Matrix (Film)
Matrix (englischer Originaltitel: The Matrix) ist ein Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1999. Regie und Drehbuch stammen von den Geschwistern Lana und Lily Wachowski, bekannt auch als Wachowskis oder damals The Wachowski Brothers. Die Hauptrollen spielten Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Carrie-Anne Moss und Hugo Weaving. Im Mai 2003 folgte die Fortsetzung mit Matrix Reloaded, im November 2003 der dritte Teil Matrix Revolutions und im Dezember 2021 Teil 4 mit Matrix Resurrections.
Handlung
Der Film beginnt damit, dass Polizisten versuchen, eine junge Frau festzunehmen. Sie kann jedoch durch scheinbar übernatürliche Kräfte – extrem schnelle Kampfbewegungen – entkommen. Auf ihrer Flucht wird sie von mit der Polizei zusammenarbeitenden „Agenten“ in schwarzen Anzügen verfolgt, die ähnliche Fähigkeiten wie sie haben. Die Frau flüchtet in eine Telefonzelle, die einen Moment später von einem Agenten mit einem Lkw gerammt wird. Sie ist jedoch nicht in den Trümmern zu finden.
Der junge Hacker Thomas Anderson, der sich Neo nennt, erhält eine geheimnisvolle Botschaft auf seinem Computer, wonach er „dem weißen Kaninchen folgen“ soll. Als er kurz darauf sieht, dass eine Freundin eines Bekannten ein Kaninchen auf die Schulter tätowiert hat, folgt er den beiden in eine Diskothek.
Dort trifft Neo auf die Frau aus dem Vorspann, die sich als die polizeilich gesuchte Hackerin Trinity zu erkennen gibt. Sie warnt ihn vor einer bevorstehenden Gefahr. Am nächsten Morgen tauchen die Agenten an Neos Arbeitsplatz auf und suchen nach ihm. Morpheus ruft ihn an und weist ihm einen Fluchtweg über die Außenseite des Bürohochhauses. Der Weg ist Neo aber zu gefährlich; er kehrt um und wird verhaftet. Ein Agent, Mr. Smith, verhört Neo und wirft ihm zahlreiche Cyberverbrechen vor. Neo erhält ein Amnestieangebot, sofern er den Agenten Morpheus ausliefere, der ein gefährlicher Terrorist sei. Als Neo sich weigert, wird ihm in einer surrealen Szene ein spinnenförmiges Gerät in den Bauch eingepflanzt. Im nächsten Moment wacht er zu Hause wie aus einem Albtraum auf.
Neo trifft sich erneut mit Trinity, die sich als Verbündete von Morpheus zu erkennen gibt. Auf der Fahrt zu Morpheus entfernt sie das spinnenförmige Gerät aus Neos Körper, das sich als eine Art Abhörwanze herausstellt. Morpheus erklärt Neo, dass die Welt, in der er zu leben glaubt, lediglich eine Simulation ist und er nur ein gefangener Sklave in dieser computergenerierten Traumwelt, der Matrix, sei. Er bietet ihm die Befreiung daraus an und stellt ihn vor die Wahl, durch Einnahme einer blauen Pille wieder in sein bisheriges Leben zurückzukehren oder durch Einnahme einer roten Pille die Wahrheit über die Matrix zu erfahren. Neo entscheidet sich für die rote Pille und erwacht nach einer kurzen Prozedur in der Realität: Sein echter Körper befindet sich in einer von unzähligen Kapseln, die alle jeweils einen Menschen beinhalten. Er wird aus der Kapsel gespült und anschließend von einem Hovercraft-Schiff gerettet, das von Morpheus befehligt wird. Neos Körper ist stark geschwächt, da er ihn im Grunde nie benutzt hat.
