Terry Swartzberg

Terry Swartzberg (geboren am 22. Juli 1953 in Norwalk, Connecticut) ist ein US-amerikanischer Ethical Campaigner und ehemaliger Wirtschaftsjournalist. Der Wahlmünchner schrieb rund 25 Jahre als Korrespondent für die International Herald Tribune[1][2][3][4] und wurde insbesondere für seine Stolpersteine-Kampagne und seinen Selbstversuch zum öffentlichen Tragen seiner Kippa bekannt.

Terry Swartzberg

Leben

Swartzberg wuchs zunächst in New York auf und ging dann als Kind mit seinen Eltern nach Nordindien, wo sein Vater als Kulturanthropologe einen langjährigen Forschungsaufenthalt absolvierte. Nach dem Besuch eines katholischen Internats in Indien studierte er zunächst an der Brandeis University und wechselte nach einem Auslandssemester 1973 in Paris an die University of Wisconsin–Madison, um dort 1976 mit einem Bachelor in Stadtplanung abzuschließen. Er wurde aber dann Wirtschaftsjournalist und kam über Stationen unter anderem in Hong Kong 1980 als Korrespondent der International Herald Tribune nach Berlin und schließlich 1985 nach München, wo er seitdem lebt.[5]

Seit 1999 leitet er dort als geschäftsführender Gesellschafter die Werbeagentur Swartzberg GmbH, die neben Öffentlichkeitsarbeit für Unternehmen und Behörden, redaktionellen Dienstleistungen bis hin zur Erstellung von Zeitschriften auch ausländische Behörden in Deutschland betreut.[6] Zu seinen Kunden zählen unter anderem die Landeshauptstadt München[7] und die Bayerische Staatsregierung.[8] Seit Mitte dieses Jahrzehnts verlegte er seinen Arbeitsschwerpunkt auf das Ethical Campaigning.[9] So übernahm er im Mordfall Charlotte Böhringer die Pressearbeit für die Familie des verurteilten Täters Benedikt Toth.[10]

Ehrenamtlich engagierte er sich im Vorstand der Münchner Liberalen Jüdischen Gemeinde Beth Shalom und war dort als Projektleiter für den geplanten Bau einer Synagoge nach Plänen von Daniel Libeskind verantwortlich.[11] 2011 wurde er Vorsitzender der örtlichen Initiative zur Verlegung von Stolpersteinen. In dieser Funktion kämpft er dafür, dass diese Gedenksteine für Opfer der NS-Gewaltherrschaft von deren Angehörigen verlegt werden dürfen. München ist eine der wenigen Städte in Deutschland, die dies untersagen.[5][12]

Sein Theaterstück Tzaddhik greift die talmudische Vorstellung von den 36 Gerechten im Zusammenhang mit Frieden und Krieg auf und wurde 2012 in Augsburg, Stuttgart, Nürnberg, München sowie Hamburg aufgeführt.[13] Im gleichen Jahr veröffentlichte er mit Jim Booras den satirischen Ratgeber How to enjoy bad relationships. 2016 folgte With chutzpah and kippah.

2012 begann er sein Experiment, die Kippa auch im öffentlichen Raum außerhalb des Zuhauses bzw. der jüdischen Community zu tragen. Einerseits wollte er dadurch ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen, andererseits wollte er auch die Reaktionen der Mehrheitsgesellschaft testen. Entgegen Befürchtungen erlebte er dabei aber nie Anfeindungen, sondern durchwegs positive Reaktionen. Seine Kippa wurde daraufhin schließlich sogar in die Sammlung des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn aufgenommen.[14][15][16]

Einzelnachweise

  1. Anja Kühne: München treibt es auf die Spitze, Der Tagesspiegel vom 14. Januar 2004
  2. Werner Weidenfeld (Hrsg.): Atlantischer Kulturbruch?, in: CAP-Postskriptum, Mitteilungsblatt des Centrum für angewandte Politikforschung, Januar 1996, S. 6
  3. Hartmut Kistenfeger und Ulrike Plewnia: Transatlantischen Beziehungen Unerwiderte Liebe, Focus vom 13. November 1995
  4. Classnotes 70s On Wisconsin, Alumni-Magazin der University of Wisconsin–Madison, Volume 113, S. 54
  5. Claudia Keller: Stolperstein-Verbot spaltet München, Der Tagesspiegel vom 28. Oktober 2014
  6. Handelsregisterblatt und Gesellschafterliste HRB 123818 des Amtsgerichts München
  7. Landeshauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft Munich. Because, München 2011
  8. Auslandsagentur des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft Business Bavaria (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bavaria.org, Ausgabe 1/2 2011
  9. Matthias Frese und Marcus Weidner (Hrsg.): Verhandelte Erinnerungen: Der Umgang mit Ehrungen, Denkmälern und Gedenkorten nach 1945 (Forschungen zur Regionalgeschichte 82). Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2017, S. 384
  10. Katharina Mutz: Auf dem Corso Leopold: Konzert für einen verurteilten Mörder, tz vom 31. August 2016
  11. Caroline Wörmann: Beth Shalom erhebt Vorwürfe gegen die Stadt, Münchner Merkur vom 7. Dezember 2009
  12. Judith Leister: Gedenkplaketten für Holocaust-Opfer, Neue Zürcher Zeitung vom 7. März 2015
  13. Michael Grill: In der Trauerhalle wird trotzdem gelacht, Abendzeitung vom 27. April 2012
  14. Michael Risel Das Kippa-Experiment Deutschlandradio Kultur vom 29. März 2015
  15. Gute Erfahrungen mit der Kippa, Jüdische Allgemeine vom 28. Mai 2015
  16. Jamie Campbell: German Jews should stop 'making themselves recognisable' in Muslim neighbourhoods, says Jewish council leader, The Independent vom 14. März 2015
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