Tentzerow

Tentzerow ist ein Ortsteil der Gemeinde Hohenmocker im Nordosten des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte. Die Gemeinde liegt südlich von Demmin. Sie gehört dem Amt Demmin-Land an, das seinen Verwaltungssitz in der Stadt Demmin hat.

Tentzerow zwischen 1880 und 1920
Tentzerow
Gemeinde Hohenmocker
Koordinaten: 53° 49′ N, 13° 11′ O
Höhe: 45 m ü. NN
Postleitzahl: 17111
Vorwahl: 039993
Tentzerow (Mecklenburg-Vorpommern)
Tentzerow (Mecklenburg-Vorpommern)

Lage von Tentzerow in Mecklenburg-Vorpommern

Geografie

Tentzerow liegt 13 km südöstlich von Demmin und 15 km nordwestlich von Altentreptow. Durch die Gemeinde fließt der Strehlower Bach, welcher später bei der Leistenower Mühle in den Augraben mündet. Die Gemeinde liegt auf einer zerschnittenen Hochfläche von 40 bis 50 m über NHN.

Nördlich des Strehlower Baches verläuft der Oser von Hohenbrünzow bis südlich von Hohenmocker über 2,5 km und endet nahe Tentzerow, dort wurden viele Sandgruben genutzt.

Geschichte

Unmittelbar an der Dorfstraße von Tentzerow befindet sich ein bronzezeitlicher (1800 bis 600 vdZ) Schälchenstein (Kultstein). Ob das sein originaler Standort war, ist nicht mehr zu ermitteln.

Eine ältere Besiedlung des Ortes wurde auch durch eine ausgedehnte altslawische bis jungslawische (600 bis 1200) Siedlung am Ziegenberg nachgewiesen.

Im Gutspark befindet sich am Rande des Teiches eine frühdeutsche (1230 bis 1400) Turmhügelanlage, die als Ausgangspunkt für die Gründung des Ortes anzusehen ist. Dieses Bodendenkmal hat durch seine Erhaltung und seine Ausführung regionale Bedeutung. Der Turmhügel befindet sich am östlichen Rand des ehemaligen Gutsteiches, aus dem Ufer herausgeschnitten. Ein 20 m breiter wasserführender Graben schützt die Anlage. Der Hügel ist steil geböscht, etwa 5 m hoch und hat ein Plateau von 8 × 10 m.[1]

Tentzerow war von Alters her ein Lehen der Familie von Voß und wurde in den Urkunden als „Denczerow“ und als Rittergut bezeichnet. Eine Windmühle und 12 Feuerstellen waren verzeichnet.

Die schwedischen Matrikelkarten von 1698 zeigen den Ort mit 13 Gebäuden und einer Kapelle. Letztere wurde wohl später abgerissen, denn sie tauchte in keinen Karten mehr auf.

Am 26. März 1720 schenkte König Friedrich Wilhelm I. das Gut dem Generalleutnant von Borke. Der verkaufte es am 20. Dezember 1726 an Ilse Catarina Normann und deren drei Söhne Bogislaw Balthasar, Caspar Ludwig und Carl Friedrich für 16.666 Thaler. Tentzerow und Hohenmocker wurden so ein Lehen der Familie Normann. Nach dem Tod des letzten Bruders Carl Friedrich von Normann 1776 geriet das Gut in Konkurs und wurde von Landschaftsdirektor und Landrat Heinrich Peter von Podewils für 24.150 Thaler ersteigert. Es wurde ihm am 3. Februar 1777 übergeben und am 8. Mai 1777 vom König bestätigt.[2] Nach dessen Tod 1799 kaufte der Kaufmann Christian Gottlieb Krause das Gut. Sein Sohn Gottlieb Ferdinand von Krause[3] wurde am 18. Januar 1817 in den Adelsstand erhoben[4].

Das preußische Urmesstischblatt (PUM) von 1835 zeigt deutlich ein großes kompaktes Gut mit südlichem Barockpark und nördlichem Landschaftspark am Teich, sogar die Turmhügelburg ist eingezeichnet. Das Dorf ist um einen Anger am östlichen Ende des Gutes platziert.