Nach einiger Zeit erzählt ihm Morpheus den Hintergrund der aktuellen Lage: Die Menschheit verlor vor langer Zeit, vermutlich zu Beginn des 21. Jahrhunderts, einen Krieg gegen von ihr selbst erschaffene Maschinen mit künstlicher Intelligenz. Die Menschen verdunkelten den Himmel, um die Maschinen an der Sonnenenergiegewinnung zu hindern. Die Maschinen reagierten jedoch, indem sie menschliche Körper zur Energiegewinnung nutzten, und entwickelten die Computersimulation der Matrix, um die Menschen unter Kontrolle zu halten. Ernährt werden diese intravenös, unter anderem mit den aufgelösten Leichen der Verstorbenen. Nur wenige Menschen leben noch in der Realität und leisten weiter Widerstand. Die Agenten in der Matrix sind Schutzprogramme, die gegen menschliche Rebellen wie Morpheus und Trinity vorgehen, die sich durch Telefonleitungen in die Matrix hacken, um Menschen zu befreien. Dies ist gefährlich, da man, sofern man in der Matrix zu sterben glaubt, auch in Wirklichkeit stirbt. Laut Morpheus handelt es sich bei Neo um den „Auserwählten“, der laut dem mysteriösen Orakel die Matrix bezwingen wird und den Morpheus lange gesucht hat.
Neo wird an Bord des Schiffes, der Nebuchadnezzar, für den Kampf in der virtuellen Realität der Matrix ausgebildet. Dazu werden ihm mithilfe von virtuellen Trainingseinheiten verschiedene Fähigkeiten und Kampfkünste beigebracht. Morpheus lehrt ihn, dass in der Scheinwelt der Matrix physikalische Gesetze durch reine Willenskraft gebeugt oder sogar gebrochen werden können. Morpheus und seine Mannschaft begeben sich zusammen mit Neo in die Matrix, um diesen zum Orakel zu bringen. Dort wird ihm gesagt, dass er nicht der Auserwählte sei, sich Morpheus aber eines Tages aufgrund seiner Überzeugung für ihn opfern werde.
Auf dem Rückweg vom Orakel wird Morpheus durch den Verrat eines seiner Crewmitglieder, Cypher, von Agent Smith in der Matrix gefangen genommen und drei Mitglieder der Crew werden vom Verräter getötet, bevor dieser selbst den Tod findet. Während die Agenten Morpheus foltern, um in den Besitz des geheimen Zugangscodes für die letzte freie Stadt der Menschheit Zion zu gelangen, begeben sich Neo und Trinity erneut in die Matrix, um Morpheus zu befreien.
Morpheus und Trinity entkommen aus der Matrix, aber Neo wird durch Agent Smith an der Flucht gehindert. Inzwischen greifen Roboter, sogenannte Wächter, die Nebuchadnezzar an. Die Benutzung eines EMP als einziges mögliches Mittel würde auch Neo töten, da er noch mit der Matrix verbunden ist. Deshalb beschließen sie, zu warten, bis Neo es zurück schafft, während die Roboter immer weiter in das Schiff vordringen. Nach einer Verfolgungsjagd und einem harten Kampf wird Neo von Agent Smith erschossen. Trinity ist wegen einer Prophezeiung des Orakels jedoch davon überzeugt, dass Neo lebt, da ihr offenbart wurde, sie würde sich in den Auserwählten verlieben. Sie gibt Neos Körper an Bord der Nebuchadnezzar einen Kuss, woraufhin dieser wieder lebendig wird, und über neue Fähigkeiten verfügt. Er kann den Code der Matrix nun sehen und nach Belieben manipulieren, wodurch es ihm etwa möglich ist, mit einer einfachen Handbewegung Pistolenkugeln aufzuhalten. Nach einem kurzen Kampf, in dem Neo Agent Smith mit Leichtigkeit bezwingt, dringt er in dessen Körper ein und lässt ihn in tausend Stücke zerspringen. Daraufhin kehrt er gerade noch rechtzeitig in die Realität zurück, sodass der EMP gefahrlos betätigt und die Wächter zerstört werden können.
Am Ende des Films befindet sich Neo in der Matrix und erklärt, die in der Matrix gefangenen Menschen befreien zu wollen, bevor er sich nach Art von Superman in die Lüfte erhebt.
Spezialeffekte
Der Film erregte Aufsehen durch aufwendig gestaltete Kampfszenen im Stil von Kung-Fu-Filmen, die in Verbindung mit digitalen Effekttechniken auf innovative Weise präsentiert wurden.
