Teglio
Teglio (deutsch Tell) ist eine Gemeinde mit 4410 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022).
Teglio | ||
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Staat | Italien | |
Region | Lombardei | |
Provinz | Sondrio (SO) | |
Koordinaten | 46° 10′ N, 10° 4′ O | |
Fläche | 115 km² | |
Einwohner | 4.410 (31. Dez. 2022)[1] | |
Fraktionen | Tresenda | |
Postleitzahl | 23036 | |
Vorwahl | 0342 | |
ISTAT-Nummer | 014065 | |
Bezeichnung der Bewohner | Tellini | |
Schutzpatron | Sant’Eufemia (16. September) | |
Website | Teglio | |
Panorama Teglio |
Geographie
Die Gemeinde liegt im Veltlin in der italienischen Provinz Sondrio. Die Nachbargemeinden sind Aprica, Bianzone, Brusio (CH-GR), Castello dell’Acqua, Chiuro, Corteno Golgi (BS), Paisco Loveno (BS), Ponte in Valtellina, Schilpario (BG), Valbondione (BG), Villa di Tirano und Vilminore di Scalve (BG). Das Klima ist äußerst mild und günstig, was den Weinbau fördert. Die Zufahrt zur Ortschaft führt über eine kurvenreiche Hauptstrasse vom Talgrund ab Chiuro auf eine nebelfreie Sonnenterrasse. Der Name leitet sich nach Meinung der Gelehrten aus dem lateinischen "Vallis Tellina" ableitet, was so viel bedeutet wie Valle di Teglio (dt. Tal von Teglio). Das sehr große Gemeindegebiet erstreckt sich über den vom Adda (Fluss) durchflossenen Talgrund auf die gegenüberliegende Talseite.
Geschichte
Frühzeit
Die Spuren der Besiedelung reichen ins 3. Jahrhundert v. Chr. zurück. Im sehenswerten örtlichen Palazzo Besta sind einige mit bronzezeitlichen Gravuren versehene Steinrelikte zu sehen, ähnliche wie in der Val Camonica. An einzelne Altertümern nagt zwar der Zahn der Zeit, da nur wenig Geld für den Erhalt der Bauten und Fresken vorhanden ist, allerdings werden dank EU-Beitragsgeldern viele Kulturbauten und Projekte zur Förderung des Tourismus umgesetzt, um die örtliche Geschichte sichtbar zu erhalten. Der Torre Deli Beli Mirre überragt den Ort, von dort hat man eine gute Aussicht in die Val Valtelina, deren Geschichte stark geprägt ist von der geografischen Lage am südlichen Alpenrand. Die Kirche Sant’Eufemia im Ortszentrum vereinigt mehrere Baustile in sich: romanische, gotische und barocke Elemente. Sehenswert sind auch die alpin mittelalterlichen Steinbauten (u. a. Mühlen, Weintorkel) der örtlichen Bauern- und Volkskultur, die bis in die Römerzeit und ins Mittelalter zurückführt.
Spätmittelalter
1487 wurde Teglio beim ersten Veltliner Feldzug von den Bündnern erobert und als Verwaltungssitz erwählt. Nach dem Übergang des Tals 1512 an den Dreibündestaat wurde am 27. Juni in Teglio der Vertrag über das neue Verhältnis zwischen Bündnern und Veltlinern beschworen. Die Einwohner bewahrten unter Bündner Herrschaft die von Mailand innegehabten Privilegien. Teglio war ein strategisch wichtiger Sitz eines Bündner Podestaten und delegierte einen Vertreter in den Talrat. Um 1580 bestanden zahlreiche protestantische Familien, die ihren Kult in der Kirche S. Orsola (ursprünglich eine Humiliaten-Kirche) abhielten.
