Talos (Riese)
Talos (altgriechisch Τάλος Tálos oder Τάλως Tálōs, manchmal auch Τάλων Tálōn oder Ταλῶς Talṓs) ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Als kretischer Heros war er je nach Quelle der Letzte des Ehernen Geschlechts, ein Sohn des Kres, ein Sohn des Oinopion oder eine Schöpfung des Hephaistos.
Mythen
Am bekanntesten ist Talos in der Gestalt eines ehernen (bronzenen) Riesen, den ein vom Kopf bis zur Ferse reichender „Blutkanal“ lebendig machte. Er soll entweder von Zeus zum Schutze der Europa auf Kreta stationiert oder dem Minos von Hephaistos zum Geschenk gemacht worden sein. Talos umkreiste als Riese aus Erz die Insel dreimal täglich und warf Steine auf alle Schiffe, die sich näherten. Landete dennoch jemand, erhitzte sich der Riese bis zur Rotglut. Ließ sich der Angreifer auch davon nicht abschrecken, verbrannte ihn Talos, indem er ihn umarmte.
Die auf ihrer Heimfahrt befindlichen Argonauten wussten sich schließlich zu helfen. Medea betörte ihn, indem sie ihm Unsterblichkeit versprach; dann zog sie ihm den „Nagel“ (den verschließenden Pfropfen) aus der Ferse, woraufhin das Blut herausfloss und der Riese starb. In einer anderen Version schoss Poias treffsicher einen Pfeil auf den Nagel ab.
Deutungen
Nach Meinung einiger Forscher ist Talos eine mythologische Personifikation der Minoischen Eruption des Inselvulkans Thera im 17./16. Jahrhundert v. Chr.[1] Eine andere umstrittene Interpretation des Talos-Mythos stammt von Robert Graves, der ihn als Fehlinterpretation eines Bildes begreift, welches Athene bei Demonstration des Wachsausschmelzverfahrens zeigt.[2]
Trivia
Nach Talos wurde der Talos Dome in Antarktika benannt, ebenso der Apollo-Asteroid (5786) Talos, das Computerspiel The Talos Principle sowie der Flugabwehr-Lenkflugkörper RIM-8 Talos der US-Navy aus der Zeit des Kalten Krieges. In der Computerspielreihe The Elder Scrolls repräsentiert er Tiber Septim, nachdem dieser zum Gott aufgestiegen ist, und zu Talos dem „Heldengott“ der Menschen wurde.
Literatur
- Karl Buslepp: Talos 1. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 5, Leipzig 1924, Sp. 22–37 (Digitalisat).
- Richard Hennig: Altgriechische Sagengestalten als Personifikation von Erdfeuern und vulkanischen Vorgängen. In: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts. Bd. 54, 1939, S. 230–246.
- J. Schoo: Vulkanische und seismische Aktivität des ägäischen Meeresbeckens im Spiegel der griechischen Mythologie. In: Mnemosyne. 3. Serie. Bd. 4, Heft 4, 1937, S. 257–294.
Weblinks
Einzelnachweise
- Vgl. Günther Kehnscherper: Santorin. Traditionsgeschichtliche Untersuchungen über Erinnerungen an die Santorinkatastrophe in der Offenbarung des Johannes Kap. 6, 12–15; 8, 5–12 und 9, 2–10. Dissertation, Leipzig 1965, S. ?.
- Robert Graves: The Greek Myths. 1955, ISBN 3-499-55404-6, S. ?.