Der durch den Film bekannt gewordene Bullet-Time-Effekt – ein spezielles Verfahren der Zeitlupenfotografie – wurde in Matrix durch 122 Spiegelreflex- und 2 Filmkameras realisiert. Die Kameras wurden rund um eine Szene auf Schienen geschraubt und synchronisiert zeitversetzt ausgelöst. So kann diese Szene verlangsamt, gestoppt oder rückwärts abgespielt werden, während eine Kamerafahrt in dieser scheinbar zeitverlangsamten Welt möglich ist.
Das Motion-Capture-Verfahren wurde ebenfalls in Matrix verwendet. Hierbei werden menschliche Bewegungen durch Sensorenchips erfasst, vom Computer gespeichert und dann auf künstlich erstellte Mensch-Modelle im Computer übertragen, die dann digital in das konventionell aufgenommene Filmmaterial positioniert werden.
Für in der Matrix spielende Szenen wurde ein grüner, für in der Realität spielende Szenen ein blauer Farbfilter eingesetzt, der die jeweiligen Szenen entsprechend leicht einfärbt.[1]
Synchronisation
Die deutsche Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch von Alexander Löwe und unter der Dialogregie von Clemens Frohmann im Auftrag von R.C. Production.
Rolle | Schauspieler | Deutscher Sprecher[2] |
---|---|---|
Thomas A. „Neo“ Anderson | Keanu Reeves | Benjamin Völz |
Morpheus | Laurence Fishburne | Tom Vogt |
Trinity | Carrie-Anne Moss | Martina Treger |
Agent Smith | Hugo Weaving | Hans-Jürgen Wolf |
Cypher/Mr. Reagan | Joe Pantoliano | Ilja Richter |
Tank | Marcus Chong | Dietmar Wunder |
Apoc | Julian Arahanga | Daniel White |
Mouse | Matt Doran | Asad Schwarz |
Switch | Belinda McClory | Anja Godenschweger |
Dozer | Ray Anthony Parker | Bernd Schramm |
Agent Brown | Paul Goddard | Erich Räuker |
Agent Jones | Robert Taylor | Uwe Jellinek |
Orakel | Gloria Foster | Hannelore Fabry |
Rhineheart | David Aston | Till Hagen |
Choi | Marc Gray | David Nathan |
Junge mit Löffel | Rowan Witt | Benjamin Meierhofer |
Produktion
Die Dreharbeiten fanden vom 14. März bis 1. September 1998 in Sydney statt. Dabei wurden auch bereits vorhandene Kulissen aus dem Film Dark City von 1998 verwendet, dessen Handlung gewisse Ähnlichkeiten zu Matrix aufweist. So sind beispielsweise die Hausdächer, über die Trinity zu Beginn läuft, dieselben, über die John Murdoch in Dark City läuft. Ursprünglich war Will Smith für die Rolle des Neo vorgesehen. Smith sagte aber ab, weil er von dem Filmkonzept anfangs nicht überzeugt war und sich die Rolle selbst nicht zutraute.[3] In einem Interview von 2004 bekannte er, froh darüber zu sein, da er das Konzept des Films erst später verstanden und Keanu Reeves seine Sache im Film sehr gut gemacht habe.[4]
Die Produktionskosten wurden auf rund 63 Millionen US-Dollar geschätzt. Kinostart in den Vereinigten Staaten war am 31. März 1999 und in Deutschland am 17. Juni 1999. Der Film spielte in den Kinos weltweit rund 467 Millionen US-Dollar ein, davon rund 172 Millionen in den Vereinigten Staaten.[5]
Im deutschen Free-TV war der Film erstmals am 18. April 2003 bei RTL zu sehen.[6][7]
Einflüsse und Gestaltungsmerkmale
Auffallend sind die über den Horizont üblicher Actionfilme hinausgehenden philosophisch-theologischen Inhalte mit Elementen und Anleihen bei der Erkenntnistheorie (siehe z. B. Platons Höhlengleichnis), des Gnostizismus, Zen-Buddhismus, Hinduismus (Schleier der Maya) und der Analogie der Handlung zum Neuen und Alten Testament sowie zur Gegenkultur.[8] Neos Versteck für Software in seiner Wohnung ist das Buch Simulacres et Simulation des französischen Medienphilosophen Jean Baudrillard, das das Verhältnis von Realität, Symbolen und Gesellschaft untersucht. In der Wohnung des Orakels ist ein Schild über der Tür mit der lateinischen Inschrift Temet Nosce zu sehen, was auf Deutsch so viel wie „Erkenne dich selbst“ bedeutet, eine aus der griechischen Philosophie stammende Maxime (Gnothi seauton).