Reformation und Gegenreformation
In Teglio und Boalzo gehörten seit etwa 1589 einige Familien zum evangelischen Glauben, die Anteil an der katholischen Kirche und dem Kirchengut beanspruchten. Die herrschenden Bündner unterstützten dieses Ansinnen. Ab 1619 stieß die evangelische Mitbenützung der Kirche auf massiven Widerstand der Katholiken.[2] Am Sonntag, am 19. Juli 1620, zog Giacomo Robustelli mit seiner Truppe nach Teglio, wo sich Azzo und Carlo Besta, zwei lokale Adlige der Verschwörung anschlossen. Unter ihrer Führung wurden die Reformierten während des Gottesdiensts überrascht. Der Widerstand einiger Mutiger im Kirchturm wurde schnell überwunden, indem man den Turm in Brand setzte. Besondere Erwähnung in zeitgenössischen Quellen findet die Ermordung von Anton Besta, «der frömbsten, reichesten, vnd best qualificirtesten Edelleut einer im gantzen Land», der nächste Vetter des Azzo und Carlo Besta. Auch der dort wirkende reformierte Bündner Pfarrer Jan Peider Danz wurde ermordet. In Teglio starben während den sogenannten Bündner Wirren 62 Menschen im sogenannten Veltliner Mord, der insgesamt etwa 600 Protestanten das Leben gekostet hatte. Nur wenige konnten flüchten.[3]
Neuzeit
1797 war Teglio unter den ersten Gemeinden, die sich vom damaligen Bündner Staatsverband der Drei Bünden lossagten und den von der französischen Truppen propagierten Freiheitsbaum aufpflanzten. Ab diesem Zeitpunkt sind Teglio und das Veltlin Teil der Geschichte Italiens, und es kam zu einer staatliche Ablösung vom Dreibündenstaat und der Schweiz und zu einer eigenständigen Entwicklung im staatlichen Raume Italiens. Die Bevölkerung lebt traditionsgemäss zur Hauptsache von der Landwirtschaft, dem Tourismus und dem örtlichen Bau- und Gewerbewesen. Wegen der vorzüglichen Wohnlage und den klimatisch günstigen Bedingungen blühte in den letzten Jahrzehnten der Zweitwohnungsbau auf. Der Ort ist Mitglied der 1999 in Italien gegründeten Bewegung Cittàslow zur Entschleunigung und Erhöhung der Lebensqualität in Städten.
Sehenswürdigkeiten
Kirchen im Kern vom Teglio
- Kirche Santa Eufemia, Pfarrkirche Teglio, Piazza Sant’Eufemia
- Kirche Santo Stefano, via Castello (pineta)
- Kirche San Pietro, via Roma
- Kirche San Silvestro, via San Silvestro
- Kirche San Lorenzo im Ortsteil Lago, via Besta
- Kirche Sant’Orsola, via Italia
- Oratorium dei Bianchi, Piazza Sant’Eufemia
- Oratorium dei Neri, jetzt Kirche San Luigi, Piazza Sant’Eufemia.
- Kirche Santa Maria Maddalena im Fraktion Valgella.
Kirchen der Pfarrei Tresenda
- Kirche San Michele, Pfarrei von Tresenda
- Kirche Sant’Abbondio im Fraktion Boalzo
- Kirche Sant’Omobono im Fraktion Carona
- San Giovanni Battista im Fraktion Caprinale
- Kirche Santa Maria Assunta im Fraktion Bondone
Zivilbauten
- Torre de li beli miri (Ruine des Schlosses vom Teglio), via castello (pineta), Tegliosymbol
- Palazzo Besta und Museum Antiquarium Tellinum, Via Besta
- Palazzo del Comune, Piazza Sant’Eufemia
- Palazzo Cattani – Morelli, Via Valli
- Palazzo Besta – De' Gatti, Via Salita San Silvestro
- Palazzo Juvalta – Cima, Via Besta
- Casa Ongania – Botterini – Tudori, Via Besta
- Palazzo Piatti – Reghenzani Casa del Cuco, Piazza Sant’Eufemia
- Ruine des Schlosses von Ripa, Via Strada Bela
- Ca' del Boia und alte Gefängnisse, Via Piatti
Bilder
- Palazzo Besta
- Der Torre Deli Beli Mirre
- Kirche San Gottardo
- Tresenda
- Weinberge Valgella
Literatur
- Martin Bundi: Teglio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2013.
- Cani Fabio, Monizza Gerardo: Guida di Teglio. NodoLibri, 2006.
- Anna Ferrari-Bravo, Paola Colombini: Guida d’Italia. Lombardia (esclusa Milano). Milano 1987, S. 384.
- Lombardia – Touring club italiano, Touring Editore (1999), ISBN 88-365-1325-5, Teglio Online
Weblinks
Einzelnachweise
- Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
- Hansruedi Näf: Jenatsch - Kurz & Bündig! Crüzer, Stampa 2017, S. 23–36
- Martin Bundi: Teglio. In: Historisches Lexikon der Schweiz.