1839 kaufte Freiherr Carl von Seckendorf das Gut, das er auch noch 1862 in Besitz hatte. Zu der Zeit bestand das Dorf aus 7 Wohn-, 17 Wirtschaftsgebäuden, hatte 96 Einwohner in 15 Familien.

1871 hatte Tentzerow 10 Wohnhäuser mit 21 Haushaltungen und 122 Einwohner, 1867 waren es nur 111. Alle waren Mitglied der evangelischen Konfession.[5]

Um 1880 war das Gut lt. Messtischblatt (MTB) erweitert und modernisiert worden. Auch der Dorfteil wurde erweitert. Bis nach 1920 lt. MTB hat sich nichts mehr verändert.

Das zweigeschossige Gutshaus ist ein Umbau vom Beginn des 19. Jahrhunderts. Das Gutshaus ist ein zweigeschossiger Putzbau mit litenartiger Kolossalgliederung. An der Hofseite ein einachsiger Seitenrisalit und eine breite Auffahrt. An der Gartenseite befindet sich ein dreiachsiger Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel. Es war ab 1934 Hauptsitz der Siedlungsgesellschaft der Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation Berlin-Dahlem. Nach 1945 nutzte der Rat der Gemeinde das Gutshaus u. a. für Wohnungen.

Von der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone war Tentzerow direkt betroffen. Die hier jetzt vorhandenen Flüchtlinge erhielten Land aus dem enteigneten Gut und errichteten sich nachfolgend Neubauernsiedlungen westlich und östlich des ehemaligen Gutes. Nach 1960 waren sicher alle Bauern in einer Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG), im jetzt vergrößerten Dorf wurde eine Agraranlage in den Resten des Gutes errichtet.

Das Gutshaus ist zwar erhalten, aber ruinös (Stand 2006), Gutsanlage und Park sind nur noch in Resten vorhanden.

Tentzerow war der ursprüngliche Name der Gemeinde Hohenmocker. Die Änderung erfolgte am 1. Januar 1951.

Der vorpommersche Kreis Demmin wurde am 25. Juli 1952 nach Auflösung der Länder dem neu gebildeten Bezirk Neubrandenburg zugeordnet. Am 12. Juni 1994 wurde der Kreis seit dem 17. Mai 1990 wieder als Landkreis bezeichnet.[6] Das Gebiet bildete seither bis zur Kreisgebietsreform 2011 den Landkreis Demmin.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Klassizistisches, zweigeschossiges, zwölfachsiges Gutshaus Tentzerow von nach 1800 mit Lenné-Park

Grünflächen und Naherholung

  • Oser von Hohenbrünzow bis südlich von Hohenmocker über 2,5 km
  • Lenné Park in Tentzerow

Wirtschaft und Infrastruktur

Östlich des Ortes verläuft die A 20, sie ist über die Anschlussstelle Jarmen zu erreichen. Durch die Gemeinde verläuft die Bahnstrecke Neustrelitz-Stralsund (Berliner Nordbahn) und nördlich die Bundesstraße 110.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen, II. Teil – Band I., Die Kreise Demmin, Anklam, Usedom-Wollin und Ückermünde, Anklam 1868, S. 118.
  • Königl. Statistisches Büro, „Gemeinden und Gutsbezirke und ihre Bevölkerung“, III. Provinz Pommern, Volkszählung vom 1. Dez. 1871, Berlin 1874.

Einzelnachweise

  1. Uwe Schwarz: Die niederadligen Befestigungen des Bezirkes Neubrandenburg. Berlin 1987
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern, Band 1, S. 109 Digitalisat
  3. Gottlieb Ferdinand von Krause bei ortsfamilienbuecher.de
  4. Leopold von Zedlitz-Neukirch, Neues Preussisches Adels-Lexicon, Band 3, Leipzig 1837, S. 170, Digitalisat
  5. Königl. Statistisches Büro, „Gemeinden und Gutsbezirke und ihre Bevölkerung“, III. Provinz Pommern, Volkszählung vom 1. Dez. 1871, Berlin 1874
  6. Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR (Kommunalverfassung) vom 17. Mai 1990
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