Einige Motive des Films lassen sich auf eine Reihe von Einflüssen zurückführen. Der Film weist deutliche Bezüge zur Grundidee des 1964 erschienenen Romans Simulacron-3 von Daniel F. Galouye auf.[9] Das Buch wurde zweimal verfilmt: 1973 von Rainer Werner Fassbinder als zweiteiliger Fernsehfilm unter dem Titel Welt am Draht und 1999 von Josef Rusnak unter dem Titel The 13th Floor – Bist du was du denkst?.
Der Film enthält Anspielungen auf Lewis Carrolls Kinderbuch Alice im Wunderland: Neo wird dazu aufgefordert, einem weißen Kaninchen zu folgen, ähnlich wie es Alice in der Geschichte tut. Morpheus erwähnt deren Titel nahezu explizit während seiner ersten Begegnung mit Neo und bietet ihm an, ihn „in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus“ zu führen.
Die Idee einer Erlebnismaschine wurde von Robert Nozick in seinem 1974 erschienenen Buch Anarchy, State, and Utopia philosophisch aufgeworfen.
Auf einer Science-Fiction-Convention in Metz sprach Philip K. Dick im Jahr 1977 darüber, dass „wir alle in einer computerprogrammierten Wirklichkeit leben, und der einzige Hinweis, den wir darüber haben, ist wenn eine Variable verändert wird und eine Änderung in unserer Wirklichkeit geschieht. Wir würden den überwältigenden Eindruck haben, die Gegenwart erneut zu erleben – Déjà-vu.“[10]
1978 verwendete Adam Wisniewski-Snerg in seinem 1978 erschienenen Werk Das Evangelium nach Lump das Motiv eines handelnden Protagonisten in einer Welt, die einem geheimen Drehbuch entspricht, in der lediglich dieser erkennt, dass die Wirklichkeit nur vorgetäuscht ist – während alle anderen still ihre Rolle spielen. Vielfach ist auch, unter anderem von Hilary Putnam (in Reason, Truth, and History, 1981) und anderen Philosophen im Gedankenexperiment – Gehirne im Tank – darüber philosophiert worden, ob es einem bewusst sein kann, ein Gehirn im Tank zu sein, das mit den entsprechenden Informationen gefüttert wird, oder ob das Gehirn im Tank diesen Zusammenhang nicht erkennen kann.
Ende der 1980er Jahre wurde auch in der deutschen Romanserie Perry Rhodan beschrieben, wie die Bewohner der Erde zwangsweise durch Chips mit einer künstlichen, aber als echt empfundenen Realität verbunden waren (Simusense).[11]
Anfang August 2020 erklärte Lilly Wachowski, Matrix sei eine Trans-Allegorie. Besonders die Gestalt der Switch signalisiere die Transgeschlechtlichkeit der Wachowskis. In den 1990er Jahren sei allerdings die Zeit noch nicht reif gewesen, das offen zu zeigen.[12][13]
Filmmusik
Die Filmmusik wurde von Don Davis komponiert und erschien im Mai 1999 als The Matrix (Original Motion Picture Score) unter dem Label Varèse Sarabande.
