Tessys-Methode
Bei der Tessys-Methode (Transforaminal Endoscopic Surgical System) handelt es sich um ein minimal-invasives Operationsverfahren zur endoskopischen Entfernung eines Bandscheibenvorfalls. Eine Überlegenheit gegenüber der offenen Mikrodiskektomie konnte bislang jedoch nicht nachgewiesen werden.[1]
Konzept
Bei der Tessys-Methode entfernt der Chirurg einen Bandscheibenvorfall über den lateralen transforaminalen endoskopischen Zugangsweg. Dieser chirurgische Zugang ist besonders schonend für den Patienten. Dabei befindet sich der Patient in stabiler Seiten- oder Bauchlage und ist durch eine Analgosedierung während der Operation ständig ansprechbar – er benötigt also keine Vollnarkose. Der Operateur entfernt das ausgetretene Bandscheibengewebe über einen nur Millimeter großen Schnitt durch das Zwischenwirbelloch (Foramen intervertebrale). Er schiebt dabei Muskulatur und Bindegewebe zur Seite und erweitert das Foramen durch eine Arbeitshülse stufenweise mit speziellen Instrumenten. Die Tessys-Operationsmethode wird sowohl in Krankenhäusern als auch in ambulanten Operationszentren angewandt und ist in Deutschland nach DRG-Fallpauschalen vergütet.
Geschichte
Das Tessys-Verfahren wurde in den 2000er Jahren in Deutschland entwickelt. 2011 gibt es etwa 50 Kliniken und Zentren in Deutschland, die das Tessys-Verfahren anwenden, weltweit sind es etwa 200 Kliniken und Zentren.
Indikation
Mit der Tessys-Methode können Chirurgen nahezu alle Bandscheibenvorfälle und -sequester, unabhängig von ihrer Position, durch den lateralen transforaminalen Zugang unter Analgosedierung entfernen.
Indikationen einer Tessys-Operationsmethode sind, wenn konservative Therapien die Schmerzen nicht bessern können, wenn umliegende Nerven beeinträchtigt sind oder bereits Lähmungen auftreten. Ein Cauda-equina-Syndrom stellt eine umgehende OP-Indikation dar. Jede Bandscheibenoperation, so auch ein Tessys-Eingriff, muss vorher in einem ausführlichen Patientengespräch sowie durch eine Magnetfeld-Resonanz-Tomographie (MRT) und/oder Computertomographie sowie durch verschiedene konventionelle Röntgenaufnahmen sorgfältig abgeklärt werden.
Letzte Sicherheit in Bezug auf die eindeutige Lage des Bandscheibenvorfalls bietet die intraoperative Diskographie beziehungsweise Chromographie.
Operationsverfahren
Beim endoskopischen Tessys-Operationssystem entfernt der Chirurg einen Bandscheibenvorfall durch einen seitlichen endoskopischen Zugangsweg über das Zwischenwirbelloch. Der Eingriff dauert etwa 45 Minuten. Der Patient befindet sich während der Operation in stabiler Seiten- oder Bauchlage. Der Zugang erfolgt nach einem dreistufigen Führungsdrahtprinzip. Der Operateur erweitert das Gewebe stufenweise und unter ständiger Röntgenkontrolle. Nerven und Muskeln sollen so unverletzt bleiben. Das Foramen vergrößert der Arzt mit speziellen kleinen Fräsinstrumenten Millimeter für Millimeter. Das Zwischenwirbelloch wird so etwas erweitert, ohne dass man dabei die Stabilität der Wirbelsäule nennenswert beeinträchtigt.
Das Endoskop verfügt über einen Arbeitskanal, durch den man verschiedene feine Instrumente einführen kann. Der Chirurg schiebt das Endoskop durch eine Arbeitshülse in das Operationsgebiet. Die Kamera liefert dabei die Bilder vom Operationsgeschehen.
Studien
Zu Fortschritten und Erfolgen in der minimal-invasiven endoskopischen Bandscheibenchirurgie wurden zwar bereits Studien durchgeführt, um Erfolgs- und Komplikationsrate jedoch im Sinne der EBM beurteilen zu können, bedarf es weiterer Untersuchungen.[2][3][4][5] Eine Überlegenheit der Tessys-Methode verglichen mit der konventionellen Vorgehensweise konnte bislang jedoch nicht dargelegt werden.[1]
Einzelnachweise
- J. Nellensteijn, R. Ostelo, R. Bartels, W. Peul, B. van Royen, M. van Tulder: Transforaminal endoscopic surgery for symptomatic lumbar disc herniations: a systematic review of the literature. In: European spine journal: official publication of the European Spine Society, the European Spinal Deformity Society, and the European Section of the Cervical Spine Research Society, Band 19, Nummer 2, Februar 2010, S. 181–204; doi:10.1007/s00586-009-1155-x, PMID 19756781, PMC 2899820 (freier Volltext) (Review).
- Michael Schubert, Armin Helmbrecht: Die transforaminale endoskopische lumbale Nukleotomie bei allen Arten von Bandscheibenvorfällen. In: Chirurgische Allgemeine, 10/2010, S. 519–526; ISSN 1615-5378
- M. Iprenburg, A. Godschalx: Transforaminal Endoscopic Surgery in Lumbar Disc Herniation in an Economic Crisis - The TESSYS Method. In: US Musculoskeletal Review, 2008; joimax.com (PDF)
- M. Iprenburg: Transforaminal Endoscopic Surgery - Technique and Provisional Results in Primary Disc Herniation. In: European Musculoskeletal Review, 2007; touchbriefings.com (PDF)
- F. Alfen et al.: Developments in the Area of Endoscopic Spine Surgery. In: European Musculoskeletal Review, 2006.