Tampa (Schiff)
Das ConRo-Schiff Tampa war das Typschiff einer bei Hyundai Heavy Industries gebauten Dreierserie der norwegischen Reederei Wilh. Wilhelmsen. Der Tampa folgten die Schwesterschiffe Texas und Taiko.
Die Tampa | ||||||||||||||||||||
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Bekannt wurde die Tampa ab August 2001, nachdem das Schiff unter der Führung seines Kapitäns Arne Rinnan 438 schiffbrüchige Afghanen von einem überladenen Fischerboot aufgenommen hatte. Daraus entstand die Tampa-Affäre, ein diplomatischer Disput über den Verbleib der Flüchtlinge zwischen den Regierungen Australiens, Norwegens und Indonesiens.
Im August 2013 wurde die Tampa in China verschrottet.
Technische Beschreibung
Ladungseinrichtungen
Die Tampa war für den Transport von Kraftfahrzeugen eingerichtet, auf einzelnen Decks konnten darüber hinaus rollende Projektladungen und Schwergüter geladen werden. Eine 12,5 Meter breite 420-Tonnen-Heckrampe an der Steuerbordseite diente als Zugang zum Schiff. Des Weiteren verfügte das Schiff über einen JSW-Hägglund-Kran (G4030/3632) mit 40 Tonnen Hubkapazität auf dem Vorschiff. Das Lüftersystem ermöglichte je nach Deck einen 20- bis 30-fachen Luftwechsel pro Stunde.
Maschinen
Das Schiff wurde durch einen MAN-B&W-Dieselmotor (Typ: 8 L90GB) mit 26950 kW Leistung bei 94 Umdrehungen pro Minute und einem vierflügeligen Festpropeller mit 7,8 Metern Durchmesser angetrieben. Die Maschinenanlage konnte von der Brücke überwacht werden. An- und Ablegemanöver wurden durch zwei Kamewa-Bugstrahlruder vom Typ 2800B/AS-CP mit 1910 kW Leistung unterstützt. Die elektrische Versorgung wurde von drei Daihatsu-Dieselgeneratoren (Typ: 8DS32) mit 2060 kW Leistung sowie zwei Daihatsu-Dieselgeneratoren mit 970 kW Leistung gewährleistet. Ferner stand ein Daihatsu-Notgenerator mit 260 kW Leistung zur Verfügung.
Unterbringung
Der Wohnbereich war auf den Decks fünf bis acht eingerichtet. Der Mannschaft standen außer den Messen TV-Raum, Bücherei, Konferenzraum, Sportraum und ein kleines Schwimmbecken im Außenbereich zur Verfügung.
Afghanische Schiffbrüchige im Jahr 2001
Die Tampa befand sich am 26. August 2001 auf der Reise vom australischen Freemantle nach Singapur, als sie eine Nachricht der australischen Seenotrettung empfing, dass ein Schiff in internationalen Gewässern zwischen Indonesien und der australischen Weihnachtsinsel in Seenot geraten war. Die Tampa fand das Fahrzeug, das sich als überfülltes 20-Meter-Holzboot mit 438 Menschen, überwiegend Hazaras aus Afghanistan, erwies. Kapitän Arne F. Rinnan nahm die Menschen an Bord der Tampa. Nachdem eine 5-köpfige Gruppe der Flüchtlinge auf aggressive Weise eine Kursänderung in Richtung Australien forderte, nahm der Kapitän Kurs auf die australische Weihnachtsinsel.[1] Die australischen Behörden verweigerten dem norwegischen Schiff daraufhin die Einfahrt in ihre Hoheitsgewässer. Auch ein Ersuchen des Kapitäns, die Passagiere mit Medikamenten und Nothilfe zu versorgen, wurde von den australischen Behörden abgelehnt. Am 29. August sendete die Tampa ein internationales Notsignal aus.
Nahe der Weihnachtsinsel enterte eine australische Antiterroreinheit die Tampa, übernahm die Kontrolle an Bord und verhinderte ein an Land gehen der Flüchtlinge. Kapitän Rinnan verweigerte ein erneutes Auslaufen in internationale Gewässer, solange die Flüchtlinge an Bord waren. Es entspann sich in den folgen Tagen ein Disput zwischen der Reederei und der norwegischen Regierung einerseits und der australischen Regierung andererseits, der ein weltweites Medienecho fand und von einer Reihe von Protesten verschiedener Menschenrechtsorganisationen gegen die Haltung Australiens begleitet wurde.
Am 1. September 2001 wurde ein Teil der Flüchtlinge für die Bearbeitung ihrer Asylgesuche von der kleinen Pazifikinsel Nauru aufgenommen, was von Australien finanziell unterstützt wurde. 130 Flüchtlinge erhielten von Neuseeland den Flüchtlingsstatus.
Am 20. Juni 2002 erhielten Kapitän Rinnan, die Besatzung der Tampa und die Reederei Wilh. Wilhelmsen in Oslo für ihre besonderen Verdienste um die Einhaltung der internationalen Abkommen zur Rettung von Menschen in Seenot und ihre Zivilcourage den Nansen-Flüchtlingspreis vom damaligen UN-Flüchtlingskommissar, Ruud Lubbers. Rinnan wurde für sein Verhalten mit dem höchsten zivilen norwegischen Orden ausgezeichnet.
Literatur
- Die Insel der Terroristen. In: Der Spiegel. Nr. 40, 2001 (online).
- Mary Elizabeth Crock: In the Wake of the Tampa: Conflicting Visions of International Refugee Law in the Management of Refugee Flows. Pacific Rim Journal of Law and Policy, Vol. 12, No. 1, S. 49–95, 2003.
- Peter Mares: Borderline: Australia's Response to Refugees and Asylum Seekers in the Wake of the Tampa. UNSW Press 2002, ISBN 0-86840-789-5.
- David Marr, Maria Wilkinson: Dark Victory - How a government lied its way to political triumph. Allen & Unwin, 2004, ISBN 1-74114-447-7.
Weblinks
- Datenseite (Memento vom 20. Februar 2012 im Internet Archive) der Reederei (englisch)
- Jessica E. Taumann: Rescued At Sea, But Nowhere To Go: The Cloudy Legal Waters of the Tampa Crisis. (PDF). Pacific Rim Law & Policy Journal Association, 2002.
- Presseveröffentlichung (Memento vom 25. September 2009 im Internet Archive) Refugee Council of Australia und Norwegian Refugee Council, 30. August 2001 (englisch)
- Hartmut von Brevern, M. Bopp: Seenotrettung von Flüchtlingen. (PDF). In: Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. 2002, S. 841 ff.
Einzelnachweise
- All Australia can offer is guano island. In: The Guardien. 2. September 2001. (theguardian.com)