19. November 1965 in den Tonstudios der Western Recorders anberaumten Aufnahmetermin rekrutierte sich aus Sessionmusikern aus Los Angeles, die als The Wrecking Crew bekannt waren, nämlich Billy Strange, Al Casey, Tommy Tedesco und Mike Deasy (Gitarren), Carol Kaye (Bass), Ollie Mitchell, Roy Cayton und Lew McCreary (Bläsersektion) und Hal Blaine (Schlagzeug). Hinzu kam Chuck Berghofer mit einem Viertelton-Lauf auf dem Kontrabass.[5] Dies war eine spontane Idee des Arrangeurs Billy Strange, der Widerstände von Chuck Berghofer auszuräumen hatte: „Den Lauf habe ich noch nie in meinem Leben gespielt.“ Dieser Lick wurde zum Leitmotiv des Songs, der vor jeder Strophe wiederholt wird und vier bis sechs Fingerstellungen auseinanderliegt. Neben dem Kontrabass wurde noch ein elektrischer Bass von Carol Kaye eingesetzt. Es genügte ein Take, dessen geringe Fehler nicht mehr korrigiert wurden.
Erfolg
In seiner Ausgabe vom 25. Dezember 1965 traute Billboard dem Song mit der ungewöhnlichen Instrumentierung Hitpotenzial zu. Im Februar 1966 wurde die von Hazlewood komponierte und produzierte Single These Boots Are Made for Walkin’ / The City Never Sleeps at Night (Reprise #432) auf den Markt gebracht, erreichte am 26. Februar 1966 für eine Woche den ersten Platz der Hitparade und verkaufte innerhalb von acht Wochen eine Million Exemplare. Bereits im März 1966 wurde die Single mit einer goldenen Schallplatte ausgezeichnet. In Großbritannien[6] wurden über 250.000, in Deutschland[7] mehr als 500.000 Platten verkauft. Die Single gelangte in sieben weiteren Ländern auf den ersten Platz und wurde weltweit über vier Millionen Mal verkauft. 2006 wurde der Song in Pitchfork Medias Liste der besten 60er Hits auf Platz 114 gewählt.
Sexueller Kontext
Bereits kurz nach der Veröffentlichung des Stücks wurde es von den Medien mit einer sadomasochistischen Aura assoziiert.[8] 2005 bestätigte Nancy Sinatra in einem Interview mit dem Schwulen-Magazin „Queer.de“ den sexuellen Kontext: „Das hat eine Menge mit der Anziehungskraft dieses Songs zu tun.“[9]
Coverversionen
Der Song, dessen Verleger Mickey Goldsen war,[10] wurde von stilistisch sehr unterschiedlichen Künstlern gecovert: Billy Ray Cyrus,[11] Loretta Lynn, Kitty Wells, Jimmy C. Newman, Jane Morgan, Ella Fitzgerald, The Supremes, Leningrad Cowboys, Jessica Simpson, 7 Seconds, The Meteors, Megadeth und Government Issue versuchten sich an dem Stück. Coverinfo.de listet 75 Versionen. Im Vietnamkrieg wurde der Song unter den amerikanischen Soldaten sehr populär, weshalb er auch in Stanley Kubricks Film Full Metal Jacket Verwendung fand.
Die amerikanische Sängerin Eileen (die Tochter von Mickey Goldsen), nahm 1966 vier Versionen des Liedes auf: Die originale englische Version sowie eine französische (Ces bottes sont faites pour marcher), eine deutsche (Die Stiefel sind zum Wandern) und eine italienische (Questi stivali sono fatti per camminare).
Einzelnachweise
- Charts DE Charts AT Charts UK Charts US
- Charles Bronson, The Billboard Book of Number One Hits, 1985, S. 194.
- Rolling Stone-Magazine vom 27. Dezember 1971, Interview mit Nancy Sinatra.
- Garth Cartwright: Lee Hazlewood. In: The Guardian. 6. August 2007, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 5. November 2023]).
- "Ein Effekt, der auf dem Kontrabass möglich ist, aber auf [Instrumenten mit] elektrischen Bünden nicht so leicht erzielt werden kann, ist die Erzeugung von Vierteltönen, die das kleinste übliche Tonintervall, den Halbtonschritt, der auch als kleine Sekunde bezeichnet wird, in zwei Hälften teilen. Dieser Effekt hat seinen prominentesten Auftritt in dem geschmeidigen absteigenden Basslauf in Nancy Sinatras "These Boots Are Made For Walkin'", der mit einer Folge von sechzehn Basstönen beginnt, die in den üblicherweise von [nur] neun [Halb]-Tönen eingenommenen Raum gedrängt werden."
Original: "One effect possible on the upright bass but not very easily achieved on fretted electrics is the production of quarter tones, which divide in half the smallest usual pitch interval, the half step, also referred to as a minor second. This effect has its most notable appearance in the smug bass descent in Nancy Sinatra’s “These Boots Are Made For Walkin’,” the opening of which features a line of sixteen bass notes that squeeze into the pitch-space normally occupied by nine." Everett, Walter: The Foundations of Rock: From "Blue Suede Shoes" to "Suite: Judy Blue Eyes". Oxford University Press, Oxford, S. 32. - Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 232.
- Günter Ehnert: Hit Bilanz – Deutsche Chart Singles 1956–1980. 1. Auflage. Verlag populärer Musik-Literatur, Norderstedt 2000, ISBN 3-922542-24-7, S. 446.
- New York Post Weekend Magazine vom 4. Juni 1966: Nora Ephron, The Name – And a New Ingredient.
- Queer.de Die Sinatra und ihre schwulen Fans, Interview von Jan Gebauer
- Andrew Barker: Mickey Goldsen dies at 99. In: Variety. 23. Oktober 2011, abgerufen am 5. November 2023 (amerikanisches Englisch).
- Frank Ehrlacher: Some Gave All | Billy Ray Cyrus | CD-Album | 1992 | cd-lexikon.de. 14. September 1992, abgerufen am 5. November 2023.