Im Film verwendete Titel:[14]
Interpret | Titel |
---|---|
Massive Attack | Dissolved Girl* |
Rob Zombie | Dragula (Hot Rod Herman Mix)* |
Lunatic Calm | Leave You Far Behind (Lunatics Roller Coaster Mix)* |
The Prodigy | Mindfields* |
Meat Beat Manifesto | Prime Audio Soup* |
Rob D | Clubbed to Death (Kurayamino Mix)* |
Django Reinhardt | Minor Swing |
Duke Ellington | I’m Beginning to See the Light |
Propellerheads | Spybreak!* |
Rage Against the Machine | Wake Up* |
Marilyn Manson | Rock Is Dead* |
Der Soundtrack erschien am 19. April 1999, welcher von WMG produziert wurde. Neben den in der oberen Liste mit Sternchen (*) gekennzeichneten Songs enthält der Soundtrack auch die Songs Look to Your Orb for the Warning von Monster Magnet, My Own Summer (Shove It) von den Deftones, Ultrasonic Sound von Hive, Du hast von Rammstein und Dragula von Rob Zombie.
Rezeption
Kritik
Quelle | Bewertung |
---|---|
Rotten Tomatoes (Kritiker) | 83%[15] |
Metacritic (Kritiker) | 73/100[16] |
Viele Kritiker besprachen den Film positiv; Andreas Platthaus resümierte 2003 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, er sei zur „Legende“ geworden „durch die Mitwirkung all jener Interpreten, die ihre kruden Zukunfts-, Gesellschafts-, Wissenschafts- oder auch nur Science-fiction-Modelle hier einem Test unterworfen sahen“ und sich jeweils bestätigt gesehen hätten.[17] Auf Spiegel Online hatte der Medienwissenschaftler Tilman Baumgärtel beispielsweise geschrieben, „mit den opulenten Bildern“ solle das Publikum „scheinbar erschlagen“ werden: Die „postmoderne Melange“ spiele auf Gedanken der postmodernen Philosophie, Nietzsches und des Taoismus an und zitiere Cyberpunk-Filme wie Blade Runner, Total Recall und Brazil, aber auch Klassiker wie Cocteaus „Orphée“. Diese „disparaten“ Elemente würden verbunden zu einem Film, „der unterhaltsam und gleichzeitig intellektuell herausfordernd“ sei.[18]
„Matrix brachte die Philosophie in die Multiplexe“, resümiert Katja Nicodemus.[19]
Das Lexikon des internationalen Films schrieb: „Aufwendig gestalteter Science-Fiction-Film, der das aktuelle Misstrauen gegenüber der sichtbaren Welt und insbesondere den neuen Computertechniken artikuliert, wobei er sich zahlreicher mythologischer und religiöser Anspielungen bedient. Das fast ohne Farben und in kahlen Räumen inszenierte Endzeitdrama setzt zugleich auf perfekte Kampfszenen, in denen das traditionelle Kung-Fu-Kino mit den Möglichkeiten der Digitaltechnik effektvoll übersteigert wird.“[20]
Der Kritiker Steven Jay Schneider schreibt, dass dieser Film es schaffe, „populärphilosophische Themen wirkungsvoll mit meisterhaft choreographierten Actionsequenzen und Spezialeffekten zu kombinieren.“ Dabei unterscheiden diesen Film seine „epischen Dimensionen, die apokalyptischen Untertöne und die atemberaubenden visuellen Elemente“ von anderen Science-Fiction-Produktionen. Er bewertet, dass einer der interessantesten Aspekte des Films der Versuch sei, einen Spagat zwischen der „progressiven Botschaft von Nonkonformität und Selbstverwirklichung einerseits und den Imperativen des konservativen Studiosystems Hollywoods andererseits zu schaffen.“ Nur, da die virtuelle Welt von Neo „ihre Vorteile“ habe und der Planet Erde eine „trostlose, ungastliche ,Wüste der Wirklichkeit‘“ sei, begreife man nicht, was die Widerständler sich „eigentlich von ihren Kämpfen erhoffen.“ Das halte aber den Zuschauer nicht davon ab, den Film genießen zu können.[21]
Einige Kritiker haben „Matrix“ als eine White-Savior-Geschichte kritisiert, trotz seiner oberflächlichen visuellen Diversität und der Präsenz prominenter weiblicher Charaktere. Diese Kritik basiert darauf, dass der Film letztendlich die Normen von Weißsein und Männlichkeit bedient und verstärkt, indem er Neo als den weißen Retter präsentiert und die Perspektiven von Menschen anderer ethnischer Gruppen und Geschlechter marginalisiert. Trotz seiner Beliebtheit und visuellen Attraktivität wird „Matrix“ von einigen als Beispiel für das Versagen von Medienwerken angesehen, echte Diversität zu erreichen und zu fördern.[22][23]
Auszeichnungen
- Bei der Oscarverleihung 2000 gewann der Film in vier Kategorien einen Preis: Bester Schnitt, Bester Tonschnitt, Bester Ton und Beste visuelle Effekte.
