Tambourmajor
Ein Tambourmajor (französisch tambour-major, englisch drum major), auch Korpsführer genannt, führt in einem Spielmannszug die Musiker (das „Tambourkorps“) an.[1] Er schreitet bei Umzügen mit gemäßigtem Schritt voran und dirigiert als Stabführer die Musiker, indem er mit einem langen geschmückten Tambourstab – auch kurz Stab oder Küs genannt – weit ausholende Bewegungen vollführt. Auch bei Karnevals- oder Schützenumzügen werden die Trommler (Tambouren) und gegebenenfalls weitere Musiker von einem Tambourmajor dirigiert. Der Begriff stammt aus dem Bereich der Militärmusik.
Der Tambourmajor ist nicht mit dem Kapellmeister zu verwechseln. Dieser ist als Dirigent der eigentliche musikalische Leiter der Kapelle. In der Marschformation steht er meist direkt hinter dem Stabführer und ist an dem mitgeführten, kurzen Taktstock zu erkennen.
Wortherkunft und Geschichte
Der Begriff setzt sich zusammen aus französisch tambour („Trommel“ oder „Trommler“) und Major (von lateinisch „groß“, „bedeutend“, „alt“). Dem Wortsinn nach ist der Tambourmajor also der Rangälteste der Trommler. In der Militärmusik unterstanden ihm jedoch alle Spielleute, neben den Trommlern also auch die Pfeifer, nicht aber die übrigen Militärmusiker (Hoboisten).
Tambourmajor bezeichnet keinen bestimmten Rang oder Dienstgrad, sondern ein Amt bzw. eine Funktion. Ursprünglich dirigierte ein Fähnrich die Trommler mit seiner Fahne. Später dirigierte der Tambourmajor mit einem etwa hüfthohen Stab. In modernen Armeen führt der Tambourmajor einen Rang aus der Dienstgradgruppe der Unteroffiziere.[2]
Der Tambourmajor in der Literatur
Der Tambourmajor spielt eine Schlüsselrolle im Drama Woyzeck von Georg Büchner. Dort ist er der Nebenbuhler des Protagonisten Woyzeck und hat eine Affäre mit dessen Freundin Marie, was später zu einem tragischen Mord führt. Der Tambourmajor wird im Werk als eine stolze, kräftige Erscheinung beschrieben.
Die titelgebende Figur im Prosawerk Ideen. Das Buch Le Grand von Büchners Zeitgenosse Heinrich Heine ist ein französischer Tambourmajor. Auf diese greift er später auch in dem Gedicht Der Tambourmajor zurück.[3]
In Lulu von Strauß und Torneys Ballade Tambour Leroi heuert der totgeglaubte französische Dauphin im Ersten Koalitionskrieg als Trommler in der österreichischen Armee an.
Literatur
- Walter Transfeldt: Wort und Brauch in Heer und Flotte. 9., überarbeitete und erweiterte Auflage. Spemann, Stuttgart 1986, ISBN 3-440-81060-7.
- Reinhold Müller, Manfred Lachmann: Spielmann, Trompeter, Hoboist. Aus der Geschichte der deutschen Militärmusiker. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin (Ost) 1988, ISBN 3-327-00852-3.
Weblinks
- Der Tambourmajor altbasel.ch
- Der Tambourmajor im Trommlerzug Richtlinien des Bayerischen Blasmusikverbandes zur Marschmusik und Marschmusikwertung für bayerische Trommlerzüge, Ausgabe 2012 (PDF, 31 Seiten)
Einzelnachweise
- Duden online: Tambourmajor
- Der Tambourmajor altbasel.ch
- Heinrich Heine: Der Tambourmajor