Dritter Orden

Dritte Orden sind vorwiegend aus Laien bestehende Gemeinschaften, die sich einem der großen Orden in der katholischen Kirche angeschlossen haben, ohne in Klöstern zu leben. Gemeinsam mit den in klösterlicher Gemeinschaft lebenden Ordensmännern und Ordensfrauen bilden sie jeweils eine Ordensfamilie mit gemeinsamer Spiritualität, oft bezogen auf eine Gründerpersönlichkeit. Ihre Mitglieder werden auch Tertiaren oder Terziarier genannt.

Formen

Es gibt verschiedene Formen von Drittordensgemeinschaften:

  1. regulierte dritte Orden, deren Lebensform klösterlichen Charakter hat, zum Beispiel verschiedene Ordensgemeinschaften der Franziskanerinnen
  2. dritte Orden, deren Mitglieder allein oder in einer Familie in der Welt leben und verschiedenen Ständen und Berufen angehören. Sie orientieren sich an der Spiritualität der jeweiligen Ordensregel und legen nach einer Probezeit (Noviziat) ein Versprechen auf Lebenszeit ab. Diese Art von Drittordensmitgliedern wird bei manchen Ordensgemeinschaften auch Familiaren genannt.

Die ältesten dritten Orden haben die Franziskaner (Ordo Franciscanus Saecularis), die Prämonstratenser, die Dominikaner (Brüder und Schwestern von der Buße des hl. Dominikus, in jüngerer Zeit auch Dominikanische Laiengemeinschaften genannt) und die Karmeliten (Dritter Orden vom Karmel (Karmeliten der alten Observanz) bzw. Dritter Orden der allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel und der seraphischen heiligen Jungfrau Theresia (Unbeschuhte), mittlerweile meist kurz als Karmelitanische Gemeinschaft und Teresianische Karmelgemeinschaft bezeichnet).

Ordensfamilien (Auswahl)

Ordensfamilieerster Ordenzweiter Ordendritter Orden
Franziskanische OrdenFranziskaner (OFM)
Kapuziner (OFMCap)
Minoriten (OFMConv)
Klarissen (OSCl)
Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung (OSClCap)
Franziskanerinnen (reguliert)
Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz (FFSC, als Beispiel)

Regulierte Tertiaren des hl. Franziskus (TOR) (Tertius Ordo Franciscanus regulatus)

Kapuzinerinnen des regulierten dritten Ordens (TORCap)
Ordo Franciscanus Saecularis (OFS)

Dominikanische OrdenDominikaner (OP)Dominikanerinnen (OP)Dominikanische Laiengemeinschaften
Priesterbruderschaft des Heiligen Dominikus
PrämonstratenserPrämonstratenser (OPraem)Prämonstratenser-ChorfrauenPrämonstratenser-Tertiaren, Prämonstratenser-Tertiarinnen (Norbertinerinnen)
Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX)Priester und Brüder der FSSPXOblatinnen und Schwestern der FSSPXTertiaren der FSSPX
KarmelitenKarmeliten (OCarm)Karmelitinnen (OCarm)Karmelitanische Gemeinschaft
Unbeschuhte KarmelitenUnbeschuhte Karmeliten (OCD)Unbeschuhte Karmelitinnen (OCD)Ordo Carmelitarum Discalceatorum saecularis (OCDS) oder Teresianische Karmelgemeinschaft (TKG)
Ordensfamilie des hl. Johannes BoscoSalesianer Don Boscos (SDB) Don-Bosco-Schwestern (FMA)Salesianische Mitarbeiter Don Boscos (SMDB)

Auch in der evangelischen Kirche gibt es derartige Ordensfamilien, etwa den Tiers Ordre de l’Unité (dritter Orden der Communauté de Grandchamp, die nach der Regel der Gemeinschaft von Taizé lebt).

Geschichte

Die selige Jeanne von Toulouse (* 14. Jahrhundert), die Gründerin des dritten Ordens der Karmelitinnen
Klause der Franziskaner-Tertiarinnen in Ebingen, 1344–1605

Die Anfänge gehen auf fromme Vereinigungen beiderlei Geschlechts zurück. Die dritten Orden entstanden auch aus der Absicht einzelner Menschen heraus, nach der Regel und Spiritualität eines bestimmten Ordens zu leben, obwohl sie durch ihre Lebensumstände, zum Beispiel den Ehestand, am Eintritt in ein Kloster gehindert waren. Solche dritten Orden gehen auf den heiligen Franziskus zurück, der, als 1221 zahlreiche Männer und Frauen Aufnahme in Klöster verlangten, ihnen eine Regel in 20 Kapiteln gab. Diese Tertiaren trugen meist einen aschgrauen Habit, mit einem Strick umgürtet, die Schwestern außerdem noch einen weißen Schleier.

Kaiser Karl IV. und der französische König Ludwig IX. sowie viele andere fürstliche Personen gehörten dritten Orden an. Zu Ende des 13. Jahrhunderts legten einige Tertiaren die Ordensgelübde ab und wurden Religiosen, wodurch die regulierten Tertiarier (regulierter Bußorden) entstanden. Vor allem im 19. Jahrhundert entstand nach diesem Muster eine Vielzahl von Kongregationen.

Literatur

  • Arbeitsgemeinschaft Benediktineroblaten (Hrsg.): Unter der Führung des Evangeliums: Handbuch der Benediktineroblaten. 5. Auflage. Beuron 2013.
  • Johanna Domek, Ursula Theresa Dippel: Dem benediktinischen Geist nahe sein. Münsterschwarzach 2010.
  • Hermine Koller: Drittgeborene Kinder Benedikts. Geschichte und Gegenwart der Benediktineroblaten. St. Ottilien, 2009.
  • Miltenberger: Der Dritte Orden des heiligen Franz von Assisi. Kuthal & Gesele, Aschaffenburg 1947.
  • Matthäus Schneiderwirth (Hrsg.): Der Dritte Orden des heiligen Franziskus. Festschrift zum 700jährigen Jubiläum seiner Gründung. Im Auftrage des Zentralausschusses des Dritten Ordens in Deutschland. Schwann, Düsseldorf 1921.
  • Klaus Bornewasser: Dominikanerinnen und Dominikaner „in der Welt“. In: Thomas Eggensperger, Ulrich Engel (Hrsg.): Frauen und Männer im Dominikanerorden – Geschichte – Spiritualität – aktuelle Projekte. Mainz 1992.
  • Burkhardt Conrad: Die anderen Prediger. Die Dominikanische Gemeinschaft als Teil des Ordo Praedicatorum. In: Ordenskorrespondenz – Zeitschrift für Fragen des Ordenslebens, Jg. 52/2011, Nr. 2, S. 133–142.
  • G. Neu-Yilik: Einige Reflexionen (nicht nur) über die Laien im Predigerorden. In: W. Hoyer (Hrsg.): Gott loben, segnen, verkündigen. 75 Jahre Dominikanerprovinz des hl. Albert in Süddeutschland und Österreich. Freiburg 2014, S. 216–249.
  • Klaus-Bernward Springer: Predigt in der Welt. Über die Geschichte der dominikanischen Laien. In: kontakt. Freundesgabe der Dominikaner der Provinz Teutonia 2014, S. 17–20.
  • Johannes Weise (Hrsg.): Jeder ist ein Wort Gottes für den anderen. Grundlagentexte der Dominikanischen Laiengemeinschaften (= Dominikanische Quellen und Zeugnisse, Bd. 13). Leipzig 2009, ISBN 9783746227641.

Siehe auch

Allgemeines über Drittorden

Einzelne Drittordensgemeinschaften

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