- Bei fünf Nominierungen erhielt der Film zwei Auszeichnungen bei den BAFTA Awards 2000 in den Kategorien Bester Ton und Beste visuelle Effekte.
- Der Film wurde bei den MTV Movie Awards 2000 als Bester Film, für den Besten Kampf sowie Keanu Reeves als Bester Darsteller ausgezeichnet.
- Bei den britischen Empire Awards gewann Matrix in der Kategorie Bester Film und Carrie-Anne Moss für das Beste Debüt.
- 2012 wurde der Film in das National Film Registry aufgenommen.
- 2017 wurde er in die Science Fiction Hall of Fame aufgenommen.[24]
Adaptionen und Parodien
Verschiedene Filme haben wesentliche Elemente des Films Matrix übernommen, um ihre eigene Geschichte zu erzählen. Dazu gehören neben vielen anderen (wie z. B. Matrix XP[25]) auch die mehrfach ausgezeichnete Flash-Animation The Meatrix. Auch einzelne Szenen und stilistische Elemente wurden parodiert, etwa in manchen Folgen der Simpsons und Futurama. Beispielsweise wird die Szene, in der Neo und Trinity in das Hochhaus eindringen, in dem Morpheus von den Agenten gefangengehalten wird, im Videospiel Conker’s Bad Fur Day nachgestellt. Die Szene auf dem Dach des Hochhauses, in der einer der Agenten auf Neo schießt und dieser sich nach hinten bis zum Boden beugt, während über ihm die Kugeln in Zeitlupe hinwegziehen (siehe auch Bullet Time), wird häufig in Filmen oder durch Bilder parodiert, zum Beispiel in den Filmen Scary Movie, Shrek, Der WiXXer, Kung Pow: Enter the Fist und Ich bin immer für Dich da! sowie in einigen Computerspielen. Es existiert eine Parodie (produziert für die MTV-Movie-Awards), die sich auf der Bonus-DVD des zweiten Teils befindet. Im Videospiel Grand Theft Auto V wurden drei Modelle des fiktiven Autoherstellers Übermacht, der auf BMW basiert, nach Persönlichkeiten und Orten aus dem Film benannt.
Fortsetzungen und Computerspiele
Nach dem Erfolg von Matrix erschienen 2003 die Fortsetzungen Matrix Reloaded und Matrix Revolutions in den Kinos. Hinzu kamen neun Anime-Kurzfilme namens Animatrix, die im Internet und vor anderen Kinofilmen gezeigt und schließlich alle auf einer DVD veröffentlicht wurden. Etwa gleichzeitig mit dem zweiten Teil wurde außerdem das Computerspiel Enter the Matrix für PC, PlayStation 2, Xbox und GameCube veröffentlicht. Am 7. Dezember 2004 wurde „The Ultimate Matrix Collection“ veröffentlicht. Sie enthält alle drei Filme, die Animatrix-DVD sowie zusätzlich sechs DVDs mit Hintergrund-Informationen. Das Set, bestehend aus zehn DVDs, ist in der Standard-Edition und in der Special-Edition (Plastikbox inklusive einer Neo-Büste) erhältlich.
Im 1. Quartal 2005 wurde das Online-Computer-Spiel The Matrix Online veröffentlicht, dessen vom Spieler beeinflussbare Handlung dort ansetzt, wo Matrix Revolutions aufhört. Am 15. November 2005 wurde das dritte Computerspiel The Matrix: Path of Neo veröffentlicht. Entwickler war Shiny Entertainment, das auch schon für Enter the Matrix verantwortlich zeichnet. Im März 2017 wurde bekannt, dass beim Studio Warner Bros. ein Reboot der Matrix-Reihe in einem frühen Entwicklungsstadium sei.[26]
Im August 2019 wurde verkündet, dass die Dreharbeiten zu einem vierten Teil der Matrix-Reihe Anfang 2020 beginnen sollen. Während die Hauptdarsteller Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss ihre Rollen erneut aufnahmen, führte Lana Wachowski Regie.[27] Im Oktober 2019 wurde bestätigt, dass Yahya Abdul-Mateen II und Neil Patrick Harris in Matrix Resurrections mitspielen werden.[28] Der Film kam im Dezember 2021 in die Kinos.[29]
Literatur
- Christof Wolf: Zwischen Illusion und Wirklichkeit. Wachowskis Matrix als filmische Auseinandersetzung mit der digitalen Welt. In: Beiträge zur Medienästhetik und Mediengeschichte, Bd. 14; LIT Verlag, Münster 2002, ISBN 3-8258-6167-8.
- Sebastian Görnitz-Rückert: Anders als es scheint – Matrix als Paradigma gegenwärtiger Jugendreligiösität. In: Martin Laube (Hrsg.): Himmel – Hölle – Hollywood. Religiöse Valenzen im Film der Gegenwart. LIT Verlag, Münster 2002, ISBN 3-8258-5567-8, S. 143–172.
- Karen Haber (Hrsg.): Das Geheimnis der Matrix. Heyne, München 2003, ISBN 3-453-87048-4 (mit Beiträgen von Stephen Baxter, Bruce Sterling, Alan Dean Foster, David Brin, Ian Watson, Joe Haldeman u. a.)
- Martin A. Hainz: Technik visualisiert – The Matrix. In: Quarber Merkur, Nr. 105/106, 2007, S. 147–150.
- Valentin Platzgummer: Die Errettung der Menschheit. Studien zu den Science Fiction-Filmen Gattaca und Matrix. Tectum, Marburg 2003, ISBN 3-8288-8570-5.
- Georg Seeßlen: Die Matrix entschlüsselt. Das definitive Buch über alle drei Matrix-Filme. Bertz, Berlin 2003, ISBN 3-86505-151-0.
- Christoph Spehr: Revolution und Transformation in „Matrix“. In: Berliner Debatte Initial, 16 (2005), 1, ISBN 3-936382-38-7, S. 4–19.
- Veit M. Etzold: Matrix. Die Ambivalenz des Realen. Die Inszenierung von Wirklichkeit und Illusion im erkenntnistheoretischen und kunsthistorischen Kontext. Sekundärliterarische Reihe 60. Passau 2006, ISBN 978-3-932621-90-1. Online-Volltext
- Thomas Weber: Medialität als Grenzerfahrung. Futurische Medien im Kino der 80er und 90er Jahre. transcript, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89942-823-0.
- Gina Ziebell: Why Does the One Only Exist in Cyberspace? Obsolescence of the Body, Construction of a Virtual Subject and the Question of Control in „The Matrix“ sowie Dennis Edelmann: “Like Alice in Wonderland”: Special Effects in The Matrix In: Sonja Georgi and Kathleen Loock (eds.): Of Body Snatchers and Cyberpunks, 2011 Universitätsverlag Göttingen, ISBN 978-3-941875-91-3.
- Lily Gramatikus, Thomas Zimmermann: „Die Matrix und die Frage: Kann es doch ein richtiges Leben im Falschen geben?“ in: Blade Runner, Matrix und Avatare. Psychoanalytische Betrachtungen virtueller Wesen und Welten im Film, Springer, Berlin Heidelberg, 2013, S. 285–302, ISBN 978-3-642-25624-0 (Buch), ISBN 978-3-642-25625-7 (PDF).
Weblinks
- Matrix bei IMDb
- Matrix bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Matrix bei Metacritic (englisch)
- Matrix in der Online-Filmdatenbank
- 25 Jahre „The Matrix“: Der Film mit der roten Pille
- Einspielergebnisse bei Box Office Mojo (englisch)
- Drehbuch (PDF; 266 kB, englisch)
- Vergleich der Schnittfassungen BBFC 15 (1999) – Originalversion, Pro7 ab 12 – FSK 16, VOX ab 12 – FSK 16 von Matrix bei Schnittberichte.com
Einzelnachweise
- Mario Remler: The Complete Matrix Trilogy (Blu-ray). In: Cinefacts. Abgerufen am 9. November 2014.
- Matrix. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 18. September 2019.
- Shell Harris: 10 Actors Who Passed on Iconic Movie Roles. In: Toptenz. 31. August 2008, abgerufen am 1. Oktober 2014 (englisch).
- Neil Wilkes: Will Smith glad he turned down ‘The Matrix’. In: DigitalSpy. 26. Juli 2004, abgerufen am 1. Oktober 2014 (englisch).
- The Matrix. In: Box Office Mojo. Abgerufen am 19. Juli 2022.
- Wunschliste.de
- Matrix in der Online-Filmdatenbank
- Fabian Bross: Gefangen in der Welt der Zeichen. Über Kommunikationsguerilla und andere Versuche ‚dem System‘ zu entkommen. Eine Untersuchung zur Illuminatus! – und zur Matrix-Trilogie. In: Helikon. A Multidisciplinary Online Journal. Bd. 1, 2010, S. 48–67 (PDF; 999 kB).
- Thorsten Dörting: Science-Fiction-Klassiker „Welt am Draht“: Besser paranoid als tot. In: Spiegel Online. 11. Februar 2010, abgerufen am 2. Dezember 2010.
- Josh Jones: Philip K. Dick Theorizes The Matrix in 1977, Declares That We Live in “A Computer-Programmed Reality”, openculture.com vom 3. Februar 2014, abgerufen am 23. November 2018 (englisch).
- The Animatrix and Anime’s Burgeoing Influence. (Memento vom 20. Oktober 2008 im Internet Archive) In: popmatters.com. (englisch).
- Queer.de: „Lilly Wachowski: ‚Matrix‘ ist eine Trans-Allegorie“
- BBC: „The Matrix is a ‘trans metaphor’, Lilly Wachowski says“
- imdb.com
- Matrix. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch, 207 erfasste Kritiken).
- Matrix. In: Metacritic. Abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch, 35 erfasste Kritiken).
- Andreas Platthaus: Jetzt dürfen die Deutschen: „Matrix Reloaded“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 21. Mai 2003.
- Tilman Baumgärtel: „Matrix“ – Elegante Ballerorgie. In: Spiegel Online, 14. Juni 1999.
- DZ Nr. 22/2003, S. 34.
- Matrix im Lexikon des internationalen Films
- Schneider, Steven Jay: Matrix (1999). In: Schneider, Steven Jay, Ueberle-Pfaff, Maja (Hrsg.): 1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist. Ausgewählt und vorgestellt von 77 internationalen Filmkritikern. Zwölfte, aktualisierte Neuausgabe Auflage. Edition Olms, Oetwil am See 2017, ISBN 978-3-283-01243-4, S. 882.
- Paul Thomas: The Matrix and the Failure of Diversity. In: Medium.com. 2. Juli 2019, archiviert vom ; abgerufen am 31. März 2024 (englisch).
- Shea Serrano, Steven Hyden: A Conversation About Great White Saviors in Movies. In: grantland.com. 15. Februar 2015, archiviert vom ; abgerufen am 31. März 2024 (englisch).
- Science Fiction Hall of Fame 2017. Abgerufen am 25. November 2017.
- matrix-xp.com
- Matrix-Reboot ist in Arbeit, Michael B. Jordan für Hauptrolle im Gespräch. In: moviepilot.de. 15. März 2017 (moviepilot.de [abgerufen am 15. März 2017]).
- Keanu Reeves gibt wieder den „Matrix“-Neo. In: n-tv.de. 21. August 2019 (n-tv.de [abgerufen am 22. August 2019]).
- Alexander Börste: Matrix 4 mit Keanu Reeves: Neil Patrick Harris spielt geheime Rolle. In: Moviepilot.de. 16. Oktober 2019, abgerufen am 16. Oktober 2019.
- Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Yahya Abdul-Mateen II: The Matrix Resurrections. Warner Bros., Village Roadshow Pictures, Venus Castina Productions, 23. Dezember 2021, abgerufen am 20. Januar 2024.